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Donnerstag, 2. April 2015

Johannes Paul II: Gegen die Diktatur des Möglichen

 George Weigel schreibt im Denver Catholic - hier geht´s zum Original:  klicken

   "DER HEILIGE JOHANNES PAUL II UND DIE DIKTATUR DES MÖGLICHEN"


                             

"Der Ruhm der Großen schwindet häufig im Lauf der Zeit. 10 Jahre nach seinem heiligen Tod am 2. April 2005 erscheint Karol Wojtyla, der Hl. Papst Johannes Paul II, noch größer als zu dem Zeitpunkt, als die Welt sich vor 10 Jahren bildlich gesprochen um sein Bett versammelte und sich zig-Millionen Männer und Frauen in der ganzen Welt sich gedrängt und privilegiert fühlten, mit ihm seinen Kreuzweg, sein Pascha- wie er es nannte-durchzubeten, seine Befreiung durch den Tod in ein neues Leben in der Freihheit der strahlenden Glorie des Dreiheiligen Gottes hinein.

An diesem Jahrestag, wie bei seiner Heiligsprechung im letzten Jahr, erscheint -jedenfalls in diesem historischen Kontext das Bemerkenswerteste an diesem Mann zu sein, daß er sich weigerte, sich der Tyrannei des Möglichen anzupassen, dem Gedanken, daß manche Sachen eben nicht korrigiert werden können und daß wir gezwungen sind, die Dinge so zu sehen wie sie sind, egal wie sehr sie uns mißfallen.

Es gab viel demoralisierte Resignation in der Kirche und in der Welt als Karol Wojtyla am 16. Oktober 1978 zum Bischof von Rom gewählt wurde. Die Welt von San Franzisco bis zum Ural schien für immer in zwei feindliche, ideologische entgegengesetzte, mit Kernwaffen aufgerüstete Lager geteilt zu sein, entlang einer falschen Linie, die am Ende des II. Weltkrieges gezogen worden war.  

13 Jahre nach Beendigung des II. Vaticanischen Konzils, schien auch die Katholische Kirche für immer zweigeteilt zu sein und vielleicht zum Schicksal der Hauptströmung es Protestantismus verurteilt, für den ( um die Worte von Richard Neuhuas zu benutzen) der Seitenweg, der Weg ins Aus geworden war.
Eine robuste und auf Weise des Evangeliums lebendige Katholische Überzeugung schien nicht mehr Platz in der realen Welt der Postmoderne zu haben- als ein Europa ohne Berliner Mauer.

Dennoch weigerte sich Johannes Paul II, der mystische Einsichten mit einer bemerkenswerten Schläue verband, sich der Diktatur des Unvermeidabaren zu beugen. Der Herr hatte zum Propheten gesagt: 
Komm, lass uns die Dinge richtig machen" (Jes. 1,18) und genau das zu tun, unternahm der 264. Bischof
von Rom.

Er weigerte sich zu glauben, daß das II.Vaticanische Konzil, das Ökumenische Konzil, das er als machtvollen Wirken des Hl. Geistes erlebt hatte, nur zu dauernder Inkohärenz und Teilung innerhalb des Katholizismus führen sollte und- indem er eine autoritätsvolle Interpretation des Konzils lieferte, belebte das Pontifikat Johannes Paul II die lebendigen Teile der Kirche und machte das II. Vaticanische Konzil zur Startrampe für eine neue Evangelisierung und für die Selbstwiederentdeckung der Kirche als missionarisches Unternehmen.

Er weigerte sich zu glauben, daß die falschen Ideen über das menschliche Wesen und die menschliche Geschichte, die der Kommunismus verkörperte, Europa für immer trennen könnten. Und indem er die Revolution der Gewissen hinter dem Eisernen Vorhang initiierte, wurde der Mann, den der letzte Präsident der Sowjetunion "die größte moralische Autorität der Welt" nannte, ein Befreiungsagent für seine slawischen Brüder und der Vordenker neuer Möglichkeiten .

An diese enorme Leistung, deren Wurzeln im tiefen Glauben Johannes Pauls II -sollte man sich heute erinnern, wenn zu viele über den Zustand der Welt verzweifeln wollen und nicht wenige sich über den Zustand der Kirche wundern.
Zu Letzteren: jene, die sich über das katholische Abrutschen in die Inkohärenz sorgen, sollten Vertrauen in die kirchliche Erfahrung der letzten 3 Jahrzehnte haben, das unablässig lehrte, wie der Katholizismus inmitten des Säurebades der Postmoderne nicht nur gerade überleben, sondern blühen kann, wenn es an der mit Einfühlsamkeit und Solidarität gelebten dynamischen Orthodoxie festhält, durch Johannes Paul II ungeheure Energien in der Weltkirche freisetzte- Energien, die der Aufruf Papst Franziskus´ "eine Kirche in dauernder Mission zu sein" verkörpert. Die, die diesen Ruf leben, werden die Zukunft gewinnen.

Für die Welt sind die geköpften Christen, die durch chemische Kampfstoffe töteten unschuldigen Syrer und die Russische Invasion in der Ukraine machtvolle Erinnerungen daran, daß die Weltordnung zerfällt, wenn sie nicht aufrecht erhalten wird.
Jene, die Angst vor der Macht der Bösen in der Welt von heute haben, können aus dem, was Johannes Paul II im Juni 1979 den jungen Menschen in Krakau sagte: "Habt nur Angst vor der Gedankenlosigkeit und Verzagtheit."

"Habt keine Angst" sein Kennwort, nach dem er bis zum Schluss lebte, machte aus ihm Johannes Paul den Großen.

Quelle: Denver Catholic, George Weigel

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