Sandro
Magister untersucht heute
in seinem blog "settimo cielo" die bleibenden Folgen des
Papstbesuches bei den Waldensern in Turin, bzw. den Nachklang, den dieser
Besuch in der Waldenser-Gemeinde von Turin gefunden hat. Hier geht´s zum
Original : klicken
"WAS
BLEIBT VON DER UMARMUNG ZWISCHEN FRANZISKUS UND DEN ANHÄNGERN WALDOS?"
"Der Besuch
von Papst Franziskus in der Waldenserkirche in Turin, am vergangenen 22. Juni
hat eine lebhafte Debatte innerhalb Italiens berühmtester protestantischer
Gemeinde ausgelöst, die sich den ganzen Sommer über in ihrer Wochenzeitschrift
"Riforma" hinzog - mit praktisch ausschließlich kritischen
Stellungnahmen.
Die offiziellste
Stellungnahme war die vom Moderator der Tavola Valdese, Pastor Eugenio
Bernardini, in einem Interview Ende Juli, einen Monat vor der jährlichen Synode
der Gemeinschaft, in Torre Pellice vom 23. August an.
Bernardini hat
Papst Franziskus dazu gratuliert "die Ökumene mit den protestantischen
Kirchen wieder ins Zentrum gerückt zu haben, nachdem die beiden vorherigen
Päpste dagegen den Dialog mit den Orthodoxen, begünstigt hatten und sich wenig
um den Protestantismus kümmerten, den sie vielleicht als Restbestand
betrachteten.."
Positiv war auch
der erste Kommentar, der nach dem Treffen von Turin in "Riforma"
erschien- von Fulvio Ferrario, Professor für Systematische Theologie an der
Waldenser Fakultät für Theologie in Rom und Koordinator der ökumenischen
Beziehungen
Aber sein Beitrag
wurde als bloße "Meinung" veröffentlicht. Und alle nachfolgenden
Aktionen waren eine Feuerwerk von Zweifeln und Kritik.
Lorenzo
Scornaleschi, in "Riforma" vom 10. Juli, beurteilt den Erfolg des
Treffens als "ephemer".
Weil Franziskus
ein Papst bleibt, "der alles auf die Medien setzt", wie die
bisherigen Päpste "mit Ausnahme der kurzen Ratzinger-Episode", das
heißt ein "Christentum der Massen, das nichts anderes will, als einen
Star, der vereinigen kann -wie es auch ein Show-Star könnte. Ein Papst also,
der "sich seiner Herkunft und Natur nach als unbestreitbares autoritäres
Modell darstellt".
In der gleichen Ausgabe
von "Riforma" kritisiert Joachim Langeneck die Bitte von Papst
Franziskus um Vergebung für die Sünden, die die katholischen Kirche in den
vergangenen Jahrhunderten begangen hat, als zu einfach, weil er dagegen
über die derzeitige Schuld geschwiegen habe- und nicht unbedingt den
Willen gezeigt habe, davon abzulassen, sie zu begehen.
Unter diesen
Fehlern sind "das Leiden der Homosexuellen, Bisexuellen und
Transsexuellen, die vom selben Papst als "frustriert" bezeichnet
wurden, und deren Schwierigkeiten,- auch auf Druck der Kirche-ihre Bürgerrechte
zu erlangen.
In der
"Riforma" vom 24. Juli schrieb Mark Rostan, bereits in den
turbulenten Jahren des extraparlamentarischen Protestes eine prominente Figur
der jungen Waldenser , "daß die Unterschiede zwischen Katholiken und
Protestanten zu stark sind, um versöhnt zu werden, und daß "Franziskus
selbst, mit all seiner Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft und seinem Mut,
dennoch die päpstliche Institution, ist, und somit das größte ökumenische Hindernis,
selbst wenn- was zwar unwahrscheinlich ist-, sich eines Tages eine Art
konziliares Papsttum entwickeln sollte."
Andere
Kommentatoren haben Kritik am Medienecho des Treffens geübt.
Paul Ribet,
Pastor der Waldenser Gemeinde von Turin, zeigte sich im Leitartikel der
"Riforma" vom 10. Juli von der Beschreibung der Waldenser durch
Eugenio Scalfari in der "Repubblicca" nach ihrem Treffen mit
Franziskus beunruhigt und seiner historischen Rekonstruktion, die man
nicht versteht, die einen schockiert hinterlässt, und in der die einzige Sache
die stimmt, der Name des Gründers Waldo ist."
Und er schließt:
"Scalfari
behauptet, daß es Franziskus´ Ziel sei, die Kirche für alle
protestantischen Gemeinschaften zu öffnen und sie zu vereinen. Aber wenn es so
wäre, wäre das genau das Gegenteil von dem, was am 22. Juni feierlich verkündet
wurde: daß die Ökumene, die wir meinen, die Einheit in der Verschiedenheit ist,
das gegenseitige Anerkennen, dessen was ist.
Ehrlich gesagt
glaube ich nicht, daß eine Rückkehr nach Rom oder eine Einheit unter dem
Papsttum besprochen worden ist oder auf der Agenda stand. Das Gefühl, daß der
Katholizismus fortschrittlicher ist als seine gläubigen Laien."
Andere haben der
Kritik am Papst die Aufforderung an die Waldenser Kirche hinzugefügt, Selbstkritik
zu üben.
Massimo
Marottoli, schrieb in der "Riforma" vom 24. Juli , daß die
Waldenserkirche, wie die katholische, nicht immun gegen "Autoritarismus in
ihr" sei. Und der Beweis dafür wäre, daß der Moderator dekka Tavola
Valdeses den Papst im Tempel von Turin empfangen und sich so als Führungsfigur
präsentiert hat, obwohl der einzige Ort, wo sich die Macht der Waldenser-Kirche
in all ihrer Unabhängigkeit zeigt. die Synode ist."
Aber die stärkste
Selbstkritik kam von Pastor Claudio Pasquet, aus dem Ausschuss für die
Evangelisierung.
"Ich glaube
nicht, dass der Besuch des Papstes im Leben unserer Kirche viel ändern
wird", schreibt er. "Ich fühle, daß sich in unserer Kirche ein Gefühl
der Resignation gegenüber der Säkularisierung einschleicht, das wir leider in
den meisten europäischen Kirchen teilen. Jedes Jahr zeigen uns die synodalen
Statistiken eine wachsende Zahl von Kirchen, wo die Sonntagsschule und
der Katechismusunterricht auf ein Flämmchen reduziert und quasi
inexistent sind. "
Und er fährt fort:
"Ethik,
Solidarität und Säkularismus: Ich glaube, daß ich mich nicht irre nicht, wenn
ich sage, daß diese Fragen die aktuelle Debatte in der Waldenser und der
-Methodisten Kirchen beherrschen.
Das sindThemen,
die uns sicherlich eine gewisse Popularität verschaffen, auch unter den
Anhängern des "radical chic", aber was zeigen sie bezüglich der
Predigt des Evangeliums? Manchmal- wenn man unsere Presse liest- hat man den
Eindruck, Bulletins einer Reihe von NGOs der progressiven Ausrichtung zu lesen,
während die starken und ausdrücklichen Hinweise auf den Herrn, der uns zum
Engagement bewegt, unverstanden oder nicht erkennbar bleiben. "
Und doch:
"Wir
beanspruchen nicht, die Kirche der absoluten Sicherheiten zu sein, wir haben
gesagt, daß der Zweifel, unerlässlich bei der Suche nach den Glauben ist
und bleibt, aber haben wir auf diese Weise den Zweifel nicht verabsolutiert,
indem wir das Absolute in Zweifel ziehen? Gnade, Hoffnung, Auferstehung,
Gericht Gottes, wie sehr stehen sie im Zentrum unseres Glaubens? Wir müssen uns
ihnen in unserer Verkündigung und in unseren gemeinsamen Reflexionen wieder
annähern. Bittet uns nicht der, der heute nach Gott fragt,uns vielleicht mit
den letzten Dingenauseinander zu setzen?"
Das wiederholte
Agostino Garufi für Pastor Pasquet in der Riforma vom 30. Juli
"Als
Christen wissen wir, daß es unsere wesentliche Aufgabe ist, Jesus Christus und
sein Evangelium auch denen zu verkünden, die von ihren eigenen Rechten
profitieren wollen. In der Tat, um die Worte Jesu (Mt 16, 26) zu
paraphrasieren, wenn mit unserem sozialen Aktionen Erfolg hätten, allen alle
weltlichen Güter zukommen zu lassen, welchen Gewinn hätten sie, wenn sie dann
ihre Seele verlören?"
Quelle: Settimo
Cielo, L´Espresso, Sandro Magister
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