Dienstag, 8. Januar 2019

Was bedeuten die Umstrukturierungen und Umbesetzungen im vaticanischen Pressebüro und im Kommunikationsdicasterium? Fortsetzung...

Fortsetzung von:
 "PAPST FRANZISKUS UND DER NEUE KURS DER VATICAN-KOMMUNIKATION"
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"Obwohl die Statuten des Kommunikations-dicasteriums das Presseamt zu den 5 Direktorien des Dicasteriums zählt,  ist das Presseamt des Hl. Stuhls mit dem Staatssekretariat verbunden. 
Es ist immer noch das Staatssekretariat, daß die Entscheidungen aus dem Apostolischen Palast managt- weil  Pastor Bonus, die Apostolische Konstitution, die die Funktionen und Aufgaben der Kurienämter regelt, immer noch in Kraft ist, wie man sogar im Statut des Dicasteriums lesen kann.  
Es ist möglich, daß wenn einmal die neue Konstitution "Praedicate Evangelium" in Kraft ist, die Verbindung zwischen dem Pressebüro und dem Staatssekretariat schwächer wird und alle Entscheidungen zur Handhabung der Informationen vom Kommunikationsdicasterium getroffen werden. Das Staatssekretariat würde dann einen Teil seiner zentralen Rolle verlieren. 

Einige Hinweise auf diese Entwicklung könnte man im Rücktritt Burkes erkennen. Burke kam 
2012 als Berater für Kommunikation des Staatssekretariates in den Vatican, während des ersten Vatileaks.  Dann wurde er als stellvertretender Direktor und dann als Direktor dem Pressebüro des Hl. Stuhls zugeteilt. 

Aber die Zusammensetzung des Staatssekretariates hat sich in diesen 6 Jahren verändert. Der damalige Assessor Mgsr. Peter Wells, der Greg Burkes Ernennung gefördert hatte, ist jetzt Nuntius in Südafrika, während sein Vertreter Angelo Becciu zum Präfekten der Heiligsprechungskongregation ernannt wurde.

Der Wachwechsel auf dem Gebiet der Kommunikation kommt in einer Zeit einer allgemeinen Umbesetzung. Man wird 2019 viele andere Verschiebungen sehen können.

Dieser Wachwechsel trifft auch mit einem möglichen Pradigmenwechsel beim Hl. Stuhl zusammen.
Diese Verschiebung kann man in einer Passage von Papst Franziskus´ letzter, am 21. Dezember gehaltenen, Weihnachtsansprache an die Kurie erkennen. 

Während er über den sexuellen, klerikalen Mißbrauchsskandal sprach, stellte Papst Franziskus fest, daß "bei der Diskussion dieser Mißstände sich einige Mitglieder der Kirche zur Aufgabe gemacht haben, bestimmte Kommunikationsfachleute zu beschuldigen, zu ignorieren, daß die überwältigende Mehrheit der Mißbrauchsfälle nicht von Klerikern begangen werden- die Statistik spricht von mehr als 95%- und sie beschuldigt, den falschen Eindruck erwecken zu wollen, daß dieses Übel nur die Katholische Kirche betreffe."



Aber der Papst fügte hinzu, daß es ziemlich wichtig sei, "den Medienmitarbeitern herzlich zu danken, die ehrlich und objektiv waren und versucht haben, diese Täter zu entlarven und die Stimme ihrer Opfer hörbar zu machen. Sogar wenn es nur um einen einzigen Mißbrauchfall ginge (schon als solcher monströs), fordert die Kirche die Menschen auf, nicht zu schweigen,  sondern objektiv darüber zu berichten, weil der größere Skandal in diesem Fall die Bemäntelung der Wahrheit ist."

Obwohl er sich nur auf den Mißbrauchsskandal bezog, kann man die Sätze von Papst Franziskus auf viele Themen anwenden. z.B. auf den Vatileaks-Skandal. War der Skandal- manchmal überschätzt- der Schlüssel und das wichtigste Thema? Oder war die Tatsache, daß jemand vertrauliche Dokumente gestohlen oder benutzt hat, um den angeblichen Skandal, das kritischste Thema aufzudecken?

Dieser Rationale zufolge hätte der Vatileaks-Prozess niemals stattfinden dürfen und am Ende scheint das abschließende Urteil offensichtlich nicht den unzulässigen Weg, auf dem die Angeklagten zu den vertraulichen e-mails und Dokumente gelangten- in Betracht gezogen zu haben.

Die Worte von Papst Franziskus scheinen darauf zu zielen, eine Brücke zu und ein  Bündnis mit den säkularen Medien und der Welt zu bauen, um der Kirche zu helfen, aus den Skandalen herauszukommen. Aber diese Kommentare unterschätzen augenscheinlich auch, daß in vielen Fällen Skandale benutzt werden, um die Kirche anzugreifen. Manchmal werden die Skandale überbetont, manchmal sind sie Teil komplexerer Kämpfe, die darauf abzielen, die Souveränität des Hl. Stuhls zu unterminieren.

Deshalb bringen die Worte von Papst Franziskus das Risiko mit sich, den Papst und seine Werke zu verteidigen, während die Institution an den Rand gedrängt wird. Das ist ein  spezifisches Risiko. Sogar das erste Memorandum von Erzbischof Carlo Maria Viganò, in dem der Rücktritt des Papstes gefordert wurde, stellte das Papsttum in Frage und nicht nur den Papst.

Man wird noch sehen müssen, wie der neue Kurs der Kommunikation des Hl. Stuhls dieses Dilemma lösen wird. Wenn sich am Ende die Kommunikation nur darauf konzentriert Themen zu präsentieren, oder ob sie ein umfassenderes Design haben wird, mit historischen Wurzeln, um die Institution zu bewahren.

Sicher öffnet Greg Burkes und Paloma Garcia Ovejeros Rücktritt eine Tür zu einem Wechsel des Narrativs. Zum Wohl der Kirche kann man nicht anders, als denen die mit dieser Aufgabe betraut sind, das Beste zu wünschen.

Quelle: Monday in the Vatican,





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