Dienstag, 11. Oktober 2016

Karl Martell & die Schlacht von Tours

Fortsetzung

Vorspiel zur Schlacht  

AD 732 war das Umayyaden-Kaliphat eine der mächtigsten Militärmächte der Welt. Sie beherrschten fast das gesamte Spanien und waren bereit zur Expansion. Die Araber besiegten Graf Eudo. einen der fränkischen Heerführer, nicht nur einmal sondern zweimal. Eudo bat Karl Martell um Hilfe. Martell stimmte zu, Eudo zu helfen, unter der Bedingung, daß der ihn, Martell als Oberbefehlshaber anerkannte.

Die Schlacht

Die Schlacht von Tours ist auch als Schlacht von Tours-Poitiers bekannt. Die Gelehrten streiten darüber, wieviele Soldaten wirklich auf dem Schlachtfeld aufeinander trafen.

Die Schätzungen schwanken zwischen 15.000 und 80.000 auf jeder Seite. In der Vergangenheit  neigten die Historiker dazu, die Zahl der Franken zu überschätzen und zu behaupten sie hätten die Schlacht durch eine 4:1 Übermacht gewonnen. Aber jüngere Analysen des Schlachtfeldes zeigen, daß jede Seite ungefähr 30.000 Bewaffnete aufbrachte.


Die Franken-Armee und ihre Verbündeten standen einer Armee von Arabern und Berbern gegenüber, die von Abdul Rahman Al Ghafiqi befehligt wurde.
Die Heere trafen wahrcheinlich am Zusammenfluss der Flüsse Clain und Vienne zwischen Poitiers und Tours aufeinander. (Dieses Schlachtfeld steht jetzt neben dem der römischen Niederlage im Teutoburger Wald auf meiner Sehenswürdigkeitenliste.)

Frank Martell und seine Männer hatten auf alle Fälle den "Heimvorteil". Die Franken waren gut vorbereitet, an die Kälte gewöhnt und besaßen gute Geländekenntnisse. Zusätzlich hatte das Heer Martells den Vorteil, daß es,  koste es, was es wolle, seine Heimat verteidigen mußte.
Abdul Rahmans Heer war schlecht ausgerüstet und auf unbekanntem Territorium. Obwohl die Franken hauptsächlich Fußsoldaten waren. waren sie diszipliniert und gut ausgerüstet. Sie waren keine Teilzeit. oder Sommersoldaten, wie es in der frühmittelalterlichen Gesellschaft üblich war.
Karl Martells Männer wurden "full time"bezahlt und trainiert. Nachdem sie die feindlichen Linien wiederholt durchbrochen hatten, konnten die Franken die Feinde vernichtend schlagen. Abdul Rahman wurde in der Schlacht getötet.




"Und im Schock der Schlacht schienen die Männer des Nordens wie ein unbewegliches Meer. Sie standen fest, einer neben dem anderen und bildeten ein Bollwerk aus Eis und mit starken Schwerthieben schlugen sie die Araber nieder. In einem Ring um ihren Chef vollbrachten die Männer aus Austrasien (Franken) alles. Ihre unermüdlichen Hände trieben ihre Schwerter in die Brust des Feindes." (Übersetzung aus einem mittelalterlichen Arabischen Text)

 

Die Nachwirkungen 

Die Franken besiegten die Araber und die hatten nur die Möglichkeit zum Rückzug. Es war nicht das letzte mal, daß Martell ihnen begegnete. Er nutzte das Wissen, das er in Tours erworben hatte und die Erfahrung seiner Militärveteranen, um den Arabern weitere Niederlagen beizubringen und sie vielleicht für immer aus Europa zu vertreiben. Abdul Rahmans Sohn versuchte eine weitere Invasion, Karl Martell schlug die Araber wieder und drängte sie dauerhaft nach Spanien zurück.
Karl Martell  hat sich so seinen Platz in der Geschichte als Retter der westlichen Zivilisation gesichert. Und er verdiente sich den Namen Martell, der "Hammer".

"Karl war etwas sehr Seltenes in den dunklen Zeiten: ein brillanter Stratege, der gleichzeitig ein taktischer Kommandant par excellence war, fähig im der Hitze des Schlachtgetümmels seine Pläne, den Kräften und Bewegungen seiner Feinde anzupassen- und ihnen erstaunlicherweise wiederholte Niederlagen beizubringen, auch wenn sie- wie in Tours an Männern und Waffen oder wie in Berre und Narbonne, zahlenmäßig an tapferen Kämpfern überlegen waren." 

Die Niederlage der sarazenischen Eindringlinge in fränkisches Gebiet bei Tours (eher Poitiers) 732 AD war ein Wendepunkt der Geschichte. Es ist nicht so, daß die Muslime -wenn siegreich- bis weit in den Norden vorgestoßen wären, aber sie hätten sicher das Südliche Gallien eingenommen und von da aus die schwachen christlichen Kräfte in Italien vernichtet. Es ist sehr schade, daß wir keine wissenschaftlichen Erkenntnisse vom großen Sieg Karl Martells anstatt nur die interessanten aber unzureichenden Geschichten der alten christlichen Chronisten." (Chronik Isidors von Beja)
Der 10. Oktober 732 ist der Tag in der Weltgeschichte, der nicht vergessen werden sollte. Er ist einer der seltenen Momente, wo die Entwicklung der Zivilisation an einem einzigen Ereignis hing und die Zukunft für immer verändert wurde.

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                                     Karolingisches Kreuz  (Foto wikicommons)

Quelle: Ben Brown, Jauntig Jen, klicken       

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