Mittwoch, 27. Mai 2015

Antonio Socci: " ...Die Messe ist gelesen"

In der italienischen Tageszeitung "Libero"macht sich Antonio Socci Gedanken über den Zusammenhang des Verschwindens der lateinischen Sprache und den Zustand der Kirche. Hier geht´s zum Original: klicken
Drastisch wie immer titelt er:

  "EIN HALBES JAHRHUNDERT OHNE LATEIN UND DIE KIRCHE IST SCHROTTREIF"

"Dass Irland, uralter Felsen des Katholizismus, dem Volksfuror folgend seinen Standpunkt zur gleichgeschlechtlichen Ehe geändert hat ("who am I to judge" würde der Bischof von Rom sagen), ist ein historisches Ereignis. Man vernimmt das finstere Grollen eines Erdrutsches, als ob ein Berg herunter käme:
-Bergoglio-Effekt?
Im Übrigen zerfällt die Kirche in Südamerika schon seit Jahren ( die Daten sind furchtbar) : jetzt in Europa, dem Herzen der Christenheit.

Das, was dem Laizismus zur Dominanz verhilft- sagte Kardinal De Lubac- ist, daß er immer mehr auf ein zu einem vagen und kraftlosen Theismus reduziertes Christentum trifft und sich seiner bedient.
Heute ist nur noch dieser Theismus erlaubt. Die Katholische Kirche, wie wir sie bis heute kennen, ist bis in ihr Überleben hinein bedroht.
Es gibt nur noch Platz für eine laizisierte, lächerliche Parodie, eine "humanitären Kurtisane" wie Andre Emo sagen würde, für eine religiöse Agentur, die sich bei den großen Themen des Lebens dem ideologischen Diktat à la Obama unterwirft, auf den Proselytismus verzichtet und auf den Katholischen Gott ("es gibt keinen katholischen Gott" sagt Bergoglio), der sich dem freimaurerischen Ökologismus der vielen Religionen unterwirft, sich um das Klima und Mülltrennung kümmert und gutes Benehmen lehrt ( buongiorno, buonasera, Danke und Entschuldigung) und lange Unterstützungsreden für die Armen hält.

Aber für die wahre Katholische Kirche ist kein Platz mehr, wie das Drama des letzten großen Papstes zeigt: Papst Benedikt XVI, "zurückgetreten", in Selbstklausur und zum Schweigen gebracht.



Die Kirche, die das Dunkel der Götterwelt erhellte, die heidnische und unmenschliche Geschichte gekippt hat, die Kirche des fleischgewordenen Wortes Gottes hat den Anspruch, die Wahrheit zu verkünden, die Kirche der großen Heiligen, der Märtyrer, der Missionare, die Kirche der Göttlichen Liturgie und der großen Kunst, die Kirche Mutter Theresas, des großen Denkens, der großen Päpste und Pater Pios, mit dem Einbruch des Übernatürlichen, die Kirche die über Jahrhunderte den islamischen Aggressionen und den großen Totalitarismen und Völkermorden des 20. Jahrhunderts die Stirn geboten hat, diese Kirche hat heute kein Bürgerrecht mehr.

Gestern scheint Msgr. Galantino -nach einem Tweet von A.Mingardi- bei einer Zusammenkunft gesagt zu haben : "als die Kirche noch katholisch war und die Messe lateinisch..."
Eine enthüllende und explosive Freudsche Fehlleistung.

In der Tat sind wir heute beim letzten Akt der Liquidierung der Katholischen Kirche angelangt, die Giuseppe Prezzolini im Voraus erkannte, ein Laie zwar, aber besorgt um den Weg der ängstlichen Modernisierung und Angleichung an alle gerade modernen Ideologien, den die Katholische Welt eingeschlagen hat.
Es sind also weder Verfolgungen noch der lazizistische Hass- sondern- wie Paul VI sagte- die Selbstzerstörung im Inneren.

Der Weg in den Abgrund wurde nicht durch das Konzil ausgerufen, wie einige Lefebvrianer glauben- sondern durch sein Ende, genau vor 50 Jahren- durch das "Post-konzil".
In den letzten Tagen wurde in den Zeitungen daran erninnert, daß vor 50 Jahren die erste Messe in italienischer Sprache gefeiert wurde. Ein anderer Laienintellektueller, Elémire Zolla, hatte in jenen Tagen über dieses Ereignis in apokalyptischen Tönen gesprochen: "Am 7. März verstarb die Messe, verstarb der Gregorianische Gesang. Sie wurden zum letzten mal gehört. Nun wird die Kirche -wie ein verdorrter Zweig verbrannt werden".
In Wirklichkeit war das Problem nicht so sehr der Gebrauch der Alltagssprache in der Liturgie (für mich eine positive Sache) sondern die 1969 folgende "liturgische Reform" und insbesondere die ( nicht rechtmäßige) Ersetzung der Messe nach der vorgehenden, 1000-jährigen katholischen Liturgie.

Joseph Ratzinger hat den ungeheuren -auch theologischen-Irrtum viele Jahre später sehr gut verständlich gemacht, der damals begangen wurde. Der seine kolossalen Konsequenzren- auch im Hinschwinden des Glaubens- haben sollte. Aber erstaunlicherweise waren es vor allem die intellektuellen Laien, die auf dramatische Weise Alarm schlugen-wegen einer Kirche, die sich vorsätzlich ihres 2000-jährigen Ritus ( für den unsere Kathedralen erbaut wurden) entledigte.
Die mit der selben Konsternierung protestierten, mit der wir heute die tragischen Zerstörungen durch die Isis im Mittleren Osten betrachten.

Am 5. März 1966 ( wenige Monate nachdem die Übersschwemmung die alte katholische Schönheit von Florenz zerstört hatte) wurde der erste Apell an Paul VI zur Rettung der lateinisch-gregorianischen Liturgie veröffentlicht. Dieses Apell-Manifest wurde von um die 40 großen Intellektuellen unterschrieben und es ist beeindruckend, heute noch einmal einige der Namen zu lesen:
Jorge Luis Borges, Salvatore Quasimodo, Eugenio Montale, Giorgio De Chirico, Robert Bresson, Jacques Maritain, François Mauriac, Gabriel Marcel, Maria Zambrano, Cristina Campo, Elena Croce, Wystan Hugh Auden, Jorge Guillen, Elémire Zolla, Philip Toynbee, Evelyn Waugh, Salvador De Madariaga, Carl Theodor Dreyer, Julien Green, Elsa Respighi, Francesco Gabrieli, José Bergamin, Fedele D’Amico, Luigi Dallapiccola, Victoria Ocampo, Wally Toscanini, Gertrud von Le Fort, Augusto Del Noce, Lanza Del Vasto.

Der Apell hat großen Eindruck gemacht, auch im Vatican, aber es gelang ihm nicht, den Bergrutsch zu verhindern.
So erschien 1971 eine Wiederauflage, dem sich noch mehr Intellektuelle anschlossen.
Ich erinnere an einige der Namen:
Agatha Christie, Graham Greene, Harold Acton, Mario Luzi, Andrés Segovia, William Rees-Mogg (il direttore del Times), Joan Sutherland, Guido Piovene, Giorgio Bassani, Adolfo Bioy Casares, Ettore Paratore, Gianfranco Contini, Giacomo Devoto, Giovanni Macchia, Massimo Pallottino, Rivers Scott, Wladimir Ashkenazy, Colin Davis, Robert Graves, Yehudi Menuhin, Kenneth Clark, Malcolm Muggeridge.
Sie war eben so nutzlos, aber kurz darauf erhob sich eben dieser Paul VI selber gegen die stattfindende Tragödie: den Zusammenbruch des Messebesuchs, Tausende von Priestern und Ordensleuten zogen den Habit aus, intellektuelle Katholiken die sich der marxistischen Ideologie unterwarfen und große Tele der durch revolutionäre Mythen ( von Fidel Castro zu Mao, von den Vietcong zu Che Guevara und zuletzt zu Stalin) zur Verbreitung der Befreiungstheologie und mordernistischer Theologien verführte Jugendliche, demolierten die Lehre der Katholischen Kirche.

In den letzten Jahren äußerte Paul VI sich in immer dramatischeren Worten: "Wir glaubten, daß nach dem Konzil ein Tag der Sonne für die Geschichte der Kirche kommen werde. Statt dessen kam ein Tag der Wolken, der Stürme und der Finsternis", "von irgendwoher ist der Rauch Satans in den Tempel Gottes eingedrungen" "Die Öffnung zur Welt war eine wahre Invasion weltlichen Denkens in die Kirche...wir waren zu schwach und zu unvorsichtig."

Paul VI veruteilte jene,"die versuchen die Kirche von Innen heraus zu zerstören" und zitierte die Bücher von Louis Boyer "Die Zerstörung des Katholizismus" und "Geistliche und Kleriker gegen Gott".

Seinem Freund, Jean Guitton, gestand er:" es gibt zur Zeit große Turbulenzen in der Welt und der Kirche, und was auf dem Spiel steht, ist der Glaube.Ich verstehe heute, daß sich mir das dunkle Wort Christi im Lukas-Evangelium wiederholt: "Wenn der Menschensohn wiederkommen wird, wird er dann noch Glauben auf der Erde finden?"  Das triff mich, wenn ich an die Katholische Welt denke." fuhr der Papst fort " und daß heute im Inneren der Katholischen Kirche ein Denken nichtkatholischer Art vorherrscht, und daß es passieren kann, daß dieses nichtkatholische Denken im Inneren der Kirche die Oberhand gewinnt. Aber es wird nie das Denken der Kriche repräsentieren."

Dann kamen- Dank sei Gott- Johannes Paul II und Joseph Ratzinger. Das Schiff Petri wurde sorgfältig repariert, der Kompass des Glaubens fand den Weg wieder und eine Jugendgeneration erlebte von Neuem die Schönheit des Glaubens.

Aber dieser Frühling wurde von etwas Mächtigem und Dunklen in Eis gehüllt: zum ersten mal in der Geschichte der Kirche sind wir vor das Drama eines "papa emeritus" gestellt, in Selbstklausur im Vatican, und eines "in weiß gekleideten Bischofs", dem alle alten Feinde der Katholischen Kirche applaudieren und der die Kirche unter die modernen Ideologien der 70-er Jahre (zuletzt wurde also die Befreiungstheologie und ihr Gründer Gutierrez vom Vatican päpstlich rehabilitiert) gestellt hat.
Das scheint der finale Abgrund zu sein. Außer wenn Gott........

von Antonio Socci

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