Mittwoch, 25. März 2020

P. De Marco: "Corona- Aber die Kirche leidet auch am Aussatz der Banalität"

Sandro Magister hat am 23. März bei Settimo Cielo einen Text von Pietro De Marco zur Lqge der Kirche in der Coronavirus-Krise veröffentlicht. De Marco geht dabei aber auch auf weiteren Aspekt ein- die " Banalitäts-Seuche".
Hier geht´s zum Original:   klicken

"CORONAVIRUS. ABER DIE KIRCHE LEIDET AUCH AN DER ANSTECKUNG MIT LEERER RHETORIK" 
Veröffentlicht wie empfangen. Vom dem den Lesern von Settimo Cielo wohlbekannten Autor, Philosophen und Historiker -der an der Universität Florenz und der Theologischen Fakultät von Zentralitalien Religionssoziologie lehrte.
DIE SEUCHE DER BANALITÄT 
von Pietro De Marco
In der globalen Ausbreitung der Pandemie gibt es keine Spur eines Beitrags der Kirche "mater et magistra", der ihrer universalen Mutterschaft und ihrem Lehramt gemäß wäre. Das ist auch in Äußerungen verschiedener Akzentuierung in Italien - wie z B. von Marcello Veneziani, Massimon Introvigne, Gianfranco Brunelli von "Il Regno" und Enzo Bianchi aus dem Kloster vobn Bose -festgestellt worden.
Jahre frommen kirchlichen Plauderns über Sauerteig, Evangelisierung und Prophezeiungen stolpern über das unerwartete Hindernis einer Epidemie, die sofort alles zwischen Leben und Tod dramatisiert und vertikalisiert hat
Diese Unfähigkeit zu sprechen wird gegen alle Hoffnung durch die Ideologie von einer Kirche  als prophetischer Minderheit und unausweichlich von dem utopischen, schwachen Ersatz einer Ecclesia "militans".
Sogar das bewegende Gebet von Erzbischof Mario Delpini zwischen den Türmen der Mailänder Kathedrale schien - auf dem Stuhl des Hl. Ambrosius"- ohne Absicht auf Autorität zu sein; wenn man von der minimalen- fast privaten Art ausgeht, mit der sich der Prälat den Kameras und der Welt präsentierte- anstatt in den liturgischen Gewändern. Ich verstehe, daß Alttagskleidung und Scheitelkappe ausreichen, um mit dem "o mia bella Madunina" zu beginnen, anstatt das"Recordare Domine testamenti tui et dic Angelo precutienti. Cesset Manus tua" zu sprechen:Introitus zur Messe "Pro vitanda  mortalitate vel tempore pestilentiae"

Sogar das bewegende Gebet von Erzbischof Mario Delpini inmitten der Türme des Mailänder Doms erschien ohne den Anspruch auf Autorität - auf dem Stuhl des Hl. Ambrosius! - ausgehend von der
minimalen, fast privaten Art und Weise, wie sich der Prälat den Kameras und der Welt präsentierte, anstatt mit den geeigneten liturgischen Gewändern. Ich verstehe, daß Alltagskleidung und Scheitelkäppchen ausreichen, um ein Debüt mit „O mia bela Madunina“ anstelle von „Recordare Domine testamenti tui et dic Angelo percutienti: Cesset Manus Tua“ zu geben : Introitus zur Messe "pro vitanda mortalitate vel tempore pestilentiae"  [Sag Deinem verheerenden Engel: Halt ein! 2 Samuel 24, 16] 
Am wichtigsten ist jedoch, dasß die Anrufung des Erzbischofs von Mailand, wie fast überall in der Kirche, von relativierenden Empfehlungen guter christlicher Etikette dominiert wurde, um freundlich, großzügig, willkommen heißend zu sein und nicht von einer grundlegenden, historisch-heilsamen Visionen zu sprechen und nur schwach von Gott als Gesprächspartner. Die Anrufung Mariens selbst, die eher von den Bischöfen praktiziert wird, hat manchmal den Geschmack eines Zugeständnisses an das Volkstümliche, das wir in uns tragen, eher eine Sache des Herzens als eine Überzeugung des Intellekts. Aber die öffentliche Anbetung Gottes einschließlich Mariens ist „logikòs“.
Lassen wir uns nicht einreden, daß das der neue, unumkehrbare Stil der Kirche ist. Dieser Stil offenbart statt dessen eine dramatische Angst, zu allererst in der Welt der Kleriker, vor dem Zeugnis der "mater und magistra" wie es in der Tradition der Kirche immer praktiziert wurde- neben dem fehlenden Glauben an Votivgebete , das feierliche Fürbittegebet,

Wer war bisher zur Vertikalität fähig? Wo ist die Klarheit erhebender Worte von Reue und Buße, die auch die Fastenzeit täglich fordert? Das wurde sicher von vielen demütigen Menschen erfüllt. die fähig waren, um Göttlichen Schutz, die Fürsprache Mariens und der Heiligen sowie um Vergebzung zu bitten. Es ist in den Orden, die sich sich selbst treu geblieben sind getan und in Klöstern, die widerstehen.

Natürlich hat auch Papst Franziskus spät etwas getan, das jedoch nicht ausreicht, um den Menschen zu zeigen, wie sie sich selbst unter dem unerkennbaren, aber immer vohersehenden Willen Gottes sehen können. Tatsächlich gibt es in seinem Interview mit „La Repubblica“ vom 18. März nur eine wichtige Äußerung: "Ich habe den Herrn gebeten, die Epidemie zu stoppen“, weil sein anderer Ausgangspunkt: "Alle sind Kinder Gottes und haben sein Auge auf sich “ durch den zu menschlichen Ersatz der "guten Dinge, an die selbst der, der nicht an Gott glaubt, glaubt “und die "Liebe zu den Menschen, die er um sich hat “verwässert wird.

Die gleichzeitige Kontemplation Kardinal Camillo Ruinis bei TG2 Post ist reicher und ausdrücklicher. "Wir müssen glauben [...] daß wir nicht allein sind [...], weil der Christ weiß,. daß der Tod nicht das letzte Wort hat. Das muß gesagt werden [...] wenn man von Hunderten von Toten spricht [...] Deshalb ist der auferstandene Christus unsere große Hoffnung." Und später fügt er der allgemeinen Empfehlung die täglichen Gefühle der Zuneigung wieder zu entdecken die "Wiederentdeckeung unserer Beziehung zum Herrn " hinzu - mit einem speziellen Gedanken an die Einsamkeit derer, die in den Intensivstationen sterben "wir hoffen, daß die Menschen, die dort sind, fühlen, daß sie nicht verlassen sind. Und vor allem möchte ich zum Herrn beten, daß er sie fühlen läßt, daß er nahe ist und auf sie wartet, wie der Vater im Gleichnis auf den verlorenen Sohn wartet."

Aber die Gedanken kehren zum weithin spürbaren Unwillen zu beten zurück. Der Christ, der sich ins "Leben" gestürzt hat oder in die Nichtigkeit des Mystizismus oder des Unsichtbaren kann weder die Gebetsworte noch jemanden, den er ansprechen kann, haben. Außerdem- was ist aus dem Gott Abrahams, Isaak und Jakobs geworden, der einst der kalten theologischen Analyse widerstand?
Dieser Gott ist eine Art Ideal geworden, die der moderne Christ eifrig von den "Makeln" von Gericht, Zorn und Strafe reinigen will, um ein süßliches Wesen aus ihm zu machen.
Deshalb das "Gott hat nichts damit zu tun". Außerdem leben wir mit der Illusion, daß es nicht nur respektvoll ist, Gott aus unseren historischen Tragödien heraus zu halten , sondern auch eine ausgezeichnete Apologetik.

So war es noch nie. Die Beziehung zwischen Gott und dem Leiden der Menschen ist ein wesentlicher Bestandteil der religiösen Reflektion, von den alten Tragöden bis zu den großen christlichen Denkern. Wenn wir das wissen, bleiben wir nicht auf der Ebene des Mysteriums des Menschen- sonst aber rutscht alles ins Vergebliche ab. Und wer wird jemals in der Not einen Gott anrufen, der "nichts damit zu tun hat" ? Und er wird tatsächlich nicht angerufen.
Schlagen Sie die Psalmen der Angst, der Klage und der Prüfung auf. Psalm 88 sollte laut verkündet werden.
"Herr, mein Gott, am Tag rufe ich dich
ich klage vor dir in der Nacht. [...]
Denn meine Seele ist gesättigt mit Leid,
dem Totenreich nahe ist mein Leben.
Ich werde zu denen gezählt, die in die Grube fahren.[,..]
Du warfst mich in die tiefste Grube
ind die Finsternis, und in den Schatten des Todes.
Schwer lastet auf mir dein Unmut
all deine Wogen brechen über mich herein.[...]
Ein Gefangener bin ich und kann nicht entrinnen[...]
Meine Augen sunklen vor Elend[...]
Die Glut deines Zorns ging hinweg über mich."

In Wirklichkeit ist es noch nicht so lange her, daß der Herr Christen und Katholiken mit dem neuen
Aussatz der Banalisät gestraft hat. "Eingesunken bin ich in tiefem Schlamm, es findet mein Fuß keinen Halt" schreit Psalm 69,3 .
Manchen gefällt diese Schwäche und stellen dem Gebet um Erlösung ein "cupio dissolvi" entgegen, das mit der Erniederigung Christi verwechselt wird. Aber die Arche oder die Brücke. die vom Leiden zum "Domine exaudi orationem meam , et clamor meus a te  veniat" ("Erhöre Herr mein Gebet, mein Rufen komme zu dir" Ps. 102,2) bittet um den Willen trotz der nihilistischen Verlassenheit zu sein und deshalb das Böse zu erkennen und zu richten.

Wir erleben schon seit Jahrzehnten, daß eine Kirche. die sich selbst als "Seelenergänzug" anbietet (sie ist viel mehr - und ist tatsächlich das nicht) ein Abdriften nicht vermeiden kann..
Die Beziehung des Menschen wird- wenn sie nicht auf der göttlichen Offenbarung beruht- und ihren Bezugspunkt für den Sinn dort nicht finden kann, -auf eine brüchige und rhetorische humanistische Annahme reduziert. Und es ist nicht wahr, was so oft gesagt wird, daß "wir Gott in unseren Brüdern lieben" - weil ohne die Erfüllung des ersten Teils (Du sollst Gott, deinen Herrn lieben" Mt. 22, Mk 12) das erste und größte Gebot der zweite Teil (und deinen Nächsten wie dich selbst) unweigerlich Formen schafft, die zu menschlich, illusorisch oder unpassend sind.
Auf alles trifft der unvergessliche Anfang von Psalm 127 zu:
"Wenn der Herr das Haus nicht baut,
mühen sich die Bauleute vergeblich.
Wenn der Herr die Stadt nicht behütet,
wacht der Wächter vergeblich"

Es ist unverkennbar, dass das Ziel der "Erneuerung der Gesellschaft" heute moralisch und unbestimmt das Ideal der "consecratio mundi" ersetzt, die mit ihren Einschränkungen im Zeitalter
Zweiten Vatikanischen Konzils eine gewisse Kontinuität und Kohärenz mit dem Heilszustand des
sakramentaler Momentes und der Universalität der Kirche als Stadt Gottes auf Erden aufrecht erhielt.

Eine wahre, prophetische biblische Minderheit ist eine Realität in der Dialektik, in der sich das Volk Gottes auf die Ökumene  erstreckt. Niemals fiel das Volk Gottes, nicht einmal als Überrest Israels, mit dem Kreis des Propheten zusammen. Die katholische Kirche, die Sphäre der katholischen Ekklesiologie kann nicht mit einer Sekte zusammenfallen, dh mit der kleinen Gruppe der Auserwählten, die jetzt eher „Retter“ als Gerettete sind.  Tausend prophetische Minderheiten, auch die wünschenswerten, sind nicht die „Catholica“, die möglicherweise aus der Mehrheit der Menschen besteht (in Übereinstimmung mit der „Missio“), die in der Gemeinschaft des Mystischen Leibes zusammengehalten werden.

Nur das Wissen um die Verantwortung in der Kirche für  die Unendlichkeit gewöhnlicher Menschen und für die Getauften, kann dem Klerus und der Hierarchie Worte geben. Die Worte sind jene der uralten heiligen Geschichte. Heute müssen sie ein Ruf um Hilfe und Buße sein, die auf dem Gott beruhen, der erschafft und erhebt. Die Worte der Utopie, die stolz im Mythos der Zukunft begründet sind, im noch nicht Existierenden, das allein Sinn gibt, sind schnell erschöpft und elend.

Die große zeitgenössische Seuche lehrt uns, daß wir uns von den Fallen der kirchlichen Rhetorik befreien müssen, die uns erstickt in "capite et membris". Sie hat weder Flügel noch die Tiefe des Sehens, sie sind auffällig unfähig zu irgendetwas anderem als zu einer tröstenden und wohlwollenden Sprache. Und um solche Worte zu äußern, war es sicher nicht notwendig, daß die Liebe Gottes im Schmerz und der kosmischen Macht offenbar wurde, die wir dennoch Ostern feiern werden."

Quelle: Settimo Cielo, S. Magister, P, de Marco





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