Montag, 20. Mai 2019

Die Kurienreform und Rücktrittsgerüchte

Wie schon seit Wochen befaßt sich A. Gagliarducci auch in seiner heutigen, montäglichen Kolumne für "Monday in the Vatican" mit dem Fortgang der Kurienreform und einem möglichen Rücktritt Kardinal Sodanos.
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"PAPST FRANZISKUS - WARTEN AUF DIE NÄCHSTEN SCHRITTE"
Am vergangenen 29. April hat Papst Franziskus Kardinal Sodano in Privataudienz empfangen. 
Kardinal Sodano ist der Dekan des Kardinalskollegiums. Der Grund für das Treffen ist unbekannt. Jedoch hat der Dekan des Kardinalskollegiums jederzeit die Möglichkeit Papst Franziskus zu treffen und die Spekulationen nehmen zu.

Immerhin hat Benedikt XVI Kardinal Sodano gerade vor dem Konsistorium vor dem 11. Februar, bei dem er seinen Rücktritt ankündigte, empfangen. Seither wurde jedes Treffen zwischen dem Papst und dem Dekan sehr genau verfolgt. 

Aber es gibt keine Anzeichen für einen möglichen Amtsverzicht des Papstes. Außerdem gab es das Gerücht, daß Kardinal Sodano, jetzt 92, als Dekan des Kardinalskollegiums aus Gesundheitsgründen zurücktreten würde.

Wenn das Gerücht stimmt, wäre das der letzte Schritt zu einer neuen Ära.  Kardinal Sodano ist der einzige Kardinal, der alle vergangenen größeren Zeiten der Kirche durchlebt hat.
Unter Johannes Paul II war er Nuntius und wurde dann von 1991- 2005 Staatssekretär, Benedikt XVI behielt ihn bis 2006  in dieser Stellung.

Zu seinen Schattenseiten gehörte die lausige Handhabung der Regensburger Rede Papst Benedikts XVI 2006. Zu der Zeit war Kardinal Sodano formal noch Staatssekretär, aber Benedikt XVI hatte bereits angekündigt, daß Kardinal Tarcisio Bertone die Position des Staatssekretärs übernehmen werde.

Zu weiteren Schatten über Kardinal Sodano gehören auch Beschuldigungen, die Vorwürfe gegen Marcial Maciel, dem Gründer der Legionäre Christi, vertusch zu haben, der ein Doppelleben- einschließlich Mißbrauchs und illegitimer Kinder -geführt hatte.

Trotz dieser Schatten, hat Kardinal Sodano seinen Einfluß behalten, Er war der Bezugspunkt für Vatican-Diplomaten, wenn sie sich sowohl in Benedikts als auch in Franziskus´Pontifikaten vernachlässigt fühlten.

Auch war er in der Lage die Zeit zu verstehen. Der Dekan des Kardinalskollegiums hat im Prä-Konklave eine Rede gehalten, die im Rückblick beweisen, daß der Kardinal bereits wußte, wie sich die Dinge in der Sixtinischen Kapelle entwickeln würden.

Ein Wachwechsel ist jetzt natürlich. Wenn der stattfindet, wird er in eine gründlich veränderten Kirche stattfinden. 

Der Dekan des Kardinalskollegiums war immer ein Kardinal im Rang der Bischöfe. Gemäß einer 1150 von Papst Eugen II eingeführten Tradition  gehört der Titel eines Bischofs von Ostia, einer der antiken Römischen Vorortsdiözesen immer zu dem des Dekans.

Die Kardinäle im Bischofsrang wählen immer ihren Vorsitzenden. Unter Papst Franziskus ist ihre Zahl angewachsen- und so wurde die Tradition gebrochen, daß ein Kardinal-Bischof immer an eine er antiken Römischen Ortsdiözesen gebunden sein muß. Deshalb könnte der neue Dekan des Kardinalskollegiums  sogar nicht länger Titular einer dieser Diözesen sein. Sollte Kardinal Sodano zurücktreten, werden sich alle Augen auf die Wahl seines Nachfolgers richten. Viel wird von der augenblicklichenStimmung im Hinblick auf die allgemeine Situation des Übergangs abhängen.





Sogar die Kurie erlebt einen Wachwechsel, Man könnte sagen, daß jetzt Papst Franziskus´ Kirche beginnt. 

Wahrscheinlich wartet Papst Franziskus auf die Fertigstellung und Veröffentlichung von Praedicate Evangelium,
der neuen pastoralen Konstitution, die die Funktionen und Aufgaben der neuen Kurien-Ämter regulieren soll.

Was würde sich ändern?

Kardinal Ravasi, Präsident des Päpstlichen Kulturrates hat bereits die Altersgrenze von 75 erreicht, Papsts Franziskus hat ihn in seinem Amt bestätigt, bis er 80 wird.

Der Päpstliche Rat für den Interreligiösen Dialog hat keinen Präsidenten seit Kardinal Jean Louis Tauran im Juli 2018 gestorben ist.

Das Generalsekretariat der Bischofssynode wird von Kardinal Lorenzo Baldisseri geleitet, der bereits 78 ist; er möchte diese Position bis zum Ende der Spezialsynode für die Pan-Amazonas-Region im kommenden Oktober behalten.

Kardinal Benianmino Stella, Präfekt der Kelruskongregation, wurde bereits 77. Weil er in Santa Marta (wo Papst Franziskus wohnt) für sehr einflußreich gehalten wird, hat er die Altersgrenze von 75 bereits  um 2 Jahre überschritten.

Kardinal Leonardo Sandri. Präfekt der Kongregation für die Orientalischen Kirche wurde im vergangenen November 75.

Kardinal Marc Ouellet, Präfekt der Bischosfkongregation, wird im kommenden Jahr 75.

So ist offensichtlich, daß Papst Franziskus vor der Aufgabe eines großen Generationswechsels steht. 

Außerdem ist es auch möglich, daß Papst Franziskus nicht die alle Personen, deren 5-Jahres-Auftrag endet, in ihren Postionen bestätigen wird: das hat er bei Kardinal Gerhar Ludwig Müller getan und könnte dasselbe auch mit Kardinal Robert Sarah, dem Präfekten der Liturgiekongregation tun.

Die Auswirkungen diees Generationswechsels dürfen nicht unterschätzt werden.

Wie wird am Ende die Kurie von Papst Franziskus aussehen ? 

Bisher gibt es nur Spekulationen. Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, zur Zeit Administrator des Lateinischen Patriachates von Jerusalem könnte die Stellung des Präfekten für die Ostkirchen werden.

Es gibt keine Gerüchte über eine mögliche Ersetzung Kardinal Stellas, während ein neuer Vorsitzender für den Päpstlichen Rat für den Interreligiösen Dialog erwartet wird.

Die Position des Präfekten der Wirtschaftssekretatiates ist vakant geblieben. Kardinal Pell ist nach Australien zurück gekehrt, um seinen Namen reinzuwaschen und hat die Position am Ende des Prozesses aufgegeben, der zufällig mit dem Ende des 5-Jahres-Turnus endete. Pell ist auch bereits 75.

Es gibt Gerüchte, daß der neue Präfekt des Wirtschaftssekretariates Claudia Ciocca werden soll, eine Frau- keine Nonne- die zur Zeit zwei der Büros des Sekretariates leitet.

Wenn Claudia Ciocca ausgewählt wird, würde das auch ein anderes Problem aufwerfen_ mit der Entschuldigung des Generationswechsels könnte Papst Franziskus damit beginnen, die Vatican-Ämter mit Laien und Frauen aufzufüllen, dem Trend folgend, der mit der Ernennung von Paolo Ruffini zum Präfekten des Kommunikationsdikasteriums eingeführt wurde. 

Am Ende müssen viele Probleme geklärt werden, sogar noch vor der Veröffentlichung von Praedicate Evangelium.

Eines der Themen ist dieses: Wie produktiv für den Hl. Stuhl ist die Betonung der Ortsbischöfe und der Laien? 

Wer immer eine Karriere außerhalb des Vaticans hatte und keinen soliden Glauben besitzt, ist kein Mann für die Institutionen, sondern nur ein Mann. der für die Institutionen arbeitet. Was fehlt, sind Bischöfe und Laien, die sich als Teil der Kirchenorganisation fühlen können. 

Es gibt außerdem den Verdacht, daß das Endziel ist, die Kirchenorganiation weniger kritisch zu machen. 

Alte Traditionen, wie die der "Kardinal-Bischöfe" werden aufgegeben, während Ämter für 5-Jahres-Perioden vergeben werden, so daß die Kurie keine robuste und beständige Gruppe von Mitarbeitern mehr hat. Außerdem werden alles Dicasterien "Dicasterien" genannt und deshalb alle Themen als gleichwertig betrachtet werden.

Diese Entscheidungen können auch das Gefühl der Zugehörigkeit unterminieren, die jene erleben, die für den Hl. Stuhl arbeiten.  Das wird ein kritischer Punkt der Reform werden.

Das sind die Überlegungen, die durch das Gerücht eines möglichen Rücktritts von Kardinal Sodano ausgelöst werden. Das wäre das Ende der Ära Vaticanischer Staatsmänner.

Quelle: Monday in the Vatican, R. Gagliarducci 

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