Dienstag, 26. Mai 2020

Erzbischof Gänswein im Interview: "Evangelisierung, Zeugnis, Freude"

Angela Ambrogetti hat für ACI Stampa Erzbischof Georg Gänswein anläßlich der Veröffentlichung der englischen Ausgabe eine eines Buches - einer Sammlung von Vorträgen, Predigten und Interviews- bei ewtn interviewt.
Hier geht´s zum Original: klicken

"GÄNSWEIN, WER VERSUCHT, SEINE EIGENE KIRCHE ZU KONSTRUIEREN IST AUF DEM FALSCHEN WEG" 

Exklusinterview des Präfekten des Päpstlichen Hauses zu einem von EWTN veröffentlichten Buch

Der englische Titel des Buches lautet "Wie die Katholische Kirche unsere Kultur wiederherstellen kann". Der Autor ist Erzbischof Georg Gänswein, der wegen seiner Rolle als Präfekt des Päpstlichen Hauses und persönlicher Sekretär des Papa emeritus, Benedikt XVI bekannt ist. 

Msgr. Gänswein war in der Vergangenheit Professor für Kanonisches Recht und eine Gegenwart als Dozent und hat ein reiches pastorales Leben. 

Speziell in  Italien, Deutschland und der Schweiz hat der Erzbischof an den Diskussionen  teilgenommen und religiöse Feiern -vor allem in den Jahren nach dem Rücktritt von Papst Benedikt-zelebriert.

EWTN hat einen Sammelband  dieser Texte in englischer Sprache veröffentlicht. 

Der Erzbischof hat eine kurze Unterhaltung darüber mit uns geführt. 

"Durch genaue Beobachtung wird von Zeit zu Zeit ein neuer Stern am Himmel der göttlichen Offenbarung entdeckt - aber nicht erschaffen! " Dies scheint ein bisschen der Schlüssel zu dem Buch zu sein, das eine Reihe Ihrer Vorträge, Predigten und Interviews sammelt. Warum die Auswahl dieser Texte- um die Dinge, die wir vor Augen haben, besser betrachten zu können?

"Der zitierte Satz ist einer Predigt entnommen, die vor einige Jahren anläßlich der Feier von Himmelfahrt gehalten wurde. Diesen Satz als Schlüssel oder Leitfaden des Buches zu verstehen oder zu interpretieren, ist eine originelle Idee, das ist möglich aber nicht notwendig. Am Anfang des Schreibens stand einfach nur die EInladung meines Deutschen Verlegers, einige Texte aus meinem pastoralen Wirken in den letzten Jahren zu veröffentlichen.  Das habe ich gern angenommen und dem Verleger- sie Sie betont haben- eine Sammlung von Konferenzbeiträgen,Predigten und Interviews geschickt. Aus dieser Sammlung haben das Auge und die Erfahrung des Verlegers die Schriften für diesen Band ausgewählt."




"Daraus geht ihre Idee für die Kirche der Zukunft hervor. Man daraus man die drei Schlüsselworte entnehmen?" 

"Vorsicht! Ich habe keineswegs eine eigene Idee für die Kirche der Zukunft entwickelt - wie man Ihrer Frage entnehmen könnte. Die Kirche, von der ich in allen Texten spreche.  ist die Kirche Christi, nicht meine persönliche Konstruktion.  Es ist die Kirche, die wir im Credo bekennen, sie ist eine, heilige, katholische, apostolische. Sie ist die Kirche aller Zeiten. Wer sich "seine" Kirche konstruieren will begibt sich auf einen Irrweg und wird in einer Sackgasse enden. Wenn Sie drei Schlüsselworte möchten- hier sind sie: Evangelisierung, Zeugnis, Freude. Das Evangelium änder sich nicht im Laufe der Zeiten, es con Christus offenbart worden um es zu verkünden und zu leben "willkommen oder unwillkommen" um es mit den Worten des Hl. Paulus zu sagen. Unsere Zeit benötigt mutige und überzeugende Zeugen. Das Zeugnis ist eine Quelle der Freude, einer großen und starken Freude. Darin hat die Kirche Zukunft!  Ich wollte die Leser daran erinnern diese so einfach aber fundamentale Tatsache nicht zu vergessen."

"Laut dem wie die Christen in der Kirche der Zukunft leben sollen- sagen Sie: wir sind menschliche Wesen keine Schnecken. Was heißt das?"

"Habe ich das so gesagt? Das ist ein wenig provozierend. Ich wollte, daß verstanden wird, daß eine rein intellektuelle Kenntnis der Heiligen Schriften oder des Katholischen Glaubens keinerlei Frucht trägt. Es bleibt ein sterile Wissen und "inkarniert" sich nicht ins persönliche Leben. Der Glauben wird gelernt wie man schwimmen lernt, nicht durch das Lesen eines Handbuchs, sondern indem man schwimmt. Das heißt, der Glaube wird "Fleisch", konkrete Realität, indem er gelebt wird. Es gab einmal das Katechumenat, d.h. eine Zeit, in der man konkret in das christliche Leben und die christliche Lehre eingeführt wurde,in der man Schritt für Schritt weiter ging, wuchs, stark wurde und so- den Glauben lebend- die Schönheit der christlichen Botschaft entdeckte. Entweder wird der Glaube gelebt oder er stirbt. "

"Sie sagen, daß das Bild der Kirche als Volk Gottes Vorläufigkeit bedeutet und daher die Fähigkeit, historische Strukturen hinter sich zu lassen. Was heißt das?"

"Ich empfehle aufmerksam zu lesen, was ich geschrieben habe. Ich erkläre das: der Glaube ist nicht vom Himmel gefallen. Man wird nicht als Christ geboren, man wird Christ durch das Sakrament der Taufe. Die Taufe ist wie alle Sakramente keine Erfindung des Menschen. Sie ein Geschenk des gekreuzigten und auferstandenen Herrn. Und der Mutter Kirche, die uns mit den Sakramenten nährt. Die Kirche als Braut Christi kann nicht provisorisch sein. Es kann vorläufige Elemente oder Strukturen geben, die sich während einer bestimmten Zeit entwickelt haben, in der sie nützlich und angebracht waren. Aber wenn diese Strukturen nicht mehr nützlich sind oder sogar zu einem Hindernis werden, eine Last für den Glauben und die Kirche, dann ist es Zeit, sie hinter sich zu lassen. Der Glaube des Gottesvolkes lebt und bleibt nur dann lebendig, wenn er in der Lage ist, auf überzeugende Weise auf die Herausforderungen der Zeit, in der wir leben zu antworten." 

"Sie schreiben, daß die menschliche Würde nicht davon abhängt, was ein menschliches Wesen tut, denkt oder sagt, sondern eher davon, was er ist. Was ist also ein menschliches Wesen? Was antworten Sie auf Ihre eigene Frage?"

"Diese Frage bezieht sich auf den letzten Beitrag im Buch, das war bei einem Vortrag vor Richtern, Anwälten und Mitgliedern des deutschen Verfassungsgerichtshofes im Juni 2019 .
Ich war eingeladen vom katholischen Standpunkt aus auf die Fragen zu antworten: "Was ist die Menschenwürde?" Die Antwort ist: "Die menschliche Würde besitzt man nicht, wie man ein Bein, ein Ohr oder ein anderes Organ besitzt. Der Mensch erwirbt seine Würde nicht, deswegen kann er sie auch nicht verlieren. Die menschliche Würde ist gegeben- ist geschenkt -jedem Menschen schon vor Beginn der Schöpfung -weil sie im Willen Gottes begründet ist, der den Menschen nach seinem Bild geschaffen hat. Diese Würde empfangen alle Menschen- unabhängig von ihrer Hautfarbe, ihrer Religion, ihrer Sprache etc. Alle Menschen sind Geschöpfe nach dem Bild Gottes. Das Bild Gottes zu sein bedeutet, die Freiheit zu haben, Gott zu suchen, Gott zu erkennen. aber auch ihn nicht zu suchen, sogar ihn zu leugnen. Die Würde des Menschen hängt nicht davon ab, was er tut, denkt oder sagt, aber daß er einer ist." 

"In dem Buch werden 5 Thesen präsentiert. Haben einige davon nicht die richtige Aufmerksamkeit bekommen? Muß es noch einmal gelesen werden? "

"Gute Frage! Die sollte man eher den Autoren selbst oder den Herausgebern stellen- Ich weiß es nicht."

"Wie haben Sie Madre Angelica kennen gelernt? Und was kann man von dieser unbezwingbaren Schwester lernen?"

"Dafür erlaube ich mir auf meine im März 2019 gehaltene Predigt im Vatican anläßlich des dritten Todestages von Madre Angeklica hinzuweisen. Dort werden Sie die Antwort finden." 

Quelle: ACI, La Stampa, A. Ambrogetti


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