Mittwoch, 19. Juni 2013

Die 100 Tage


könnte man unter die Worte, die der Direktor im Vorspiel auf dem Theater in Faust I spricht, stellen:
"Der Worte sind genug gewechselt, laßt uns auch endlich Taten sehn.
Indes Ihr Komplimente drechselt, kann etwas Nützliches geschehn."  J.W.v.Goethe

Ja der Worte sind viele gewechselt worden, klare und unklare, harte und sanfte, verständliche und widersprüchliche. Taten haben wir noch nicht gesehen - die 100 Tage Eingewöhnungszeit die auch dem Pontifex, der vom Ende der Welt auf die Cathedra Petri gewählt wurde, zustehen und gegönnt seien - sind nun vorbei.
Die vor dem Konklave als so dringend dargestellten Probleme - besonders der Kurie - harren ihrer Lösung und Überwindung - darauf hoffen nicht nur die rosenkranzzählenden Pelagianer.
Und zu manchen Problemen - sowohl der Kirche als auch der Welt - müssen nun klare Worte her, kein sowohl als auch oder heute so morgen anders, auch wenn besonders dieses den Zeitgeistkatholiken und so manchem DBK-Repräsentanten besonders gut gefällt, weil es ihrem Denken und Sprechen entspricht.
Blieben wir bei Faust - würden wir nun fragen: Sag, wie hältst du´s mit der Wahrheit?
Gibt es sie oder nicht? Ist der christliche Glaube wahr oder nicht?
Ist er nicht wahr - brauchen wir nicht weiter darüber zusprechen. Ist er aber wahr, warum spricht Kardinal Tauran dann von der Gleichrangigkeit der Religionen?
Sollen wir nur noch vor unsere Haustür gehen, um die Botschaft zu verkünden uns vielleicht nicht mal das (siehe hier seine Rede in Großbritannien) und schon  gar nicht mehr bis ans Ende der Welt?



Haben die anderen kein Recht darauf die Wahrheit zu hören, weil es politisch und aus Friedensgründen nicht opportun ist?  Ist die Wahrheit doch nur relativ? Keine Mission mehr - aber gleichzeitig fordert der Pontifex alle mögen ihre Pfarreien verlassen, um draußen das Evangelium zu verkünden - kein klarer Widerspruch ? Oder zeigen solche Fragen schon, daß man in den 40-er Jahren steckengeblieben ist?
Das alles muß nun bald geklärt werden, auch wenn es vielleicht dem ein oder anderen, der sich in dieser angepaßten, weichgespülten Kirche wiederfinden möchte, mißfällt.


In LeMonde nimmt Stephanie le Bars Stellung zu dem, was Papst Franziskus den französischen Politikern mit auf den Weg gab und was er in der Predigt am Sonntag Evangelium Vitae nicht sagte. Hier klicken 
Zusammengefaßt liest sich das etwa so:
"Der Papst bekräftigt mit kleinen Pinselstrichen die Position der Kirche zum Leben
Die Gegner der "mariage pour tous" haben sich das ganze Wochenende lang über die Worte gefreut, die der Papst den französischen Politikern bei der Audienz mit auf den Weg gegeben hatte.
Die engagierten Katholiken haben dies als einen Appell verstanden, ihren Widerstand gegen die Lex Taubira weiter zu  führen.
Sie hätten ohne Zweifel gern gesehen, daß der Papst sich ausdrücklicher zur persönlichen Moral und zur Familie geäußert hätte, das hätte beispielsweise in der Sonntagspredigt zur Erinnerung an die Enzyklika Evangelium Vitae geschehen können.
Aber er hat diese Rede - in Kontinuität mit seinen Vorgängern zur Verteidigung des menschlichen Lebens von der Empfängnis bis zu seinem natürlichen Leben nicht gehalten. Ausweichend bedauerte er, daß "der Mensch sich oft sein Handeln von der Logik des Egoismus diktieren läßt."

Und dann sagt der Theaterdirektor bei Faust: "Was heute nicht geschieht ist morgen nicht getan."

12 Kommentare:

  1. Das ist aber ein bittergalliges Fazit der ersten 100 päpstlichen Tage. Wie passt das zum Motto dieses Blogs "Volle Kraft für Papst und Kirche"???

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    1. Manchmal erfordert es die volle Kraft, die Dinge auch mal auszusprechen.
      Heuchelei ist unsere Sache nicht - und zum weichspülen sind wir auch nicht geboren ...

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    2. und die Heuchler in der Kirche sind von Papst Franziskus ja wieder und wieder gegeißelt worden, neben den Intellektuellen ohne Talente, den Ethikern ohne Güte, den Museums-und Wohnzimmerchristen, den Rosenkranzzählern und denen mit den Peperoni-in Essig-Gesichtern. Zu denen möchten wir lieber nicht gezählt werden.

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  2. @Damasus: Du sprichst mir aus dem Herzen.

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  3. Also heisst "volle Kraft für Papst und Kirche", dass man einen Papst doch kritisieren darf, wenn "die Dinge" so sind wie sie sind???

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    1. Haben Sie wieder mal falsch verstanden, @Anonym. Damasus ihn mit ihrem Beitrag ermutigt, das, was er so schnell angekündigt hat und was alle so begeistert hat, nun auch endlich in die Tat umzusetzen. Sonst wird aus unserer Kirche auch noch so ein evangelischer Plapperverein, in dem alles geht, weil jeder glaubt, der Papst hätte ihm alle Rechte dazu gegeben. Ein Blick nach Österreich genügt.
      Und dazu lieben wir unsere Kirche zu sehr. Wie schon oben im Text zu lesen ist "Was heute nicht geschieht, ist morgen nicht getan."

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    2. lieber anonymus!Eine kleine NAchricht vom MAnnschaftsdeck des Beibootes- in der christlichen Seefhrt ist es seit je ehernes Gesetz, daß das Wort des Kapitäns gilt und das ist der zweite Teil , der unabdingbar dazugehört, daß er klare Ansagen macht: welcher Kurs anliegt und mit wieviel Maschinenkraft gelaufen wird. ( Ein 75° backbord und gleichzeitig auch noch 10° steuerbord mit ganzer und halber Kraft geht eben nicht).
      Nicht mehr und nicht weniger sagen wir und nein, ein politisch eingefärbter Kahn mit schwerer ideologischer Schlagseite-wie die protestantischen Gemeinschaften- wollen wir nun wirklich nicht werden.

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  4. m übrigen sind wir keine rosa Zuckerwattebällchen werfenden Blogger, und um es mal so zu sagen, laut VatI ist der Papst genau dann unfehlbar, wenn er ex kathedra spricht, was die Päpste sehr selten tun, das letzte Mal JPII; als er in odrinatio sacerdotis ,kraft seines Amtes erklärte, dass "die Kirche keinerlei Vollmacht habe Faune die Priesterweihe zu spenden".
    Davon abgesehen muss man als Katholik sein Gewissen am ordentlichen Lehramt des Papstes bilden, aber auch hier haben wir vom aktuellen Papst noch nichts gehört.
    Die Perlen sind ja sozusagen privat, sagte der Verfasser selbiger.
    Will heißen, ja ich bin irritiert.

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    1. JPII hat diese Erklärung zwar "kraft seines Amtes" abgegeben, aber nicht "ex cathedra". Die letzte Ex-Kathedra-Erklärung war 1950 (Aufnahme Mariens in den Himmel).

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  5. Als Redemptoris Sacramentum herauskam, studierte ein gute Bekannter Theologie. Der erklärte uns, dass sein Kircherechtsprofessor der Ansicht war, dass JPII mit seiner Formulierung "Kraft meines Amtes die Brüder im Glauben zu stärken" der Aussage "Nix Frauenpriestertum bei uns Katholens" den Rang eines Dogmas (nach der Definition des ersten Vatikanums) verliehen habe.
    Es war nicht ex cathedra, damit hast du recht, aber hat den gleichen Rang.

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    1. Das heisst, dann gibt es zwei Formen von unfehlbaren Dogmen die, die förmlich ex cathedra als solche proklamiert werden, und die, die durch die Formulierung "Kraft meines Amtes, die Brüder zu stärken" als zwar nicht de iure-, aber de facto-Dogmen geglaubt werden müssen. Danke für die Belehrung, das war mir neu.

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    2. Genauso habe ich das verstanden!
      Und das eigentliche Drama besteht darin, dass man es extra als Dogma formulieren muss, das es nicht geht Frauen zu katholischen Priesterinnen zu weihen.

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