Montag, 18. März 2019

Tosatti, Kardinal Danneels und Krokodile....

Marco Tosatti kommentiert bei La Nuova Bussola Quotidiana, die -wie er es formuliert- übertriebenen,  "hagiographischen" Nachrufe auf den verstorbenen Kardinal Godfried Danneels
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"HAGIOGRAPHISCHE KROKODILE FÜR KARDINAL DANNEELS"

Der Tod des belgischen Erzbischofs Godfried Danneels wurde von der progressistischen katholischen Presse mit großem Lob begleitet. Das überrascht nicht angesichts der modernistischen Positionen des Kardinals. Dabei wird allerdings die katastrophale Situation, in der er die belgische Kirche hinterläßt, seine Verwicklung in einen Fall von Vertuschung von Mißbräuchen bis zu seiner Zugehörigkeit zur sogenannten"St. Gallener Mafia"vergessen.

Nihil de mortuis nisi bonum (Über die Toten nur Gutes) ist eine sehr richtige Maxime und kann zu Recht auch auf das Ableben des belgischen Kardinals Godfried Danneels (4.6.1933 - 14.3.2019) angewandt werden. Wenn man aber die Kommentare der sogenannten "Krokodile" der progressistischen katholischen Presse liest. hat man den Eindruck, daß der Beginn des Kanonisierungsprozesses bevorsteht. Stattdessen scheint das Profil dieses Purpurträgers vielleicht sehr viel "ausgezackter" zu sein, als es die avantgardistische katholische Fraktion annehmen lassen möchte.

Es ist wahr, daß die Laudatoren wertvolle Unterstützung im Telegramm des amtierenden Pontifex erfahren haben, das lautet: " Nachdem ich bewegt vom Tod des emeritierten Erzbischofs von Brüssel-Mechelen, Kardinal Godfried Danneels erfahren habe- drücke ich seiner Familie und den belgischen Bischöfen. Klerus, den Religiösen und allen Gläubigen Belgiens, die von diesem Verlust betroffen sind, mein lebhaftes Mitgefühl aus. Dieser leidenschaftliche Hirte hat der Kirche mit Hingabe gedient - nicht nur in seiner Diözese sondern auf nationaler Ebene auch als Präsident der Bischofskonferenz  und als Mitglied verschiedener römischer Dikasterien.



Aufmerksam für die Herausforderungen der zeitgenössischen Kirche hat Kardinal Danneels aufmerksam an mehreren Bischofssynoden-einschließlich der von 2014 und 2015 für die Familie teilgenommen. Jetzt ist er zu Gott gerufen worden- in in dieser Zeit der Reinigung und des Weges zum Kreuz des Herrn. Ich bitte Christus, den Sieger über das Böse und den Tod, ihn in seinen Frieden und seine Freude aufzunehmen. Als Zeichen des Trostes erteile ich Ihnen, den Verwandten des verstorbenen Kardinals, den Hirten, den Gläubigen und allen, die an den Beisetzungsfeierlichkeiten teilnehmen einen speziellen Apostolischen Segen."

Wie schon im Päpstlichen Brief, der die Annahme des Rücktritts des Erzbischofs von Washington (der immer noch auf freiem Fuß ist...) Donald Wuerls begleitete, erscheint auch diese Botschaft des Papstes - eine Erinnerung an einen seiner treuen Königsmacher- extrem lobpreisend zu sein. Besonders weil- wie etliche Beobachter bemerken- im Verlauf des langen Wirkens von Danneels in der belgischen Bischofskonferenz (von 1979 bis 2010) der Prozentsatz der Katholiken im Land von 72% (1981) auf 50%  (2009) und die Anwesenheit bei der Messe von 69% (1979) auf 5,4% (2009) abgesunken ist. Insgesamt ist es schwer- wenn man die Schwierigkeiten die mit einer wachsenden Säkularisierung verbunden sind-nicht als substantielle Katastrophe dieser Periode zu lesen.

Und es gibt Episoden- über die die progressistische Presse offensichtlich hinweggeht, oder denen sie eine absolvierende Interpretation zu geben versucht, die diese Ziele in Frage stellen.
Dazu gehören die Probleme des Abtreibungsgesetzes. Am 6. April 2015 haben zwei belgische Politiker bei Vtm, einem flämischen Fernsehsender  erklärt, daß Danneels in Belgien 1990 vergeblich
versuchte, König Baudouin zu überzeugen, das Abtreibungsgesetz zu unterschreiben.
Diese beiden Politiker sind Philippe Moreau (Soz. Partei) und Mark Eyskens von der Cyp (Christdem. Partei). Danneels wollte auf die Bitte des Senders um ein Interview die Erklärung der Politiker nicht kommentieren-
1990 hatten die 14 Mitglieder der Belgischen Regierung, einer von der Cyp geführten Koalition den
Antrag für ein permissives Abtreibungsgesetz freigegeben. König Baudouin weigerte sich, es zu unterschreiben und wurde zeitweilig (für zwei Tage) und willkürlich vom Parlament abgesetzt, das sich an die Stelle des Souveräns setzte und es unterschrieb.
Wenn die- nie dementierte- Erklärung der beiden Politiker wahr ist, hätten wir die paradoxe Situation, daß ein Kardinal einen Laien, den König, bedrängt- der dagegen seine katholischen Prinzipien verteidigt. Man sagt, der König habe gesagt: "Ich werde das nicht unterschreiben- auch nicht wenn der Papst mich dazu auffordern würde."

Und dann ist da der Fall des Mitschnitts eines Mißbrauchsopfers eines Bischofs, der in die Zeitungen gelangte. Der Mißbrauchte war der Neffe des Prälaten, der mit Danneels sprach, der ihm geraten haben soll, die Fakten in einer Zeit, wo der schuldige Bischof ein Jahr später das Ende seiner Amtszeit erreichen würde- nicht publik zu machen. Die Aufnahme, die von der Presse verbreitet wurde, hat nationale Empörung hervorgerufen und ein Teil der Öffentlichen Meinung forderte, daß der Purpurträger nicht am Konklave teilnehmen dürfe.

Danneels ist derjenige, der den Begriff "ortato" geprägt hat -um ein Jahr später die Fakten nicht bekannt werden zu lassen, daß die "St. Gallen-Mafia" -eine Gruppe von Bischöfen und Kardinälen, sich in der Schweizerischen Stadt trafen, um im Voraus die Nachfolge von Johannes Paul II zu organisieren
Schon 2005 war ihr Kandidat Jorge Mario Bergoglio.
Die "geographische" Aussetzung der Treffen in St. Gallen bedeutete nicht das Ende der Operationen, die während des Pontifikates von Benedikt XVI begannen und bekamen im März vor 6 Jahren ihr Ergebnis.
Man kann das Buch von Catherine Pepinster, der Direktorin der katholisch-progressistischen
englischen Zeitung "The Tablet" mit dem Titel "Die Schlüssel und das Königreich"  (The Keys and the Kingdom, 2017) nicht vergessen. Darin behauptet sie, daß Kardinal Cormac Murphy O´Connor (1932- 2017) - Ex-Erzbischof von Westminster und Mitglied der St. Gallen-Mafia in Rom- in den Räumen der Britischen Botschaft mindesten ein Treffen organisierte, um die stimmberechtigten Kardinäle des Commonwealth zu überzeugen, für den damaligen Erzbischof von Buenos Aires zu stimmen. Ausdrücklich von dieser Einladung ausgeschlossen waren sowohl der kanadische Kardinal Marc Ouellet, Präfekt der Bischofskongregation als auch der australische Kardinal George Pell.
Wahrscheinlich fürchtete er, daß sie ihm von seiner Lobby-Aktion abraten würde. Murphy O´Connor war aus Altersgründen nicht mehr zur Wahl im Konklave zugelassen, war aber in Rom, um an den "Kongregationen" teilzunehmen, den Versammlungen der Kardinäle, die dem Konklave vorangehen und auch für die Über-80-Jährigen offen sind.

2014 hatte noch vor Pepinster Austen Iverreigh - bereits Pressesprecher von O´Connor und Bewunderer von Papst Franziskus in seinem Buch"The Great Reformer" geschrieben, daß die Kardinäle, die schon 2005 zur Wahl Bergoglios gedrängt hatten,  die Lektion von 2005 gelernt hatten und deshalb gut organisiert waren. Vor allem haben sie sich der Zustimmung Bergoglios versichert, Als sie ihn fragten, ob er zur Verfügung stehe, antwortete er, daß in einem solchen Augenblick der Krise für die Kirche keine Kardinal ablehnen könne, wenn er gefragt würde. Murphy O´Connor teilte ihm dann richtig mit, er solle sich bereit halten, weil er jetzt an der Reihe sei und der antwortete auf Italienisch "capisco",
Was Ivereigh geschrieben hat, bringt ein Problem mit sich: es widerspricht den Regeln des Konklaves, die in "Universi Dominici Gergis" von 1996 festgelegt sind: Die Kardinal-Wähler sollen sich darüber hinaus jeder Form von Bündnissen, Übereinkünften, Versprechen oder anderer Einflüsse welcher Art auch immer- enthalten, die sie dazu bringen könnten, einem oder mehreren ihre Stimme zu geben, Wenn das tatsächlich passiert sein sollte- obwohl ich unter Eid stehe, erkläre ich, daß Verpflichtung null und nichtig ist und niemand verpflichtet ist, sie einzuhalten . Und von diesem Augenblick an droht für den Übertreter dieses Verbotes die Exkommunikation Latae Sententiae,
Ich beabsichtige jedoch nicht, während der Sedisvakanz den Gedankenaustausch über die Wahl zu verbieten,. (UDG 81)

Danneels hat am 13. März 13 mit dem Pontifex auf der Mittelloggia des Petersdoms gestanden,. Und er wurde dann- eine Tatsache, die eine gewisse Verblüffung auslöste- vom Pontifex zu den Familiensynoden 2014 und 2015 eingeladen, Damals sprachen einige innerhalb und außerhalb des
Vaticans von einem Schattenkabinett, zu dem die alten Kardinals-Freunde des Papstes - wie Danneels, O´Connor, der Deutsche Kasper und die US-Amerikaner Mahoney und McCarrick gehören sollten. Danneels soll jahrelang an der Vorbereitung der Wahl von Papst Franziskus, die dann 2013 passierte, gearbeitet haben. Die St. Gallen-Gruppe wollte eine drastische Reform der Kirche, eine viel modernere und aktuelle- unter der Führung von Jorge Bergoglio, Papst Franziskus. Wie es dann geschah. Und das erklärt den übertrieben hagiographischen Ton der Artikel des Gedenkens."

Quelle: LNBQ, M. Tosatti
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