Montag, 30. März 2015

Die Kinder Jerusalems beim Einzug Jesu und die Kinder in den Kriegsgebieten des Mittleren Ostens.

Sandro Magister verknüpft das Bild von den Kindern, die den Messias bei seinem Einzug nach Jerusalem jubelnd begrüßen, mit dem der Kinder, die derzeit den ISIS-Killern ausgeliefert sind- und wenn sie mit dem Leben davon kamen- fliehen mußten.  Hier geht´s zum Original:  klicken

                                      DIE KINDER IM PASSIONS-EVANGELIUM

“Pueri Hebraeorum, portantes ramos olivarum, obviaverunt Domino, clamantes et dicentes: Hosanna in excelsis”.    (Antiphon zur Prozession am Palmsonntag)


"Seht zu. daß ihr keinen von dieser Kleinen verachtet! Denn ich sage euch, ihre Engel im Himmel sehen allezeit das Gesicht meines Vaters im Himmel."  (Matth.18,10)


                                          


Zur Lage der Kinder heute- nicht weit vom Ort dieses Geschehens - hat Erzbischof Silvano Tommasi, Permanenter Beobachter des Hl. Stuhls bei den Vereinten Nationen, vor dem Menschenrechtsrat der UNO in Genf. am 17.3.2015 eine Rede gehalten:

"Herr Präsident,
Verschiedene Quellen bezeugen, wie die Kinder unter den brutalen Konsequenzen des Kriegszustandes, der in ihrem Land herrscht, leiden. Die Kinder werden rekrutiert und als aktive Kombattanten mißbraucht, manchmal auch als lebende Schutzschilde.
Der sogenannte Islamische Staat hat die Situation noch verschlimmert, indem er Kinder als Selbstmordattentäter benutzt, Kinder ermordet, die zu anderen religiösen oder ethnischen Gemeinschaften gehören, Kinder auf den Märkten als Sklaven verkauft, eine nicht unerhebliche Anzahl von ihnen hinrichtet und andere Grausamkeiten verübt.
Kinder machen etwa die Hälfte der Flüchtlinge in den Flüchtlingslagern im ganze Mittleren Osten aus und sind zugleich die verwundbarste demographische Gruppe in Kriegs-und Migrationszeiten. Ihr Leben im Exil ist voller Unsicherheit und täglichem Kampf. Viele sind von ihren Familien getrennt, haben Schwierigkeiten auch nur die notwendige Basishilfe zu bekommen und leben in wachsender Armut.





Nur eines von zwei syrischen Kindern, die in die benachbarten Länder geflohen sind, bekommt eine Erziehung.
Angesichts dessen und der besonderen Umstände, denen diese Kinder ausgesetzt sind, die innerliche Entwurzelten und jene, die in den Flüchtlingslagern der Region leben und angesichts der ungeheuerlichen Tragödien, die sie betreffen, ist es wichtig, sich ihre Zukunft vorzustellen - und sich dabei auf 3 besondere Probleme zu konzentrieren. 


Darüber hinaus muß sich die Welt auch mit der Lage der staatenlosen Kinder beschäftigen, die nach dem Gesetz nie geboren wurden. Die UN schätzen, daß sich allein im Libanon ungefähr 30.000 dieser Kinder aufhalten. 

Es handelt sich um "Geisterkinder", deren Eltern aus Syrien geflohen sind, aber deren Namen und Geburtsdaten niemals in irgendeinem Amt registriert wurden. Tatsache: die Unicef enthüllt, daß 3500 Kinder weder eine Familie noch eine Identität haben.
 Das passiert, weil alle persönlichen Dokumente bei den Schlächtereien des Krieges zerstört wurden oder einfach, weil die Eltern keine Zeit oder nicht das Geld hatten, um die Geburt registrieren zu lassen. Die staatenlosen Kinder, die allein internationale Grenzen überschreiten, sind vollkommen verlassen und befinden sich in einer noch dramatischeren Lage: ein Kind, das unter 11 Jahre alt ist und keine Papiere hat, hat keinen Zugang zur elementarsten Versorgung.

Offensichtlich können diese Kinder nicht zur Schule gehen und werden wahrscheinlich illegal adoptiert, in bewaffneten Gruppen rekrutiert, mißbraucht, ausgebeutet oder zur Prostitution gezwungen.

Jedes Kind hat das Recht, daß seine Geburt registriert wird, und als Rechtsperson anerkannt zu werden.
 Eine Durchsetzung dieses Rechts würde den Weg zu den anderen Rechten, die die Zukunft solcher Kinder beeinflussen, öffnen.
 Einige Schritte auf dem Weg, die Probleme der staatenlosen Kinder zu lösen, wäre es, die Mechanismen und Prozeduren der Registrierung zu vereinfachen, auf deren Bezahlung zu verzichten, und eine Rechtsprechung herbeizuführen, die auch die Flüchtlinge mit einbezieht.

Ein anderes, zweites Problemgebiet und eine anderes fundamentales Element, das für die Zukunft der entwurzelten Kinder wichtig ist, ist die Erziehung. Es ist sowohl in Syrien als auch in den Flüchtlingslagern der Region extrem problematisch geworden, ein Erziehungsprogramm anzubieten.
Ungefähr 5000 Schulen wurden in Syrien zerstört, wo weitere 1,5 Millionen Schüler keine Schuldbildung mehr erhalten und wo die Angriffe gegen die Schulgebäude immer weiter gehen.
 Die Extremisten des ISIS haben in den Gebieten, die sie kontrollieren, zahlreiche Schulen geschlossen.
 Die Gefahrenlage im Land erlaubt den Kindern weder die Schulen aufzusuchen noch eine adäquate Erziehung zu bekommen.
Die gesamte Internationale Gemeinschaft scheint die Größe der syrischen Krise nicht richtig gewichtet zu haben. Viele glaubten, dass der Strom der syrischen Flüchtlinge nur ein vorübergehender sei, und dass diese Flüchtlinge die Länder ihres Asyls nach wenigen Monaten wieder verlassen würden.

Heute- nach 4 Jahren des Konfliktes, scheint es wahrscheinlich, daß diese Flüchtlinge bleiben werden und daß die örtliche Bevölkerung mit ihnen Seite an Seite leben müssen wird.
Auf Grund des Konfliktes sind die Kinder mit ihrer Bildung zurück geblieben und verlieren die Freude an ihrer Kindheit.
 In den Lagern gibt es nur 40 Lehrende für 1000 Schüler im Alter zwischen 6 und 17 Jahren.
 
Der größte Teil dieser Unterrichtenden sind Freiwillige, oft auch sie Flüchtlinge.
 Der Unterricht konzentriert sich auf Zeichnen und Musik, beides soll helfen die Traumata zu verarbeiten. Wenn es Bücher gibt, wird Lesen, Schreiben und Mathematik gelehrt. 
In der Türkei haben die Kinder zusätzlich die Sprachbarriere zu überwinden.Die Flüchtlinge sprechen arabisch oder kurdisch , deshalb können sie keine Schulen besuchen, in denen ausschließlich türkisch gesprochen wird.
 Aus verschiedenen Gründen- sei es in ihrem Geburtsland oder in den Flüchtlingslagern-, finden die Kinder kein für ihre Zukunft adäquates Erziehungssystem vor.
 Ein Erziehungssystem ist also dringend erforderlich, das diese Kinder aufnehmen und etwas Normalität in ihr Leben bringen kann.

Das dritte Problem ist eine andere ernste Konsequenz der andauernden Gewalt, die den Mittleren Osten quält, das ist die Trennung der Familienmitglieder, die so viele Minderjährige dazu zwingt, allein zu leben. An der Wurzel dieser Destabiliserung der Gesellschaft steht die generalisierte Gewalt, die zur Zerstreuung der Familien als fundamentalem Baustein der Gesellschaft führt. Am Ende-um die Ausbeutung der Kinder zu vermeiden und sie auf angemessene Weise zu schützen, bedarf es einer zusätzlichen Anstrengung um die Wiederzusammenführung der Kleinen mit ihren Familien zu erreichen.

Herr Präsident,

Die Rechte auf eine legale Identität, auf eine angemessene Erziehung und auf die Familie sind Schlüsselelemente und spezifische Bestandteile eines Systemes zum Schutz der Kinder. Diese Maßnahmen erfordern das enge Zusammenarbeiten aller interessierten Gruppen. Der Zugang zu einer guten Erziehung und psycho-sozialer Hilfe, sowie zu anderen fundamentalen Diensten ist extrem wichtig. 
Und die Kinder können solche Dienste nicht in Anspruch nehmen, wenn sie bei ihrer Geburt nicht registriert werden und wenn ihren Familien nicht besser dabei geholfen wird, sie zu beschützen. 
Wenn die Gewalt nicht aufhört und der normale Rhythmus der Erziehung und Bildung nicht wieder aufgenommen wird, laufen diese Kinder Gefahr, eine verlorene Generation zu werden."



Die gesamte Rede in englischer Sprache kann man hier lesen:  klicken

Quelle: L´Espresso, Sandro Magister

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