Montag, 15. April 2019

"Die Missbrauchskrise ist eine Krise des Glaubens"

In seiner montäglichen Kolumne in Monday in the Vatican kommentiert  A. Gagliarducci heute die Interpretation der Kirchenkrise (die auch eine Krise der westlichen Gesellschaft ist) des Papa emeritus und stimmt ihr zu. Das tun die vereinten deutschen Theologen, die sich wie trotzige Kinder aufführen nicht.
Hier geht´s zum Original:  klicken

"BENEDIKT XVI TRIFFT DEN NAGEL AUF DEN KOPF: DIE SEXUELLE MISSBRAUCHSKRISE IST EINE KRISE DES GLAUBENS" 

Papst Franziskus hat es oft gesagt: wenn es jemanden gibt, der besonders stark gegen den sexuellen Mißbrauch durch Kleriker gekämpft hat, dann Benedikt XVI,. Sowohl als Präfekt der Glaubenskongregation als auch als Papst. 

Noch einmal hat Beneditk XVI den Stift auf´s Papier gesetzt, um seine Überlegungen zu tdiesem Thema niederzuschreiben- am Vorabend des Vatican-Gipfeltreffens zum Schutz Minderjähriger.
Der Text wurde von verschiedenen intgernationalen Medien veröffentlicht- mit der Zustimmung von Papst Franziskus, nachdem er der Staatssekretariat informiert hatte

In dem Essay liefert Benedikt XVI nicht einfach eineTeilantwort auf das Thema. Er stellt es in den Rahmen eines umfassenderen Phänomens und steklt den KOntext zu den Schwieirigkeiten der Kirche her, es zu bekämpfen. 

Der emeritierte Papst erklärt auch die Gründe , die hinter den neuen Normen zum Mißbrauch stehen . die die Anti-Mißbrauchs-Prozeduren bei der Glaubenskongregation konzentrieren, ein Mechanismus. der es erlaubte den Mißbrauch als Verbrechen gegen den Glauben zu definieren und mißbrauchende Priester in den Laienstand zu versetzen.

Wie jeder Text des Papa emeritus, muß er von Anfang bis Ende gelesen werden, sonst können essentielle Details verloren gehen und Details sind in den Texten Benedikts XVI sehr wichtig.

Zwei Punkte müssen betont werden. Der erste handelt vom sozialen Kontext, in dem sich die Mißbrauchskultur entwickelte, beim zweiten geht es um die Krise der Theologie.

Benedikt XVI stellt fest, daß alles anfinge, als in Schulen und Seminaren Sexualerziehung eingeführt  wurde. Sexualerziehung -begleitet von der Produktion von Filmen. was zur zunehmenden Akzeptanz jeglichen sexuellen Verhaltens- einschließlich Pädophilie führte. die Mißbrauchskultur entstand innerhalb dieses Rahmens. Das bedeutet nicht, daß es vorher keinen Mißbrauch gab.
Benedikt XVI hat versucht, herauszufinden auf welchem Weg sich die Mißbrauchskultur entwickelte- nicht der Mißbrauch per se.

Am Ende ist es die Krise der 1968-er. Das hat Papst Franziskus nicht zufällig 2018  in seiner Neujahrsansprache vor dem Diplomatischen Corps der beim Hl. Stuhl akkreditierten erwähnt.





Der Papa emeritus fragt sich dann, wie es möglich war, das Priestertum zu wählen und in diesem Rahmen alle Erfordernisse des Priestertums zu akzeptieren, Die Krise der Berufungen hat am Ende gezeigt, daß diese Sorgen nicht unbegründet waren.

Die moderne Kultur ist hypersexualisiert. Alles wird als zulässig  und relativ angesehen. Es gibt weder Gut noch Böse, Benedikt XVI beklagt sogar, daß es in den Seminaren Schwulen-Clubs gab. 

Die Analyse Benedikts XVI geht über das Thema des Machtmißbrauchs hinaus
und erwähnt das Problem des Klerikalismus nicht einmal, obwohl es im Mittelpunkt einiger Diskussionen während des Vatican-Gipfels stand.

Benedikt XVI läßt seinen Blick weiter schweifen und stellt fest, daß das wahre Thema die Beziehung des Priesters zur Gesellschaft ist, und allgemein in der Beziehung der Katholiken mit der Gesellschaft.
Am Ende ist der Priester in der Welt, obwohl er nicht zur Welt gehört, und von der Welt wird er herausgefordert und von der Welt kommen Probleme auf ihn zu.

Der Text Benedikts XVI stellt fest, daß eher die Differenzierung das wirkliche Thema ist -nicht der Klerikalismus. Außerdem beinhaltet der Text auch eine Warnung vor einem funktionalen Priesterbild,
Priester sind jetzt wie Handwerker. Die pastorale Arbeit wird manchmal an den Rand gedrängt oder eher nur aus sozialer Perspektive betrachtet statt von einem spirituellen Standpunkt.
Benedikt XVI zeigt klar, daß die Mißbrauchskrise eine Krise des Glaubens ist, Auswirkung einer Umgebung, die die Entwicklung des Glaubens nicht fördert.
Die Mißbrauchskrise ist auch eine Krise der Theologie- allgemeiner des Denkens. Paul VI hat in seiner Enzyklika "Populorum Progressio" geschrieben, daß "die Welt wegen eines Denkmangels leidet". Er begann Licht auf ein entstehendes Problem zu werfen.

Daher der zweite wichtige Punkt in Benedikts Text: die Krise der Theologie und besonders der Moraltheologie. Die Moraltheologie war nicht auf die neuen Herausforderungen der Zeit vorbereitet, weil sie in einer Übergangszeit des Zugangs auf die Hl. Schriften über das Naturrecht lebte.

Die Theologie hat dann die Wahrnehmung eines in sich Guten oder in sich Schlechten verloren. Alles wird relativiert. Es gibt nicht absolut Gutes mehr, nach dem man sich ausstreckt. 

Benedikt XVI unterstreicht, daß auch der Hl. Johannes Paul II sich dessen wohl bewußt war. Das ist logisch. Wir müssen uns daran erinnern, daß Kardinal Karol Wojtyla Paul VI darum bat, zu bestätigen, daß Humanae Vitae unfehlbar war, weil sie nach der traditionellen Lehre der Kirche ausgerichtet war. Er wollte am Ende das in sich Gute bestätigt sehen, und jede Art von Relativismus wegwischen. Die Diskussion der Themas hatte bereits begonnen. 

1993 handelte Johannes Paul II und entwarf die Enzyklika "Veritatis Splendor". Diese Enzyklika wurde heftig angegriffen, weil sie auf die Wurzeln der Dinge schaute und das in jenen Jahren vorherrschende Wertesystem in Frage stellte,

Benedikt XVI verbindet die Veröffentlichung von Veritatis Splendor mit der Veröffentlichung des Kompendiums des Katechismus der Katholischen Kirche. Beide sind Teil der Schlacht, um den Glauben zu bekräftigen und das Gottesvolk auf die Inhalte des Glaubens aufmerksam zu machen.

Diese beiden Krisen sind auch heute noch aktuell. Die Gesellschaft fährt mit der Hypersexualisierung fort und die theologische Diskussion scheint festzustecken- mit Prominenten als Beziehungsgröße.  Theologische Modelle, die auf das II. Vaticanische Konzil zurückgehen sollten up-gedatet , neu überdacht und von einer bestimmten Perspektive befreit werden.

Die Krise der Moraltheologie ist eine Krise des Denkens. Diese Krise führte zu einer Abnahme der Berufungen.

Sogar Kirchenmänner sind von dieser Krise des Denkens betroffen. Sie benutzen säkulare Wörter, um die Kirche zu erklären , sie unterstreichen auch die Notwendigkeit weiblicher Führung im Vatican, aber sie engagieren sich nicht in der essentiellen Diskussion der wichtigen Themen.

Die Debatte rund um die Kirche ist daher völlig verweltlicht. Das beleuchtet Benedikt XVI:

Er schreibt: "Die Kirche wird heute weithin als eine Art politisches Organ betrachtet. Man spricht von ihr fast ausschließlich in politischen Kategorien und das trifft sogar auf Bischöfe zu, die ihr Konzept für die Kirche von morgen fast ausschließlich in politischen Termini ausdrücken.
Die Krise , die durch die vielen Mißbrauchsfälle verursacht wurde, zwingt uns die Kirche als etwas fast inakzeptables zu betrachten, das wir jetzt in die eigenen Hände nehmen und umgestalten müssen. Aber eine selbstgemachte Kirche kann keine Hoffnung geben."

Benedikt XVI hat diese Themen während seiner Deutschlandreise 2011 angesprochen. Diese Themen sind immer noch aktuell, indem die Kirche zu oft in quasi politischer Terminologie beschrieben wird. Es gibt Diskussionen über eine Kurienreform weniger eine Diskussion über die Evangelisierung.
Es ist ein Paradoxon: Papst Franziskus will eine missionarische Kirche, die Kirche scheint sich selbst durch ihr Vorgehen zu schließen. 

Benedikt XVI verbindet alle Punkte : die Krise der Gesellschaft führt zur Krise der Vernunft, die zu einer Krise des Glaubens wird, weil der Glaube vernünftig gelebt werden muß. Wir müssen einen Grund für unsere Hoffnung angeben, wie der Hl. Paulus sagt.
Die Krise der Werte berührt auch die Eucharistie.

Benedikt beklagt: Die Eucharistie wird zu einer rein zeremonialen Geste entwertet, wenn als gegeben angenommen wird, daß die Höflichkeit gebietet, IHN bei Familienfeiern oder Gelegenheiten wie Hochzeiten aus familiären Gründen an alle Gäste auszuteilen.
Die Art wie Leute oft das Hl. Sakrament in der Kommunion als Selbstverständlichkeit empfangen, zeigt, daß viele die Kommunion als rein zeremonielle Geste sehen.

Die Eucharistie ist entscheidend. Sie scheint trotz der ausführlichen Diskussion über die Möglichkeit geschiedene, wiederverheiratete Katholiken zur Kommunion zuzulassen an den Rand gedrängt worden zu sein. Die Eucharistie steht im Zentrum von allem. Aus der Eucharistie wird die Sorge um das menschliche Wesen geboren. Die Eucharistie steht am Ursprung der Soziallehre der Kirche. 

Benedikt drückt es nicht so aus, aber die Schlußfolgerung ist offensichtlich und evident: die Debatte wiederverheirateten Geschiedenen den Zugang zur Eucharistie zu gewähren ist rein weltlich.
Und das sind die Diskussionen über die Kurienreform und die Zukunft der Kirche auch- wenn sie auf einer organisatorischen Rationale beruhen. 

Die Mißbrauchskrise, die Kirchenkrise ist eine Krise des Glaubens. Weil alles miteinander verbunden ist, wird die Krise des Glaubens eine Krise in der Gesellschaft.

Benedikt XVI schreibt:
"Die westliche Gesellschaft ist eine Gesellschaft, in der Gott in der Öffentlichkeit abwesend ist und ihr nichts mehr anbieten kann. Deshalb ist sie eine Gesellschaft, in der das Maß der Menschlichkeit zunehmend verloren geht. An einigen Punkten wird plötzlich offenbar, daß das,was böse ist und den Menschen zerstört, etwas Selbstverständliches geworden ist. Das ist der Fall bei der Pädophilie. Erst vor kurzer Zeit als "fast" legitim betrachtet - hat sie sich immer weiter und weiter ausgebreitet.

Am Ende plädiert Benedikt XVI für eine um das Mysterium zentrierte Kirche, die fähig ist, das Mysterium zu denken und das Mysterium zu leben. Das ist die große Herausforderung. Die Kirche wird die Krise nur dann überwinden, wenn sie diese Herausforderung meistert."

Quelle: Monday in the Vatican, A. Gagliarducci 

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