Freitag, 22. Januar 2016

Absage an Kardinal Bagnasco. Papst Franziskus ist über dessen Engagement für den Familientag not amused.

Carlo Tecce schreibt für Il Fatto Quotidiano einen Kommentar zur Ausladung Kardinal Bagnascos durch Papst Franziskus. Rorate coeli hat den ins Englische übersetzt:  klicken

"KARDINAL BAGNASCO, VORSITZENDER DER ITALIENISCHEN BISCHOFSKONFERENZ,  FAVORISIERT DIE NATÜRLICHE EHE. DER PAPST DEMÜTIGT IHN"
"[Hintergrund: das italienische Parlament steht kurz davor, die zivile Ehe gleichgeschlechtlicher Paare anzuerkennen. Nur einige glaubenstreue Bischöfe -angeführt vom Vorsitzenden der italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Bagnasco, - unterstützen die Millionen Katholiken, die dagegen protestieren. Papst Franziskus gefällt das nicht]

                            Der Papst sagt Bagnasco, Unterstützer des Familientages, ab.
Franziskus wird den Präsidenten der Italienischen Bischofskonferenz nicht wie geplant heute treffen. Er war nicht erfreut, in politische Streitigkeiten in Italien hineingezogen zu werden. Jorge Mario Bergoglio hat Kardinal A. Bagnasco aus seiner Agenda der offziellen Treffen gestrichen - und so gibt es also keine (für heute geplante) Audienz.Das private Treffen, vor einer Woche durch den Permanenten Bischofsrat geplant, erschien erst im internen Bulletin der Präfektur des Päpstlichen Hauses und verschwand dann wieder daraus.
Das ist die -zigste Episode und vielleicht die auffälligste, die die Distanz zwischen der Kirche Franziskus´ und der Kirche der Bischöfe, denen Bagnasco vorsteht, sichtbar macht.
Das Motiv ist die mediale Einlassung des Kardinals - und somit der CEI - in Bezug auf den für den 30. Januar geplanten Familientag,
Der argentinische Papst kann die politischen Aktivitäten der Bischofskonferenz - die daran gewöhnt ist, Gesetzestexte zu  verbessern - nicht länger ertragen und ist verärgert, weil Bagnasco selbst ihn in die öffentliche Debatte über die öffentliche Veranstaltung gegen die Zivil-Ehe gezerrt hat.
Der Papst hat weder die öffentliche Demonstration noch den Druck auf das Parlament autorisiert.

Papst Franziskus unterstützt die traditionelle Familie, also die Ehe zwischen Mann und Frau - aber zieht es vor, sich nicht mit rauen und vielleicht sogar verletzenden Urteilen einzumischen. Es geht um die "Sprache des Verstehens",  die er benutzt, um die Kirche näher an die Geschiedenen und Homosexuellen heranzuführen. Niemand sollte ausgeschlossen oder zurückgewiesen werden von der Herde Christi.
Der frühere Erzbischof von Buenos Aires hat keine andere Idee von Familie und hat das mit Nachdruck bei der tumultösen Synode des letzten Oktobers wiederholt betont, aber er ist dennoch davon überzeugt, daß Bischöfe zur Rolle des Hirten berufen sind, nicht zum Senator oder Aushilfsmitglied des Parlaments.

Um die weniger als idyllische Beziehung zwischen Bagnascos (ein Überlebender der Ära Bertone) Bischöfen und Bergoglios Pontifikat zu illustrieren, braucht man keine Interpretationen, es genügt die Fakten zusammenzufassen.


Das Erste: unmittelbar nach seiner Wahl tauschte Papst Franziskus den Generalsekretär der CEI aus und ersetzte ihn durch Nunzio Galantino, Mario Crociata landete in der Erzdiözese Latina.
Dann das Zweite: bei der Bischofsversammlung einige Monate später entmutigte Bergoglio Bagnasco: der Argentinier hielt die Eröffnungsrede, in der er die Arbeit Gualtiero Bassettis vorstellte und ihn  als Kandidaten für das Präsidentenamt vorschlug. Das selbe Verhalten im letzten Mai. "Der Papst spricht nicht als letzter" war eine Botschaft, die an Bagnasco gerichtet war.
Das Dritte: Franziskus nahm an der Bischofsversammlung in Florenz teil- und rangierte die Zeiten des ewigen Camillo Ruini und seines zerbrechlicheren Nachfolgers Bagnasco aus: "ich ziehe eine Kirche, die zerbeult und verwundet und schmutzig ist, weil sie draußen auf der Straße ist,  einer vor, die gesund ist vom Eingeschlossensein und vom komfortablen Festhalten an ihren eigenen Gewißheiten. Wir dürfen nicht von der Macht besessen sein, auch wenn diese das Gesicht der nützlichen und funktionalen Macht für das soziale Image der Kirche annimmt. Wenn die Kirche nicht die Gefühle Jesu annimmt, verliert sie ...ihre Bedeutung."


Bei der Gelegenheit - vor einer Auditorium leicht feindlicher Monsignori - erklärte Franziskus, wie sich die CEI verhalten solle: "Dialog ist nicht das Verhandeln, um zu versuchen, ein eigenes Stück Kuchen zu bekommen. Dialog ist die Suche nach dem Gemeinwohl für jeden - ist miteinander zu diskutieren und über die besten Lösungen für alle nachzudenken."

Auch wenn er versucht, die konservative Kirche zu repräsentierem, die immer noch Papst Franziskus Widerstand leistet, wird Bagnasco im nächsten Jahr seinen Auftrag mit einiger Verzögerung beenden: sie haben im Vatican vergebens auf seinen Rücktritt gewartet, den sie unterstützt hätten. (Wie die, die Reformen wollen, mit großen Enthusiasmus berichten)
Die Wahl des neuen Vorsitzenden der CEI wird eine aussagekräftige italienische Wertung des Bergoglio-Pontifikates sein. Wer weiß, ob der Vatican Bagnasco so bald verzeihen und ihn in den Apostolischen Palast oder andererseits nach Santa Marta zu einer Zurechtweisung einbestellen wird.

Sicher ist, daß Bergoglio statt eines Kardinals einen Nuntius sieht. Als ob er sagen wolle: meine Kirche ist die Welt - deine sind die Räume der Abgeordnetenkammer und des Senats."

Quelle: Il Fatto Quotidiano, Carlo Tecce




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