Freitag, 14. September 2018

"De Mattei: Die Kirche und die Männer der Kirche"

Roberto de Mattei hat sich bei Rorate Caeli Gedanken über die aktuelle Kirchen-Krise gemacht und weist darauf hin, daß man zwischen der Kirche des Herrn und den Menschen in der Kirche differenzieren muß. Hier geht´s zum Original:  klicken

"DE MATTEI: DIE KIRCHE UND DIE MÄNNER DER KIRCHE"


"Die mutige Aufdeckung des Kirchenskandals durch Erzbischof Carlo Maria Viganò hat die Zustimmung vieler gefunden aber auch das Mißfallen anderer, die überzeugt sind, daß alles, was Vertreter der Kirche diskreditiert durch Schweigen verdeckt werden sollte.
Dieser Wunsch die Kirche zu schützen ist verständlich, wenn der Skandal eine Ausnahme ist, Es gibt die Gefaht des Verallgemeinerns-indem man das Verhalten weniger auf alle überträgt. 
Ganz anders liegt der Fall, wenn Unmoral die Regel oder zumindest als Norm eine weitverbreitete Lebensweise ist. In diesem Fall ist die öffentliche Denunzierung der erste Schritt zur notwendigen Reform der "Moral". Das Schweigen zu brechen ist Teil der Pflichten eines Hirten, wie der Hl. Gregor der Große mahnt: "Was ist die Angst des Hirten, die Wahrheit festzustellen, wenn nicht mit seinem Schweigen dem Feind den Rücken zuzuwenden. Wenn er dagegen kämpft , um seine Herde zu verteidigen, baut er eine Festung für das Haus Israel gegen seine Feinde. Deshalb ermahnt der Herr durch den Mund Jesajahs:  "Rufe aus vollem Hals, halte nicht zurück! Erhebe deine Stimme wie eine Trompete" (Jes 58,1) 

Zu Beginn eines schuldigen Schweigens gibt es oft einen Mangel an Differenzierung zwischen der Kirche und den Menschen der Kirche, seien sie einfache Laien, Bischöfe, Kardinäle oder Päpste. Einer der Gründe für diese Verwirrung ist genau die Prominenz der in die Skandale verwickelten Autoritäten. Je größer ihre Würde, umso eher die Tendenz, sie mit der Kirche zu identifizieren,  undifferenziert dem einen und dem anderen Gutes und Böses zuzuschreiben. In Wirklichkeit ist das Gute die einzige Aufgabe der Kirche, während das Böse auf die Menschen zurückzuführen ist, die sie repräsentieren.
Deshalb kann die Kirche nicht als sündig definiert werden: "Sie" - schreibt Pater Roger T.Calmel, OP (1920-1998) -"bittet den Herrn um Vergebung nicht für Sünden, die sie  begangen hat, sondern für Sünden, die ihre Kinder begangen haben, insofern sie nicht auf sie als ihre Mutter hören." (Breve apologia della Chiesa di sempre. Editrice Ichtys, Albano Laziale, 2007, S. 91)

Alle Mitglieder der Kirche -ob im lehrenden oder dem lernenden Teil- sind Menschen mit ihrer eigenen Natur, verwundet durch die Ursünde. Weder macht die Taufe die Gläubigen fehlerlos, noch die Heiligen Weihen die Mitglieder der Hierarchie. Der Papst selbst kann sündigen und dem Irrtum verfallen, außer bei dem, was unter das Charisma der Unfehlbarkeit fällt.




Es muß außerdem gesagt werden, daß die Gläubigen nicht die Kirche bilden, wie das in meschlichen Gesellschaften ist- geschaffen von den Mitgliedern, geformt und sofort aufgelöst, wenn sie sich trennen. Zu sagen "Wir sind Kirche" ist falsch, weil die Zugehörigkeit zur Kirche der Getauften nicht ihrem Willen entspricht: es ist Christus selber, der uns einlädt, zu seiner Herde zu gehören, indem er jedem gegenüber wiederholt: "Nicht ihr habt mich gewählt, aber ich habe euch gewählt."(Joh.15,16) Die von Jesus Christus gegründete Kirche hat eine menschlich-göttliche Verfassung: menschlich weil sie eine materielle, passive Komponente hat- bestehend aus allen Gläubigen, sowohl des Klerus als auch der Laien; übernatürlich und göttlich wegen ihrer Seele. 
Jesus Christus, ihr Haupt, ist ihr Begründer und der Hl.Geist ist ihr übernatürlicher Propeller.

Deshalb ist die Kirche nicht heilig wegen der Heiligkeit ihrer Mitglieder, sondern ihre Mitglieder sind heilig, dank Jesus Christus, der sie leitet und des Hl. Geistes, der ihr Leben gibt. Von ihnen  kommt alle Gute, das heißt alles was "wahr, edel, gerecht, rein, liebenswert, ehrwürdig und lobenswert ist" (Phil 4,8) Und von den Menschen der Kirche kommt all das Böse: Störungen, Skandale, Machtmißbauch, Gewalt, Ungereimtheiten und Sakrileg.

"Deshalb- schreibt der Theologe Enrico Zoffoli (1915- 1996), der diesem Thema viele feine Seiten gewidmet hat, -"haben wir kein Interesse daran, die Fehler schlechter Christen zu vertuschen, unwürdiger, feiger, linkischer, unehrlicher und arroganter Priester zu vertuschen.
die Absicht, die causa zu verteidigen und ihre Verantwortung abzumildern, wäre naiv und nutzlos- und zugleich eine Minimierung ihrer Fehler, wenn man einen Rückgriff auf historische Kontexte und Einzelfälle hat, um dann alles zu erklären und zu verurteilen." (Chiesa e uomini di Chiesa, Edizione Segno, Udine 1994, S.41)

Heute gibt es großen Schmutz in der Kirche, wie der damalige Kardinal Ratzinger während des Kreuzweges am Karfreitag 2005 sagte, der seiner Wahl zum Papst voranging. "Wieviel Schmutz ist da in der Kirche und sogar unter denen, die als Priester, ganz zu IHM! gehören sollten."

Msgr. Carlo Maria Viganòs Zeugnis ist lobenswert, weil er indem 
 er Licht in diesen Schmutz bringt, das Werk der Reinigung der Kirche dringender macht. Es muß klar gemacht werden, daß das Verhalten unwürdiger Bischöfe oder Priester nicht durch Dogmen oder Moral der Kirche inspiriert wird, sondern ihren Verrat bedeutet, der die Verleugnung des Gesetzes des Evangeliums repräsentiert.
Die Welt, die die Kirche wegen ihrer Fehler anklagt. klagt sie der Übertretung einer moralischen Ordnung an; 
Aber im Namen welchen Gesetzes und welcher Lehre will die Welt die Kirche anklagen?

Die von der modernen Welt bekundete Glaube ist der Relativismus, dergestalt, daß es keine absolute Wahrheit gibt und das einzige Gesetz des Menschen ist- keine Gesetze zu haben; die praktische Konsequenz daraus ist Hedonismus, nach dem die einzig mögliche Form von Glück die Erfüllung der eigenen Wünsche und Befriedigung der eigenen Instinkte ist.

Wie kann die Welt, so ohne Prinzipien wie sie ist, die Kirche richten und verurteilen? Die Kirche hat das Recht und die Pflicht die Welt zu richten, weil sie eine absolute und unwandelbare Doktrin hat.
Die moderne Welt- Kind der der Prinzipien der Französischen Revolution- hat sich in Übereinstimmung mit den Ideen des Libertins Marquis de Sade (1740-1814) entwickelt: freie Liebe, freie Blasphemie, totale Freiheit, jede Bastion des Glaubens und der Moral zu zerstören- wie in den Tagen der Französischen Revolution,  als die Bastille, in der de Sade Gefangener war, zerstört wurde. 
Das Ergebnis all dessen ist die Auflösung der Moralität, die die Grundlagen der Zivilgesellschaft zerstört hat und in den letzten zwei Jahrhunderten die dunkelste Zeit der Geschichte geschaffen hat.

Das Leben der Kirche ist auch eine Geschichte von Verrat, Fehlern, Apostasien und unzureichender Beziehung zur Göttlichen Gnade. Aber diese tragische Schwäche geht mit außerordentlichem Glauben einher: selbst die schrecklichsten Abstürze irgendeines Mitglieds der Kirche sind verwoben mit  dem Heldentum und der Tugend vieler anderer ihrer Kinder.

Ein Fluss von Heiligkeit strömt aus der Seite Christi und fließt durch die Jahrhunderte: die Märtyrer, die den wilden Tieren im Kolosseum gegenüber stehen; die Eremiten, die die Welt verlassen, um ein Leben der Buße zu führen; die Missionare, die an die Enden der Welt gehen; die unerschrockenen Bekenner des Glaubens, die Schismen und Häresien bekämpfen, die komtemplativen Ordensleute, die die Verteidiger der Kirche und der Christlichen Zivilisation mt ihrem Gebete unterstützen; alle die, die auf verschiedenen Wegen ihr Leben dem Göttlichen angepaßt haben. Die Hl. Theresa vom Kinde Jesu wollte alle dies Berufungen in einem höchsten Akt der Liebe zu Gott zusammenfassen.

Die Heiligen unterschieden sich voneinander, aber sie alle teilen sich in die Vereinigung mit Gott, die niemals nachläßt und das so tut, daß die Kirche bevor sie die Eine, Katholische und Apostolische ist-zuerst die ganz und gar Heilige ist. Die Heiligkeit der Kirche hängt nicht von der Heiligkeits ihrer Kinder ab; sie ist ontologisch- angesichts dessen, daß sie mit ihrer wahren Natur verbunden ist.

Damit die Kirche heilig genannt werden kann, ist es nicht nötig, daß alle ihre Kinder ein heiligmäßiges Leben führen, es genügt, daß ein  Teil, sogar nur ein kleiner Teil- Dank des lebendigen Strömens des Hl. Geistes- dem Gesetz des Evangeliums während Zeiten der Prüfung heroisch treu bleibt."

Quelle: R.de Mattei, Rorate Caeli





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