Montag, 3. September 2012

Anmaßung, dein Name ist Mitschke-Collande


Wer wie ich, im Kreativ-Bereich arbeitet und auch mit Unternehmensberatern arbeiten und miterleben durfte, wie sie arbeiten, könnte einige Bücher darüber schreiben. Aber es gibt ja den Consulting-Report von Jörg Staute, der die Vorgehensweise der Berater eindeutig beschreibt.
Deshalb vielleicht grob umrissen, das wesentliche:
Unternehmensberater erfinden Trends, um sich ihre Kunden zu halten. Hat man z.B. alle Unternehmen „zentralisiert“, und Berater wären überflüssig gibt es einen neuen Trend, z.B. „Dezentralisierung“ und alles wird wieder umgebaut und die Berater können von vorne anfangen und verdienen immer gutes Geld damit. Viele Ausdrücke kreisten seit den 80er Jahren durch große und mittelgroße Unternehmen, von „Total Quality Management“ über „Kaizen“ oder „Change Management“ usw. Man muss auch gar nicht wissen, was diese einzelnen Begriffe bedeuten, denn sie haben den Unternehmen eigentlich nichts gebracht als genervte Mitarbeiter, totale Verwirrung und Stillstand in den Führungsetagen.  

Die Vorgehensweise ist laut Herrn Staute immer die gleiche: Die Mitarbeiter in den Unternehmen werden von der Arbeit abgehalten, müssen Daten suchen, ausarbeiten, zur Verfügung stellen und den Beratern alles hinterhertragen. Die Berater sammeln dann die Daten und machen daraus mehrere hundert Seiten dicke Papiere, die bei den meisten Unternehmensführern in einer Schublade landen, und dann gelesen werden, wenn mal Zeit dazu ist. Diese Zeit hat dann aber keiner und genau das ist der Sinn der Sache.
Und genau das ist meine Erfahrung, die ich mit einigen Beratern machen durfte. Besonders bei den jungen Schnöseln dort, die frisch von der Uni kamen und dann auftraten wie Graf Koks war es mir immer eine besondere Freude, die mal zum Fotokopierer oder Kaffee holen etc. zu schicken, damit sie mal Demut lernen....

Warum mir das gerade jetzt in Erinnerung kommt, obwohl es über 20 Jahre her ist? Gerade eben habe ich bei domradio.de das KNA-Interview mit dem McKinsey-Berater Mitschke-Collande gelesen, der ein Buch darüber geschrieben hat, ob sich die Katholische Kirche abschafft?.  Schon beim Titel hat er alte Erinnerungen wachgerufen, denn er lehnt sich an den Titel des Buches von Thilo Sarrazin an, und zeigt schon hier, dass er es gewohnt ist, dass ihm andere die Ideen liefern.

Wenn man das Interview liest, können wir uns denken, wer dem Herrn Mitschke-Collande die Inputs geliefert hat: WISINIKI, die Augsburger Revoluzzer-Priester, vielleicht noch ein paar Politiker (die sind ja derzeit wieder in aller Munde), die DBK usw. McKinsey wurde ja von der DBK engagiert, um eine „Diagnose und Therapievorschläge zur Kirchenkrise zu machen“. Wieder mal musste sich also ein Beraterteam in ein Thema einarbeiten, von dem es keine Ahnung hatte und war dabei natürlich auf die Mitarbeiter in den Diözesen, Pfarreien, Pfarrgemeinderäten etc. angewiesen. Wie die meisten dort ticken, wissen wir. Deshalb wurden die Berater entsprechend geimpft. Ich kann mir gut vorstellen, dass keiner von denen einmal eine Heilige Messe besucht hat, geschweige denn eine alte Messe oder nur ein lateinisches Hochamt. Wahrscheinlich haben sie für ihre Beratung nicht einmal ins Evangelium geguckt, sondern sich voll auf das Wunschthema „Sozialverein“ konzentriert. Denn genau so sieht das Ergebnis aus, wie er mit  Aussagen wie: „Wir reden seit Jahren über Reformen, und nichts passiert. Irgendwann muss man zur Tat schreiten. Wir haben heute durchaus so etwas wie eine vorreformatorische Stimmung. Steine des Anstoßes gibt es genug. Und es gibt machtvolle Kommunikationsmöglichkeiten. Aus Wut-Katholiken werden Mut-Katholiken. Damit etwas ins Rollen kommt, fehlt vielleicht nur noch eine charismatische Persönlichkeit wie Franziskus oder Martin Luther.“ auch voll bestätigt.

Den Sozialverein können wir tatsächlich abschaffen, solange wir das Wort des Papstes befolgen und unseren Glauben leben, die Gebote befolgen, und uns an der Weisung unseres Herrn freuen.
Dann braucht es keine Analysen von McKinsey und es braucht auch keine Vorschläge, wie man ein Sozialverein unter vielen anderen NGO's wird.

Ich kann auch Herrn Mitschke-Collande nur vorschlagen, mal ein paar Stunden vor dem Allerheiligsten zu verbringen. Vielleicht kommt ihm dann die Erleuchtung, was die Kirche am allerwenigsten braucht: Ratschläge von Unternehmensberatern. Denn die Kirche ist noch weniger ein Unternehmen wie sie ein Sozialverein ist.
Die Freiburger Rede des Papstes wäre ein guter Anfang gewesen für Herrn Mitschke-Collande, aber die hätte das Ergebnis ja eher „negativ“ beeinflusst. 

Ansonsten sollten wir intensiv dafür beten, dass dieses Buch nicht nur in irgendwelchen Schubladen liegenbleibt, sondern auch in den Regalen der Buchhändler verstaubt.

3 Kommentare:

  1. Das hier:
    http://www.dbk.de/themen/gespraechsprozess/dokumentation-mannheim/
    atmet den gleichen Ungeist der Beraterei.
    Und er Herr Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz hat als eine seiner ersten Amtshandlungen, die Firma McKinsey auf sein Bistum "losgelassen"
    http://www.erzbistum-freiburg.de/html/pastorale_leitlinien162.html?&stichwortsuche=pastorale+leitlinien
    hab übrigens seit 2007 nix mehr über die "pastoralen Leitlinien" gehört, aber die Leut wurden "narrisch" gemacht.
    All die biederen, ehrenamtlichen PGR'ler mussten sich durch diese seltsamen Papiere regelrecht quälen.

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    1. Ich kann's immer noch nicht fassen, dass einer unserer Kirchenführer auf die Idee gekommen ist, dass die katholische Kirche in Deutschland nach unternehmerischen Gesichtspunkten geführt werden könnte. Was wollte man auf diese Weise erreichen? Mehr Mitglieder oder mehr positive Wahrnehmung? Mehr Modernität? Mehr Glauben mit Sicherheit nicht. Und das im Jahr des Glaubens!!! Ich bin fassungslos.

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  2. Es ist schon einige Jahre her und war seiner Eminenz erste Amtshandlung.
    Es sollte auch so weiter gehandhabt werden um ja nun, wie drück ich's aus?
    Um im Bewusstsein der Öffentlichkeit präsent zu bleiben und sich intern wohler zu fühlen.
    Komischerweise ist die ganze Aktion im Sande verlaufen.
    Ich finde auch das war eine unnötige Aktion Beschäftigungstherapie für eh schon geplagte Laien, erinnerte mich damals schwer anb die Pharisäer die den Leuten Lasten auflegen..........

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