Mittwoch, 5. August 2015

"Wenn die Dialog-Kirche sich aus dem Kampf zurückzieht"

Leitartikel von Stefano Fontana bei La Nuova Bussola Quotidiana  zum Rückzug der italienischen Kirche aus dem aktuellen Kulturkampf. Was er schreibt,  trifft allerdings in sehr viel größerem Maße auch auf die DBK-Kirche zu.  Hier geht´zum Original : klicken

      "WENN DIE KIRCHE DES DIALOGS SICH AUS DEM KAMPF ZURÜCKZIEHT"

"Ist die katholische Kirche immer noch in der Lage, kulturelle Kämpfe zu kämpfen (ich sage nicht religiöse) oder kann sie  nur noch dialogisieren? La Nuova Bussola Quotidiana beweist, daß die italienische Kirche bei wichtigen Themen wie Lebenspartnerschaften, Homosexualität und Gender bereits maßgebliche und feste Überzeugungen preisgegeben und den Kampf der Ideen aufgegeben hat - in der Theorie noch eher als in der Praxis-  und unterwegs ist zum Dialog.
Wird aber ein Dialog nicht mit Menschen geführt -sondern mit falschen Thesen-bedeutet das bereits deren Akzeptanz.
Es gibt Priester und Bischöfe, die den Stil der "sentinelle in piedi" ( Demonstranten gegen Gender-Ideologie, Ehe für alle etc) missbilligen. Sie halten sie trotz ihrer nicht offensiven Vorgehensweise für "negativ und  nicht dialogbereit".
Wie wir in dieser Zeitung berichteten, treten jetzt die Intellektuellen auf und fordern einen angemessene Dialog mit der Gender-Ideologie und geben vor, nicht zu sehen, daß die nun sehr verschieden ist von den "Gender Studies" der alten Tage. 

Die Diözesen richten Diskussionstische ein, an die sie auch den ehrenwerten Herrn Cirinnà (wir erinnern uns- die Lex Cirinna, gegen die im Mai Hunderttausende Römer auf die Straße gingen) einladen, der den Gesetzentwurf über Lebenspartnerschaften unterschrieben hat
Leiter kirchlicher Vereinigungen versichern, dass es nutzlos und schädlich sei, dass Eltern Protestbriefe an die Schulleitungen schreiben oder ihre Kinder aus Protest gegen die Gender-Ideologie, die gelehrt wird, vom Unterricht fern halten, während sie doch am Dialog teilnehmen sollten, dann würde sich schon alles zum Normalen wenden.

Diejenigen, die das Gefühl haben, dass in dieser Phase ein Kulturkampf über diese Fragen stattfindet, den es zu kämpfen gilt, hören nun, daß sie nur ein Teil - wie klein oder groß, kann man nicht sagen- der Kirche und der Katholischen Welt seien.
Aber fragen wir uns: warum scheint die Kirche nicht mehr dazu in der Lage zu sein, den Kampf um die Werte zu führen?




Nehmen wir einmal an, daß Gottes Offenbarung nicht von außerhalb der Welt und unserer Geschichte gekommen ist, sondern aus dem Inneren von Natur und Geschichte und durch unsere Erfahrung und daß sie daher einen existentiellen Charakter habe. 
Nehmen wir einmal an, die Katholiken seien nicht im Besitz der Wahrheit Gottes, die er uns, dadurch, daß er den Sternenhimmel öffnete, offenbarte , sondern daß seine Botschaft aus dem Inneren unseres Lebens kam. 
Nehmen wir an, daß Gott uns nicht eine "Ordnung" offenbarte, die Frucht seiner weisen Schöpfung war, als Projekt zur Vollendung unserer Natur, unser Ziel die bereits in unsere Natur eingeschriebene Berufung und von Anbeginn an ins Übernatürliche erhoben. 
Nehmen wir an, daß Christus uns keine Antworten gegeben habe.
In diesem Fall wären die Katholiken- zusammen mit allen anderen Menschen- Suchende.
Der Unterscheid wäre nur, daß sie durch den Glauben wüßten, daß sich in ihrem Suchen Gott zeigt und daß sein Gebot nur dieses eine ist: zusammen mit allen anderen Menschen suchend zu pilgern.

Wenn wir das alles annehmen, ergibt sich, daß der Dialog als Methode Substanz annimmt.  Und nicht nur der Dialog mit den anderen Menschen, sondern auch  der Dialog mit den Dingen, die in der Welt passieren, mit der Dynamik der Existenz, mit den Ideologien. In diesem Fall kann die Kirche nicht mehr die eine Wahrheit aussagen, sondern nur noch reden
Dann sagen einige, daß die Kirche im Dialog ihre Wahrheit besser verkünden könne, aber das ist nur eine Ausrede derer, die den Dialog noch als Methode und nicht als substantiell betrachten.

In den Situationen, die ich kurz beschrieben habe, gibt es -zumindest gelegentlich- nicht mehr Gut und Böse, sauber getrennt. In allen Lebenslagen gibt es Gutes und Schlechtes und der Dialog zwischen den Menschen sollte uns helfen, das zu erkennen, aber eben nicht dauerhaft. Auch die Sünde resultiert aus der schwer zu differenzierenden Komplexität des Lebens.

So soll man verstehen, daß es in einer homosexuellen Verbindung Gutes geben kann, das gesehen und geschätzt werden sollte, daß eine Kohabitation einige positive Aspekte haben kann, die man fördern und vielleicht weiter entwickeln kann. Keine Lebenssituation ist also verwerflich. Keine Idee muß bekämpft werden. Die so genannten von vornherein "in sich schlechten Handlungen" gibt es nicht und es wird nutzlos demjenigen, der diese Theologie teilt, zu sagen, daß Ehebruch, Sex außerhalb der Ehe, Homosexualität immer falsch sind.
Für ihn gibt es keine immer falschen Handlungen, weil jede Handlung eine Geschichte hat und deshalb kontextualisiert werden muß  und nicht mit der Doktrin sondern existentiell behandelt werden muß.


In diesem theologischen Kontext, in dem der Dialog Substanz wird, ist es logisch, das der Inhalt zufällig wird. Vor diesem Hintergrund wiederum ist es logisch, dass die Pastoral(dialogisch) den Spitzenplatz einnimmt und die Lehre den letzten:
Wenn in den Pfarrgemeinden von Gender gesprochen wird, wird in Wirklichkeit diskutiert. Oder, wie wir heute sagen, jeder bringt seine eigene "Erzählung" mit.
Weil die theologische Position, die ich oben skizziert habe, in der Kirche, auch der italienischen, sehr weit verbreitet ist und heute fast systematisch gelehrt und in den pastoralen Bereichen geteilt wird, versteht man, warum die Kirche nicht in der Lage ist, heute in den Kampf um die Ideen der Gender-Ideologie einzutreten,und daß sie stattdessen den Kompromiß, oder die Begegnung oder den Dialog sucht.
Die Kirche denkt heute nicht, daß sie eine eigene Kultur hat, sie glaubt, die Kultur des Dialogs zu haben.

Dies erklärt, warum die, die sich gegen die Gender-Ideologie wenden, das tun: weil sie die Theologie, die ich oben beschrieben habe, nicht teilen. Zugrunde liegen nicht nur persönliche Standpunkte oder der Druck der verschiedenen Interessen, es gibt eine große theologische Frage, die wir schon lange, sehr lange Zeit mitschleppen

Bitten Sie den Papst, ebenso wie die Unterzeichner des "Gläubigen Appells", die Terminologie der Fragen zur Homosexualität, zur Gender-Ideologie u.ä. lehramtlich zu klären, wie es auch zig Theologen innerhalb   Andererseits, wozu brauchen wir eine solche Klarstellung ? Das Lehramt hat bereits darüber gesprochen, nur, dass seine Worte auf sehr unterschiedlichen theologischen Boden gefallen sind.
Das ist der Punkt.
Quelle: La Nuova Bussola Quotidiana, Stefano Fontana

















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