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Sonntag, 25. Januar 2015

"Anathema contra cuniculum?" ...oder die glücklichen Kaninchen

                            "Lieber Papst, wir Kaninchen  sind so glücklich....."
So überschreibt A.Zambrano seinen Artikel in La Nuova Bussola Quotidiano      klicken    und fährt dann so fort:

"Ich bin ein verantwortungsloses Kaninchen. Und um die Wahrheit zu sagen, schäme ich mich dessen nicht, weil ich mein ganzes Eheleben damit zugebracht habe, mit meiner Frau als schuldhafter Komplizin, die Kinder zu empfangen, die Gott uns gegeben hat, nach der einfachen kleinen, heute so aus der Mode gekommenen Formel.

Ich habe auch wirkliche Kaninchenfreunde, und vor zwei Jahren habe ich unter dem Holzhaus der Kinder im Garten einen Nestplatz für Kaninchen gebaut, die hier wie durch Osmose erschienen sind, sie sind offensichtlich angezogen worden.

Es-ist-schwer-sage-ich, während ich am Computer arbeite und gleichzeitig die Abnahme unseres Bankkontos beobachte, dann das Thermometer aus dem Ohr von Nr 3, Gabriele, nehme, meine Schuhe anziehe, um Nr.4, Giovannino, der an eine Liebe aus dem 18. JH erinnert, zu holen, nachdem ich im Vorübergehen den Tanzkursus von Nr. 2, meinem Liebling, den mir niemand anfaßt!-geregelt und die Laborergebnissse für Nr.1, den wir schon zu 3/4 bei Rui Costa spielen sehen, abzuholen.

Es ist schwer, aber es ist schön, so schön, daß ich mir ein Einzelgängerleben ohne das Geschrei, die ausgerissenen Haare, die auf dem Sofa ausgebreitet liegen, wie von einem hyperaktiven Verrückten (der an Manuel Neuer erinnert), nicht vorstellen kann.
Diese Operation multitasking bewältigt meine Frau besser als ich, sie beklagt sich, stöhnt, aber man sieht, daß ihr Leben erfüllt und nicht durch Überfluss "besetzt" ist. Sie ist eine wunderbare Kaninchen-Frau, die sich mit extremer Ungezwungenheit zwischen Arbeit und der kitchenaid aufteilt. Die Friseurin läßt sie ins Haus kommen und wenn sie sich eine Stunde Shopping gönnt, dann nicht, um mit einer Tüte von Furla wieder zu kommen sondern mit Paketen à 3x2 Frotteesocken.

Sie sagt, daß sie so wie es ist, glücklich ist: eine Kaninchenfrau ohne Strumpfband, glücklich und verantwortungslos. Pizza essen wir höchstens einmal im Monat, und nie in der Pizzeria, weil wir Krachmacher sind und die Nachbarn uns wie Marsmenschen ansehen, aber wenn es passiert, ist es ein Fest.



Auf der Straße gehören wir zur Sorte Minivan oder Kleinlaster für Personen und wenn wir bei RTL
hören:"kräftige Windböen zwischen Caianello und Valmontone, Vorsicht für überlange Fahrzeuge und Caravans" fühlen wir uns immer ein bißchen angesprochen. Wie eine große Kommune.
Im Hotel sind es für uns immer die 5 Betten, weil das 3-Kinder-Ideal nicht nur eine demographische sondern auch eine marktwirtschaftliche Notwendigkeit ist. Wenn sie uns kein sechstes Bett geben, versuchen wir trickreich den Concierge mitleidig zu stimmen, indem wir sagen, daß Nr.3 und Nr.4 sich sonst in einem Bett zusammenquetschen müssen.

Nachdem der Papst eine farbenfrohe Sprache liebt und vor nichts zurückzuschrecken scheint, dann also gut: sprechen wir Klartext und in aller Freiheit.
Ich habe selbst gehört, wie die Alleswisser sagten, damit habe der Papst das Kondom zugelassen. Donnerwetter! Ich hingegen glaube, daß über diesen Satz nur zwei Kategorien von Leuten sprechen können: die Kaninchenfamilien und der Papst. Das ist eine Sache unter uns.
Die anderen alle raus : die Experten, die Bischöfe, die Pfarrer und die allwissenden Mentalisten .

Er hat schon gesprochen, jetzt sind wir dran. Und weil ich dem Lehramt der Kirche, dem Depositum Fidei und der Heiligen Tradition treu bin, warte ich -bevor ich mir den Kopf zerbreche- auf ein Anatema "contra cuniculum" (Kaninchen) -in einem Apostolischen Schreiben oder einer Enzyklika. Bevor es diese gibt, betrachte ich den Satz über die Kaninchen als mehr oder weniger unglückliche Wortwahl des Papstes, einer der vielen während dieses Interviews. Das passiert Ihnen so oft Heiligkeit und alle nehmen Ihre Interviews für das Lehramt, aher ich erinnere mich daran, was Ihr Vorgänger über das Konzil der Medien sagte.
Deshalb bleibe ich distanziert.

Weil ich Journalist bin, und die Fallen kenne, habe ich diese Interview-itis nie geschätzt, Ich denke das schon seit einer Weile, und habe es Ihnen gesagt. Es kommt vor, Heiligkeit, man kann sich irren. Besonders wenn man ohne Pause in 14.000 Fuß Höhe mit nach Klatsch dürstenden Journalisten spricht und dann noch die Zeitverschiebung!
Seien wir ehrlich, das war ein unglücklicher Satz, der Ihnen keine Ehre macht und der uns erniedrigt.
Und ja- er erniedrigt uns, weil wir schon vorher wußten, daß wir Kaninchen sind, daß wir uns auch wie die Kaninchen vermehren, wenn es auch nicht in dem Sinne war-ein ängstliches Kaninchen zu sein= Feigling, weil es heute eine gute Portion Mut erfordert, 4 oder mehr Kinder aufzuziehen.

Alle Welt wiederholt es uns -mit diesem dummen Satz: "jetzt reicht es, oder?" Und wir verstehen nicht, warum einige so sicher zu wissen glauben, daß wir dem Storch die Tür versperren werden.
Neid? Frustration? Maskierte Wut?  Wer weiß....der Bäcker sagt es, der Gynäkologe, sogar der Polizist, wenn er mal die Wagenpapiere prüft, seinen Kopf ins Auto steckt und die Menge von Sicherheitsgurten entdeckt, schlimmer als in einer Raumstation. Uns fehlte nur noch, daß auch Sie es sagen.

Und ich, ich habe Ihre Rede sorgfältig gelesen. Aber bestimmte Sachen habe ich nicht verstanden. Es ist Ihnen gelungen in ein und demselben Interview zu sagen, daß Paul VI in Humanae Vitae ein Prophet gewesen sei und daß die Christen sich nicht vermehren sollen wie die Kaninchen. Ist das kein Widerspruch in sich, wo doch das eine das andere ausschließt?.
Und glauben Sie mir, in der Sache muß ich mich nicht an Experten wenden, wie Sie es getan haben. Mein eigenes Leben und keiner kann das in Frage stellen, ist mein bescheidenes Zeugnis.
Das "gehet hin und vermehret euch" reicht mir, ich möchte nur, daß der Staat die Tatsache anerkennt, daß meine Kinder den Ruhestand derer bezahlen werden, die keine Kinder haben und daß in den vielköpfigen Familien heute die heiligen Prinzipien gelebt werden, die die Gesellschaft verloren hat. Weil die Familie der einzige Ort ist, wo alle sich gegenseitig und einer den anderen unterstützen,  Zeigen Sie mir nein anderen gleichwertigen und so formgebenden Mikrokosmos.

Das ist für mich verantwortungsvolle Elternschaft: das Kind nicht nur zu unterhalten, sondern es erziehen zu müssen, nachdem die Hebamme es uns übergeben hat. Das ist die Aufgabe.
Erziehen ist manchmal anstrengend und schmerzlich. Aber es ist eine der Aufgaben unserer ehelichen Heiligkeit. Mir hätte es gefallen, wenn Sie das gesagt hätten, anstatt sich wie alle anderen auf Fragen der Kosten u.ä. zu konzentrieren, weil wir, hätten wir vorher auf unser Bankkonto geschaut, sicher nicht 4 Kinder bekommen hätten, und wenn wenigsten jemand in der Kirche anerkennen würde, daß das sich der Vorsehung anzuvertrauen heißt.

Mir hat auch das Beispiel von der Frau mit den 7 Kaiserschnitten nicht gefallen. Ich kenne eine Dame, die 5 Kaiserschnitte hatte und ich  möchte ihr sagen: "paß auf! Wenn du weitermachst, werden sie dich exkommunizieren." Aber sie ist Ärztin, hat den Kopf auf den Schultern und besitzt vor allem die Fähigkeit zum Opfer-das die Größe und Heiligkeit der Heiligen Gianni  Beretta Molla ausmacht und das Chiara Corbelle heilig machen wird. Dieses Beispiel der Frau mit den 7 Kaiserschnitten, als sei sie die Frau mit den 7 Ehemännern aus dem Buch Tobit, paßt nicht, weil es ein Grenzfall ist.

Mein Beruf hat mich gelehrt, daß Grenzfälle von Radikalen benutzt werden, die ein Konzept durchsetzen wollen, das die Gefühle der Menschen zwingt, sie führen sie als destruktives Element ein: das war so bei der Abtreibung, der Scheidung, der Euthanasie etc. und ich möchte nicht, daß das eines Tages auch mit der Empfängnisverhütung passiert.

Vielleicht wollten Sie sagen, daß wir nicht aus egoistischen Gründen Kinder in die Welt setzen sollen? Okay, aber erinnern Sie sich, daß nach den ersten zwei, die den Egoismus der Paare befriedigen, der ganze Rest nur Herz und Elan ist. Von Egoismus sehe ich wenig.
Ich sehe keinen Egoismus bei den Müttern, die um 11 Uhr abends die Kleidung für den nächsten Tag vorbereiten und -wie Hühner auf der Leiter- bereitlegen. Ich sehe keinen Egoismus, weil sie nicht zuerst ins Kino gegangen sind, sondern den Tisch abgedeckt, die Geschirrspülmaschine eingeräumt haben und mit sanftem Mitgefühl und speckiger Schürze den auf dem Sofa hingestreckten, wie ein Siebenschläfer schlafenden Gatten betrachten.

Denken Sie daran, daß diese Technik nicht dazu dienen sollte, eine Theorie mithilfe einer anderen  zu rechtfertigen, um Veränderungen zu erreichen. Ich werde das erklären.
Sie haben gesagt, daß die Theorie die eine Sache sei ( bzgl. des Satzes mit dem Fausthieb-im selben Interview) eine andere aber die Praxis. Auch wir Christen sollen für das Leben offen sein, ich werde das nicht wiederholen, weil wir beide davon überzeugt sind. Wenn wir zwischen Theorie und Praxis trennen, werden wir uns wieder vor der von der Doktrin abgelösten Praxis wiederfinden.

Ich will ihnen gegenüber nicht den Moralisten mit dem erhobenen Zeigefinger geben, so wie ich mich gefühlt habe, ich und andere Freunde, die nicht das Glück haben, Seiten einer Zeitung füllen zu können. Und Ihnen auch sagen, daß wir dem Bund unserer Liebe treu sind, daß wir daran glauben, helfen Sie uns, stolz darauf zu sein, verteidigen Sie uns gegen Angriffe dieser Gesellschaft, die uns als Kaninchen und nichts anderes betrachtet, Soldaten einer kleine Prätorianerarmee, die nicht die Person auf eine Sache reduzieren und das Leben nicht in die Planung eines Moleskinkalenders einschließen.

Ich wende mich mit dieser Kühnheit an Sie, weil Sie es sind, die uns dazu ermutigen, unsere Hirten zu belästigen, bis sie uns die Milch der Barmherzigkeit geben. Das ist es, was ich hier tue.
Auf alle Fälle ist mein Haus offen, wenn Sie kommen wollen, um uns kennen zu lernen.
Wir sind glücklich und ermüdend, zuversichtlich und voller Probleme, die wir angegangen und gelöst haben,. Wir haben sogar feste Plätze am Tisch-wie die 7 Zwerge. Ich lade mich nicht in der Vatican ein, weil Nr.3 mit seinem Komplizen Nr.4 eine Lanze auf die Schweizer Garden werfen könnte und eine Panik in den Heiligen Palästen auslösen, indem sie zwischen Spiegeln und Tapisserien brüllen "ich, ich glaube an Feen, das schwöre ich! Das schwöre ich!"  Das nur um Sie  gewarnt zu haben."
A, Zambrano
Quelle: La nuova Bussola Quotidiana





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