Sonntag, 14. September 2014

Auch blinde Medienhühner finden mal ein Korn....oder späte (immerhin!) Erkenntnisse zur Regensburger Rede

So mancher Journalist, der vor 8 Jahren (vor allem jene, die weder mit der Geschichte des byzantinischen Reiches und seinem jahrhundertelangen Kampf gegen islamische Eroberunsgelüste noch mit der der christlichen Gemeinden seit der Urkirche im Nahen und Mittleren Osten vertraut waren) entsetzt die Hände hob und zu allerlei verbalen Schlägen gegen den damaligen Pontifex, (felix regnante), Benedikt XVI ausholte, hat sich jetzt angesichts der unfassbaren Gräueltaten der ISIS an den religiösen Minderheiten, voran den Christen, erneut mit der Rede befaßt und sein Urteil, das damals schon falsch war, revidiert.
Auffällig ist dabei, dass es besonders die englischsprachigen Journalisten sind, die zu derlei Selbstkritik fähig sind ( sollten sie weniger ideologisch verseucht sein als ihre deutschsprachigen Kollegen, vielleicht nicht glauben, daß sie als Meinungsdiktatoren bestellt sind?)
Der bisher Letzte in ihrer Reihe ist David Gibson in  der amerikanischen Ausgabe der Huffington Post.


Er titelt:  "Pope Benedict XVI´s Regensburg lecture gets a second look in the wake of the Islamic State".     Hier geht´s zum Originaltext:    klicken


Das katholische blog "Aleteia" veröffentlicht heute als "Leitartikel" ebenfalls eine Beurteilung der Reaktionen auf die Regensburger Rede.
Titel: "Die prophetische und mißachtete Stimme Benedikts XVI in Regensburg"  
Untertitel: " Ausgehend von der Vernunft hatte er den Islam zum Dialog eingeladen und alle- einschließlich des Westens- griffen ihn gnadenlos an."        Hier geht´s zum Original:  klicken
"Die prophetische Stimme..."
Der laizistische Westen, Politiker, Intellektuelle und Medien, hat den Vorschlag mißachtet und ist so, ohne es zu wollen, durch Nichtstun gegenüber dem Fundamentalismus Komplize geworden, der den Islam bis hin zu einer Vernichtungsideologie manipuliert hat. 


In diesem Mangel an Verständnis hat er ( der Westen) versucht, das Schweigen angesichts der christlichen Opfer  und anderer Minderheiten um Mittleren Orient aufrecht zu  halten, aber die harte Realität hat sich durchgesetzt. Jetzt versteht man, daß nur multilaterale Aktionen, die auf einer Strategie basieren, die erkennt, daß die Religionsfreiheit und der interreligiöse Dialog der eigentliche Eckstein zur Erlangung von Frieden, Gerechtigkeit und Stabilität im Mittleren Osten ist, zum Frieden führen können.

Wird man angesichts der Beweise bereit sein, die vom alten Professor erteilte Lektion zu verstehen? Die Antwort hängt von der Reichweite des jeweiligen Stolzes ab.

Ratzinger hatte von Anfang an Recht- bis hin zur Regensburger Rede. In den ersten Zeilen seines Buches "Einführung ins Christentum"  erinnert er an die Kierkegaard-Parabel vom Clown und dem brennenden Dorf.

Ein Zirkus macht am Rande eines Dorfes Station. Der Direktor weist einen bereits kostümierten Clown an, auf die drohende Gefahr hinzuweisen. Die Bewohner, auch wenn sie ihn hören,  lachen ihn aus und machen alle seine Bemühungen zunichte. Als sie endlich reagieren, ist es zu spät. Das Dorf wird von den Flammen zerstört. Im Mittleren Orient ist das mehr als eine Parabel.

Auf alle Fälle war Ratzinger weit davon entfernt, Mutlosigkeit zu empfehlen. Seine Theologie und sein päpstliches Lehramt sind ein Lied der Hoffnung seiner großen Intelligenz geblieben. Sein Apell richtet sich an den Realismus der Hoffnung. Die aktuelle Situation, die die Kultur der Indifferenz verkündet, hat in Wirklichkeit nicht viel Neues. Als Kirche erleben wir nicht das Schicksal mit dem Clown, sondern mit den Heiligen und Propheten, die auf der Erde ihre Spuren hinterlassen haben.

Jeremias sagt: "Das Wort des Herrn ist für mich zum Hohn und Spott geworden den ganzen Tag. Sooft ich mir vornahm: denk nicht mehr an ihn, sprich nicht in seinem Namen, da brannte in meinem Inneren ein Feuer, eingeschlossen in meinem Gebein. Ich wurde müde, es auszuhalten, ich konnte es nicht mehr ertragen."
Ich bin überzeugt, daß das das Feuer ist, das Jesus in die Welt gebracht hat und das er brennen sehen wollte.

Die Regensburger Vorlesung hat sich in eine Beschwörung verwandelt. Das Reich Gottes ist wie ein Same, der einmal in die Erde gelegt, Tag und Nacht wächst, auch wenn der Arbeiter sich dessen nicht bewußt ist, um zuletzt reiche Frucht zu bringen. Das hat Jesus gesagt.


Papst Benedkt XVI hatte das Gesagte auf die Tagesordnung gesetzt. 3 Lektionen müssen in Erinnerung bleiben. Auf der einen Seite die intellektuelle und Medienwelt des Westens, die sich ausdrücklich als Ausdruck von Toleranz und Freiheit versteht, die sich mit irrationaler Wut gegen Ratzinger wandte und ihn beschuldigte, ein Fanatiker und Provokateur zu sein, während er in Wirklichkeit,von der Vernunft ausgehend, zum Dialog einlud. 

Auf der anderen Seite haben jene, die den Koran verraten, eine flammende Verurteilung ausgesprochen und nach mehr Gewalt  gerufen. Beide Fälle haben Ratzinger Recht gegeben. Die einen wie die anderen haben sich, als von den in der Regensburger Vorlesung beschriebenen Pathologien erfaßt, erwiesen.


Die interessanteste Reaktion kam aus dem Islam. Eine Gruppe intellektueller und religiöser Moslemführer hat einen Brief verfaßt,  in dem sie die Einladung zum Dialog akzeptierten. Das Zentrum dieser Gruppe lag im Königreich Jordanien, aber sie hat sich schnell ausgebreitet. Im Text werden -anstatt das eigene Nichteinverstandensein mit dem Professor anzuzeigen, diejenigen, die mit Gewalt "utopische Wunschträume wahrmachen wollen, die am Ende die Mittel heiligen" verurteilt.

Es ist richtig zu sagen, daß die Rede und der Brief den Dialog zwischen Christen und Muslimen nicht beflügelt haben, aber ohne Zweifel sind sie ein wichtiger Faktor dafür geblieben, ihn auf ein vorher nicht gekanntes Niveau zu heben.
Heute, das ist sicher, trägt dieser Dialog Früchte nicht nur bei den Eliten sondern auch bei den einfachen Leuten, die lange bevor diese Fanatiker erschienen, das interreligiöse Zusammenleben zur eigenen natürlichen Daseinsform gemacht haben und heute  protestieren, weil wie weiterhin so leben wollen.
Meiner Meinung nach, ist das die kraftvollste Stimme unter denen, wie wir hören. Die Begegnung der einfachen Leute und der Intellektuellen erfüllt mich mit Hoffnung.


Die erinnerungswürdige Rede von Regensburg hat noch eine andere Konsequenz, die wir heute in einem interessanten Helldunkel beobachten können.
Die Worte Ratzingers haben einer Idee einen großen Impuls gegeben, die aus der Realität der religiösen Verfolgungen des 19. JH und der ersten Hälfte des 20. JHs aus der Sicht des Evangeliums entstanden ist, die klar während des II.vaticanischen Konzils formuliert wurde, vom folgenden Pontifikat weitergenährt und von der Diplomatie des Hl. Stuhls auf das beste ausgedrückt wurde.
Die Religionsfreiheit soll einer der Ecksteine des internationalen Rechts und der internationalen Beziehungen sein. Daher die fortgesetzten Anstrengungen der Kirche, die Stimmen jener Religionsführer und religiösen Bewegungen zu bevorzugen, die den Frieden suchen, die Gerechtigkeit vermitteln und Lebensräume schaffen, die in jeder Gesellschaft ein harmonisches Zusammenleben ermöglichen, Initiativen, die generell "der Geist von Assisi" heißen.
Die Religionsfreiheit muß Kulturgut werden- von den politischen Entscheidungen der verschiedenen Staaten nachdrücklich unterstützt. 
Einer der wichtigsten Verfechter dieses Plans, um ein bedeutsames Beispiel zu zitieren, war Dr. Thomas Farr, der das "Religious Freedom Project" am Berkeley-Zentrum für Religion, Frieden und Weltbelange der Georgetown Universität leitet. 
Leider wollte man weder in den USA noch in der Europäischen Union auf die Regensburger Lektion oder auf den Vorschlag der Kirche hören und immer weniger auch auf die von Akademikern und Diplomaten formulierten Gründe.
Wenn die Religionen ihren Weg kreuzen, was dauernd geschieht,  verlieren sie, von ihrer eigenen Arroganz geblendet, ihren Realitätssinn. Die Versuche, sie zur Vernunft zurückkehren zu lassen,  werden als Verletzung ihres Radikal-Laizismus interpretiert. Es ist eine Sünde.

Jorge Traslosheros.

Quelle:  www.aleteia.org.


  

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit dem Posten eines Kommentars erteilen Sie die nach der DSGVO nötige Zustimmung, dass dieser, im Falle seiner Freischaltung, auf Dauer gespeichert und lesbar bleibt. Von der »Blogger« Software vorgegeben ist, dass Ihre E-Mail-Adresse, sofern Sie diese angeben, ebenfalls gespeichert wird. Daher stimmen Sie, sofern Sie Ihre email Adresse angeben, einer Speicherung zu. Gleiches gilt für eine Anmeldung als »Follower«. Sollten Sie nachträglich die Löschung eines Kommentars wünschen, können Sie dies, unter Angabe des Artikels und Inhalt des Kommentars, über die Kommentarfunktion erbitten. Ihr Kommentar wird dann so bald wie möglich gelöscht.