Montag, 13. Juli 2015

Wo ist bei dem ganzen Reformfuror die Freude an der Frohen Botschaft geblieben?

Das fragt sich A. Gagliarducci angesichts des "Reformeifers" einiger Bischöfe, deren Vorschläge fatalerweise an das Trojanische Pferd erinnern, im blog "Monday in the Vatican".
Hier geht´s zum Original:   klicken

"DIE FREUDE  DES EVANGELIUMS IST DIE ANTWORT, ABER EINIGE PROGRESSIVE VERSTEHEN DAS NICHT".

"........Die Freude- sie ist das Thema das auch Evangelii Gaudium charakterisiert, die Apostolische Exhortation, die Papst Franziskus als Referenzpunkt seines Pontifikates ankündigte.
Freude an der Verkündigung des Evangeliums ist jedoch nicht das, was diejenigen ausstrahlen, die an der Geschichte dieses Pontifikates schreiben und die versuchen, die Kirche einen Sprung nach vorn machen zu lassen, den keiner wirklich will.
Diese Individuen bestehen im Gegenteil darauf, daß der Weg der Kirche nach vorn, der einer ständigen Buße ist- begleitet von einer Reform, die es vermeidet, den Kern der Dinge anzusprechen, sondern behauptet, ausschließlich struktureller Natur  zu sein, obwohl sie das nicht ist. Viele doktrinale Themen stehen in dieser Reform auf dem Spiel und sogar die wahre Identität der Kirche.

Es muß klar sein, daß es hier nicht um einen Kampf zwischen Konservativen und Progressiven geht. Die Standpunkte sind nuancierter.

Es gibt viele Reformer in der Katholischen Kirche, im "Verborgenen Vatican", die unermüdlich an der Reform der Kirche und gleichzeitig an der Beibehaltung der reinen, traditionellen Lehre der Kirche arbeiteten und arbeiten.
Auf der anderen Seite versuchen einige Progressive, weitgehende Reformen durchzudrücken, die eher die Lehre der Kirche über den Haufen werfen als das Fortkommen der Kirche in der Welt verbessern würden. Diese bekämpfen in ihrem Versuch, der Kirche eine neue Form zu geben, sowohl die Traditionalisten als auch die Reformer. Wie soll diese neue Form aussehen?

Kardinal Walter Kasper, der Champion der Reform der Ehe-Disziplin hat sich kürzlich in einem 6-seitigen Beitrag für "Stimmen der Zeit" zu diesem Thema geäußert.
In dieser Zeitung wiederholte Kasper, daß es wiederverheirateten Geschiedenen nach einer gewissen Bußezeit ermöglicht werden muß, die Kommunion zu empfangen. Und er unterstrich, daß bei der "Erinnerung an den Anschlag von Luthers 95 Thesen- dem Ereignis, das vor 500 Jahren die Reformation auslöste-Katholiken und Evangelische Christen richtigerweise die erste der Lutherthesen akzeptieren können, die da lautet, das das ganze Leben eines Christen Buße sein muß."



Die Bezugnahme auf Luther ist enthüllend, weil sie auf fast perfekte Weise den Weg zur Protestantisierung der Katholischen Kirche anzeigt. Tatsächlich ist die theologische Basis, auf die Kasper seine Aussagen gründet gefährlich. Er bezieht sich auf das II. Vaticanische Konzil und er unterstreicht, daß die Ehe als Bild des sakramentalen Bandes zwischen Christus und der Kirche interpretiert wird ( "eine große und überzeugende Aussage") fügt dann aber hinzu " auf ihrer irdischen Pilgerschaft realisiert die Kirche- also eine Heilige Kirche- sich selbst nur fragmentarisch" in dem Sinn, daß " die Kirche heilig, aber auch eine Kirche der Sünder ist, eine die sich manchmal wie eine untreue Prostituierte präsentiert und die immer aufgerufen ist, den Weg der Umkehr, der Erneuerung und der Reform zu gehen."

Schließlich argumentiert Kardinal Kasper, daß "wenn die Ehe ein Mysterium der Beziehung zwischen Christus und der Kirche ist- dieses Mysterium in diesem Leben nicht vollständig realisiert werden kann, sondern immer nur teilweise."
Diese Worte könnten einen tatsächlich darin bestärken, nicht zu versuchen, das volle christliche Leben zu leben, als ob es ein zu schwer erreichbares Ziel sei, während sie gleichzeitig zu suggerieren scheinen, daß die Kirche die Evangelisierung am Ende aufgegeben habe.

Wenn das Modell zu schwer zu verwirklichen ist, wenn man etwas davon aufgeben muß, dann ist nichts sicher und kein Ideal mehr, auf das man sich ausrichten kann.
Was sollte die Kirche dann tun? Sollte sie versuchen, so viele Gläubige wie nur möglich anzuziehen, während sie es aufgibt, die Welt zu formen? Oder sollte sie die Freude des Evangeliums verbreiten, indem sie ein Modell zur Verfügung stellt, für das zu leben sich lohnt?

Die deutschen Bischöfe scheinen die erste Option gewählt zu haben. Die Resultate im Leben ihrer Kirche sind nicht ermutigend.
Eine kürzliche Umfrage, die sie nach Rom schickten und díe zusammen mit den Resultaten der Synodenbefragung veröffentlicht wurde, kam zu dem Schluß, daß deutsche Priester nicht zur Beichte gehen und den Sakramenten keine große Bedeutung beimessen. Die deutsche Kirche ist am Ende mit ihren guten Werken zufrieden aber arm an Glauben.
Kardinal W. Brandmüller hat dieses Thema beleuchtet- in einem Interview (siehe unser Beitrag) das er der Rheinischen Post gab, einer Zeitung der Rheinregion, von wo die Wellen der Reform der Ehe-Disziplin in den 90-er Jahren ausgingen. Brandmüller übt scharfe Kritik an den deutschen Bischöfen, weil sie angesichts einiger spezieller sozialen Entwicklungen schweigen.

"Haben die Bischöfe nicht bei ihrer Weihe versprochen, das Evangelium Christi treu zu verkünden und das Depositum Fidei zu bewahren?" fragte Kardinal Brandmüller provozierend.

Er bezog sich damit wohl auf die Reform des Deutschen Arbeitsrechts, in der die Katholischen Institutionen ihre Katholische Identität aufgeben und nicht länger christliches Verhalten von jenen fordern, die sie in diesen Katholischen Institutionen beschäftigen. Darüber hinaus flirten im Hintergrund viele deutsche Bischöfe miit Themen wie gleichgeschlechtliche Ehe, Euthanasie und Abtreibung,

Benedikt XVI hat die Glaubensfrage bei seiner Deutschlandreise 2011 thematisiert. Während dieser Reise betonte er, daß sich in der konkreten Geschichte der Kirche auch eine entgegengesetzte Tendenz manifestiert,  besonders darin,"daß die Kirche selbstzufrieden wird, sich in dieser Welt einrichtet, selbstgenügsam wird und sich an die Standards der Welt angleicht."
Er fügte hinzu, "nicht so selten legt sie größeres Gewicht auf die Organisation und Institutionalisierung als auf ihre Berufung des Offenseins gegenüber Gott, ihre Berufung, die Welt für das Andere zu öffnen. Am Ende"-erklärte er" kann die Kirche, die von ihrer materiellen und politischen Last befreit ist,  mehr und auf wirklich christliche Weise für die Welt erreichen, sie kann sich wirklich zur Welt hin öffnen."

Benedikts Überlegungen basierten auf seinen Erfahrungsn als Beichtvater in den 50-er Jahren in der Gemeinde des Heiligsten Blutes in München.  Sich auf diese Erfahrung stützend, schrieb er die These "Die neuen Heiden und die Kirche" und bestand darauf, daß es einen neuen Trend in der Kirche gebe: Christen, die als Christen geboren und sich selbst als zur christlichen Tradition gehörend beschreiben, aber wie Heiden leben."

Diese Überlegung seiner früheren Jahre reifte dann zu einem weitergehenden theologischen Gedankengang, der zuerst Joseph Ratzinger und später Benedikt XVI dazu brachte, ein Modell der Communio zu entwickeln, das er auch auf die Regierung der Kurie übertrug.  Die Ratzinger-Methode in der Glaubenskongregation war bekannt, als eine auf Dialog und Harmonie basierende jedoch in den Prinzipien der Katholischen Lehre strenge Methode.

Sie war das Modell, das die Kirche von Johannes Paul II und Benedikt XVI charakterisierte.
Einmal zum Papst gewählt, begann Benedikt XVI diese Themen anzugehen- beginnend mit der Freude, das Evangelium zu verbreiten (die Neuevangelisierung), die sowohl jedes theologische Konzept, jede kirchliche Regel als auch jedes Regierungsprogramm durchdrang.
Papst Franziskus hat diesen Gesichtspunkt übernommen. wie klar wird, wenn er die Christen ununterbrochen daran erinnert, nicht schüchtern bei der Verkündung des Evangeliums sondern voller Freude zu sein.

Auf der anderen Seite haben sich diejenigen, die die Wahl von Papst Franziskus absicherten- so beschäftigt wie sie mit ihrer eigenen Agenda sind. dieses Themas nicht angenommen. Ihre Agenda ist die der von der Lehre unabhängigen Pastoralisierung,.
Diese Pastoralisierung, die als eine neue Form des Hirtenamtes verstanden werden muß, kommt aus dem Konzept der Buße- der die Barmherzigkeit Gottes folgt. "Das ist keine billige Gnade" schrieb Kardinal Kasper-
Diese Gnade aber- rechtfertigt jeden Fehler und kann damit enden, schüchterne Christen zu produzieren, die sie kein Ideal mehr haben, dem sie entgegenstreben,  sondern nur noch ein Ziel, das man auf verschiedene Weise erreichen kann.

Diese Diskussion dreht sich nicht nur um die Synode. Sie betrifft auch das Modell von Kirche. Zur Zeit zeigen die sogenannten Progressiven eine gewisse Bösartigkeit gegenüber dem in den letzten Pontifikaten entwickelten Kirchenmodell, weil das an den Prinzipien festhielt und einen wirklichen Qualitätssprung erforderte.
Ihr Angang basiert auf der Kirche-in-Buße,  mit funktionalen Strukturen, die Glaubwürdigkeit ausstrahlen, um viele Gläubige anzuziehen. Aber ihr Weg, Mitlgieder zu gewinnen ähnelt mehr den Kommunikationsformen der Marketingmethoden als der Evangelisierung.

Es gibt verschiedene Zeichen für diese "progressiven Bösartigkeit". Z.B. Kardinal Joao Braz de Aviv, Präfekt der Kongregation für das Geweihte Leben, hat in Brasilien ein Interview gegeben und mußte nicht zweimal nachdenken, bevor er sagte, daß sein Glaube in eine Krise geraten ist, als Benedikt XVI seine Nummer 2, Erzbischof Joseph W. Tobin, den Sekretär der Kongregation versetzte. Der Kardinal bestand in seinem Interview darauf, dass diese Demontage das Ergebnis von Vorwürfen war, die Erzbischof Tobin beschuldigten den LCWR-Nonnen in den USA, die unter Kommissionierung waren, nahe zu stehen.
Ein Vorwurf, der wie der Kardinal zu wissen behauptete, falsch war; dennoch konnte er nicht glauben daß der Papst lüge.
Kardinal Oscar Maradiage, der Koordinator des Kardinalsrates, der damit beauftragt ist, die Vorschläge für die Reform der Kurie zu formulieren, besteht darauf, daß Papst Franziskus eine neue Jahreszeit in der Kirche eingeleitet habe, insofern dass der Papst Leute nicht verurteile sondern den Weg mit ihnen gehe....

Deutsche, Französische und Schweizer Bischöfe haben eine halbgeheimes Treffen abgehalten mit der unveröffentlichten Absicht, die Diskussion über die kommende Bischofssynode an sich zu bringen, weil sie wissen, daß ihre Stunde jetzt gekommen ist, während viele andere Bischöfe aufstehen, um die Katholische Tradition zu verteidigen,.
Das sind nur einige Beispiele für Erklärungen von Seiten der Progressiven. Am Ende zielen alle ihre Standpunkte auf ein säkulares Kirchenmodell ab, das eher für die Welt glaubwürdig ist, als auf eine Kirche, die fähig ist, die Wahrheit zu verkünden und gegen den Strom zu schwimmen.
Jedoch ist eine Kirche nach säkularem Modell, eine die auf das Urteil der Welt achtet, ohne an der endgültigen Wahrheit festzuhalten, eine Kirche ohne prophetischen Charakter

Trotz der Tatsache, daß Papst Franziskus immer darauf besteht, daß die Kirche keine NGO sei, führt das Drängen hinter dem Rücken von Papst Franziskus auf diese säkulare Agenda hin- tatsächlich auf eine Kirche zu, die als NGO strukturiert ist.
Diese Art Struktur schafft Probleme. In den Fluren des Vaticans sagt man, daß Priester den Ehrgeiz verloren haben, Bischof zu werden, nachdem Bischöfe aus verschiedenen Gründen verhaftet werden können.

Einer der jüngsten Vorschläge der Päpstlichen Kommission für den Schutz Minderjähriger ist der einer ad-hoc-Abteilung des Päpstlichen Gerichtes, um Bischöfe sofort verurteilen zu können, die des Amtsmißbrauchs im Falle von Mißbrauch Minderjähriger beschuldigt werden.
Diese Entscheidng könnte dazu führen, daß man denkt, daß Bischöfe für das Fehlverhalten ihrer Priester zur Verantwortung gezogen werden, obwohl die Verantwortung für ein Verbrechen immer persönlicher Art ist und die Kirche immer daran festgehalten hat, kein Konzern zu sein und der Papst nicht Arbeitgeber der Priester ist.

Am Ende drehen sich alle Kirchenreformen, die zur Zeit auf dem Spielplan stehen- Richtlinien zur Bekämpfung des Kindesmißbrauchs durch Kleriker, die Kurienreform, die Reform der pastoralen Disziplin für die wiederverheirateten Geschiedenen, mehr um Funktionen  als um die Evangelisierung. 
Die Freude am Evangelium wird beiseite gelassen und durch eine Wahrnehmung der Kirche ersetzt, die in den Augen der säkularen Welt vielleicht glaubwürdiger ist- das aber auf Kosten eine prophetische Kirche zu sein.

Das ist der Grund, aus dem Benedikt XVI - der am letzten Wochenende zwei Doktorate honoris causa erhielt, wollte, dass seine früheren Schüler beim diesjährigen Schülerkreistreffen über das Thema "Wie kann man in der gegenwärtigen Welt über Gott sprechen" diskutieren. Er stellt fest, daß dieser aktuellen Funktionsreform, die in Wahrheit eine Reform der Lehre kaschiert, die Freude fehlt.

Papst Benedikt XVI hat das vorausgesehen und darauf hingewiesen, als er 1969 schrieb: "Aus der heutigen Krise wird die Kirche mit vielen Verlusten hervorgehen. Sie wird nicht mehr in den Gebäuden leben können, die sie in den Blütezheiten erbaut hat. Weil ihre Gläubigen weniger werden, wird sie viele ihrer sozialen Privilegien verlieren. Sie wird eine spirituellere Kirche werden, die keinerlei poltitische Mandate mehr annimmt oder abwechselnd mit rechts oder links flirtet. Sie wird arm sein und eine Kirche der Armen. Das wird ein langer Prozess werden, aber - wenn alles überwunden sein wird - wird aus dieser spirituelleren und einfacheren Kirche eine größere Kraft ausgehen. In diesem Moment werden die Menschen entdecken, wie sie in einer Welt von unbeschreiblicher Einsamkeit leben, in der man Gott aus dem Blick verloren hat und sich ihrer Armut bewußt werden. Dann und nur dann werden sie auf die kleine Herde Gläubiger als etwas brandneuem blicken und sie als Hoffnung für sich selbst entdecken, als die Antwort, nach der sie immer heimlich gesucht haben."

Das ist die Kirche, in der wir zur Zeit leben. Wohin wird die Kirche von Papst Franziskus gehen? Wird sie fähig sein, die Freude am Evangelium zurück zu bringen? Oder wird sie fortfahren, nach Reformen von Struktur und Disziplin zu suchen, denen jede Freude fehlt?"
Quelle:"Monday in the Vatican" , A. Gagliarducci, benoît-et-moi







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