Dienstag, 27. Mai 2014

"Eine Umarmung- viel Trennendes"

Sandro Magister hat für L´Espresso unter diesem Titel einen Artikel über das Treffen Papst Franziskus´ und des Patriarchen Bartholomäus in Jerusalem und seinen Stellenwert für die Ökumene zwischen der Lateinischen und der Griechischen Kirche geschrieben. Hier geht´s zum Original  : klicken 

"Eine Umarmung und viel Trennendes"
Es gab die Begegnung zwischen Franziskus und Bartholomäus in der Basilika des HL.Grabes. Aber es gibt auch den Bruche zwischen dem griechisch-orthodoxen Patriarchat von Jerusalem und dem von Antiochia. Und es gibt eine offene Kontroverse zwischen Konstantinopel und Moskau über die Frage des Primat .
Und es gibt die antipäpstliche Stimmung der orientalischen Christen.
Die Bilder von Papst Franziksus vor der Westmauer des Tempels von Jerusalem wie -am Tag vorher- vom schweigenden Innehalten vor der Sperrmauer in Bethlehem haben die Aufmerksamkeit der Medien in aller Welt erregt.
Aber es gibt noch eine andere Mauer, die Anlaß für die Reise Papst Jorge M. Bergoglios ins Heilige Land war. Die Mauer, die die Christen untereinander teilt.
Vor genau 50 Jahren, am 5. Januar 1964, fand die Umarmung von Paul VI und dem Patriarchen von Konstantinopel, Athenagoras statt, die zum Wegweiser für die Straße der Versöhnung zwischen der Römischen Kirche und den Orthodoxen Kirchen des Orients wurde.
Wie damals , als der Vorschlag von Athenagoras kam, war es auch diesmal sein Nachfolger Bartholomäus, der Franziskus vorschlug, die Begegnung von Jerusalem zu erneuern. Der Papst hat den Vorschlag sofort angenommen. Und zum ersten mal in der Geschichte ist eine päpstliche Reise. in dem Teil, der beide Kirchen betraf, gemeinsam und in Übereinstimmung mit dem Patriarchat von Konstantinopel geplant worden- mit zwei wichtigen Neuheiten im Vergleich zu der Begegnung zwischen Paul VI und Athenagoras vor 50 Jahren:
-der Teilnahme von Repräsentanten anderer Kirchen und Glaubensgemeinschaften, nicht nur orientalischer sondern auch protestantischer am Ereignis
-und der Ort der Begegnung, die Basilika des Hl. Grabes, mit dem Felsen des Kreuzes und dem weggerollten Stein der Auferstehung, Fundamente des Glaubens aller Christen*.



Diese Neuheiten beweisen den Fortschritt, der in einem halben Jahrhunder auf dem Weg der Ökumene zwischen den christlichen Kirchen erreicht wurde. Aber beide zeigen auch, wie viel Wegstrecke-voller Hindernisse -noch vor uns liegt. Die Basilika des Hl. Grabes ist das lebende Symbol wie kompliziert und konfliktreich die historische Trennung der Kirchen ihr Zusammenleben macht.
Auf der Basis eines status quo,  seit 1753, als unter osmanischer Herrschaft das Griechisch-Orthodoxe Patriarchat von Jerusalem, die Franziskaner als Wächter des Heiligen Landes und das Apostolische Armenischen Patriarchat zu Hütern der Grabeskirche gemacht wurde. Aber die Nutzung der Basilika ist auch den koptischen, syrischen und äthiopischen Christen erlaubt.
Für alle mit einer peniblen Aufteilung von Zeiten und Räumlichkeiten, deren Mißachtung nicht selten Ausgangspunkt auch physisch ausgetragener Konflikte im Inneren dieses Heiligen Raumes wird, die zu schlichten, das Eingreifen der Israelischen Polizei nötig macht.
Allein die Tatsache, daß der Römische Papst und der Patriarch von Konstantinopel sich -unter Umgehung der Vorschriften des status quo- friedlich in der Basilika begegnen und eine gemeinsame Liturgie feiern konnten, ist sicher ein wichtiges Zeichen.
Aber  gleichzeitig ist an diesem Abend des 25. Mai, an dem am Hl. Grab die beiden illustren Gäste aus Rom und aus Konstantinopel  empfangen wurden, der griechisch-orthodoxe Patriarch von Jerusalem, Theophilos III, ein lebendes Zeugnis der Spaltung, die nicht nur die lateinische von der griechischen Kirche trennt, sondern auch die orientalischen Kirchen voneinander.
Das Griechisch-Orthodoxe Patriarchat von Jerusalem, dessen Ursprünge in die Zeit der Apostel zurückreicht, ist die präsenteste christliche Gemeinschaft des Heiligen Landes. Aber am vergangenen 29. April ist der Patriarch dieser Kirche, Theophilos III, von einem anderen historischen Patriarchat der griechisch-orthodoxen Kirche, dem von Antiochia und des gesamten Orients und seinem Patriarchen Johannes X in den Bann gestellt worden.
Seither zählt Johannes X  Theophilos als nicht mehr zur Gemeinschaft der Orthodoxen Kirchen zugehörig. Das Motiv für diesen Bruch, der einseitig von der griechisch-orthodoxen Synode Antiochiens verkündet wurde, war die Gründung einer eigenen neuen Diözese in Qatar durch Theophilos, in einem Gebiet also, das zum Patriarchat von Antiochia gehört.
Die Konsequenzen dieser Kontroverse gehen weit über die beiden Patriarchate hinaus- die gesamte Orthodoxie ist in sie verwickelt. Am 9. März hatte der Ökumenische Patriarch  von Konstantinopel, Bartholomäus, die Oberhäupter aller Orthodoxen Kirche nach Istanbul einberufen, um ihnen -mit dem Einverständnis aller- ein panorthodoxes Konzils für 2016 anzukündigen, das seit Jahrzehnten erwartet wird und auf das man sich bisher nicht hatte einigen können.
Dieser 9. März war nach dem byzantinischen liturgischen Kalender auch der "Sonntag der Orthodoxie". Beide - Johannes X und Theophilos III waren anwesend. Aber Johannes X hat weder das Dokument, das das Konzil für 2016 einberuft, unterschrieben noch an der Göttlichen Liturgie teilgenommen.
Ein anderes Zeichen der Spaltung war die Abwesenheit des obersten Repräsentanten der Russisch-Orthodoxen Kirche, seit langem die größte der Orthodoxie, beim Treffen zwischen Franziskus und Bartholomäus in Jerusalem.

In seiner Rede in der Basilika des Hl. Grabes hat Bergoglio erneut seine Hoffnung zum Ausdruck gebracht, der Dialog zwischen allen Brüdern in Christo könne fortgesetzt und eine Form der Ausübung des Petrinischen Amtes gefunden werden, die- in Übereinstimmung mit seiner Mission- sich in der aktuellen Situation einer neu öffnet- ein Liebesdienst sein und von allen anerkannt werden könne.

Für den kommenden September ist eine neue Begegnung der aus Bischöfen und Theologen zusammengesetzten " internationalen, gemischten Kommission für den theologischen Dialog zwischen der Römischen und der Orthodoxen Kirche" in Novi Sad in Serbien vorgesehen.
Aber in Ravenna war die Russische Kirche abwesend und sie hat in den folgenden Jahren immer ihre Verweigerung der Zustimmung zu dem dort verabschiedeten  Dokument betont.
Und nicht nur das.
Im vergangenen Winter hat das Moskauer Patriarchat ganz trocken in einem von seiner Synode approbierten Dokument jeden Primat, welcher Art er auch sei, sei es des Oberhauptes der Römischen Kirche, sei es der des Ökumenischen Patriarchates von Konstantinopel, der über einen reinen Ehrentitel zwischen Gleichen hinausgeht, für die Orthodoxen Kirchen abgelehnt.
Auf dieses Dokument hat der Patriarch von Kontatinopel nicht weniger entschieden geantwortet.
Aber da ist noch mehr.
Da ist die Angst, daß die bisher im Dialog zwischen Rom und den Kirchen des Orients erreichten Fortschritte nur für eine bestimmte, elitäre Avantgarde Bedeutung haben und weit davon entfernt sind, von der Gemeinschaft der Orthodoxen Hierarchien und Gläubigen akzeptiert zu werden.
Das zeigt ein kilometerlanger, in griechischer, italienischer und englischer Sprache verbreiteter Brief, der am vergangenen 10. April dem Papst, oder genauer gesagt "dem allerwürdigsten Herrn Franziskus, Oberhaupt des Vatican-Staates" von zwei Metropolitanbischöfen der griechisch-orthodoxen Kirche, Seraphinos von Piräus und Andreas von Konitsa, geschickt wurde.
Dieser Brief ist eine unendliche, unverschämte Aneinanderreihung von Vorwürfen, die in "Häresie" und "Idolatrie" gipfeln und beweisen sollen, daß es zwischen der Orthodoxie und dem Papsttum keinerlei Kompromisse geben könne. Die beiden Autoren sind die prominentesten Vertreter des traditionalistischen Flügels der griechisch-orthodoxen Kirche. Aber nach Professor Enrico Morini, bilden sie einen guten Teil der orthodoxen Hierarchie, sowohl in Griechenland als auch in Rußland und Rumänien ab , und in noch größerem Maß die eifrigsten und glühensten Gläubigen.
Morini ist Dozent für Geschichte und Institutionen der Orthodoxen Kirche an der Theologischen Fakultät der staatlichen Universität von Bologna, und Präsident der Ökumene-Kommission der Erzdiözese Bologna.
 Quelle: L´Espresso, www.chiesa, Sandro Magister

* Sandro Magister scheint Frau Käßmann und ihre Gefolgschaft in der protestantischen Glaubensgemeinschaft nicht zu kennen, die glauben nicht mehr an die Auferstehung und auch eher an eine Göttin Mutter.






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