Montag, 9. September 2019

Nachruf auf einen Kardinal

In seiner heutigen, montäglichen Kolumne in Monday in the Vatican hat A. Gaglisarducci einen Nachruf auf den in der vorigen Woche, am 4. September verstorbenen Kardinal Roger Etchegaray geschrieben, mit dessen Tod- wie er sagt- eine Epoche im Vatican unwiderruflich zu Ende gegangen ist. Hier geht´s zum Original:  klicken

"KARDINAL ETCHEGARAY IST GESTORBEN. DAS ENDE EINES VATICAN-UNIVERSUMS"

"Kardinal Roger Etchegaray ist am 4. September gestorben, was das Ende eines Vatican-Universums bedeutet, das es nie wieder geben wird. Mit dem Tod Kardinal Etchegarays verliert die Kirche nicht nur einen der Hauptmitarbeiter des Hl. Johannes Pauls II . Sie verliert auch einen engen Freund Pauls VI und einen Mann. der Dinge zustande brachte, die wir in der Kirche jetzt für gegeben halten. Vor ihm waren sie nicht die Regel. 

Vor zwei Jahren ist Kardinal Etchegaray nach Frankreich zurück gekehrt. Er schrieb an einem Buch über das Mysterium Gottes und beschloss, den Rest seines Lebens bei seiner Familie zu verbringen. Also räumte er sein Apartment voller Erinnerungsstücke aus, wo ihn Papst Franziskus einmal besuchte. Kardinal Etchegaray ging still, bescheiden, ohne sich von irgendwem zu verabschieden.

In seinem römischen Apartment gab es ein kleiner Schild über der Türklingel. Darauf stand in Französisch: "Ich mache weiter wie ein Esel"  Dieser Satz war die beste Beschreibung für Kardinal Etchegaray und der Titel eines Buches, das sein Denken zusammenfaßt. Als Bischof wollte der Kardinal keinen Wahlspruch und kein Wappen, weil er beides für ein "mittelalterliches Relikt" hielt.

In seinem römischen Apartment gab es ein kleines Eßzimmer. Unter den vielen Darstellungen von Christi Geburt war auch eine. die Fidel Castro ihm geschenkt hatte. Es war Kardinal Etchegaray, der der Kirche einen Weg nach Kuba öffnete.

Er wurde 1947 zum Priester geweiht, war ein Freund Pauls VI und nahm als Experte am II.Vaticanischen Konzil teil. Kardinal Ethchegaray engagierte sich in Frankreich auch in der Action Catholique und der Französischen Bischofskonferenz. Von 1970 bis 1985 war er Erzbischof von Marseille. Das waren die ersten Dekaden seines Lebens.

Der zweite Teil seines Lebens beginnt mit seiner Berufung nach Rom. Er wurde Präsident des Pontifikalen Rates für Gerechtigkeit und Frieden  (1984-1998) und von 1964-1995 von Cor Unum ( vor der Kurienrefrom Johannes Pauls II hießen die Dicasterien anders).

Kardinal Etchegaray hat der heutigen Kirche neue Horizonte eröffnet. Er gehörte zu den Organisatoren der ersten Begegnung der Religionen in Assisi 1986 und hat dieses Treffen immer unterstützt. Er eröffnete den Dialog mit China, das er 1980, 1993 und 2003 besuchte. Er bahnte die Verbindung zu China.

Nach Kuba reiste er 1989 zum erstenmal. Er erhielt die Erlaubnis in der Kathedrale von Havanna eine Messe zu feiern. Auf dem Platz vor der Kathedrale fand sich eine enorme Menschenmenge ein.
Laut der Berichte fragte Kardinal Etchegaray am Ende der Neujahrs-Messe die Menge: "Was möchtet ihr den Papst fragen?"  "Daß er kommt"  "Der Papst hat eure Stimmer gehört."

Er kehrte dorthin zurück und sprach mit Fidel Castro und der Maximo Leader schenkte ihm diese Geburts-Szene, die Kardinal Etchegaray sehr stolz machte. Die Geburtsszene war das Symbol für die Öffnung Castros für eine mögliche erste, historische Reise eines Papstes nach Kuba. Diese Reise fand 1998 statt, als der Hl. Johannes Paul II den Boden der Insel küßte.





Als Johannes Paul II versuchte, 2002 den Zweiten Golfkrieg zu verhindern, war Kardinal Etchegaray der Spezialgesandte des Papstes nach Bagdad, -gesandt um die Menschen zu trösten und nach einem möglichen Friedensweg zu suchen.

Kardinal Etchegaray wurde auch im Vatican wegen seiner mit einer seltenen intellektuellen Tiefe kombinierten Menschlichkeit hoch geschätzt. 1997 wählte Johannes Paul II ihn als Prediger für die Fasten-Exerzitien der Römischen Kurie.. Er predigte über das Thema "Jesus, wahrer Herr und wahrer Mensch" - beruhend auf einem Satz des Französischen Philosophen Blaise Pascal "Ohne Jesus  Christus wissen wir weder wer Gott ist, noch wer wir sind."

Kardinal Etchegaray ist unersetzlich. Es gibt keine Kardinäle oder Bischöfe wie ihn mehr, ebenso wie es keine wie Kardinal Jean Louis Tauran. der im vergangenen Jahr starb, oder wie Kardinal Paul Poupard, der noch lebt, der den Weg der durch Kultur für die Kirche in der Sowjet-Union den Weg bahnte.

Das war eine Generation von französischen Priestern mit herausragenden Fähigkeiten und großem Glauben. Sie waren alle Männer des II. Vaticanischen Konzils und der Zukunft zugewandt, aber im Dienst an der Kirche hatten sie die Füße fest auf der Erde.

Jeder erkennt das Beispiel diese großen Persönlichkeiten der Kirche an. Jeder erkennt die Wichtigkeit ihrer Arbeit. Ihre Arbeit fortzuführen ist sehr viel schwieriger. "

Quelle: Monday in the Vatican, A: Gagliarducci

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