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Freitag, 13. Februar 2015

Sandro Magister zur Kurienreform. Kardinäle, Bischöfe, Zar und Bojaren

Sandro Magister kommentiert für L´Espresso das zur Zeit in Rom stattfindende Konsistorium und die groß angekündigten Reformpläne für die Römische Kurie und wählte als Titel das sprechende Bild vom Zaren und den Bojaren (niederer russischer Adel zu Zeiten der Zaren im 17. und 18. Jahrhundert), das sich aber nicht auf den Papst und die Kardinäle bezieht, wie man später im Text lesen kann, sondern auf das "Wirtschaftssekretariat". Hier geht´s zum Original:   klicken

"ZAR UND BOJAREN. INDISKRETIONEN ZU DEN REFORMPLÄNEN FÜR DIE KURIE"
"Die Reformprojekte für die Römische Kurie, die die zum Konsistorium zusammengerufenen Kardinäle einschließlich jener, die am kommenden Samstag förmlich kreiert werden, diskutieren sollen, enthalten eine Prise "Präkonzil".
In der vom Kardinalsrat C9 redigierten Broschüre, die an die Teilnehmer verteilt wurde, schlägt der Bischof von Albano, Marcello Semeraro, vor, zur Kurie zu Zeiten Pius´ XII zurück zu kehren, hauptsächlich was die Sekretäre der Dikasterien angeht, die in der Vergangenheit zumeist Prälaten ohne Bischofsweihe waren: Ziel sei, Versuchungen des Karrierismus zu vermeiden und ihre Versetzung weniger problematisch zu machen.

Es war tatsächlich Johannes XXIII, der klerikale Beförderungen im großen Stil durchführte und die Aufgaben der Sekretäre der Dikasterien "episkopalisierte".

Nicht weniger Papst Franziskus. In seinen beiden ersten Regierungsjahren hat er bereits die Aufgabe des Vizesekretärs der Bischofssynode an das Bischofsamt gebunden, was sie nie war und hat auch den Amtsinhaber für eminent zivile Belange zum Bischof gemacht: den Generalsekretär des Vaticanstaates.
Und sowohl im einen wie auch dem anderen Fall hat er seine Bischofsernennungen durch einen pontifikalen Brief begleitet und gerechtfertigt. Dem Sekretär der Citta del Vaticano hat er den seelischen Beistand für die Angestellten anvertraut, eine Art Vikarsposten, angesichts der Tatsache, daß die spirituelle Betreuung aller derer, die innerhalb der Mauern arbeiten, dem Kardinal Erzpriester von Sankt Peter, der auch Generalvikar des Papstes für den Vatican ist, obliegt.

Die Broschüre zur Kurienreform, die an die Kardinäle verteilt wurde, enthält neben anderen Dingen, schwarz auf weiß die Ankündigung der Schaffung zweier neuer Kongregationen (wie zeitungauf-zeitungab bereits berichtet, eine für "Laien und Familie" und eine für "Gerechtigkeit, Frieden und Caritas") in die ein guter Teil der päpstlichen Räte eingegliedert wird und sie schließt mit der Idee, einen "moderator curiae" ins Leben zu rufen, schon früher angedacht, der die zentrale Rolle des Staatsekretärs und seines Stellvertreters in der Organisation der Kurienarbeit übernehmen soll.



Beim ´Treffen der C9 vom 9. bis 11. Februar wurden auch Kardinal Ravasi zum künftig von ihm geleiteten Rat der Kultur gehört und Msgr. Paul Tighe, Sekretär des Komitees für die Reform der Vaticanischen Medien.

So wie die portugiesischen Nachrichtenagentur "Ecclesia" es vorhersah, hat Ravasi die Schaffung einer neuen großen Kongregation für alle Belange der katholischen Erziehung und des Kulturrates vorgeschlagen, die auch für andere Bereiche verantwortlich sein solle, wie die Päpstliche Akademie der Sozialwissenschaften, die Museen, die Sternwarte ( bisher eine Aufgabe des Governatorates) sowie das Archiv der Vaticanischen Bibliothek ( zur Zeit autonom und in einer mehrere 100 Jahre alten- von Papst Franziskus aber jetzt unterbrochenen- Tradition, von einem Kardinal geleitet)

Wenn es so kommt, ist der Kandidat der dieses Superdikasterium leiten wird, eben dieser Ravasi, auch weil der derzeitige Präfekt der Kongregation für die Katholische Erziehung, der Pole Zenon Grocholewski, das Pensionsalter von 75 Jahren schon überschritten hat.
Im Verlauf des C9-Treffens sind auch Überlegungen wieder aufgenommen worden, die das Sekretariat des Wirtschaftsrates betreffen, im Hinblick auf die Abfassung der Statuten dieser neuen Organs-besonders in einer umkämpften Phase der Ausarbeitung.

Es ist nicht sicher, ob Kardinal Pell wirklich der "Zar" der Vaticanfinanzen wird, wie ihn die englischsprachigen Medien getauft haben, oder ob die "Bojaren" der römischen Kurie -um bei der Analogie zum russischen Zaren zu bleiben- die Oberhand gewinnen werden.
Dann fragt sich, ob es den verschiedenen vaticanischen Administrationen, die aus historischen Gründen mehr oder weniger große eigene Finanzressourcen haben ( Staatssekretariat, Propaganda Fide, Orientalische Kirchen, Glaubenskongregation, ASPA und Governatorato) gelingen wird, diese teilweise oder ganz zu behalten.
Zur Zeit ist die letztere Möglichkeit die wahrscheinlichste.
Aber um die Zweifel zu zerstreuen, müßte man auf das placet des Papstes zu den neuen Statuten des neuen Wirtschaftssekretariates warten."Quelle L´ Espresso, Sandro Magister




 




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