Sonntag, 12. Juli 2015

Sandro Magister über Benedikt, Franziskus und die sakrale Musik

Sandro Magister hat sich im l´Espresso vom 9. Juli Gedanken über Benedikt XVI, Franziskus & die sakrale Musik gemacht. Hier geht´s zum Original:  klicken

            "BENEDIKT UND FRANZISKUS, EIN ZWEISTIMMIGER CHOR"
In Paraguay große Musik für Papst Franziskus: die der Jesuiten der "Reducciones". Und aus Castel Gandolfo die Führung eines außerordentlichen Hörers: Benedikt XVI.


Bei seiner Ankunft am 10. Juli in Paraguay, -nach Ecuador und Bolivien dritte und letzte Station seiner Süd-Amerika-Reise-, wird Papst Franziskus der vor 400 Jahren von Jesuiten für die von ihnen geschaffenen, indigenen Gemeinden, die sog. "Reducciones", komponierten Musik lauschen-die helfen sollte, die Bevölkerung jener Länder zu zivilisieren und zu evangelisieren.
  
Das  "musikalische Abenteuer" der "Reducciones"  grenzt ans Unwahrscheinliche, weil es gelang, das Beste der europäischen Barockmusik des 17. und 18. Jahrhunderts mit dem angeborenen musikalischen Talent der Guaranis zu kombinieren-und das alles im Kontext der Liturgie.
Ein Meisterwerk der Inkulturation des Christentums- nicht durch Vereinfachung sondern auf höchstem missionarischen Niveau sowohl des Liturgieverstehens als auch der Schaffung wahrer Meisterwerke liturgischer Musik, wie man sie heute nur noch sehr selten findet.

Domenico Zipoli, ein Jesuit, der kein Priester war, ist der bekannteste und brillanteste Schöpfer dieses musikalischen Genres in den Reducciones des heutigen Paraguays und den benachbarten Ländern.
   
Durch ein aussagekräftiges zufälliges Zusammentreffen  waren alle Fragen, die der musikalische Geist der Reducciones aufwirft, Fragen von dringender Wichtigkeit, Thema einer unerwarteten Rede, die Papa emeritus Benedetto just am Vorabend der Abreise seines Nachfolgers nach Amerika hielt.

Am vergangenen 4. Juli wurde Joseph Ratzinger in Castel Gandolfo, wo er 2 Ferienwochen verbringt, durch die Verleihung zweier Doktorate honoris causa von der Johannes -Paul-II-Universität und der Musik-Akademie Krakau geehrt, die sich genau auf das Verhältnis zwischen Musik und christlicher Liturgie beziehen.
Und genau um dieses Verhältnis zu illustrieren, hatte er seine Rede bei der Entgegennahme der Doppelehrung dieser Frage gewidmet.
Benedikt XVI begann mit dem Problem, wie man die "große sakrale Musik" -angefangen vom Gregorianischen Gesang über Palestrina zu Mozart mit der "participatio actuosa" aller Gläubigen an der Liturgie, versöhnen könne.Weil diese "Versöhnung" - obwohl vom II. Vaticanischen Konzil gewollt- sich in einem Zustand dramatischer Spannung befindet.




Um eine Antwort auf diese ungelöste Frage zu finden, zeigte Benedikt 3 Ursprünge der Musik auf, der dritte unter ihnen-sagte er- ist "die Begegnung mit dem Göttlichen."

Aber unmittelbar danach - stellte er einen Gedanken heraus, " der mich mehr und mehr erfüllt". Das ist der Gedanke, daß "es in keinem anderen Kulturkreis eine Musik von ähnlicher Größe gibt, wie die im christlichen. Von Palestrina zu Bach, von Händel- zu Mozart und Beethoven und Bruckner,  ist die westliche Musik einzigartig und es gibt in anderen Kulturen nichts Vergleichbares."

Das Unterscheidungsmerkmal dieser Einzigartigkeit der westlichen Musik ist, dass sie "ihren tiefsten Ursprung in der Liturgie hat, der Begegnung mit Gott."
Und dann folgt der Kulminationspunkt der Ratzinger- Lectio:
"Diese Musik ist für mich ein Wahrheitsbeweis des Christentums. Wo solche Antwort wächst, ist Begegnung mit der Wahrheit, mit dem wahren Schöpfer der Welt geschehen. Deswegen ist die große Kirchenmusik eine Realität von theologischem Rang und von immerwährender Bedeutung für den Glauben der ganzen Christenheit, auch wenn sie keineswegs überall und immer aufgeführt werden muß. Aber andererseits ist doch auch klar, daß sie nicht aus der Liturgie verschwinden darf und daß ihre Gegenwart eine ganz besondere Weise der Teilhabe an der heiligen Feier, am Geheimnis des Glaubens sein kann."

Und dann: "Wir wissen nicht, wie es mit unserer Kultur und mit der Kirchenmusik weitergeht. Aber eines ist klar: Wo wirklich Begegnung mit dem in Christus auf uns zugehenden lebendigen Gott geschieht, wächst auch immer wieder Antwort, deren Schönheit aus der Wahrheit selber kommt."

Die Jesuiten der Reducciones in Paraguay oder Bolivien, wie der große Domenico Zipoli-aber nicht nur er- waren genau dafür hervorragende Zeugen, auch wenn sie nicht in der Lage waren, darüber so zu reflektieren, wie es Ratzinger kann.

Aber heute ist die Katholische Liturgie -außer in seltenen Ausnahmefällen- dramatisch weit entfernt von diesem wunderbaren Gleichgewicht zwischen großer sakraler Musik und der "participatio actuosa" der Gläubigen, die das II. Vaticanische Konzil forderte, entfernt, von der Johannes Paul II bei seinen Besuchen auf den 5 Kontinenten ein Beispiel geben wollte, woran sein Nachfolger nun nicht vergaß zu erinnern.

Ein intelligentes Wiederhören des "Heiligen Experimentes" der Jesuiten- der liturgischen Musik des 17. und 18. Jahrhunderts kann die Kirche von heute- in jeder Weltgegend alles lehren.
Quelle. www.chiesa, Sandro Magister, L´Espresso 
 


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