Freitag, 29. Mai 2020

George Weigel: Was steckt hinter dem pathologischen Hass auf Kardinal George Pell? (3 und Schluss)

Fortsetzung von hier und hier:

"George Pell machte seine Kritiker wütend, weil er sich weigerte das als gegeben zuzugestehen, was die Gramsci-Linke und die Protagonisten des Katholizismus Light lange Zeit als gesichert angenommen hatten. Er dachte nicht, daß das Sperrwerk der Geschichte nur in einer Richtung funktionieren würde. Er ließt sich nicht von der Polemik abschrecken, die normalerweise vom politischen und kirchlichen Spektrum eingesetzt wird, die dann auch von vielen australischen Medien verbreitet wurde. Das führte zu verwirrter Empörung: Was war das mit diesem Mann, dieser wütend machenden Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, die sich nicht wie so viele andere beugen ließ?

So scheint sich in der Meinung von George Pells Feinden ein giftiges Urteil geformt zu haben, Pell muß ein böser Mann sein, weil nur ein böser Mann solche rückwärts gewandten Ansichten haben und eine so reaktionäre Sache wie die klassische christliche Lehre und Moral vertreten kann.

So entflammte George Pells dynamische katholische Orthodoxie und seine Weigerung, die moralische, soziale und politische Rechtschaffenheit der von der verhärteten Linken am meisten geschätzten Ideen zuzugeben- die Gemüter seiner Kritiker und Feinde -sowohl politischer als auch kirchlicher Art, und erzeugte so Pathogene. Diese Pathogene interagierten und schufen die Pathologie eines phobischen Pell-Hasses. In Wahrheit eine Form der öffentlichen Geisteskrankheit - ähnlich wie man  sie in Frankreich während der Dreyfus-Ära oder in China während der Kulturrevolution hätte finden können. Diese Pathologie hat oft die rationale Beurteilung von allem, was Kardinal Pell betraf aus. Und von ABC und anderen australischen Medien weiter aufgepeitscht, führte der Pell-Hass unweigerlich zur Entschlossenheit "Pell delendus est""Pell muß zerstört werden."

Wie genau dieses Projekt dann in Australien und vielleicht auch anderswo ausgeführt (sobald Kardinal Pell  nach Rom versetzt worden war, um die Vatican-Finanzen zu reformieren und sich dort neue Feinde auf der dunklen Seite der internationalen Finanzen schuf) bleibt ein Rätsel.
Um dieses Rätsel zu lösen müssen einige der wichtigeren Teile gefunden werden, und es kann deshalb hier nicht gelöst werden, obwohl vom juristischen Standpunkt aus. der jüngste Versuch George Pell ein für alle mal zu vernichten, durch den Obersten Gerichtshof Australiens am 7. April 2020 mit deutlichen Worten zurückgewiesen wurde.





Dennoch bleibt die Phobie des Pell-Hasses bestehen und verpestet die Atmosphäre in Kardinal Pells geliebten Land. Und das führt zu dieser Analyse als (gnädigerweise) kurze Schlussfolgerung der Veröffentlichung der zuvor redigierten Abschnitte des Berichts der Königlichen Kommission zur Untersuchung des sexuellen Mißbrauchs.und der jüngsten öffentlichen Angriffswelle auf Kardinal Pells Charakter.

In der Sternenkammer 

Königliche Kommissionen sind kein juristischen Organe und arbeiten nicht nach den strikten Regeln von Beweisen und dem Standard des "schuldig-ohne jedem- Zweifel", das bei Strafgerichtsprozessen gilt (oder gelten sollte). Und während die fragliche Königliche Kommission eingerichtet wurde, um bei den verschiedenen australischen Institutionen die Handhabung von Fällen sexuellen Mißbrauchs Minderjähriger zu untersuchen, schien es klar zu sein, daß die Königliche Kommission vor allem an der Katholischen Kirche -und speziell an Kardinal Pell- interessiert war. Die Hälfte der Mitglieder der Kommission hatte keine juristische Erfahrung und schien die Polizei von Victoria in gewisser Weise durchzuwinken, die in den 1970-ern  im Wissen um den Mißbrauch in ihrer Verantwortung junge Menschen zu schützen, schwer versagt hat. 
Aber während der 20 Stunden ihres harten Verhörs von Kardinal Pell scheinen die Kommissionsmitglieder und ihre Berater sich vorgestellt zu haben, daß ein junger Priester über Verbrechen, die von verschlossenen und autokratischen Bischöfen vertuscht wurden, unterrichtet wurde und hätte etwas dagegen hätte tun können und sollen- obwohl die Kommission herausfand, daß Bischof Mulkearns Informationen über Gerald Ridsdale, einem der schlimmsten Mißbrauchspriester, und andere einschließlich höherer Katholischer Würdenträger verborgen hatte. Und in ihrer Beurteilung von Pell hat die Kommission seine energische Reaktion auf sexuellen Missbrauch durch Geistliche - als er die Autorität dazu hatte- nur kurz zusammengefasst, eine Reaktion, zu der auch die Entlassung von zwei Missbrauchspriestern gehörte- sowie die Beauftragung des unabhängigen Kommissars, Missbrauchsbeschwerden zu untersuchen und die Melbourne-Antwort zu schaffen, um den Opfern zu helfen.

Daß die Annahmen und Urteile der Royal Commission mit ziemlicher Sicherheit durch die übelriechende öffentliche Atmosphäre um George Pell - und in der Tat durch den spezifischen ideologischen Inhalt eines Großteils dieses Anti-Pell-Giftes - verzerrt wurden, wurde durch die unterschiedliche Behandlung der Kommission gegenüber Paul Bongiorno und George Pell illustriert.
Wie Pell war Bongiorno in den 1970er Jahren Priester der Diözese Ballarat. Eines der Opfer von Gerald Ridsdale teilte der Royal Commission mit, daß er Bongiorno über Ridsdales Verbrechen informiert habe. Die Kommission hat Bongiorno nicht zur Aussage geladen; Bongiorno sagte in einer Erklärung, dass er sich an ein solches Gespräch nicht erinnere.

Jetzt Vergleich und Gegensatz: es gibt keinen erhärtenden Beweis - schriftlich oder mündlich- um das Urteil der Royal Commission zu untermauern, daß George Pell von Gerald Ridsdales Verbrechen gewußt haben muß- da ist der einfache Beweis, daß Bischof Mulkearns vorsätzlich Berater wie Pell über diese Dinge im Dunkeln ließ. Und da ist Pells Aussage -ebenso wie die anderer- daß er über die Verbrechen von Ridsdale nicht informiert war. Im Gegensatz dazu steht die Aussage eines Opfers, daß er Paul Bongiorno erzählt hatte, was Ridsdale tat

Die Königliche Kommission hat Bongiornos Aussage akzeptiert, daß er sich an keine derartige Unterhaltung erinnern könne (und behauptete, sie könne den Unterschied zwischen den Aussagen und Bongiornos nicht lösen). Die Kommission hat Pells Aussage nicht geglaubt und dem Zeugnis derer, die eisern darauf bestanden, daß Pell die Wahrheit sagte, als er behauptete wegen Mulkearns Vertuschung nichts von Ridsdales Mißbrauch (und dem anderer) gewußt zu haben. Warum?

Könnte das etwas mit der Tatsache zu tun haben, daß Paul Biongiorno das katholische Priestertum verließ, um ein linksgerichteter Journalist und ABC-Kommentator zu werden, in voller Übereinstimmung mit der dominierenden Medienkultur in Australien, während George Pell ein entschiedener Verteidiger Katholischer Rechtgläubigkeit und ein Feind der political correctness ist?
Warum hat die Royal Commission offensichtlich angenommen, daß Bongiorno ein integrer Mann ist und das genaue Gegenteil von George Pell? Hat die hier analysierte giftige Atmosphäre etwas damit zu tun?

Führer der Katholischen Kirche in Australien in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts haben den sexuellen Mißbrauch Minderjähriger beschämenderweise vertuscht. Ebenso wie verschiedene öffentliche Autoritäten, die oft mit den Bischöfen und religiösen Führern dabei zusammen gearbeitet haben. Warum ist Kardinal Pell dann der Sündenbock für das schwere Versagen anderer geworden?

Gegenseitige Aufrechnungen sind eine unschöne Sache. Sie haben eine außerordentlich abstoßende Haltung von Pell-Hass und der damit verbundenen Sündenbock-Suche angenommen. Ein unschuldiger Mann wird weiterhin diffamiert. Und es gibt die reale Gefahr, daß wegen dieses politischen und klerikalen Hasses junge Menschen einem Risiko ausgesetzt sind, weil die öffentliche Aufmerksamkeit für die gesellschaftliche Plage des sexuellen Missbrauchs junger Menschen fehlgeleitet wird."

Quelle: G. Weigel, The Catholic World Report

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