Montag, 29. Juli 2019

Römische Reformen im Augenblick des Übergangs

In seiner montäglichen Kolumne für Monday in the Vatican kommentiert A.Gagliarducci den aktuellen Stand der Dinge bei der Kurienreform und der Neustrukturierung des Johannes-Paul II-Institutes für Ehe und Familie.
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"PAPST FRANZISKUS - DER AUGENBLICK DES ÜBERGANGS"
Die Veröffentlichung der neuen Statuten des Päpstlichen Theologischen Johannes Paul II- Institutes markiert einen Zeitpunkt des Übergangs im Pontifikat von Papst Franziskus. 

Nachdem er vor sechs Jahren mit dem Mandat zu Reformen gewählt wurde- hat Papst Franziskus nicht alle seine Züge gleichzeitig gemacht. Er zog es vor, Änderungen in den Spitzenpositionen nur vorzunehmen, wenn die Amtszeit ablief und - mit einigen Ausnahmen-in der Zwischenzeit sein Vertrauen in Leute außerhalb der Kurie zu setzen.

Dennoch hat Papst Franziskus nicht nur einfach abgewartet. Über die meisten der Reformen ist bereits entscheiden worden und jetzt wird nur noch darauf gewartet, daß sie durch eine neue Apostolische Konstitution, das stark umstrittene "Praedicate Evangelium"institutionalisiert wird.
Eine dieser Reformen betrifft die Päpstliche Akademie für das Leben, die durch ihren Kanzler, Erzbischof Vincenzo Paglia- mit dem Johannes -Paul-II -Institut für Studien zu Ehe und Leben verbunden war.

Mit dem motu proprio Summa Familiae Curae hat Papst Franziskus das Johannes Paul II Institut in ein Theologische Institut umgewandelt. Das umgestaltete Institut hat den selben Namen und das selbe Ziel- ist aber im Rang hochgestuft worden und kann jetzt Titel verleihen-nicht nur Diplome. Die Richtlinien des Institutes sollen die Diskussion über Lebens-und Familien-Themen von einem spezifisch moraltheologischen zu einer Ausrichtung erweitern, die Moral und Sozialwissenschaft kombiniert.

Die Kombination von Sozialwissenschaften mit Theologie ist ein Leitmotiv im Pontifikat von Papst Franziskus. 

Papst Franziskus erklärt das In Evangelii Gaudium, der Apostolischen Exhortation, die der Schlüssel zur Erklärung jeder Aktion des Pontifikates ist. Mit lateinamerikanischem Pragmatismus wendet Papst Franziskus die Soziallehre der Kirche ganzheitlich an. Menschliche Wesen, einschließlich der Armen, Migranten, Flüchtlinge und Opfer von Menschenhandel, müssen von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod verteidigt werden.
Daher die Sozialwissenschaften. Daher ein -multi-disziplinärer Zugang in den Richtlinien der Päpstlichen Universitäten gemäß der Instruktion Veritatis Gaudium von Papst Franziskus. 

Man kann diese Sichtweise einer anderen Mentalität zuschreiben, aber sie bricht nicht mit der Vergangenheit. Sie stellt aber eine schwer zu akzeptierende Bresche dar. 

Der Übergang zu dieser neuen Mentalität wurde durch die neuen Statuten und Regeln für das Päpstliche Theologische Johannes-Paul-II-Institut vollendet. Als Papst Franziskus sie 2017 erließ, erteilte er einer internen Kommission den Auftrag, die Entwürfe für dessen Status zu verfassen.

Während dieses Prozesses kollidierten zwei Sichtweisen: die Vision des "alten" vom früheren Präsidenten Msgr. Livio Melina geleiteten Institut, das die vor 35 Jahren in Kraft getretene theologische Satzung verteidigte, die viele gute Früchte getragen hat; und die Vision des neuen Institutes, die versucht, den Päpstlichen Anforderungen zu entsprechen.

Am Ende werden die neuen Statuten des Institutes den päpstlichen Anforderungen entsprechen und die Mitglieder des alten Institutes in den neuen Strukturen entweder bestätigt oder nicht. Sie wurden nicht formal zum Rücktritt gedrängt.





Papst Franziskus läßt kaum jemanden zurücktreten. Er zieht eher vor, Gegenteiliges zu mischen. Das hat er bei der Päpstlichen Akademie für das Leben- unter dem selben Kanzler- auch so gemacht.

Die Statuten der Akademie wurden aufgemöbelt -sie müssen alle 5 Jahre erneuert werden-. und es gab auch eine Umgestaltung bei den Mitgliedern. Die neue Mitgliedschaft bestätigt bisher im Wesentlichen die Linie der Akademie- was die Neuzugänge und alten Mitglieder betrifft,

Die Entscheidung, einige der Mitglieder nicht auf ihren Posten zu bestätigen, wurde in Frage gestellt, Wahrheit ist, daß die Notwendigkeit zu einem Generationswechsel bestand. Papst Franziskus hat nach einem präzisen Schema gehandelt: konservativ in der Wahl der Mitglieder, offener in der theologischen Diskussion. 

Das selbe passierte im Päpstlichen Theologischen Johannes-Paul-II -Institut, das rangmäßig aufgewertet wurde und den Leuten, die bereits im Institut sind, erlaubt innerhalb seiner Statuten weiter zu arbeiten. Die Statuten berücksichtigen die Wünsche von Papst Franziskus.

Die Bedingungen haben Papst Franziskus erlaubt auf seine Weise zu handeln. Weil ein Generationswechsel nötig wurde, ist es nicht schwer, Personen seines Vertrauens an die richtige Stelle zu setzen, um diesen Wechsel zu bewerkstelligen. Wie gesagt bis auf  wenige Ausnahmen- hat der Papst nie ein "Futterkrippen-System" eingeführt. 

Diese pragmatische Verschiebung ist für die Verteidiger der Lehre verwirrend, Sie haben zwei Möglichkeiten: sie können sich anpassen, in den Institutionen bleiben und ihnen dienen; oder sie können kämpfen und die kritischen Themen beleuchten,.

Das zentrale Thema ist das Erbe von Johannes Paul II., Insbesondere sein „Evangelium der Familie“ und seine „Theologie des Leibes“. Entfernt sich das neue Institut vom Traum von Johannes Paul II.?
Manche sagen, es wird einen neuen Lehrstuhl geben (der Gaudium et Spes-Lehrstuhl ist bereits installiert) mit einer weniger theologisch Ausrichtung. Über jede ideologische Debatte hinaus ist es unwahrscheinlich, dass das Lehramt von Johannes Paul II in Mitleidenschaft gezogen wird. Es war nicht einmal möglich, das Lehramt St. Paul VI niederzureißen.
Schließlich wurde erkannt, daß die Enzyklika Humanae Vitae nicht nur die Entscheidung eines einsamen Papstes war, sondern eine Antwort auf ein gemeinsames Verständnis der Kirche.

Paul VI hat nicht allein gehandelt- ebenso wenig tat das Johannes Paul II. Viele der heutigen Herausforderungen finden ihre Lösung in den Reden und Entscheidungen von Johannes Paul II -einschließlich seiner 1988 im Osservatore Romano veröffentlichten Verteidigung von Humanae Vitae. 

Heute gibt es einen Paradigmenwechsel, den Papst Franziskus fördert. Dieser Paradigmenwechsel schließt diejenigen nicht aus, die bis jetzt dort gearbeitet haben. Ihre Arbeit trägt zur laufenden Arbeit bei und dient dazu, neue Ideen zu generieren, Das ist die Herausforderung. 

Die Einrichtung des Päpstlichen Theologischen Institutes zeigt den modus operandi von Papst Franziskus. Es gibt Menschen, die sich in der neuen Situation nicht wohlfühlen. Sie sind dazu aufgerufen, die größte der Tugenden in Übergangssituationen auszuüben: Nachgiebigkeit. 
Die ist die essentielle Tugend für dieses Pontifikat. 

Quelle: Monday in the Vatican, A: Gagliarducci 

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