Montag, 9. November 2015

Philippe de La Mettrie: "Der Mut und die Demut, sich als Sünder zu bekennen".

Sandro Magister veröffentlicht und kommentiert im L´Espresso die sehr lesenswerten Gedanken "eines Laien vom Lande" über die Synode und die dort alles überschattende Frage der Kommunion für die wiederverheirateten Geschiedenen. Hier geht´s zum Original:   klicken


"AUS DEM TAGEBUCH EINES LAIEN VOM LANDE. POSTSYNODALE REFLEKTIONEN"

"Daß der Zugang aller zur eucharistischen Kommunion eine Routinegeste in jeder Messe sei - ist eine weitverbreitete Meinung. Und sie bezeugt, wie sehr dieses Sakrament zu einer Geste purer Freundschaft und Gemeinsamkeit geworden ist, zu dem sich oder anderen den Zugang zu verweigern, als schlecht erzogen gilt.
Es gibt keinen Zweifel daran, daß die Schlacht um die Zulassung der wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion von solcher Meinung beeinflußt wird.
Die bisher unveröffentlichten Überlegungen, die wir weiter unten wiedergeben, klingen wie die genuine Reaktion auf diesen Verfall und erscheinen wie die Rückkehr zur Wahrheit und Wirklichkeit der Eucharistie, von denen auch die nicht abweichen können, die den Zugang in voller Freiheit vorschlagen.
Autor ist Philippe de La Mettrie. Wir nehmen hier sein Urteil nicht vorweg, das sicher überrascht. Man muß aber sagen, daß de La Mettrie auch Präsident der "Les priants des Campagne" (Beter auf dem Lande) ist, einer Vereinigung, die eine bemerkenswerte Nähe zu dem hat, was auch in dieser seiner Überlegung duchscheint.
"Daß die, die an unseren Kirchen hängen, das auch zeigen!"
Die Beter der Campagne sind Katholiken, die versuchen, die Aufgabe Hunderter von Kirchen in Städten und Dörfern Frankreichs zu verhindern, indem sie sagen: kehrt einfach um und betet, auch allein oder zu zweit oder dritt, oder wenigen mehr, und bringt sie so Schritt für Schritt ins Leben zurück, läutet ihre Glocken, feiert dort ab und zu die Messe, restauriert die Mauern mit Hilfe der Bewohner des Ortes.
Ihr erklärtes Ziel ist es "diese Kirchen auf dem Lande und die vielen verstreuten Kapellen gemeinsam ein riesiges Kloster werden zu lassen, ohne Klosterleben, eines für alle Männer und Frauen, die an jedem Tag der Woche einige Minuten beten, wenig an Zahl aber wie die Hefe im Teig - in der Lage die Herzen zu berühren, auch die verhärtetsten, weil eine Kirche, in der man betet, wie ein Licht im Dunkeln leuchtet."
Eine letzte Bemerkung, bevor wir das Wort de la Mettrie überlassen. Der von ihm zitierte Bischof von Ajaccio, Olivier de Germay, war der erste, den die Bischöfe Frankreichs als ihren Delegierten zur Oktobersynode wählten. Aber Papst Franziskus hat ihn nicht unter die 45 Kardinäle und Bischöfe aufgenommen, die er direkt für die Synode bestimmt hat (dafür aber Kardinal Daneels, Mitglied der St. Gallen-Mafia)
De Germay hatte bei mehreren Gelegenheiten seine Ablehnung der Kommunion für die wiederverheirateten Geschiedenen formuliert, u.a. in einem Interview mit der Tageszeitung  "La Croix".


"DER MUT UND DIE DEMUT SICH ALS SÜNDER ZU BEKENNEN. EIN ZEUGNIS FÜR 
DIE GANZE KIRCHE"

von Philippe de La Mettrie
"Als römisch-katholischer Christ, der ich bin, habe ich mit einigen Schwierigkeiten versucht, den verschiedenen, nicht rednerischen sondern theologischen Auseinandersetzungen der Synodenväter - besonders zwischen den Dominikanern und den Jesuiten-über die Zulassung der wiederverheirateten Geschiedenen zur Eucharistie - zu folgen.
Bei der Lektüre ihrer Schriften habe ich entdeckt, daß nicht immer die am jesuitischsten sind, von denen man es denkt. Einige, die mir nahestehen, haben mir die so oft wiederholte Formel zugeflüstert:
"Das ist ein Streit unter Theologen, laß sie diskutieren."
Nein! ich glaube, daß ich das Recht zum Nachdenken habe und dazu, meine Gedanken auszudrücken und mich selbst über mich selbst zu befragen, mich aber zu bemühen, kein Urteil über die in Frage stehenden Personen zu fällen.
Weil meine Frage nicht von Zustimmung oder Zurückweisung des einen oder anderen von diesen Theologen vorgebrachten Argumentes handelt. Dazu habe ich weder die Kompetenz noch den Wunsch-, noch weniger zur Wahl einer zweigleisigen Antwort: Ja, die Kirche soll lehren, sie soll an ihrer Disziplin festhalten.
Ich bin kein Theologe und mir scheint, daß die Synode eine klare Position bezogen hat.
Meine Frage dreht sich darum, zu wissen, ob die Debatte dadurch verfäslcht wurde, daß der Begriff "Sünder" auf eine einzige Kategorie reduziert wurde, - die wiederverheirateten Geschiedenen -, obwohl wir alle Sünder sind.
Wie der Bischof von Ajaccio auf Korsika. Magr. Olivier de Germay, bekräftigt, "Die Pastoral der wiederverheirateten Geschiedenen ist ein wenig wie der im Wald verborgene Baum "Mit anderen Worten : muß man nicht vor allem über den Weg nachdenken, den jeder für den Zugang zur Eucharistie zurücklegen muß?"
Wenn ich schreibe "für jeden", will ich von mir sprechen. Habe ich das Dauerrecht, bedingungslos, zum Zugang zu dieser Kommunion, die sich realisiert im Mysterium der Transsubstantiation, bei der ich als geweihtes Geschenk den Leib und das Blut Christi empfange? Ich glaube nicht.
Wenn ich an die Sakralität der Gabe glaube, folgt daraus, daß ich sie nicht als tägliche irdische Nahrung oder als banales Geschenk empfangen kann.
Als Folge daraus, scheint mir, daß ich mir (was ich nicht tue) eine gewisse Disziplin auferlegen müßte, mit dem Ziel, nicht der "Routine"Kommunion nachzugeben, die systematisch mit der Teilnahme an der Messe verbunden ist.
Um mir selbst gegenüber in der Wahrheit zu bleiben, müßte ich mir daher vorher die Frage stellen: bin ich den nötigen Weg der Reue gegangen, um das Geschenk zu empfangen?
Habe ich das Hochzeitsgewand angelegt, von dem das Matthäus-Evangelium spricht, bevor ich teilnehme? Weil es nicht nur die "schweren Sünden" sind, die unwürdig machen und durch das Sakrament der Versöhnung vergeben werden müssen.

Einige wiederverheiratete geschiedene Personen lösen in mir Bewunderung aus, wenn ich sie herantreten sehe mit vor der Brust gekreuzten Armen, um vom Priester gesegnet zu werden. Was für ein Zeugnis! Welcher Mut und welche Demut, sich in der Öffentlichkeit als Sünder zu bekennen.
Nur sie - von allen - setzen das wunderschöne Anfangsgebet der Messe "Brüder, ich bekenne Euch, daß ich gesündigt habe..." um. Ihnen zu sagen, daß ihr Zeugnis uns alle berührt, wäre - glaube ich - eine Möglichkeit, sie besser aufzunehmen. "Wißt, daß wir euch als Christen aufnehmen, nicht mehr Sünder als alle anderen."

Sicher, unsere wiederverheirateten, geschiedenen Brüder fühlen, wie hart diese auferlegte "Disziplin" ist, während ich für mich allein mein freies Urteil finden kann, darüber zu entscheiden, ob ich zur Kommunion gehen kann oder nicht.

Aber wenn wir in unserem "internen forum" anerkennen, daß wir manchmal dieser "Kommunion" mit dem Leib Christi unwürdig sind und das durch das bewundernswerte, demütige Kreuzen der Arme manifestieren, anstatt an unserem Platz zu bleiben, denke ich, daß sie sich wirklich zur großen Gemeinschaft der "Losgekauften" zugehörig fühlen würden."

Quelle: Philippe de La Mettrie, Settimo Cielo, Sandro Magister






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