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Dienstag, 28. Juli 2015

Franziskus und eine um 200 Jahre verspätete Kirche

A. Gagliarducci - auf seinem blog "Monday in the Vatican" über Vatican, Papst & theologische Aufrührer. Hier geht´s zum Original:    klicken


                "FRANZISKUS UND EINE UM 200 JAHRE VERSPÄTETE KIRCHE"
"Während der letzten Jahre seines Leben wiederholte Benny Lai, Doyen der Vaticanisti immer:  "Das ist nicht mehr mein Vatican."
Lai- seit 1946 akkreditiert- bedauerte besonders den Verlust des Sinnes für Symbole, für die Wichtigkeit von Gesten, und den Verlust der theologischen Tiefe.  Benny Lai war kein Glaubender. Aber er hatte den Kern des Problems erkannt,das die Wurzel des Zerfalls des Vaticans bildete.
Unter Franziskus ist dieses Problem größer geworden und steuert auf seine Sollbruchstelle zu.
Aber tatsächlich bestand es schon vorher.

Der Unterschied ist, dass die vorhergehenden Pontifikate es eindämmten. Die Ideel einer Kirche ohne Theologie wurde einige Zeit von den Medien unterstützt.
Aber der Vatican war in der Lage, den Focus immer wieder auf das Evangelium zu legen und die Theologie blieb das Hauptkriterium für jede seiner Aktivitäten.
Aber während sie ihre Agenda abarbeiten, ist das Hauptziel der Unterstützer von Papst Franziskus, die Theologie der Kirche zu verändern.

Dieses Ziel wird klar, wenn man die Reden liest, die bei der Schattensynode am 25. Mai in der päpstlichen Gregoriana Universität gehalten wurden.
Das war ein Treffen der Mitglieder und Berater der französischen, schweizerischen und deutschen Bischofskonferenzen. Es fand hinter verschlossenen Türen statt, aber mehrere Medienrepäsentanten wurden unter der Bedingung zugelassen, nichts über den Inhalt der Diskussionen zu schreiben und die Namen der Teilnehmer nicht zu erwähnen.

Hauptziel dieses Treffens scheint die Erstellung eines theologischen Dokumentes für die kommende Synode gewesen zu sein, das während der USA-Reises von Papst Franziskus veröffentlicht werden sollte.
Am Ende jedoch, wurde die Veröffentlichung vorgezogen.
Die DBK hat die Redetexte und eine Zusammenfassung der folgenden Diskussionen auf ihrer web-site on-line gestellt.



Die Texte enthüllen, wie die Diskussionen bei der kommenden Synode aussehen werden.
Aber wichtiger- sie erlauben uns, zu verstehen, welche Richtung die Teilnehmer der Kirche geben wollen.

Während der Synode 2014 hatte ein Faktor die kontroverse und bezüglich der Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften und der Kommunion für die wiederverheirateten geschiedenen Katholiken sehr unausgewogene Relatio ad interim entgleisen lassen.
Dieser Faktor waren die fehlenden biblischen und theologischen Bezugspunkte in den wichtigen Paragraphen,
Die Schluß-Relatio umfaßte nichtsdestoweniger die kontroversen Fragen, Dank einer Entscheidung von Papst Franziskus, auch jene Paragraphen aufzunehmen, die nicht die Zustimmung der Synode erhalten hatten (die erforderliche 2/3 Mehrheit). Aber sie enthielt auch zahlreiche biblische und theologische Referenzpunkte, die einzigen Passagen, die fast einhellige Zustimmung erreichten,.
Auch das Instrumentum Laboris für die 2015-Synode enthält wieder die kontroversen Themen. Die Paragraphen, die 2014 die wenigsten Stimmen erhielten, sind in Gänze in diesem Dokument zurück.
Mehr noch, diese Paragraphen sind wieder der Ausgangspunkt für diejenigen, deren Versuch, Veränderungen durchzusetzen, bei der letzten Synode gescheitert war.

Was ist ihr Hauptziel?Wenn man die deutschen, schweizerischen und französischen Texte der Schattensynode liest, kann man sehen, daß sie auf eine theologische Revolution hinarbeiten.
Speziell schauen sie dabei auf einen theologischen Weg- weg von der Theologie der Schrift und der Aufgabe auf der Basis des Wortes Gottes die Rettung der Seelen anzustreben -hin zu einer Theologie, die die menschliche Unvollkommenheit berücksichtigt,
Kurz gesagt: nimmt man an, daß das Evangelium ein Ideal verlangt, und der Mensch nicht immer in der Lage ist, das zu erreichen: laßt uns das Ideal ändern!
Die Teilnehmer der Schattensynode haben versucht, diesem Grundprinzip eine theologische Fundierung zu geben, weil sie erkannt haben. daß es die Theologie war, die bei ihrem "Blitz" bei der letzten Synode gefehlt hatte.
Die Relatio ad interim wurde von Papst Franziskus´ Beratern grundlegend verändert, bevor sie Petr Erdö, dem Generalrelator der Synode zurückgegeben wurde.

Diese Theologie beruht auf der Annahme, daß die Realität des menschlichen Seins durch das determiniert wird, was die Menschen selbst über sich sagen- also ihre Erfahrungen.
Ist das der richtige Weg nach vorn?

Diese Frage lag allen Reden bei der Schattensynode zugrunde. Sie hatten alle einen gemeinsamen Standpunkt: ein klares Nein zu einer "mehrheitlich abstrakten Theologie", eine Position, die sich bereits klar in den Richtlinien und Fragen zur 2015-Synode zum Thema einer Form einer von der Lehre abgelösten Pastoral abgezeichnet hatte.
Ein Blick in die Texte hilft uns, besser zu verstehen.

Die französische Theologin und Ratzinger-Preisträgerin Anne-Marie Pelletier meinte, daß "die Katholische Lehre der Unauflöslichkeit der Ehe auf einer disziplinarischen Interpretation von Matthäus 19 beruht, ("Moses hat euch erlaubt , euch von euren Frauen zu trennen, weil eure Herzen verhärtet waren."), aber dieser Text hat einen kerygmatischen Inhalt- der da ist: "der eheliche Bund-wie Jesus ihn in Worte kleidet- ist streng an die Berufung gebunden, die sie durch die Taufe an das Sterben und die Auferstehung Christi erhalten haben."
Die Französische Theologin betonte, daß einige der heutigen Herausforderungen der Tatsache geschuldet sind, daß "die Katholische Kirche nie aufgehört hat, am Prinzip der Unauflöslichkeit festzuhalten,"- während Sitten und Gebräuche die auf breiter Basis ablehnen. Tatsächlich- so endete sie " hat das eheliche Leben mehr Hürden als jene, die die Theologie der Ehe zugibt."

Druck in Richtung einer Erneuerung der Theologie der Ehe übte Eberhard Schockenhoff aus, eine der
einflußreichsten Persönlichkeiten der Deutschen Kirche. Er steht hinter allen soziologischen Thesen, die die deutsche Theologie beeinflußt haben und die von der linken Gruppierung "Wir sind Kirche" am weitestgehendsten verinnerlicht wurden.

Schockenhoff präsentierte eine materialistische Reflektion, die auf die Probleme des modernen Lebens anspielte und er verzierte seine Thesen großzügig mit Zitaten des Psychoanalytikers Erich Fromm und des marxistischen Philosophen Theodor Adorno.

In seinen Anmerkungen betonte Schockenhoff, daß "man zugeben muß, daß Liebe enden kann" weil die "Unwiderrufbarkeit der Ehewahl darauf beruht, was die Liebe will" Unauflöslichkeit dagegen, ist die "Forderung an die Eheleute, aufeinander zu achten, solange sie ihrer Liebe vertrauen" Am Ende, sagte er, hat das persönliche Gewissen die Oberhand- mit allen Nuancen der Wahrheit."
Quelle: Monday in the Vatican, A. Gagliarducci, Benoît-XVI-et-moi

Fortsetzung folgt

  

4 Kommentare:

  1. Herzlichen Dank für diesen Artikel.
    Ich werde einen kurzen Hinweis inkl. Link auf meine Seite setzen.
    Ich persönlich halte das für Apostasie.

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  2. Nicht nur Sie! Und die Herren Revoluzzer stehen ja ganz offen dazu, selbst der Erzbischof von München und Freising beliebte zu sagen, nur weil etwas seit 2000 Jahren gelehrt werde, müsse es ja nicht so bleiben und Kardinal Kasper sieht nach eigenen Aussagen das Wirken der Hl. Geistes ( an den er nicht wirklich glaubt) in der Historizität als Ausdruck des jeweiligen Zeitgeistes an, an dem die Kirche sich orientieren solle.

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  3. "man zugeben muß, daß Liebe enden kann"?
    1 Kor 13,8!
    Es scheint, dass Herr Schockenhoff Begriffe durcheinander wirft. Begehren oder Verliebtheit enden, sind aber auch keine ausreichende Basis für eine Ehe.
    Aber wenn die Schrift eh nur Theorie und TV-Seifenopern die Lebenswirklich ist - na dann gute Nacht.

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  4. Der Artikel bestätigt mich erneut in der Auffassung, daß die Pius-Bruderschaft eine Art Rettungsboot der Kirche darstellt. Mein Bauchgefühl (in allen möglichen Belangen) hat mich noch nie betrogen. Der derzeitige Nachfolger Petri scheint als Prüfstein Gottes auserkoren zu sein.

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