Wiederverheiratete Geschiedene haben die Kirchengeschichte schon lange begleitet und waren immer für leichtere oder schwerere Erschütterungen gut.
In die Geschichtsschreibung eingegangen sind naturgemäß die gekrönten Häupter, die auch schon im Mittelalter und in der Renaissance für Skandale gut waren, außer daß es die dazugehörige Presse damals noch nicht gab.
Zwei prominente Vorreiter im Kampf um den kirchlichen Segen für die Ehe(n) nach einer Scheidung waren König Lothar II von Lothringen und dann - um die 700 Jahre später.Jahre später- alle Grenzen sprengend- Heinrich VIII von England.
Lothar II wollte sich wg. Kinderlosigkeit von seiner Frau Teutberga trennen, um in einer zweiten Ehe mit seiner Mätresse Waltrada einen Thronerben zu zeugen. Ein Plan, der von den Bischöfen von Köln und von Trier unterstützt und genehmigt wurde. Papst Nicolaus II widerrief , nachdem der Bischof von Reims ihn von diesem Tun in Kenntnis gesetzt hatte, diese Erlaubnis , setzte die beiden Bischöfe ab und exkommunizierte sie.
König Lothar, der sich dem päpstlichen Urteil beugte, versuchte nach dem Tod des Papstes , seinen Nachfolger Hadrian II umzustimmen und ihm die Zustimmung zu einer Ehe mit Waltrada, die dem Monarchen inzwischen einen Sohn geboren hatte, abzuringen, was nicht gelang. Lothar starb auf dem Rückweg von Rom, offiziell kinderlos. Sein Königreich wurde unter Karl dem Kahlen und Ludwig dem Deutschen aufgeteilt .
Papst Nicolaus wurde später der Ehrentitel "der Große" zuerkannt.
Die Geschichte Heinrichs VIII kennt fast jedes Kind - mit ihm und seinen Wünschen nach multiplen Ehen und einem männlichen Thronerben hatte es Papst Clemens VII zu tun, auch er weigerte sich, dem royalen Ansinnen nachzukommen. Heinrich, dem wohl bewußt war-wie heikel sein Anliegen war, hatte vorsichtshalber seinen englischen Seelsorger, den Erzbischof von Canterbury im Ungewissen gelassen und 1520 einen Vertrauten, William Knight, direkt nach Rom geschickt, wo der allerdings über einen längeren Zeitraum gar nicht zum Pontifex vorgelassen wurde.
Erstehefrau Katharina von Aragon hatte ihm mehrere Kinder geboren, die Knaben allerdings starben alle im Säuglingsalter- was bei unserem König Heinrich, der in allem ein wahrer Renaissancefürst war, den Wunsch nach einer Zweitfrau hervorrief. Er bandelte mit Anna Boleyn an.
Die Weigerung der Papstes ihm zu derlei Tun sein Placet zu geben, beantwortete der Monarch mit einer eigenwilligen Methode der Ehescheidung- 2 seiner insgesamt 6 Frauen endeten auf dem Schafott. Eine Art der Problemlösung, die seine Erbin, Elizabeth I übernahm, um sich dauerhaft ihrer Rivalin um den englischen Thron, der schottischen Königin Maria Stuart, zu entledigen.
Weil der König, dessen exzessiver Lebensstil Legende wurde, wußte, daß der Papst ihm seinen Segen für seinen innovativen Lösungsansatz verweigern würde- entschied er sich in einem Rundumschlag, tabula rasa zu machen und gründete gleich noch eine neue Kirche, zu deren Oberhaupt er sich konsequenterweise auch ernannte.
Offen geäußertes Mißfallen seiner Untertanen gegen seine Ehe mit Anna Boleyn wurde per Gesetz zum Hochverrat deklariert und mit dem Tode geahndet, ebenso die Weigerung den Eid zu leisten, der die Oberhoheit des Königs über die Kirche besiegeln sollte. Thomas Morus, wurde so auch zu einem der vielen Opfer Heinrichs VIII Tudor.
Die 6 Ehen Heinrichs, von denen 2 durch Scheidung, 2 durch Hinrichtung der Ehefrau und 1 durch natürlichen Tod endeten, nur die letzte der 6 überlebte ihren Gatten , haben sich im englischen Volksmund in einem Abzählreim niedergeschlagen:
Divorced, beheaded, died - divorced,beheaded, survived
Heute nun haben einige deutsche Bischöfe nebst untergeordneten Chargen -(die besonders spalterisch in der Erzdiözese Freiburg aktiv sind) die damalige Rolle der Monarchen übernommen und rütteln mit Macht an den Bestimmungen der Kirche zum Umgang mit den berühmt-berüchtigten wiederverheirateten Geschiedenen. Auf eher nicht so subtile Art wollen sie ihrem Bruder im Bischofsamt, dem Bischof von Rom, ihre Vorstellungen aufzwingen. Ob sie auch so weit gehen werden, im Falle eines Nichtbefolgens ihrer Wünsche, eine neue Kirche zu günden und einen der ihren zu deren Oberhaupt zu bestimmen, ist noch nicht entscheiden.
Zur vita der beiden Päpste:
Papst Nicolaus II (858- 867), der Große
Sein Geburtsdatum liegt im Dunklen- er starb am 13. November 867, er war der erste Papst der anläßlich seiner Amtseinführung gekrönt wurde. Er setzte das Recht geweihter Personen durch, sich in Rom über ihren Bischof zu beklagen, in sein Pontifikat fiel das erste kurzdauernde Schisma zwischen der Römischen und der Byzantinischen Kirche ( Nicolaus hatte sich, als es in Konstantinopel einen Machtkampf zwischen dem Patriarchen und einem Gegenpatriarchen gab- auf die Seite des amtierenden Patriarchen Ignatius I gestellt) Photios setzte sich durch, und erklärte den Papst für abgesetzt und exkommunizierte ihn-allerdings war der, als die Nachrich in Rom eintraf, bereits verstorben.
Sein Bewußtsein Nachfolger Petri zu sein, die daraus abgeleiteten Rechtsvorstellungen, sein diplomatisches Geschick- gepaart mit großem Durchsetzungsvermögen und starker Willenskraft- machten ihn in Zeiten des Umbruchs in Europa zu einem großen Papst.
War seit Kaiser Konstantin bis zuletzt unter Kaiser Karl dem Großen der Staat Schutzmacht und Förderer der Kirche gewesen- so hatten sich nach dessen Tod und dem Zerfall des Reiches die Verhältnisse umgekehrt. Nun war der Papst der Protector Imperii und übte die in der Tiara symbolisierte dreifache Befehlsgewalt, die dem Nachfolger Petri zustand, aus
Papst Clemens VII
Giulio de Medici war von 1523 bis 1534 Papst, in sein Pontifikat fiel außer der Abspaltung der Kirche Englands, der Sacco di Roma und die Verschleppung des Papstes aus Rom. Karl V, den er zum Kaiser krönte, verlangte wg. der Kirchenspaltung durch die Reformation die Einberufung eines Konzils- was er verweigerte. Die drohende erste Türkenbelagerung Wiens beendete zunächst alle Streitigkeiten zwischen Kirchenstaat und Kaiserreich,
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