Freitag, 24. April 2015

Armenien: Erinnerung an den Genozid, die Türkei boykottiert sie und verlegt extra einen eigenen Gedenktag vom 18. März auf den 24. April.....

Stefano Magni schreibt in La Nuova Bussola Quotidiana  über die Gedenkveranstaltung in Eriwan und den Boykott und weitere Leugnungsversuche der Türkei.  Hier geht´s zum Original:  klicken

                                                       

      "ARMENIEN ERINNERT AN DEN GENOZID,  DIE TÜRKEI BOYKOTTIERT"

"In Eriwan, Armenien, wurde gestern die feierliche Messe der Apostolisch-Armenischen Kirche zur Kanonisierung der Opfer des Genozids von 1915 gefeiert. 1,5 Millionen Tote, die als Völkermordopfer anzuerkennen, die benachbarte Türkei sich weigert.
Die Zeremonie wurde im Freien vor der antiken Kathedrale von Echmiadazin im 20 km von der Hauptstadt entfernten Vagharshapat abgehalten und endete symbolisch um 19:15 abends mit 100 Glockenschlägen-dem Symbol für 100 Jahre seit 1915.

Die Messe wurde vom Katholikos Karekin II zelebriert. "Die Kanonisierung der Märtyrer des Völkermordes bringt einen neuen Lebenshauch mit sich, Dank und Segen für unser kirchliches Leben"-sagte er während der Zeremonie. Das Blut der Märtyrer- die wegen ihre christlichen Glaubens das Martyrium erlitten, hat ein Samenkorn des Glaubens und des unzerstörbaren Patriotismus in den Wüstensand gepflanzt, während die, die den Genozid verübten sicher waren, dass Armenien dazu bestimmt sei, für immer aus der Geschichte zu verschwinden," 
Es war eine ganz und gar armenische Zeremonie, in Anwesenheit der höchsten Staatsrepräsentanten, unter ihnen Präsident Serge Sarksyan. Heute dagegen-in Eriwan- an der Genozidgedenkstätte werden viele internationale Besucher erwartet, um das Gedenken an das "Metz Yeghern", das Große Böse, zu feiern-wie die Armenier es nennen.

Die Woche wurde durch eine Art Omnipräsenz charakterisiert
Nicht nur weil 23 Staaten ( unter ihnen Italien) den Völkermord als solchen anerkannt haben, sondern auch, weil die Türkei für den selben Tag die Zeremonie in Chakkale ( an den Dardanellen, nicht weit von Istanbul) zum 100 Jahrestag des Sieges in der Schlacht von Gallipoi  organisisert hat.
Der französische Präsident Francois Hollande könnte- nach Meldungen der türkischen Presse- an diesem Ereignis teilnehmen. 
Aber, was den Rest angeht- kann man eine geopolitische Teilung zwischen den bei dem einen oder dem anderen Ereignis anwesenden Staaten- feststellen: Recfep Tayyip Erdogan zählt auf seine Freunde


Für Chanakkale haben : Albanien, Kosovo, Azerbeidschan, Bosnien-Herzegowina, Pakitstan,Qatar und Somalia ihre Anwesenheit angekündigt (keine wirklich illiuster gesellschaft und erst Recht kein Ruhmenblatt) zwei christliche afrikanische Länder: Südsudan und Senegal, und dann- in ganz anderem Geist- die Länder, die 1915 zum Brititschen Empire gehörten und die einen höhen Blutzoll für den osmanischen Sieg entrichten mußten: Irland, Australien, Neu-Seeland.
Der Vatican, der von Kardinal Turkon vertreten werden sollte, nimmt nicht teil.
Offiziell wegen deiner Indisponiertheit des Purpurträgers -aber tatsächlich weil die Regierung in Ankara noch über die Worte von Papst Franziskus beleidigt ist, der offen und ohne gemäßigte Worte vom "Genozid an den Armeniern" gesprochen hat. 
Die Tüken hatten auch den armenischen Präsidenten Sarksyan eingeladen, der-verständlichlerweise- mit einer klaren Weigerung reagiert hat.


Die Tatsache, daß der 100. Jahrestag der  Schlacht von Gallipoli am 24. April gefeiert wird, hat keinerlei historischen Sinn.
Die Schlacht hatte am 15. Februar 1915 begonnen-mit dem ersten Beschuss der Außenforts der Dardanellen durch die Britische Flotte- 4 Monate vor Kriegseintritt des Osmanischen Reiches in den I. Weltkrieg an der Seite Deutschlands und Österreich-Ungarns.
Heftig wurde die Schlacht als am 18. März die vereinigte englisch-französischen Flotte versuchte, den Zugang zu den Dardanellen zu erzwingen- sich aber wegen der osmanischen Minenfelder zurückziehen mußte. Bis heute hat die Türkei den "Sieg" von Gallipoli (in türkischer Tradition Schlacht von Chanakkale) immer am 18. März gefeiert und der 25. April war der "Tag des Gefallenen" in Australien,

"Was ist also das Ziel ( Gallipoli am 24. April zu feiern) wenn nicht der, die Aufmerksamkeit der Welt von den Ereignissen am 100 Jahrestag des Armenozids abzulenken?" fragt sich Präsident Sarksyan.

Der 24 April ist während des ganzen vorigen Jahrhunderts immer der Gedenktag für den Armenozid gewesen. Gedacht wird des Tages, an dem Intellektuelle, Journalisten, Vorsteher armenischer Gemeinden in einer-....in Konstatinopel verhaftet wurden, um die armenische Minderheit ihrer Führung zu berauben.
In Eriwan wird neben Präsident Hollande auch der russische Präsident Vladimir Putin anwesend sein, während  Italien lediglich vom stellvertetenden Minister für Verteidigung, Domenoc Rossi, verteten sein wird. Während der Polemik um den Genozid hat die Regierung Renzi alles andere als eine klare Position eingenommen, zwischen Nützlichkeit für das Bündnis mit der Türkei und der Würdigung einer historischen Tragödie, die unser Parlament bereits 2000 offiziell als Völkermord anerkannt hat, hin und her schwankend.
Der israelische Präsident, Reuven Rivlin,hat bereits mehrmals auf den Begriff Genozid zurück gegriffen und seine Teilnahme an einer Zeremonie in der Heilig-Grab-Basilika zugesagt.

Eine schmerzhafte Enttäuschung durch Barack Obama, er hat "das Wort das mit G anfängt" beutzt, als er Senator von Illinois war. Jetzt- als Präsident- hat er es nicht mehr ausgesprochen, nicht einmal an diesem 100. Jahrestag, wie es alle erwartet hatten. Und er wird nicht dort sein: für die USA nimmt Schatzminister Jack Lew teil.
Enttäuschend auch die totale Abwesenheit Großbritanniens, das weiterhin den Genozid nicht anerkennt,(obwohl es damals im Krieg mit dem osmanischen Reich war) - sie schicken nur einen konservativen Parlamentsabgeordneten (John Wittingsdale), der sich mit dem Bischof von London und dem britischen Botschafter in Armenein zusammentun wird.
Der Vatican wird durch Kardinal Koch, den Prsäidenten des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen vertreten.

Hingegen erspart uns der türkische Negationismus nicht eine weitere Peinlichkeit: 
nach Aussagen von Professor Cevdet Kirpil, Dozent für Geschichte an der Universität von Kayseri, "haben sich die Armenier selbst getötet- in zwei gleich große Gruppen geteilt- in Opfer und Schlächter, die sich als Türken verkleidet hatten- um ihrem Nationalismus zu fröhnen." * In der Türkei sagt man das mit großer Verachtung für die Opfer."
Quelle : Stefano Magni, La Nuova Bussola Quotidiana

*Wir sagen: in Europa behandeln so etwas die Psychiater.

Diesen Beitrag widmen wir unserem Mitblogger Matthäus, der heute Geburtstag feiert und sich besonders für das Schicksal der Armenier und die Weitergabe der Erinnerungen daran interessiert.


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