Freitag, 12. Februar 2016

Vor 3 Jahren der größte Demutsakt in der Geschichte der Päpste

John Allen war am 11.2.2013 auch in Rom. Wie er die Demissionsankündigung Benedikts XVI erlebte, hat er jetzt bei CRUX berichtet.
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"VOR DREI JAHREN - DER GRÖSSTE DEMUTSAKT IN DER GESCHICHTE DER PÄPSTE"
"Aus reinem Zufall war ich am 11. Februar 2013 in Rom. Meine Frau und ich waren bereits aus Rom in die USA zurück gekehrt, aber an diesem Tag war ich zurück gekommen, um an einem Gespräch des Italienischen Außenministeriums zum Thema "Religionsfreiheit" teilzunehmen. Deshalb war ich in der Stadt, als die Ankündigung des Amtsverzichtes Benedikts XVI kam.

Und so erfuhr ich es: ich stand in einer Kaffeepause mit anderen Rednern zusammen, als mein Handy klingelte, ein BBC-Reporter fragte, ob ich bestätigen könne, daß der Papst dabei sei, zurückzutreten.
Weil ich über die Jahre schon zahllose Anrufe bekommen hatte, in denen ich nach gefälschten Papstgeschichten gefragt wurde, schnappte ich : "Das ist wohl völliger BS (bullshit) und ich habe für sowas keine Zeit."
Nachdem ich aufgelegt hatte, ging ich in den Konferenzraum zurück, wo ich meinen guten Freund Phil Pullella sah, der den gleichen Gesichtsausdruck hatte, wie Menschen, die gerade einen Autounfall überlebt haben, ihn oft zeigen.
Es stellte sich heraus, daß er gerade ein Telefongespräch mit Vatican-Offiziellen, die den Rücktritt des Papstes bestätigten, beendet hatte, er drehte sich zu mir um und sagte "wir müssen los".
Die Wochen die folgten sind verwischt- (außer meiner deutlichen Erinnerung daran, daß Pullella mir noch die Taxifahrt zum Vatican schuldet) aber in der Distanz von 3 Jahren seit diesem historischen Augenblick scheint eine Sache überaus klar.
Während Papst Franziskus zu Recht für seine persönliche Bescheidenheit und Einfachheit gefeiert wird, passierte der Akt größter päpstlicher Demut, den die Welt in den letzten 700 Jahren erlebt hat- und wahrscheinlich für immer- vor 3 Jahren von Benedikt XVI kam.

Sogar dieser Vergleich ist nicht ganz richtig, weil Coelestin sich sowohl der Macht König Charles II von Neapel als auch der seines eigenen Nachfolgers auf dem Papstthron, Bonifaz VIII gegenüber sah, er starb im Gefängnis (eine Fußnote: Benedikt XVI legte während seines Besuchs in Aquila seine Stola über die sterblichen Überreste Papst Coelestins,  was im Rückblick ein klarer Hinweis darauf sein könnte, daß er einen Rücktritt immer erwogen hat)
Benedikt war der erste Papst, der auf seine Macht verzichtete, nicht in den Klauen eines Schismas, fremder Armeen oder innerer Machtkämpfe, sondern eher als Resultat einer ehrlichen Selbstprüfung, die ergab, daß er den Anforderungen des Amtes nicht länge gewachsen war.



Zugegeben, manche Italiener glauben, daß Benedikt zurücktrat wegen des Vatileaks-Skandals, der einige vertrauliche Dokumente, die sein früherer Butler gestohlen hatte, betraf, oder als Ergebnis von Druck seitens einer ruchlosen Insider-Lobby im Vatican, die seine Reinigungsbemühungen nicht wollte.
Benedikt und die, die ihm nahestehen, haben diese Erklärungen immer glaubwürdig zurückgewiesen und auf alle Fälle würden sie seine Entscheidung nicht weniger freiwillig machen.
Trotz Benedikts Ruf eines Erzkonservativen, war das eine zutiefst innovative Tat.
Über die Jahre hatte ich Experten für das Papsttum konsultiert, die fühlten, es sei undenkbar -vom Theologischen gar nicht zu reden- daß ein Papst zurücktritt.
"Mein Gott" sagte einer dieser Experten zu mir " Können Sie sich einen zurückgetretenen Papst vorstellen? Er könnte ja auch der Erzbischof von Canterbury sein"
In Wahrheit wurde die wahre Demut, die Benedikt sein Leben lang -einschließlich seines 8-jährigen Pontifikates- lebte, nicht anerkannt.

Hier ein klassisches Beispiel: 
Kurz nach seiner Wahl zum Papst im März 2013 kehrte der neue Pontifex, Papst Franziskus, in seine Römische Residenz zurück, wo er in den Tagen vor dem Konklave gewohnt hatte, die "Casa del Clero", um seine Tasche selbst zu packen und seine Rechnung selbst zu bezahlen. Diese Episode wurde Teil der "Bescheidener-Papst-Erzählung" die Franziskus seitdem immer umgibt.
Wissen Sie was Papst Benedikt nach seiner Wahl tat?
Er ging in sein Apartment an der Piazza Leonina in Rom zurück, um seine Tasche zu packen, die er dann selbst ins päpstliche Quartier zurücktrug. Sein Apartment war auf einer Etage mit den Wohnungen drei weiterer Kardinäle und als er ging, klingelte Benedikt an ihren Türen und dankte den verwirrten Nonnen, den Haushälterinnen, für ihre gute Nachbarschaft.
(eine Fußnote: mehrere diese Nonnen waren Amerikanerinnen, Mitglieder der "Mercy Sisters of Alma)

Warum wird die Story über Franziskus eine Legende, während die über Benedikt so gut wie vergessen ist?
Weil Benedikt eine schlechte "Erzählung" in sein Pontifikat mitbrachte, während Franziskus das Glück hatte, seine eigene gestalten zu können.
(In Wirklichkeit glauben die, die die Chance hatten mit Benedikt Kontakt zu haben, daß bei keiner öffentlichen Persönlichkeit der modernen Zeit eine dramatischer Diskrepanz zwischen dem öffentlichen Image und der privaten Persönlichkeit besteht
Benedikt wurde als distanziert und autokratisch angesehen, privat erschien er als freundlich, sanft und schüchtern,

Die Geschichte wird Benedikt sicher in einem freundlicheren Licht porträtieren  als zeitgenössische Quellen. In der Zwischenzeit könnten die Kirchenoffiziellen erwägen, den 11. Februar zum Festtag der heiligen Demut zu erklären, weil- ganz gleich was von jetzt ab geschieht,  es sehr unwahrscheinlich ist, daß sie noch ein Beispiel auf gleicher Stufe bekommen werden."

Quelle :John Allen, CRUX

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