Gute
Voraussetzungen also, um den großen Pfarrsaal von St. Philipp Neri in M-Neuperlach zu füllen.
Natürlich
drehten sich die Gespräche vor der Veranstaltung um diesen Leserbrief und es
war interessant zu erfahren, dass der Münchner "Oberhirte" derzeit
bei seiner Herde nicht sonderlich beliebt ist, um es mal vornehm auszudrücken.
Einige meinten, er sei eher ein Manager, der nur in der Welt herumreist und
sich nicht um sein Bistum kümmert. Diese Meinung scheint also weiter
verbreitet, als bisher angenommen. Und es ist doch sehr schön, zu sehen, dass
man mit diesem Eindruck nicht alleine steht.
So
durften wir uns alle auf einen "Bericht aus Rom" freuen. Kardinal
Cordes, der ja in seiner Zeit in Rom 3 Päpste erlebt hat, wurde mit großem
Beifall begrüßt.
Und
es versprach, ein interessanter Abend zu werden, denn als „Insider“ wusste
Kardinal Cordes viel über den Vatikan und die Päpste, denen er begegnet ist, zu
erzählen.
Im
ersten Teil stellte Michael Ragg dem em. Kurienkardinal Fragen über Rom, den
Vatikan, wo Kardinal Cordes in den 70ern hin berufen wurde. Ja, und wir
staunten nicht schlecht, als der
Kardinal uns von hart arbeitenden Menschen berichtete,
die tagtäglich vollen Einsatz für den Glauben bringen, dabei demütig sind und
sehr bescheiden Leben. O-Ton „Es gibt mehr Heilige im Vatikan, als man sich vorstellen
kann“.
Nanu?
Das hatten wir doch bisher aus der Presse ganz anders erfahren.
Da gab es doch ein Sensationsgeschreibe über all die
schrecklichen Geschichten aus der Kurie, berichtet von Mitgliedern des
deutschen Episkopats und begierig aufgegriffen, aufgebauscht von den
„Qualitätsmedien“. Wäre ja auch nicht so spektakulär gewesen, wenn man einfach
berichtet hätte, dass in der Kurie in erster Linie für die Weltkirche
gearbeitet wird. Ein weiteres Thema war die Umfrage zum Glauben der
Bertelsmann-Stiftung, die zum Ergebnis hatte, dass nur 16,2% der deutschen
Katholiken noch an einen personalen Gott glauben. Und der Rest an irgendwas,
das da oben zwischen den Wolken schwebt. Kardinal Cordes bestätigte, dass er darüber ziemlich geschockt gewesen sei und stellte sich und uns
die Frage, an was diese Leute wohl denken, wenn sie das „Vater unser“ beten
.... Eine berechtigte Frage, die dann allerdings offen blieb.
Der Kardinal bestätigte die tiefe Gläubigkeit der beiden Päpste,
die viel Kraft aus der engen Verbindung zu Gott und dem intensiven Gebet
schöpften.
Und was uns „Landsleute“ natürlich besonders erfreute: Zu
Benedikt sagte Kardinal Cordes, dass er zu seiner Zeit als Präfekt der
Glaubenskongregation sehr viele Dinge vorausgesehen habe. Und – dass seine Veröffentlichungen nicht nur ein tiefes Glaubenswissen aufzeigen, sondern
auch seinen festen Glauben. Und - dass Benedikt einfach genial sei.
Das gab viel Beifall und man hatte den Eindruck, dass es viele
doch sehr gefreut hat, einen Mann aus Rom so über den bayerischen Papst
sprechen zu hören. Natürlich sprach er auch noch einmal über den unflätigen Umgang
der deutschen Medien mit Papst Benedikt, und dass die Angriffe der Medien schon
fast diabolisch gewesen seien. Er räumte
auf, mit den Legenden, dass erst der Nachfolger von Papst Benedikt mit den
Reformen innerhalb des Vatikan angefangen habe. Vieles, z.B. die Reform der
Vatikanbank und des vatikanischen Finanzsystems seien von Benedikt initiiert
worden und wurden von Franziskus nur fortgesetzt.
„Sein Thema“ ist aber nach wie vor "Neue Bewegungen", die viel frischen Geist in die Kirche gebracht haben und
dass sie eben diese Begeisterung in die Welt hineinbringen und dass ein großer
Fehler sei, das auszubremsen. Kardinal Cordes ist der Meinung, dass diese neuen
Bewegungen alle Unterstützung brauchen, denn sie leisten heute das gleiche für
die Evangelisierung, wie es die Orden in den früheren Jahrhunderten getan
haben.
Es gab viel Beifall, immer dann, wenn er ganz klar die Lehre der
Kirche vertreten hat ... Also man hatte schon den Eindruck, im Publikum saßen
überwiegend "Konservative". Vielleicht gibt es aber auch viel mehr
„Konservative“, als die Lautstärke der Progressisten vermuten lässt.
Im zweiten Teil konnten die Leute dann Fragen stellen. Da gab es
natürlich sehr spannende Momente. Die meisten Fragen drehten sich um die
kommende Synode und das (angeblich wichtigste) Thema der Wiederverheirateten
Geschiedenen. Hier vertritt Kardinal Cordes ja eine eher in Deutschland nicht
so populäre Meinung: Die Lehre der Kirche. In seinen Antworten meisterte Kardinal
Cordes Angriffe immer wieder souverän und wies immer wieder darauf hin,
dass es auf der Synode nicht um die WVG und deren Zulassung zur Kommunion geht.
Sondern in erster Linie darum, wie man die Familien so stärkt, dass sie den
Glauben weitergeben. Anfragen zu einer Änderung „à la Kasper“ beantwortete
der Kardinal immer wieder damit, dass man doch seinen Glauben vertiefen soll,
mehr beten, sich intensiver mit den Geboten auseinandersetzen soll. Daraus
würde man dann schon die Erkenntnisse gewinnen, warum gewisse
Glaubenswahrheiten eben nicht geändert werden können.
Spannender waren aber andere Fragen: Ein Mann merkte an, dass
Kardinal Cordes noch gar nichts zu Papst Franziskus gesagt hätte. Das erklärt
sich, so Kardinal Cordes, daraus, dass die beiden sich niemals persönlich
begegnet seien. Auch zu der Zeit, als Papst Franziskus noch Kardinal
Bergoglio war, habe er ihn nicht persönlich kennengelernt. Aber, und das kam
von Herzen, er bewundere den Papst sehr, wie er die Menschen für sich gewinnen
konnte und dass er ein großer Sympathieträger für die Kirche sei, besonders in der säkularen Welt.
Kardinal Cordes berichtete davon, dass schon zu Zeiten von
Johannes Paul II es immer sehr voll gewesen sei, zur Generalaudienz auf dem Petersplatz. Und dass
man gedacht habe, dass es danach keiner mehr toppen könnte. Aber dann bei
Benedikt sei es noch voller gewesen und die Menschenmassen heute seien kaum noch zu
überschauen. Er vermutete allerdings, dass das auch daran liegen könnte, dass in den letzten Jahren das Fliegen so billig geworden sei.
Auch für die Gruppierungen, die immer so laut Reformen fordern
hatte er einen guten Rat: Wie schön es doch wäre, wenn diese Reformen dahingehend
stattfänden, dass die Menschen ihren Glauben vertiefen, mehr beten würden,
öfter zur Beichte gingen, dann wäre doch so viel für die Kirche und die
Menschen getan, dann bräuchte es weitere „Reformen“ nicht mehr. Das brachte
wiederum tosenden Beifall!
Die letzte Frage war dann nicht nur besonders interessant,
sondern auch – besonders für uns Münchner sehr aktuell: Es ging darum, was die Schafe tun sollen, wenn
die Hirten in unterschiedliche Richtungen laufen, ob die Schafe dann mitlaufen
müssen - auch wenn sie spüren, dass sie auf der falschen Weide sind?
Die Antwort wirkte wie Donnerhall: Der Kardinal wies uns darauf
hin, dass wir doch alle erwachsen seien und die Lehre der Kirche kennen würden.
Und wenn mal einer was falsches sagt, sollten wir uns an der Wahrheit Gottes
orientieren. Es gab Riesenbeifall ....
Gleich in seiner Einleitung hatte er davon gesprochen, dass ja
Jesus auch nicht dem Mainstream gefolgt sei, und deshalb ans Kreuz genagelt
wurde.
Ich muss sagen, dass seit diesem Freitag, dem 13. März meine katholische
Welt wieder gerade gerückt ist. Es war ein großes Vergnügen, dem Kardinal
zuzuhören und aus seinen Aussagen zu lernen.
Ja, es tut wirklich gut, zu wissen, dass es eben doch noch
Kirchenmänner gibt, die es auch sind.
Update:
Nach der Veranstaltung hat Kardinal Cordes dem Münchner Merkur noch ein Interview gegeben, das sehr sehr lesenswert ist.
Update:
Nach der Veranstaltung hat Kardinal Cordes dem Münchner Merkur noch ein Interview gegeben, das sehr sehr lesenswert ist.
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