Heute veröffentlichte Sandro Magister auf dem blog www. chiesa diesen Artikel klicken
( man kann den Text auch als unbeabsichtigten Kommentar zu unserem vorhergehenden Beitrag lesen )
"Der Papa emeritus betet, aber er berät auch"
Während Papst Franziskus regiert, lobt Benedetto Johannes Paul II und besonders seine Enzyklika "Veritatis splendor" zu den Fundamenten der Morallehre. "Er war ein Papst"- so sagt er- "der keine Angst hatte, wie seine Entscheidungen aufgenommen werden würden."
"In seinem Interview mit dem Corriere della Sera hat Papst Franziskus enthüllt, daß er sich mit Joseph Ratzinger auf eine aktive Rolle für den emeritierten Papst geeinigt habe, die ohne Präzedenz in der Kirchengeschichte ist.
"Der emeritierte Papst ist kein Denkmal in einem Museum. Er ist eine Institution. Wir waren nicht daran gewöhnt. Vor 60 Jahren existierte der emeritierte Bischof auch noch nicht. Der kam nach dem Konzil. Heute ist er eine Institution. Das gleiche soll auch mit dem emeritierten Papst passieren. Benedetto ist er erste, aber vielleicht wird es mehrere geben. Wir wissen es nicht. Er ist diskret, demütig, er will nicht stören.(.....) wir haben darüber gesprochen und gemeinsam entschieden, dass es besser wäre, wenn er Menschen sieht, hinausgeht und am Leben der Kirche teilnimmt." (....)
Gesagt- getan. Vor wenigen Tagen ist eine unveröffentlichte Schrift Benedikts XVI als Buch erschienen, Und es handelt sich nicht um irgendeinen Text. Sondern es ist das Urteil, das der vorletzte Papst- während sein Nachfolger regiert- über seinen Vorgänger Johannes Paul II spricht. Es ist ein wirklich öffentliches Urteil nicht nur über die Person sondern auch über die Leitlinien dieses erinnerungswürdigen Pontifikates.
Man muß unterstreichen, daß dieses mit der aktuellen Lage der Kirche konfrontiert wird.
Einige Medien haben, um diese Schrift des Emeritus bekannt zu machen, die Passage hervorgehoben, in der aus der ersten Zeit des Pontifikates berichtet wird, als Karol Wojtyla sich mit der Frage der Befreiungstheologie befaßte.
Aber es gibt eben auch andere wichtige, bedeutungsvolle Passagen- besonders zwei:
Die erste über die nach dem Urteil Benedettos wichtigsten Enzykliken Johannes Pauls II.
Aus den 14 Enzykliken hebt er diese hervor:
"Redemptor Hominis" von 1979, die persönliche Darlegung seines christlichen Glaubens, die "auch heute eine große Hilfe für die sein kann, die auf der Suche sind"
"Redemptoris missio" von 1987, die der missionarischen Aufgabe der Kirche die gebotene Wichtigkeit zuweist.
"Evangelium vitae" von 1995, die eines der wichtigsten Themen des gesamten Pontifikates Johannes Pauls II entwickelt- die unantastbare Würde des menschlichen Lebens, vom ersten Augenblick der Empfängnis an.
"Fides et ratio" von 1998, die eine neue Vision der Beziehung zwischen dem christlichen Glauben und der philosophischen Vernunft anbietet.
Aber zu diesen Enzykliken, die er jede einzeln mit wenigen Zeilen würdigt, fügt er überraschenderweise eine weitere hinzu, der er eine ganze Seite widmet: es ist "Veritatis splendor" von 1993 - über die moralischen Fundamente des christlichen Glaubens. Die vielleicht von allen Enzykliken Johannes Pauls II am meisten vernachlässigte und am wenigsten angewandte, von der aber Ratzinger sagt, man müsse sie heute studieren und verinnerlichen.
Eine zweite bedeutsame Passage ist die, in der Benedikt XVI von der Erklärung "Dominus Jesus" aus dem Jahre 2000 spricht.
"Dominus Jesus" schreibt Ratzinger- "fügt die unverzichtbaren Elemente des katholischen Glaubens zusammen."
Dennoch ist es das von innerhalb und außerhalb der Kirche am meisten angegriffene Dokument des Pontifikates. Um seine Autorität und Bedeutung herabzusetzen haben die Gegner die "Vaterschaft" an Dominus Jesus ausschließlich dem Präfekten der Glaubenskongregation zugeschrieben, ohne die Beteiligung des Papstes zu würdigen.
Es ist aber die völlige Übereinstimmung zwischen ihm und Johannes Paul II bei der Veröffentlichung von Dominus Jesus, die der Emeritus hervorhebt, Dabei enthüllt er einiges Unbekannte aus dem Hintergrund, das man weiter unten lesen kann.
An Papst Wojtyla bewundert Benedikt XVI "den Mut, mit dem er sein Ziel in einer wirklich schwierigen Zeit verfolgte," und er fügt hinzu: "Johannes Paul fragte nicht nach Applaus, er hat nie um sich geschaut, um zu sehen, wie seine Entscheidungen angenommen werden würden. Er hat aus seinem Glauben und seiner Überzeugung heraus gehandelt und war bereit, Schläge hinzunehmen. Sein Mut zur Wahrheit ist in meinen Augen das herausragende Kriterium seiner Heiligkeit."
Diese Beurteilung ist der sehr ähnlich, die Joseph Ratzinger, noch als Erzbischof von München in seiner Trauerpredigt zum Tode Papst Pauls VI am 10. August 1978 abgab:
"Ein Papst, der heute nicht kritisiert wird, hat sein Amt verfehlt. Paul VI hat der Telekratie und der Demoskopie, den Diktaturen der Gegenwart, widerstanden. Er konnte das tun, weil er als Parameter nicht den Erfolg und die Zustimmung nahm, sondern das Gewissen, das sich an der Wahrheit und am Glauben mißt. Deswegen hat er in vielen Fällen den Kompromiss gesucht: der Glaube läßt viele Möglichkeiten zu, er bietet ein breites Spektrum an Entscheidungen an und nimmt als Maßstab die Liebe, die sich dem Ganzen gegenüber verpflichtet weiß, und den Respekt. Deshalb konnte er unbeugsam sein, wenn die unverzichtbare Tradition der Kirche auf dem Spiel stand. Diese Härte kam bei ihm nicht aus einer Unsensibilität, der Freude an der Macht, der Mißachtung der Personen heraus, sondern aus der Tiefe des Glaubens, der ihm ermöglichte, Widerstand zu ertragen."
Über "VERITATIS SPLENDOR"
Hier nun die beiden ungekürzten Textpassagen: "
"Die Enzyklika "Veritatis Splendor" hat eine lange Reifezeit gebraucht und bleibt von unveränderlicher Aktualität.
Die Konstitution des II. Vaticanischen Konzils zur gegenwärtigen, der der aus dem Naturrecht hervorgegangenen Moraltheologie entgegenstehenden Welt, wollte, daß die katholische Moraldoktrin auf der Figur Jesu Christi und seiner Lehre basierend, ein biblisches Fundament haben solle.
Das wurde nur über eine kurze Periode durchgehalten.Dann einigte man sich auf die Meinung, daß die Bibel keine eigene Moral zu verkündigen habe, aber daß sie moralische Modelle- die je nach Anlass gültig seien-anbiete. Díe Moral- sagte man-ist eine Frage der Vernunft, nicht eine Frage des Glaubens.
So verschwand ein Teil der Moral im naturrechtlichen Sinne, ohne daß er durch ein christliches Konzept ersetzt wurde. Und weil man weder ein metaphysisches noch ein christologisches Fundament erkennen konnte, wandte man sich pragmatischen Lösungen zu: einer Moral die auf einer ausgeglichenen Bilanz der Güter basierte, in der es nicht mehr das wahre Gute und das wahre Böse gab, sondern -vom Standpunkt der Effizienz her- nur das Bessere und das Schlechtere.
Das große Ziel, das Johannes Paul II mit dieser Enzyklika anstrebte, war es, die Lehre vom Menschen wieder auf ein metaphysisches Fundament zu stellen und das neue Bild des Menschen der heiligen Schrift christlich zu verdeutlichen.
Diese Enzyklika zu studieren und zu verinnerlichen bleibt eine große und wichtige Pflicht."
Über "DOMINUS JESUS"
"Unter den Dokumenten, die sich mit den verschiedenen Aspekten der Ökumene beschäftigen, hat die Erklärung Dominus Jesus, die die unverzichtbaren Elemente des katholischen Glaubens zusammenfaßt, die stärksten Reaktionen hervorgerufen. (....)
Angesichts der Turbulenzen, die sich rund um Dominus Jesus entwickelten, sagte Papst Johannes Paul II mir, daß er plane, das Dokument beim Angelus unmißverständlich zu verteidigen.
Er lud mich ein, einen Text für den Angelus zu schreiben, der sozusagen ganz klar sein und keinerlei Raum für Interpretationen lassen solle.
Ich hab also eine kurze Rede vorbereitet. Ich wollte nicht zu brüsk sein und versuchte mich klar, aber ohne Härte auszudrücken. Als er sie gelesen hatte, fragte mich der Papst noch einmal " Ist das wirklich klar genug?" ich bejahte das.
Aber wir kennen Theologen, die in der Folge dennoch behaupteten, der Papst habe sich von diesem Text ( Dominus Jesus) vorsichtig distanziert."
Darum geht es im weiteren Sinne auch jetzt wieder, wer Lust hat, lese die Erklärungen, die Kardinal Kasper zu Dominus Jesus abgegeben hat und noch heute abgibt," ...der Text enthalte keine doktrinellen Fehler, er gebe den katholischen Glauben wieder, aber....!!!"
Auch Veritatis Splendor steht den aktuellen, relativistischen Umsturzplänen für die Morallehre der Kirche diametral entgegen.
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