Samstag, 12. Oktober 2019

Am Vorabend der Heiligsprechung: der Einfluss Newmans auf Papst Leo XIII und Papst Benedikt XVI


Pater Raymond de Souza analysiert am Vorabend der Heiligsprechung für den Catholic Herald den Einfluß den der Sel. J.H.Newman auf Papst Leo XIII und den Papa emeritus Benedikt XVI hatte. Hier geht´s zum Original: klicken

"WIE BENEDIKT XVI UND LEO VON NEWMAN INSPIRIERT WURDEN."

"In Anbetracht seiner Abgeschiedenheit ist es schwer zu wissen, was Papst Emeritus Benedikt XVI über das, was um ihn herum vorgeht, denkt, aber man kann mit Sicherheit sagen, daß die letzten Wochen schmerzhaft gewesen sein müssen. Seine deutschen Landsleute machen sich nun trotz öffentlicher Warnungen von Papst Franziskus selbst trotzig auf den Weg zu einer nationalen Synode, die ihre Gemeinschaft mit der Universalkirche schädigen wird.


Als Papst vertrat Benedikt einen authentischen christlichen Umweltschutz, aber er hätte nie gedacht,
daß das, was heidnische ökologische Rituale zu sein schienen - coram Pontifice (vor dem Papst) - am 
Vorabend der Amazonas-Synode vor seiner Haustür in den Vatikanischen Gärten ankommen würde.

Umso mehr wird Benedikt durch die Heiligsprechung von Kardinal John Henry Newman getröstet werden.. 
Immerhin hat Benedikt für Newman seinen eigenen Brauch, andere mit Seligsprechungen zu beauftragen,
gebrochen. Er fuhr selbst nach Birmingham, um Newman selig zu sprechen und baute darum herum eine 
der wichtigsten Reisen seines Pontifikats auf.

Benedikt ist jedoch nicht der einzige ehemalige Papst, der sich besonders über Newmans Heiligtum 
freuen wird. So wird es auch Papst Leo XIII (an seinem angenommenen himmlischen Aufenthaltsort) tun.

Tatsächlich kann Newmans Heiligsprechung als eine Art Stellvertretung für zwei Päpste angesehen werden,
die wahrscheinlich nicht zur Ehre der Altäre erhoben werden, Leo XIII und Benedikt selbst.
Es gibt keinen Grund für Leo, und es wird Jahrzehnte dauern, bis die große Abdankung von 2013 - die in der
gesamten Geschichte der Kirche völlig beispiellos ist - ruhig beurteilt werden kann, ob sie das Kriterium
einer heroischen Tugendübung erfüllt.



Leo XIII  selbst hat auf Newman als Vorbild für sein eigenes Pontifikat hingewiesen, als er - zum Leid-
wesen einiger hochrangiger Kirchenmänner in England - den Konvertiten und Gelehrten zu den ersten 
Kardinälen wählte, die er kreierte. Es war ein kühner Hinweis darauf, wohin Leo unterwegs war, als er
den roten Hut einem verlieh, der sich zeitweise mit seinem Vorgänger, dem Seligen Pius IX,  gestritten 
hatte.

Es wird oft gesagt, daß Newman als posthumer Peritus (theologischer Berater) des Zweiten Vatikanischen
Konzils diente und im 19. Jahrhundert die Hauptthemen skizzierte, die die Kirche in den 1960er Jahren 
aufgreifen würde. Darin liegt Wahrheit, aber Leo XIII war die wichtigere Persönlichkeit, die versuchte,
die Kirche von einer völlige Ablehnung des Projekts der Moderne in Richtung auf eine Auseinander-
setzung mit ihr zu bewegen. In Newmans Methode und Sensibilität hat Leo ein gutes Vorbild gefunden. 

Leo war überzeugt, daß nur eine Wiedererlangung des philosophischen und theologischen Erbes der
Kirche -in dem Thomas von Aquin einen hohen Stellenwert einnimmt - die Herausforderungen der
Aufklärung in ausreichendem Maße bewältigen könne. Newmans theologische Methode begann mit dem
Eintauchen in die Geschichte, insbesondere in die apostolische und patristische Zeit. Newmans Genie bestand
darin, das Gleichgewicht von einer historischen Epoche zur nächsten aufrecht zu halten und den Weizen der
Kontinuität von der Spreu der Korruption zu trennen und den engen Weg der Entwicklung von der breiten
Straße der Degeneration.

Leo hat  Newman als Modell für einen neuen Ansatz vorgeschlagen, der das Engagement der Kirche in
der Welt seitdem maßgeblich geprägt hat. Nicht, daß Leo nicht definitiv sein konnte, wie in seiner Erklärung
anglikanischer Befehle als "absolut null und absolut nichtig". Das erfolgte nach Newmans Tod. Er hätte
nicht widersprochen, aber hätte er es für angebracht gehalten?

Für Benedikt, dessen theologische Arbeit sich auf andere Themen als Newmans konzentriert hat, gibt es
zwei Bereiche mit großer Kontinuität. Erstens Newmans Leidenschaft für die Wahrheit.
Sein Epitaph - Ex umbris et imaginibus in veritatem (Aus Schatten und Bildern zur Wahrheit) - und das
Ratzinger/ Benedik-Motto - Cooperatores veritatis (Mitarbeiter der Wahrheit) - sind in perfekter Harmonie
damit. Bei der Gebetsvigil vor Newmans Seligsprechung im Hyde Park sprach Benedict ausdrücklich von der Pracht der Wahrheit, veritatis "Pracht der Wahrheit" - veritatis splendor-.

Zweitens haben Benedict und Newman einen ähnlichen Predigtstil. Beide sind zutiefst biblisch und wenden
sich mit großer Gelehrsamkeit und Liebe dem Detail zu, interpretieren aber, was sie dort in Bezug auf die
gesamte Tradition des Glaubens finden. Biblisches und theologisches Predigen war ein Zeichen des patristischen
Zeitalters, das Newman so gut kannte. Es ist plausibel zu behaupten, daß Benedikt der größte päpstliche Prediger
seit der patristischer Zeit war. Newmans Predigten werden noch gelesen. Ein Jahrhundert später wird das auch
mit denen Benedikts sein, sogar wenn die seiner Vorgänger und Nachfolger verblassen.

Im Ruhestand hat Benedikt an großen Zeremonien in St. Peter teilgenommen, insbesondere an der Heilig-
sprechung  von Johannes Paul II. Er ist jetzt gebrechlicher, so daß es unwahrscheinlich ist, daß er an der
Heiligsprechung von John Henry Newman teilnehmen wird. Es ist auch durchaus möglich, daß er sich während
der Amazonas-Synode nicht auf den Weg machen möchte, um nicht von den theologischen Fehlern gestört
zu werden, auf die er da stoßen könnte.

Aber in Newman werden sowohl Benedikt als auch Leo XIII präsent sein.

Quelle: Catholic Herald, Fr Raymond de Souza, Priester der Erz-Diözese von Kingston, Ontario
und Chefredakteur von convivium.ca

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