Sonntag, 23. Dezember 2018

Marco Tosatti zum Skandal der Diözese Gurk-Klagenfurth

Marco Tosatti kommentiert für La Nuova Bussola Quotidiana den Skandal der Diözese Gurk-Klagenfurth rund um Bischof Schwarz.
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"DER BISCHOF MIT DER GELIEBTEN, PROTEGÉ SCHÖNBORNS"

"Das Kapitel der Diözese veröffentlicht den Bericht über den wirtschaftlichen und moralischen Zusammenbruch der Diözese Gurk-Klagenfurt unter Bischof Schwarz: Finanzskandale und sogar Sexskandale mit der bestätigten Anwesenheit einer Geliebten des in der Verwaltung sehr aktiven Prälaten. Eine Situation, die seit 2008 bekannt ist und von der auch Kardinal Schönborn nicht unberührt blieb.
Der Vatican hatte-aus geheimnisvollen Gründen- es gibt Leute, die darin das Kartenspiel Kardinal Schönborns sehen- aus Gründen, die wir später sehen werden- die Veröffentlichung eines Berichts über Korruption und Finanzkatastrophen der Diözese Gurk-Klagenfurt verboten. Aber das Kapitel der Kathedrale unter der Leitung von Msgr. Guggenberger hat sich entschlossen, das Veto nicht zu beachten, und hat den Bericht veröffentlicht, der ein sehr schlechtes Licht auf die 17-jährige Geschäftsführung des Bischofs Alois Schwarz wirft, der vor einigen Monaten in die Diözese St. Pölten versetzt wurde.
Gemäß dem, was Personen, die die Wirklichkeit der Österreichischen Kirche kennen behaupten, steht Msgr. Schwarz dem Wiener Kardinal Christoph Schönborn nahe.
Msgr. Guggenberger bekräftigt nun, daß sowohl Schönborn als auch die österreichische Bischofskonferenz seit 2008 über die Lage in Gurk Bescheid wissen. Guggenberger erklärte auch öffentlich, daß Bischof Schwarz einer Frau erlaubte, "dem Ruf des Bischofsamtes und der Kirche in Kärnten zu schaden: "So wurde er von seinen Priestern im Rahmen der Verpflichtung, im Zölibat zu leben, erpressbar". Wie von der österreichischen katholischen Nachrichten-Website Kath.net am 18. Dezember berichtet wurde, hat Msgr. Engelbert Guggenberger, der vorläufige Verwalter der Diözese Gurk-Klagenfurt, den Bericht über den finanziellen und moralischen Status der Diözese nach dem Ausscheiden von Bischof Schwarz veröffentlicht. Aus dem Bericht geht hervor, daß er als Mitglied des Kapitels in der Kathedrale von Gurk und nicht als Diözesanverwalter tätig war. Guggenberger hat auf diese Weise möglicherweise versucht, eine kürzlich erfolgte Anordnung der Bischofskongregation angeführt von Kardinal Marc Ouellet, zu umgehen, der die Diözese gebeten hatte, den Bericht nicht zu veröffentlichen, sondern ihn lieber nach Rom zu schicken. Es wird gesagt, daß Kardinal Christoph Schönborn Druck ausgeübt hat, damit das Dokument nicht veröffentlicht wird.
Der Bericht beschreibt ein "System des Bischofs Schwarz´", einer Vertrauensperson des Bischofs - einer Frau - der eine Führungsrolle zugewiesen wurde, die sie missbraucht hätte, was wiederum der Diözese erheblichen moralischen und finanziellen Schaden zufügte. Bischof Schwarz hat nun von der Diözese eine Aufforderung zur Rückzahlung der bisherigen Schulden erhalten. Und auch Kardinal Schönborn wusste -gemeinsam mit anderen, wie Guggenberger enthüllt, -seit 2008 alles darüber. Schwarz hat zu seiner Verteidigung weitgehend den Bericht zitiert, der- nach Rom -geheim bleiben sollte. Auf diese Weise gab er dem Domkapitel einen Grund, die Bitte des Vatikans zu ignorieren. Guggenberger sagt: "Der Bischof von St. Pölten [Alois Schwarz] zitiert ausführlich den ursprünglichen Bericht und erklärt entgegen dem Sachverhalt, daß der Bericht ihn von der Anklage wegen Missmanagements des Bistumsbesitzes freigesprochen habe und daß sein Verhalten mit dem Kirchengesetz konform war ". Aus diesem Grund musste der Bericht veröffentlicht werden, um eine "ergänzende Präsentation" zu ermöglichen. Die Menschen würden es schwer verstehen, "wenn diese einseitige und fehlerhafte Darstellung [von Schwarz] unangefochten bleiben sollte". Außerdem war es das "Gewissen", das das Kapitel der Kathedrale leitete, das Dokument der Öffentlichkeit zugänglich zu machen: "Die Wahrheit wird dich befreien", erinnert Guggenberger. Guggenberger behauptet, daß es "massive öffentliche Vorwürfe über seine Führung [von Schwarz] und seine persönliche Lebensweise" gibt. Die Liste beinhaltet die "Art des Leitens und Kommunizierens", seine persönliche Entourage, die viel Klatsch und viel Gerede verursacht haben. "Die Rekrutierung eines ehemaligen Geheimdienstagenten"; sowie "eine negative Arbeitsatmosphäre" haben Probleme in der Diözese in Kärnten verursacht. Die Diözese Gurk-Klagenfurt ist die reichste Diözese Österreichs und hat, wie der Abschlussbericht der Kommission zeigt, in den letzten zwei Jahren massive Verluste erlitten, wobei 2017 ein Verlust von 1,9 Millionen Euro zu verzeichnen war.


"Die erhobenen Vorwürfe waren zu ernst und zu bekannt", sagte Guggenberger, und wegen der kürzlichen Entscheidung des Vatikans, die Diözese anzuweisen, die Ergebnisse der Kommission nicht zu veröffentlichen, "waren viele- nicht nur Katholiken in Kärnten-, sondern im ganzen Land  empört." "Wir erhielten täglich unzählige Anrufe, SMS, e- Mails und Briefe." Die meisten Menschen haben ihre Unterstützung für die Versuche der Diözese geäußert, die Dinge zu klären ", sagte er." "Viele haben gedroht, die Kirche zu verlassen, wenn die Ergebnisse des Abschlussberichts nicht in Kürze veröffentlicht wurden. "Viele Menschen kontaktierten auch Kardinal Schönborn und den Vatikan, um "um Transparenz zu bitten ".

Guggenberger stellt klar, daß die Ergebnisse der Diözesanbeziehung das Ergebnis der Arbeit einer Diözesan-Arbeitsgruppe und unabhängiger Experten sind. Er erklärt auch, daß Erstattungsanträge an Bischof Schwarz für finanzielle Schäden an der Diözese gerichtet wurden.

Im Abschlussbericht heißt es, daß die Diözese in den letzten Jahren erhebliche finanzielle Verluste erlitten hat, insbesondere unter der Leitung von Frau Andrea Enzinger, mit der Bischof Schwarz angeblich eine unangemessene enge Beziehung pflegte. Er hatte sie zur Leiterin des St. Georgen Erziehungs-Zentrums ernannt, das über ein Hotel und ein Konferenzzentrum verfügt. Dem Bericht zufolge sind unter seiner Führung die Finanzen zusammengebrochen, es wurden zu teure Bauprojekte in Angriff genommen, die Personalkosten sind gestiegen und die Mitarbeiter haben ihren Arbeitsplatz gekündigt oder wurden aus ihren Positionen vertrieben.

Der Schlüssel zu diesem "System des Bischofs Schwarz", so der Bericht - der auch auf vielen persönlichen Interviews mit Diözesanmitarbeitern beruht - ist das Verhältnis zwischen Bischof Schwarz und Frau Enzinger: "mit dem Wissen und der Unterstützung von Bischof Dr. Alois Schwarz, hat Andrea Enzinger die Diözese Gurk als Bühne für ihre persönlichen Interessen missbraucht und durch ihre Taten den Ruf des Bischofsamtes und der Kirche in Kärnten beschädigt. "Enzinger wurde erst entlassen, als Bischof Schwarz die Diözese verlassen hat. 

In dem Bericht heißt es auch, Bischof Schwarz habe gegen das Kirchenrecht verstoßen, indem er eine Finanzkommission aufgelöst habe - die, wie es das Kirchenrecht vorschreibt und verlangt -, bestimmte finanzielle Entscheidungen des Bischofs überwachen soll. "Die Diözese Gurk hatte keine Kontrollinstanz", heißt es in dem Text.

Msgr. Guggenberger fügte in seiner obenerwähnten Pressemitteilung hinzu, daß "die Beziehung des Bischofs mit der ehemaligen Leiterin des St. Georgen Erziehungszentrum bis heute eine Ursache vieler Gerüchte, Klatsch und Spekulation ist". Eine in Klagenfurt lebende Quelle sagt, daß zum Beispiel Schwarz´ Auto oft abends vor dem Haus von Frau Enzingers geparkt wurde. Beide gingen oft offen in der Stadt einkaufen, und jeder konnte sie sehen. Es wird auch gesagt, daß sie zusammen nach Wien gereist sind und in einer Wohnung der Diözese Gurk wohnten.

"Bischof Schwarz", fährt Guggenberger fort, "wurde durch dieses Abhängigkeitsverhältnis von den Stimmungen seiner Vertrauten geleitet und gelenkt", mit "schweren Schäden" für das Bischofsamt und für die Kirche. Viele Diözesanpriester und Angestellte seien "sehr besorgt" über diese Situation. Der Diözesanadministrator stellt auch klar, daß viele Menschen jahrelang versucht haben, mit Bischof Schwarz darüber zu sprechen.

"Die für die Kirche verantwortlichen Autoritäten", bekräftigt er, "das heißt die Nuntiatur in Wien und damit die römischen Behörden - auch Kardinal Schönborn, sowie die verschiedenen Salzburger Metropolitanbischöfe [früher Alois Kothgasser, später Franz Lackner] waren seit Jahren über die Auswirkungen des "Systems des Bischofs Schwarz" informiert. Die österreichische Bischofskonferenz [unter Leitung von Schönborn] kannte spätestens seit 2008 die Verhältnisse der Kärntner Kirche. "

Insbesondere erwähnt Guggenberger den Erzbischof Kothgasser von Salzburg, der im Auftrag der österreichischen Bischofskonferenz die Angelegenheit in Kärnten besprach. "Allerdings", schlussfolgert Guggenberger, "haben sich die beschriebenen Umstände seit 2008 nicht geändert, im Gegenteil, der Bischof wurde aufgrund seines Lebensstils in der Ausübung seines Amtes zunehmend behindert, weil er von den Priestern in der Schweiz erpresst wurde- im Zusammenhang mit der Verpflichtung, im Zölibat zu leben. "Einmal stellte Schwarz sogar einen ehemaligen österreichischen Geheimdienstler an, um einige anonyme Briefe seiner Mitarbeiter zu untersuchen."

Schwarz lehnte es ab, nach der Veröffentlichung des Berichts Erklärungen abzugeben. Kardinal Schönborn lobte Schwarz erneut, als er im Juli 2018 in seiner neuen Diözese St. Pölten sein Amt antrat. "Ich denke, es ist eine sehr gute Wahl für St. Pölten", schloss Kardinal Schönborn.

Mir scheint, daß wir eine letzte Bemerkung machen können. Das Verhalten des Domkapitels, das Roms Forderung ablehnte, einen offensichtlich für die Kirche schädlichen Skandal zu verschweigen, ist interessant und verdienstvoll. Es ist interessant zu beobachten - in dieser Zeit, in der die meisten Skandale der Geistlichkeit Implikationen und homosexuelle Ursprünge haben -, daß die Person, die an dem Fall von Bischof Schwarz beteiligt war, eine Frau war. Es bleibt zu verstehen, warum der Vatikan einen Skandal verschweigen wollte, der für alle sichtbar war. Freundschaften auf hoher Ebene?"

Quelle: LNBQ,  M. Tosatti


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