Montag, 31. Mai 2021

Papst Franziskus´ Reformen- steht der Kurie ein Schock bevor?

In seiner heutigen Kolumne in Monday in the Vatican analysiert und kommentiert A.Gagliarducci die bisherigen und bevorstenden Personalentscheidungen für wichtige Posten in der Kurie. 
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"PAPST FRANZISKUS BEGINNT DAS KURIEN-DOMINO"

Schlagartig ernennt Papst Franziskus den Präfekten, Sekretär und Untersekretär der Liturgie-Kongregation. Auf diese Weise besetzt er die von Kardinal Sarah verlassene Position, dessen Rücktritt aus Altersgründen er im vergangenen Februar angenommen hatte. Gemäß seiner Gewohnheit  fängt der Papst an, den Charakter des Dikasteriuns zu verändern- in kleinen Schritten, in seinem Stil und mit genauen Gesten.

Die ausgewählten Profile zu Beginn der Revolution enthüllen, wie der Papst bei der Kurienreform fortfahren wird. Erzbischof Arthur Roche, seit 2001 Sekretär der Kongregation wurde zum Präfekten ernannt, er war es, der zwischen den Persönlichkeiten von Papst Franziskus und der liturgischen Sensibilität von Kardinal Sarah vermittelte, der dem Papst nie widersprochen aber nie seinen abweichenden Gesichtspunkt zu einigen Fragen verborgen hat. Roche gibt dem Dikasterium ein Zeichen von Kontinuität, weil er seit 9 Jahren sein Sekretär war. Er ist bei liturgischen Themen sicher eine "weichere" Persönlichkeit. Wenn er zum Kardinal kreiert würde- was angesichts seiner Ernennung wahrwscheinlich ist- wird er Franziskus treu sein- ohne wenn und aber. 

Der Bischof von Tortona Vittorio Francesco Viola wurde zum Sekretär ernannt. Papst Franziskus ist ihm 2013 in Assisi persönlich begegnet, als Viola Kustos des Klosters Santa Maria Degli Angeli und Präsident der örtlichen Caritas war. 2014 ernannte er ihn zum Bischof von Tortona. Als Franziskaner  kennt Viola Ziel und Wege des Gemeinschafts-Gehorsams. Aber er weiß auch, wie man entscheidungsfreudig leitet und hat das in Tortona bewiesen. Über seine Ankunft in Rom gibt es seit einiger Zeit Gerüchte, aber am vergangenen Dienstag wurden die zur Gewißheit.  Clou bei alle dem ist, daß Viola es ablehnte, sich zum Vorsitzenden der Liturgie-Kommission der Italienischen Bischofskonferenz wählen zu lassen. Er stand kurz davor, unter 20 anderen mit Unterstützung von zehn regionalen Bischofskonferenzen gewählt zu werden..

Auf liturgischem Gebiet wird Viola fälschlicherweise zu den Progressiven gezählt, weil er von Bischof Luca Brandolini, einem Schüler des Architekten der Liturgie-Reform Annibale Bugnini, zum Bischof geweiht wurde- und weil er ein Freund des Erzbischofs von Assisi, Domenico Sorrentino war, der auch als "offen" in liturgischen Dingen gilt. In Wirklichkeit widmet Viola dem Gebiet der Liturgie besondere Sorgfalt. Er repräsentiert in diesem Trio das Neue. Aber seine Ernennung spricht auch für die Vorsicht des Papstes: man nahm an, daß Viola Präfekt werden würde (zumindest wurde das gesagt), aber Papst Franziskus zog es vor, ihm eine mehr operative Position zu geben -die ihm nicht so nahe ist. Ein Zeichen dafür, daß Viola nicht immer als völlig angepaßt, sondern eher als Person mit eigenem Denken eingeschätzt wird. 


Die Ernennung des Untersekretärs ist ebenfalls bemerkenswert. Die Ernennung von Aurelio Garcia Macias zum Leiter der Abteilung, der er seit 2015 gedient hat, ist eine interne Beförderung. Aber es verblüfft, daß seine Ernennung von der Bischofswürde begleitet wird, die normalerweise kein Untersekretär hat. Es fällt auch auf, daß der andere Untersekretär Corrado Maggioni im Amt bleibt, der seit 1990 in der Kongregation ist. Wir sind also in einer Kongregation mit einem Untersekretär, der Bischof ist und einem anderen Untersekretär, der nicht Bischof ist. Der Papst wollte Maggioni gewissermaßen ein Signal senden. Aber welches Signal? 

Der Kongregation steht eine weitere komplizierte Aufgabe bevor: ein Dialog mit der traditionalistischen Welt, die Papst Franziskus wohl nicht schätzt. Von der Generalversammmlung der CEI, bei der er hinter verschlossenen Türen sprach, wird gesagt. daß der Papst zur Bearbeitung eines motu proprio aufgerufen hat, die in der Praxis dem Gebrauch des alten Ritus neue Beschränkungen auferlegt und manchmal die konziliare Liturgie aufzwingt. Das ist ein Schritt zurück und außerdem entspricht es- wenn sich die Gerüchte als wahr erweisen sollten, der Logik der Spaltung. 

Die Offenheit Benedikts XVI gegenüber dem Alten Ritus war die Antwort auf zwei Bedürfnisse.  Das erste war, die Gläubigen nicht weiter von der Kirche zu isolieren, die weiterhin die Messe in der alten Form feiern wollten, die niemals abgeschafft worden war und immer noch gewährt wurde. Die Möglichkeit die Messe gemäß dieses Ritus zu zelebrieren, hat jedem erlaubt, sich als Teil der Kirche mit den verschiedenen Riten zu fühlen. 

Der zweite Grund war, den Dialog mit der traditionalistischen Welt unter schismatischen Bedingungen -speziell mit den Lefebvrianern - besser zu gestalten. Die Exkommunikation Lefebvres und seiner Familie war das letzte Mittel gewesen- angesichts der ohne päpstliche Zustimmung durchgeführten bischöflichen Weihen, sicher keine freiwillige Entscheidung. Aber angesichts der Beschwerden der Lefebvrianer über die Liturgie. 

Benedikt XVI dachte daran, ihnen diese Entschuldigung zu nehmen. Wenn die traditionelle Liturgie kein Problem war, dann ging es um etwas anderes. In den folgenden Dialogen, haben die Lefebvristen - die die Exkommunikation der illegitim geweihten Bischöfe widerrufen hatten- immer den Wiedereintritt in die Kirche verweigert, weil sie eine doktrinale Präambel zurückwiesen, durch die sie das Zweite Vaticanisch Konzil akzeptiert hätten.

Jetzt wird dagegen die Frage des II.Vaticanischen Konzils im Stil von Papst Franziskus neu gestellt, der jeden zur Einheit aufruft. Der Papst will jeden möglichen Widerstand überwinden und er will treue Mitarbeiter, die seine Projekt ausführen. 

So nehmen diese Wechsel im Liturgie-Dicasterium das voraus, was die Römische Kurie dieses Jahr als Schock erleben wird. Es wird nicht nur die Kurienreform geben, mit den neuen Dicasterien und dem Verschwinden anderer, sondern auch einen substantiellen Generationswechsel. In der Liturgie-Kongregation hat sich Papst Franziskus für eine seiner Linie treuen Fortsetzung entschieden, einen Außenseiter, und ein traditionelles Profil, das jedoch, eher leicht in Richtung einer Nebenrolle geht. Und vor den Änderungen hat er eine interne Inspektion gestartet- angeführt von Bischof Claudio Maniago - die nur eine kurze Zeit andauerte. 

Jetzt sieht es so aus, als ob eine gleichartige Inspektion bei der Klerus-Kongregation beginnen wird, sobald Kardinal Beniamino Stella deren Führung abgibt- das wird im August passieren, wenn er 80 wird. Als neuer Präfekt für den Klerus wird oft Kardinal Blaise Cupich, der Erzbischof von Chicago, erwähnt. Der hat ein Profil, das dem Papst unzweifelhaft gefällt, der sich dann jedoch eines der wenigen Kardinäle berauben würde, die in den USA seine Linie vertreten. Wenn die amerikanischen Bischöfe gegen die Biden-Administratiuon kämpfen und der Papst eine mildere Linie möchte, kann die Anwesenheit eines freundlichen Kardinals nützlich sein. 

Ein anderer Amerikaner, Bischof Robert F. Prevost, soll an Stelle von Kardinal Marc Ouellet an die Bischofskongregation berufen werden. Prevost leitet die missionarische Diözese von Chiclayo in Peru, kennt Rom, weil er General der Augustinianer war und er ist ein neues Gesicht. Auch er wäre dem Papst und seiner Linie gegenüber loyal. 

In die Erziehungs-Kongregation könnte Papst Franziskus einen Jesuiten berufen: Kardinal Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg, derzeitiger Präsident von COMECE, der bewiesen hat, daß er für Themen junger Menschen und Migranten empfänglich ist,. Auch er hätte ein Profil, das bei seiner Arbeit die Papst-Linie garantieren würde- zumindest  während seines Pontifikates. 

Bei der Kongregation für die Orientalischen Kirchen wird über die Ernennung von Erzbischof Paul Richard Gallagher gesprochen- bisher der "Außenminister" des Vaticans. Das würde auch die entscheidende Rolle im Staatssekretariat vakant lassen, die Papst Franziskus mit einem anderen Loyalisten besetzen würde. Es bleibt abzuwarten, ob die Entscheidungen einen Graben im diplomatischen Denken des Staatssekretariates bewirken wird. 

Die Methode des Papstes jedoch ist klar: die Fronten zu spalten, wo es den größten Widerstand zu geben scheint;  die Treuen in wichtige Positionen zu bringen, um eine gemeinsame Linie zu garantieren; um Einheit zu bitten, indem über jede abweichende Stimme geklagt wird und Dialog zu fordern, wenn alle in andere Richtungen gehen als der Paspt. 

Diese Methode kann man bei vielen Entscheidungen sehen: von der Forderung an die US- Bischöfe nach mehr Dialog zum Thema der Kommunion für die pro-Abtreibungs-Politiker (weil sie alle fest auf der Linie des Nein waren) bis zu der, bei den Reformen einig zu sein; bis zu direkten Angriffen auf Personen oder Institutionen in der Öffentlichkeit, um seine Unzufriedenheit direkt kund zu tun, Das hat er am 24. Mai im Vatican getan, als er betonte, daß die neuen Strukturen keine Berge sein sollten, die eine Maus gebären," Aber das hat er auch in seinen Reden vor der Römischen Kurie getan, als er sich über die Krankheiten der Männer der Kurie beklagte. 

Und dann müssen die Ernennungen noch getätigt werden. Bis jetzt hat der Papst sich noch keines Belohnungs-Systems bedient- zumindest bei den Spitzen-Stellungen. Aber es hat viele Beförderungen bei mittleren und sekundären Rollen gegeben. Diese Beförderungen waren manchmal von Bischofs-Titeln begleitet, die es für diese Positionen nie gegeben hat.  Das sind auch Zeichen."

Quelle: A. Gagliarducci, Monday in the Vatican

 

1 Kommentar:

  1. Ein moderner "Sacco di Roma". Und keine Gardisten werden ihn bekämpfen können.

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