Montag, 24. September 2018

Kardinal Zen spricht Klartext über die China-Politik des Hl. Stuhls

Marco Tosatti kommentiert bei Stilum Curiae das gerade erschienene Buch von Kardinal Joseph Zen zur Lage der Katholischen Kirche in der kommunistischen Volksrepublik China. Dabei geht er mit Kardinalstaatssekretär Parolin und seiner China-Politik äußerst kritisch ins Gericht, er läßt praktisch kein gutes Haar an ihm.
Hier geht´s zum Original: klicken

"AUS LIEBE ZU MEINEM VOLK WERDE ICH NICHT SCHWEIGEN. EIN BUCH VON KARDINAL JOSEPH ZEN ZU ZEITEN DES GEHEIMABKOMMENS."

Es ist in Italienisch erschienen, gerade als Peking und der Hl. Stuhl ein provisorisches, geheimes Abkommen zur Ernennung der Bischöfe ankündigten, - ein Buch von Kardinal Joseph Zen "Aus Liebe zu meinem Volk werde ich nicht schweigen"

Ein Text der seine große Liebe zur Kirche zeugt, ein dramatischer Text. Dramatisch, weil er das tiefe Nichtverstehen ans Licht bringt, der den Weg der Versöhnung zwischen Katholischer Kirche und der kommunistischen Regierung Chinas begleitet. Ein Weg, der nach Kardinal Zen, Chinese und profunder Kenner Chinas, die Gefahr birgt, sich in einen Fehlschlag zu verwandeln- Dank eines bevorstehenden Abkommens -das enorm zu Ungunsten der Katholischen Kirche gehen und die Mitglieder der Untergrundkirche bestrafen würde, die nicht zugestimmt haben, in die offiziellen Organisationen einzutreten, die ihre Trreue zum Apostolischen Stuhl teuer bezahlen mußten.

In einem Augenblick, in dem die religiöse Verfolgung zunimmt und der Schraubstock um die Religionsfreiheit in China immer enger wird, fragt man sich, ob es vernünftig ist, ein Abkommen zu schließen, das für die Evangelisierung- nach dem bißchen was man weiß -auch wenn es nicht zu Indifferenz führen kann- nicht wirklich , vorteilhaft ist. Wenn man am Jahrestag des Briefes an die Katholischen Chinesen von Benedikt XVI nachdenkt, läßt uns Kardinal Zen die Strategie der Katholischen Kirche gegenüber China in den letzten Jahrzehnten sehen, eine Strategie mit erleuchteten Augenblicken aber auch einigen Fehlschlägen, mit Klarheit von einem direkten Zeugen der Ereignisse bezeugt.

Wir geben einige Passagen wieder: "Als Papst Benedikt mich zum Kardinal machte, habe ich verstanden, daß er wollte, daß ich ihm bei der Kirche in China helfen sollte, aber um eine Bestätigung dafür zu bekommen, bat ich im September um eine Audienz.

Nachdem ich diese Bestätigung erhalten hatte, hielt ich es für nötig, den neuen Präfekten der Kongregation für die Evangelisierung zu informieren. Als er mich sah, sagte er zu mir: "Reg dich nicht auf, der Herr hat seine Zeit". 
Ich antwortete: „Ja, der Herr hat seine Zeit, aber wir können auch ungeduldig werden, es sind schon so viele Jahre ...“ Ich gestand ihm,  daß ich 44 Psalm liebe[43], den wir Priester alle zwei Wochen im Brevier rezitieren. 
Der Psalm endet : "Herr, wach auf! Schlaf nicht mehr! Willst du uns für immer vergessen? "
Er antwortete: "Kardinal Zen, vergiss nicht, daß sogar die Kommunisten unsere Brüder sind; Unser Herr starb auch für sie am Kreuz ". 
Und ich: "Eminenz, glaubst du, ich glaube nicht, was du sagst? Die Kommunisten sind meine Brüder, aber auch die Bischöfe, die sie ins Gefängnis stecken, sind meine Brüder, auf welcher Seit soll ich sein?"
Er beendete das Gespräch mit den Worten:" Es gibt so viele Dinge, die wir tun können und du nicht." Kurz gesagt, er wollte mich draussen haben. Meine Antwort war: "Ja, Sie haben die Möglichkeit, viele Fehler zu machen, wir es nicht. "




Und dieser Ausschnitt bezieht sich auf die Ernennung von Msgr. Pietro Parolin zum Staatssekretär : "Ich gehörte auch zu denen, die seiner Nominierung applaudiert haben. Aber zu meiner schmerzlichen Überraschung, hat er sich schnell als arrogant und tyrannisch herausgestellt, der den (weltlichen) diplomatischen Erfolg dem Triumph des Glaubens vorzieht.

Meine erste Überraschung war als er in seiner Gedenkrede an seinen Lehrer Casaroli die Helden des Glaubens beschrieb (Kardinal Wyszynski, Kardinal Mindszenty und Kardinal Beran- auch ohne sie zu nennen) als "Gladiatoren, Leute, die systematisch der Regierung Widerstand leisteten, Leute, die sich auf der politischen Bühne sehen lassen wollten" !? Aber diese Mißachtung dieser Helden heißt, den Glauben zu mißachten! 

Die nächste Überraschung kam, als er listig die Kommission für die Kirche in China verschwinden ließ und die Tradition der guten diplomatischen Sitten des Hl. Stuhls, auch wenn er die schlimmsten Dinge tat, aufgab. Offensichtlich hatte er keine Geduld mehr, meiner abweichenden Stimme zuzuhören. 

Dann folgte der subtile Weg, sich der Stimme von Savio Hons zu entledigen, ihn aus Rom wegzuschicken, ihn aber dennoch an der Leine zu halten und ihn vom Staatssekretariat abhängig zu machen. 

Was mich am meisten beunruhigt, ist sein Mangel an Respekt vor der Wahrheit. Intelligent wie er ist, können diese Sophismen und Halbwahrheiten nur (halbe Zitate) nur vorsätzliche Lügen sein. 


Nachdem er mich und Savio losgeworden ist, hat Kardinal Parolin das ganze Feld offen für sich, ohne Hindernisse. Er drängt Papst Franziskus auf die Schräge seines Optimismus. Aber Parolin kennt das schreckliche Gesicht des  chinesischen Kommunismus´ sehr gut. Warum verbirgt er die Wahrheit vor dem Papst?

Gegen Ende des Buches stellt der Kardinal fest: 

"Die Herren des Vatikans erklären nicht, daß der Zweck einer Vereinbarung darin besteht, die Evangelisierung der großen Nation zu fördern? Sie sollten sich daran erinnern, daß die kommunistische Macht nicht ewig ist! Wenn sie sich heute hinter das Regime stellt, wird unsere Kirche morgen für den Wiederaufbau des neuen China nicht willkommen sein. 
Im Moment sieht die ganze Welt eine schreckliche Verschlechterung der Religionsfreiheit in China. Gibt es Hoffnung auf eine Einigung mit dieser Regierung? Wenn ich sage, es ist fast so, als würde ich hoffen, daß der heilige Josef etwas aus dem Dialog mit Herodes herausholen kann, ist das kein Witz. Was sollen wir also tun?

Kehren Sie zum Brief von Papst Benedikt zurück, an dessen Anfang er den Herrn bittet, ihn "seinen Wissen vollständig erkennen zu lassen ...uns mit aller Kraft zu stärken gemäß seiner glorreichen  Kraft, um in allem stark und geduldig sein zu können" (Anfang des Briefes an die Kolosser)

Ein Text, der eine große Liebe zur Kirche und den Päpsten zeigt, aber auch ein großes Bedürfnis nach Wahrheit. Wenn man verstehen will, was zwischen Vatican und China passiert, darf man nicht versäumen, es zu lesen. 

Kardinal Joseph Zen (1932), Salesianer, hat viele Jahre lang in den Seminaren in China gelehrt. Von 2002- 2009 Bischof von Hong Kong, wurde er 2006 von Papst Benedikt XVI zum Kardinal kreiert.
Er war eine der meistgehörten und geschätztesten Stimmen, die die Situation der Religion in China anprangerten.
(.....)

Quelle: Stilum Curiae, M.Tosatti

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