Dienstag, 4. November 2014

Marco Tosatti "Der Papst. Die Synode. Die Redefreiheit. Eine Bitte."

Marco Tosatti in La Stampa :   klicken
Wenn man das Feld des Verdachtes der Manipulation der Synode von oben beleuchten und vermeiden möchte, dass dieser Verdacht sich nächstes Jahr wiederholen kann, wäre es sicher opportun, das Embargo für die von den Synodenvätern zum vergangenen 18. September eingereichten geschriebenen Anfangsbeiträge aufzuheben. Das wäre eine konkrete Hilfe für jene, die eine von keinerlei Parteinahme verzerrte Geschichte oder Chronik dieser Synode schrieben wollen.

"Der Papst. Die Synode. Die Redefreiheit. Eine Bitte"

In den letzten Wochen haben die hauptamtlichen Stimmen der katholischen Medien die Transparenz der letzten Synode bejubelt und den Willen, Klarheit zu zeigen, zu dem Papst Franziskus aufgefordert hatte: die sogenannte "evangelische Parrhesia" ( Redefreiheit). Es ist unausweichlich, daß nach jedem derartigen Ereignis, eine mehr oder weniger interessante schriftliche Wiedergabe verfaßt wird. Und unter den Institutionen macht die Kirche da keine Ausnahme.

Es ist vielleicht nützlich, dieser Sicht der Dinge eine Bitte hinzu zu fügen.
Um in der Geschichte auf klare Weise weiterzuleben, braucht die Synode, wie jedes Ereignis dieser Art, Dokumente. Es ist wichtig, sowohl für den Studierenden als auch den Chronisten, seine Texte, die Entwicklung und Reifung der Positionen der Debatte verifizieren zu können.

Das ist im Augenblick nicht möglich, wegen der präzisen Auswahl derjenigen, denen der Papst die Leitung und Durchführung der Veranstaltung anvertraut hatte. Die  Eingangsbeiträge  der Teilnehmer  sind geheim geblieben: So ist es nicht möglich geworden, bei den Pressekonferenzen die Positionen und Erklärungen klar zu erkennen.



Die einzigen offiziellen Dokumente sind zur Zeit diejenigen der in Kommissionen aufgeteilten Versammlung und eine Relatio, in der sehr viele sich nicht wiedererkannten und von der die Kommissionen das hielten, was wir wissen. Die Relationes der Kommissionen sind gegen den anfänglichen Willen der Synodenleitung veröffentlicht worden, und auch erst nachdem man in der Aula gegen das Management der Führung Position bezogen hatte und sein Mißtrauen gegen die Kommunikation und die an die Presse herausgegebenen Kommuniqués ausgesprochen hatte.
Die Schlussrelatio, die einen Verstoß gegen die Synodenregeln enthält, wurde auf den Beschluss des Papstes hin öffentlich gemacht. Die 3 zurückgewiesenen Artikel ( zur Homosexualität, zur  Eucharistie für die wiederverheirateten Geschiedenen) hätten nicht Teil des Textes sein dürfen, weil sie keine 2/3 Mehrheit erreicht hatten.

Hier nun die Bitte
Wenn man das Feld des wahrscheinlich nicht unbegründeten Verdachtes der Manipulation der Synode von der Leitung aus erhellen und vermeiden will, dass sich dieser Verdacht in einem Jahr erneut einstellt, wäre es nützlich, das Embargo für die von den Synodenvätern geschriebenen Relationes aufzuheben, die vor dem 18. September eingereicht wurden.
Eine solche Erklärung des Papstes wäre auch für seinen Wunsch nach totaler Transparenz überzeugend, mehr als jede apologetische Chronik. zumal es um Fragen geht, die auch die katholischen Laien betreffen.

Zum Schluss eine kleine Bemerkung:
Ich bin nicht oft mit Adista, einer katholischen Nachrichtenagentur, einer Meinung. Aber ich kann nicht anders, als diesen schriftlichen Befund von Augusto Cavadi zu loben: "Die Synode der Paradoxe ...und Paravents"     klicken

"Zwei Beobachtungen zum Schluss. Die Zeitungen sagen, daß diese Synode die Katholische Kirche gespalten habe. Falsch. Sie hat offen einen alten Riss gezeigt, der vielleicht so alt ist, wie die Kirche selbst.
Ohne zu weit zurück zu gehen: schon vor Jahrzehnten hat der katholische Philosoph  Pietro Prini über den schattenhaften, für viele ( einschließlich Bischöfe, Priester, Theologen) unsichtbaren Bruch mit dem offiziellen Lehramt geschrieben.  
In diesem Bruch kann man sich spontan im Einklang mit den "Progressisten" finden, aber- das sei aus Liebe zur Wahrheit und nicht ohne Unbehagen, konzediert : zwischen einigen Progressisten der letzten Stunde und den unerschütterlichen  "Bewahrern"- meine Wertschätzung gehört den Letzteren - die ihrer eigenen Linie treu sind, auch wenn es unbequem wird, sie zu hochzuhalten. 
Dass sich in wenigen Monaten der Wind so gedreht hat, daß viele Bischöfe und Priester, die seit Jahrzehnten den "Reformisten" den Stempel der Häresie aufgedrückt haben, öffentlich und wahrnehmbar ihr wahres Gesicht enthüllen, löst in mir Abscheu aus: diese konformistischen Karrieristen sind zu sehr fähig auf den Wagen der gerade Mächtigen aufzuspringen, als dass sie unser Vertrauen als Weggefährten verdienen. "
Quelle : La Stampa, Marco Tosatti

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