Montag, 18. Juni 2018

A. Gagliarducci zum aktuellen Stand der Bergoglio-Kurienreform

In seiner montäglichen Kolumne befaßt sich A. Gagliarducci  bei Monday in the Vatican heute mit dem aktuellen  Stand der Bergoglio-Kurien-Reform.
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          "PAPST FRANZISKUS, SIND DIE REFORMEN VOLLENDET?"

"Das 25. Treffen des Kardinalsrates endete mit der Veröffentlichung eines "Fortschritt-Berichtes" über die Reformen mit dem Titel einer neuen Apostolischen Konstitution, die die Funktionen und Kompetenzen der Kurienämter regelt. Papst Franziskus kann offensichtlich an diesem Entwurf alle Änderungen vornehmen, die er will. Und am Ende des Prozesses -wenn die neue Konstitution ausgehändigt wird- wird die Kurie ihre endgültige Struktur haben.

Im Fortschritts-Bericht des Kardinalsrates, den das Pessebüro des Hl. Stuhls herausgegeben hat, liest man, daß der "Rat denkt, daß dem vom Papst so oft beschworenen Gradualitätsprinzip folgend,  die Reform schon bei mehr als einer Gelegenheit umgesetzt worden ist."

Diese Passage ist bemerkenswert, weil sie die von Bischof Marcello Semeraro, dem Sekretär des Kardinalsrates, skizzierte "Reform im Gehen" bestätigt, wie sie in zwei verschiedenen Artikeln im italienischen Katholischen Magazin "Il Regno" beschrieben und konkretisiert wird durch die Art, wie diese Veränderungen vorgenommen wurden.

Sicher sieht das Reformprinzip als dynamischer Prozess viele Veränderungen vor und das kann man der Liste von Motu  Proprio und Päpstlichen Unterschriften am Ende des Fortschritts-Berichtes des Kardinalsrates sehen.

Von den 25 Dokumenten, die als Teil der Reform vorgestellt wurden, gehören manche zu einem Reformweg, der unter Benedikt XVI begonnen wurde; andere Dokumente sind Teil des Weges, den Papst Franziskus begonnen und abgebrochen hat, weil die Ergebnisse nicht gut waren;  und andere Dokumente sind Teil konkreter Handlungspläne- namentlich die Schaffung des Wirtschaftssekretariates, des Wirtschaftsrates, des Vaticanischen General-Auditors, des Sekretariates für Kommunikation (jetzt zu einem Dikasterium herabgestuft) und den Dikasterien zur Förderung der Ganzheitlichen Menschlichen Entwicklung und für Laien, Familie und Leben.

Geht man etwas mehr ins Detail, enthält die Liste der Dokumente z.B.  die beiden Handschriften, die die Päpstliche Kommission für die IOR  und die ökonomisch-administrative Organisation des Hl. Stuhls begründet haben. Beide sind aufgelöst worden, als sie nicht mehr gebraucht wurden.





Obwohl einige ihrer Reformvorschläge begrüßt wurden und obwohl einige der Mitglirder dieser Kommissionen im Vatican befördert wurden, ist das wahre Problem mit den Kommissionen, daß ihre Mitglieder meistens über den Hl. Stuhl nachdachten, ohne ihn zu kennen, oder die den Hl. Stuhl als eine Art Privatunternehmen betrachteten.

Am Ende markierte die Ernennung von Professor Vincenzo Buonomo als Berater für den Vatican-Staat das Ende auswärtiger Berater. Professor Buonomo wurde kürzlich als erster Laie zum Rektor der Päpstlichen Lateran-Universität ernannt.

Bei den aufgelisteten finanziellen Reformen ist die Einrichtung des Komitées für die Finanzielle Sicherheit bemerkenswert, die "das IOR und alle vaticanischen Wirtschaftssysteme zur regulären Annahme und völligen Erfüllung aller Standards für internationale Transparenz-Gesetze bringen soll".
Diese Reform jedoch war bereits unter Benedikt XVI begonnen worden und ist Teil eines freiwilligen Weges, der auch vom Rat des Europäischen MONEYVAL-Komitée positiv bewertet wurde.

Dieser Reform-Weg beinhaltet auch die Konsolidierung sowohl der Vaticanischen-Überwachungs-Autorität als auch des neuen Strafrechtskodex´ des Vatican-Staates, der von Papst Franziskus am Ende eines langen Reformprozesses unterschrieben wurde.

Alle diese Gesetze und Vorkehrungen sind Teil der Reformliste. Das bedeutet, daß es da schon eine Welt gab, die sich schon in eine bestimmte Richtung bewegte, bevor Papst Franziskus gewählt wurde.

Dann gibt es Reformen, die ganz von Papst Franzikus kommen. Die ersten Reformen haben einen wirtschaftlichen Fokus, während andere eine eher strukturelle Wirkung haben.

Mit dem motu proprio "Fidelis Dispensator et Prudens" hat Papst Franziskus die große Wirtschaftsreform gestartet. Im Juli 2014 wurde die ordentliche Abteilung der Verwaltung des Patrimoniums des Apostolischen Stuhls in das neugeschaffene Wirtschaftssekretariat versetzt.

In der Praxis wurde so ein neues "Superministerium" für Wirtschaft und Finanzen geschaffen, um die Präfektur für die Wirtschaftsangelegenheiten des Hl. Stuhls zu ersetzen, das aber immer noch arbeitet. Die Präfektur war bereits von Benedikt XVI reformiert worden und sollte als Finanzministerium agieren.

Dennoch brauchte die große Reform der vaticanischen Wirtschaftsabteilung eine Anpassung, in die Tat umgesetzt durch die Promulgierung des motu proprio "The Temporal Goods" am 4. Juli 2016.
Der Fortschritts-Bericht des Kardinalsrates erklärt, daß die Anpassung sein mußte, weil es "als von maximaler Wichtigkeit betrachtet wurde, daß die kontrollierenden Körperschaften von den kontrollierten getrennt sind, " und aus diesem Grund : "die Kompetenzgebiete des Wirtschaftssekretariates und der Verwaltung des Apostoischen Stuhls besser umschrieben werden." 

Alle diese Daten zeigen, daß Schritte vorwärts gemacht worden sind und daß am Ende die Wirtschaftsstruktur auf eine Weise geformt worden ist, die dem Ausgangspunkt ähnlicher ist.

Was die anderen Reformen angeht, wurden das Dikasterium zur Förderung der ganheitlichen menschlichen Entwicklung und das Dikasterium für Laien, Familie und Leben eingerichtet, ebenso wie das Päpstliche Theologische Institut Johannes Paul II für Studien über Ehe und Familie.

Diese letzteren Reformen entsprechen der Notwendigkeit einer besseren Koordinierung zwischen den Dikasterien und einer Art neuer Mentalität bei der Diskussion von Kernthemen, immer konsistent mit den traditionellen Sorgenthemen der Katholischen Kirche.

Papst Franziskus betont diesen neuen Angang in seiner letzten Exhortation "Gaudete et Exsultate".
In der Exhortation hat er eine weitergehende Vision bei den Kernthemen gefordert und auf alle Aspekte des Kirchenlebens zu schauen. Das schien vielen eine Revovlution zu sein. De facto stand auch dieser Aufruf in Kontinuität mit der Vergangenheit.

Wenn es irgendeine wirkliche Reform gibt, dann ist es die Dezentralisierung der Kompetenzen, die die Gründe für Ehe-Annuliierungen und die Übersetzung liturgischer Texte betrifft.
Dezentralisierung war eines der Hauptthemen von Evangelii Gaudium, Papst Franziskus´ erster Exhortation. 

Unter den Reformen war die Einrichtung der Dritten Abteilung des Staatssekretariates für die pastorale Betreuung des Diplomatischen Corps und das motu proprio "Learning to take a leave", das am Ende die Korrektur war,um das was zuvor von Papst Franziskus entschieden worden war durch ein päpstliches Reskript zu Beginn des Pontifikates durchzuführen, als er Bischöfe und Kurien-Mitarbeiter ermutigte, im Alter von 75 Jahren zurückzutreten. Sogar in diesem Fall machte der papst einige Verbesserungen.

Am Ende werden alle diese Reforme in  "Praedicate Evangelium", der neuen Apostolischen Konstitution zusammengefaßt. Das zeigt an, daß der Weg der Reformen generell beendet ist und daß es nur noch einige weitere Anpassungen geben wird.

Um es allgemein auszudrücken: der Vorwärtsschub der Reformen scheint im 5. Jahr des Pontifikates erschöpft zu sein.  Papst Franziskus wird jedoch mit seiner realen Reform fortfahren, der des Profils der Bischöfe. Es ist kein Zufall, daß das nächste Konsistorium, das den Augenblick markieren wird, in dem die Mehrheit des Kardinalskollegiums von Papst Franziskus kreiert worden sind, am 28. Juni stattfindet, genau dem 30. Jahrestag von "Pastor Bonus", der Apostolischen Konstitution, die die Kurie bisher reguliert hat."

Quelle: Monday in the Vatican, A. Gagliarducci

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