Donnerstag, 20. Juni 2019

Henry Sire & Neues vom Malteser Orden, Fortsetzung

Fortsetzung von hier und hier

"Die gegenwärtige Leitung (und Lamb wiederholt ihre Linie) redet so, als ob die Ritter der Gerechtigkeit ihre religiöse Berufung entehren, indem sie ihre Verpflichtung in Gemeinschaft zu leben, ignorieren. aber das ist eine Ansicht, die auf der Unkenntnis der Natur des Ordens beruht. 
Ein militärischer Orden ist kein Kloster, und seine Mitglieder waren nie zum Gemeinschaftsleben verpflichtet. In der Blütezeit des Ordens dienten Ritter als Soldaten, königliche Minister und Diplomaten, als ihren Posten und es wurde erwartet, daß ein Ritter seine Karriere als Administrator eines der Kommanderien oder Priorate (der europäischen Standorte, aus denen der Orden seinen Reichtum bezog) beendete - nicht in Gemeinschaft zu leben. 
Die gegenwärtige Reformidee basiert auf einem fundamentalen Missverständnis der Natur einer Militärordens und der Annahme, daß eine religiöse Berufung nur klösterlichen Charakters sein kann. Es ist ein ignoranter Vorschlag, der die Lehre anderer heutiger Orden der Hospitalters (zum Beispiel die des heiligen Johannes von Gott) und sogar der Institute wie des Opus Dei, die die Richtung einer aktiven religiösen Berufung in der modernen Welt aufzeigen, übersieht.

Nun gebe ich als Erster zu, daß die Berufung der Ritter der Gerechtigkeit in der Neuzeit gelitten hat - aber das Problem entstand vor zwei Jahrhunderten durch den Verlust der militärischen Rolle, die der Orden in Malta innehatte, und die Beschlagnahme seines europäischen Eigentums. Das machte es ihm unmöglich, seine Mitglieder mit Profess zu unterstützen oder ihnen eine korporative Rolle zuzuweisen (mit Ausnahme der wenigen, die in der Regierung des Ordens tätig waren), mit der Folge, daß sie gezwungen waren, von privaten Mitteln abhängig zu sein oder ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Diese Inkongruenz war nicht so offensichtlich, wenn die Ritter der Gerechtigkeit Aristokraten waren, nach einer Berufung, die in ihren Familien traditionell war, aber in den letzten dreißig Jahren wurde sie unübersehbar, als die Klasse für Nichtadlige geöffnet wurde, was zum Eintritt von ausgewählten Anwälten, Bankiers, Lehrern usw. führte,  die dann die religiösen Gelübde abgelegt haben. 
Aber dieser Mangel ist nicht das Ergebnis religiöser Nachlässigkeit; im Gegenteil, er wurde durch die zu gewissenhafte Überzeugung erzeugt, daß die Mittel des Ordens ausschließlich für die Arbeit von Hospitalitern verwendet werden sollten. Dem Malteserorden standen durch die Spenden seiner Unterstützer große Mittel zur Verfügung, und es wäre möglich gewesen, Stiftungen zur Unterstützung der Ritter der Gerechtigkeit zu schaffen und sie für die aktive Arbeit der Hospitaliter einzusetzen. Aber der Orden ist immer da vor zurückgeschreckt, Gelder für einen solchen Zweck umzuleiten, mit dem Ergebnis der derzeitigen unbefriedigenden Situation, die wir heute haben. Die Ritter mit Profess
selbst sind in keiner Weise dafür verantwortlich.




Besonders hervorzuheben ist dabei, daß bis 1929 alle Mitglieder der Ordensleitung Ritter mit Profess waren, wie es sich bei einer Ordensgemeinschaft gehörte. Nach diesem Datum war eine Ausnahme in der Person des Großkanzlers zulässig, da dieses Amt zunehmend belastende Aufgaben hatte. Als der Orden 1961 auf Geheiß des Vatikans eine neue Verfassung einführte, wurde die Leitung erweitert und eine neue Vorschrift eingeführt. Es war vorgesehen, daß alle zehn Mitglieder des Souveränen Rates, außer dem Großmeister, Ritter mit Profess sein sollten,  aber die Verfassung erlaubte es bis zu fünf Mitgliedern, Ritter des Gehorsams zu sein, die religiöse Versprechungen statt der Gelübde ablegten. Leider führte der weltliche Zeitgeist dazu, daß diese Lücke missbraucht wurde. Was als Ausnahme gedacht war, wurde als Norm behandelt. Es wurde Praxis, daß die maximal fünf Ritter des Gehorsams ausnahmslos in den Souveränen Rat gewählt wurden, anstatt der ritter mit Profess. 
Das ist der wahre religiöse Missbrauch im Orden, der reformiert werden sollte, aber Boeselagers Absicht ist genau das Gegenteil. Er will den Missbrauch verankern und weiterführen, wobei er die Profess-Ritter fast vollständig von der Leitung des Ordens ausschließt.

Natürlich sind solche Ziele die natürliche Konsequenz der Vorstellung, was der Orden sein sollte, und Boeselager hat während seiner gesamten Karriere seine eigene Sichtweise deutlich gemacht. Während seiner fünfundzwanzig Jahre als Hospitaliter und seiner fünf Jahre als Großkanzler hat er sich konsequent gegen alles gewandt, was die historische Identität des Ordens auszeichnete - dh gegen jede Art von militärischer Vereinigung und jedes Engagement im  Heiligen Land, in dem der Orden seinen Ursprung hatte . Während die Notlage der Christen im Nahen Osten verzweifelt ist und so sehr um die Hilfe einer mächtigen westlichen Agentur gerufen wird, hat Boeselager sich in dieser Zeit entschieden von jeglichem Engagement in diesem Bereich abgewandt. Das einzige Werk des Ordens im Heiligen Land ist eine Entbindungsklinik in Bethlehem, die gegründet wurde, bevor Boeselager Hospitaliter wurde.

Solche Einstellungen haben ihre Konsequenz wie man das religiöse Element sieht. Wenn man für die wohltätigen Werke des Ordens das Ideal hat, Kondome auf der ganzen Welt zu verteilen, denkt man offensichtlich nicht an einen Kader von geweihten Ordensmitgliedern, der sich zu einer solchen Politik bekennt. Die einzige Rolle, die Boeselager für die Ritter der Gerechtigkeit sehen kann, ist die eines nutzlosen klösterlichen Anhangs, während sie doch aktive Männer sein sollten- wie sie es im Mittelalter waren und eine Berufung in der Welt ausüben, wo sie am dringendsten gebraucht werden. Boeselager ist in jeder Hinsicht ein Anti-Traditionalist: Er ist bestrebt, den Malteserorden in das Gegenteil dessen zu verwandeln, was seine Ursprünge und was seine Tradition aus ihm gemacht haben.

Quelle: onepeterfive, H. Sire

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