Donnerstag, 27. Dezember 2018

Wie geht es mit der Vatican-Kommunikation weiter?

Mit dem aktuellen Stand der Dinge und der Frage, wie es weitergeht, befaßt sich A. Gagliarducci in seiner montäglichen Kolumne in "Monday in the Vatican."
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 "PAPST FRANZISKUS - WIE ENTWICKLT SICH DIE VATICAN-KOMMUNIKATION?"
Die Ernennung von Andrea Tornielli zum Kommunikationsdirektor und von Andrea Monda zum Herausgeber des Osservatore Romano markiert den Augenblick in dem Papst Franziskus´ Reform der Kommunikation ihre endgültige Form anzunehmen beginnt. 
Gleichtzeitig ist es auch der Augenblick, in dem eine neue Art die Dinge zu handhaben beginnt.

Das kann man an dem erkennen, was Paolo Ruffini. Präfekt des Kommunikationsdikasteriums, sagte, als er die Ernennung von Andrea Tornielli bekannt gab. Mit Tornielli -sagte Ruffini- "die Editions-Direktion (der die  Aufgabe hat, die Vatican-Medien zu koordinieren) eine sichere, maßgebende und langfristige Leitung haben wird- im  Bewußtsein der großem Geschichte hinter den Vatican-Medien und einer Zukunft, die gemeinsam aufgebaut werden soll- nicht sofort- wenn es nur keine Angst davor gibt."

Die Tatsache, daß die Zukunft nicht sofort (plötzlich) gebaut wird, beinhaltet jede Art von Narrativ einer tiefgreifenden Veränderung in der Vatican-Kommunikation, die in kurzer Zeit ausgeführt werden kann. Nach mehreren Diskussionen darüber, wie sich die Reform der Vatican-Kommunikation durchgeführt werden sollte,  nachdem eine Kommission und ein Komitee ihre Vorschläge vorgebracht hatten, fuhr das Kommunikations-Sekretariat - so war der ursprüngliche Name- mit Versuch und Irrtum fort.

Der größte Teil der Aufmerksamkeit lag auf dem Video, das darauf zielt, das Image von Papst Franziskus´ zu betonen. Auf diesem Weg ging die Marke "Radio Vatican" zum Teil verloren, die Mittel-und Kurzwellen-Sender wurden ohne jede vorherige Diskussion geschlossen.





Jetzt scheint es eine neue Vorgehensweise zu geben. Andrea Torniellis Ernennung zeigt den Willen, zum Journalismus und Informationsmanagement zurück zu kehren.

Andrea Tornielli hat eine lange professionelle Karriere als Vatican-Berichterstatter hinter sich und war einer der wenigen, der über die mögliche Wahl von Papst Franziskus geschrieben hat. Er hat auch getreu Papst Franziskus´ Pontifikat begleitet und mit dem Papst zwei Interviews in Buchform geführt.

Die Redaktionsleitung ist ein Amt, das bereits in das Kommunikationsdikasterium gehört, als eines seiner drei Ämter- die anderen sind das von Natasa Govekar geleitete Amt für Pastoral-Theologie und das von Ingenieur Francesco Masci geleitete Amt für Technik.

Das Amt der Redaktionsleitung war vakant. Zuerst war es der damalige Präfekt, Msgr. Dario Edoardo Viganò Interimsdirektor. Nach seinem Rücktritt, fügte die Website des Dikasteriums den neuen Posten eines Assessors hinzu, das auf Msgr. Viganò zugeschnitten war, aber die Redaktion ausschloss.

Das bedeutet nicht, daß es diese Position nicht gab. Sie war einfach nur vakant. Die Wahl eines Journalisten für dieses Amt wird die Aufmerksamkeit sicher auf den Inhalt lenken, während Gestaltung und Image in den Hintergrund rücken könnten. Diese neue Zugehensweise könnte
auch das marketing-orientierte Kommunikationsmodell , das während des Pontifikates entwickelt wurde, betreffen, indem es sich hoffentlich mehr auf Information in als auf´s  Image orientiert.

Wir müssen feststellen, daß wir uns vor einer neuen Welt befinden. In der Vergangenheit, war der 
Direktor einer Abteilung eines vaticanischen Dikasteriums weniger wichtig als der Herausgeber der Osservatore Romano. Aber jetzt ist der Osservatore Romano nur eine von vielen Kommunikationsabteilugen und sein Inhalt wird mit anderen Medien koordiniert werden.

Sogar dieser Übergang wird nicht plötzlich stattfinden.  Es wird allgemein einen weicheren Umgang mit Themen geben, wie die Tatsache beweist, daß Msgr. Paolo Ruffini Tornielli und Monfa als Brückenbauer eingesetzt hat. Ruffini selbst wird in einem der ersten Profile, das nach seiner Ernennung von Andrea Tornielli geschrieben wurde, als Normalisierer charakterisiert, als ein Mensch, der fähig ist, Harmonie herzustellen.

Das ist am Ende das Ziel - oder eines der Ziele: Harmonie herzustellen und die anfänglichen Spannungen zu überwinden, um etwas Neues zu schaffen, das aber gleichzeitig in der Tradition verankert ist.

Ein anderes Ziel ist, die Polarisierung wegzulassen. Das wird durch die Tatsache bewiesen, daß Andrea Tornielli erklärt hat, er glaube an einen auf Fakten und nicht auf Meinungen beruhenden analytischen Journalismus.

Eines der Hauptthemen des Narrativs dieses Pontifikates war in der Tat die Polarisierung - auf beiden Seiten. Diese Polarisierung hat ein Kommunikationsmodell generiert, dem alle folgten und das in der Tat eher aus Kommentaren als aus Analysen bestand. Es besteht die Notwendigkeit für eine Revolution der Sprache und diese Revolution sollte beim Hl. Stuhl beginnen, vielleicht am Anfang nicht daraufhin vorbereitet, den mit Papst Franziskus gekommenen Narrativwechsel handzuhaben.

Die Wahl von Andrea Monda als Herausgeber des L'Osservatore Romano ist ebenfalls Teil dieses Weges. Monda ist Religionsprofessor an einem Gymnasium in Italien und sein Unterricht war auch Gegenstand einer Fernsehsendung des Fernsehsenders der italienischen Bischofskonferenz TV2000 - „Buongiorno Professore“. Papst Franziskus hat Monda und seine Schüler ausgewählt, um letztes Jahr die Meditation des Karfreitags für den Kreuzweg zu schreiben.
Aber Monda war auch einer derjenigen, die das vor 20 Jahren von Fr. Antonio Spadaro gestartete Projekt über kreatives Schreiben, dem derzeitigen Herausgeber von La Civiltà Cattolica, weiterführte.

Wenn Gian Maria Vian der Vatikan-Zeitung einen schärferen kulturellen Blickwinkel gab, der sich auf die Politik und insbesondere auf die italienische Politik konzentriert, wird Monda wahrscheinlich mehr auf die zeitgenössische Kulturdiskussion achten. Er wird seinen Interessen folgen, die perfekt zu der bisherigen kulturellen Arbeit rund um Papst Franziskus passen, insbesondere von P. Spadaro. Monda sagte, eines seiner Ziele werde es sein, den Dialog zwischen den Generationen zu fördern. Wird seine Zeitung dynamischer und weniger institutionell sein?

Es ist noch zu früh, um das sagen zu können. Auf Grund der bisherigen Arbeit der neuen Informationsleiter kann man nur Vermutungen anstellen.
Neben Inhalten stehen auch administrative Fragen auf dem Spiel. Das Pressebüro des Hl. Stuhls befindet sich z.B. im Kommunikationsdikasterium und wird in seinem Organigramm dargestellt.
Andererseits stammen die Informationen über die Aktivitäten des Papstes aus dem Vaticanischen Staatssekretariat, an das das Pressebüro angeschlossen ist- wie Pastor Bonus die Apostolische Verfassung sagt, die immer noch Funktionen und Aufgaben der Kurien-Ämter regelt.
Die Frage ist: wie werden die Informationen verwaltet? Und wie wird das Presseamt des Hl. Stuhls unter der kommenden neuen Verfassung "Praedicate Evangelium" organisiert?
Diese Rätsel werden nach Weihnachten in gebührender Ruhe gelöst, Nicht sofort, wie Ruffini richtig sagte.

Quelle: Monday in the Vatican, A. Gagliarducci

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