"LIEBE BISCHÖFE, LEST DOCH MAL WIEDER THUKYDIDES UND BIFFI"
Das wünscht sich Giampaolo Rossi in Il Giornale. Wir können die Italiener nur beneiden, daß sie solche Worte aussprechen können- wie Kardinal Biffi es bis vor kurzem tat-, ohne sofort mit dem Nazistempel beehrt und zum virtuellen Fangschuß freigegeben zu werden.
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"EINE FLÜSSIGE KIRCHE"
"Der Kathokommunismus ist die unglaublichste genetische Deformation des Christentums, einiges schlimmer als die Befreiungstheologie, deren Wunschvorstellungen sozialer und weniger moralistisch waren.
Angesichts des Immigrationsdramas gibt der Kathokommunismus sein Bestes, überwindet seine uralte Pazifismusrhetorik, aus den Zeiten des Golfkrieges, als die bemühten Pfarrer ihre Kirchen mit Regenbogenfahnen füllten- auch wenn das an Gay-Pride-Paraden erinnerte,
Phrasen vom Typ "Auch Jesus war Migrant" sind noch dümmer als "Christus war der erste Kommunist."
Die Kirche des ersten Viertels des neuen Jahrhunderts ist nicht mehr die Kirche Camillo Ruinis, sondern die von Kardinal Bagnasco und Msgr. Galantino, nicht mehr die einer außerordentlichen, starken und diskreten Präsenz, sondern die eines Präsidenten der CEI, der sich in einer administrativen Wahlkampagne darauf beschränkte "die befreundeten Referenten, deren garantierter Arbeitsplatz Job in Gefahr war, zu verteidigen" und eines Sekretärs der Bichöfe, der auf möglichst populistische Weise mit gezogenem Säbel den teuflischen Virus des Populismus bekämpft.
Eine "flüssige" und minimalistische Kirche, unfähig die Komplexität der Realtität zu lesen, treue Ratgeberin des Zeitgeistes, der uns rigoros als passiv wünscht- angesichts der Stürme, die die Geschichte mit Hilfe der technokratischen Eliten produziert, Komplize derer, die den "nomos" (das Recht) als Fundament der europäischen Gesellschaft abschaffen wollen, die die Kirche unermüdlich über Jahrhunderte des Zeugnisses aufgebaut hat, auch durch Kriege hindurch, Zerreißungen, Fortschritte, Gegenwehr, Konflikte ( beginnend mit dem zwischen Glauben und Ratio). Den Nomos, der unserer Nation, unserem Recht, unserer Wirtschaft., unserer Wahrnehmung von individueller Freiheit Leben gegeben hat
THUKYDIDES LESEN
Wenn die italienischen Bischöfe aufgehört haben sollten, Boldrini* und Gino Strada* zu wiederholen, könnten sie die Zeit finden, Thukydides zu lesen, den ersten großen Realisten der Geschichte und das Bewußtsein wieder erlangen, daß die Außenpolitik eines Staates (wenn er souverän ist) auf den Prinzipien nationalen Interesses basiert.
Das ist kein abstraktes Konzept, sondern die Basis von Sicherheit und Stabilität und begründet die Loyalität zwischen dem Staat und den Individuen, die ihn bilden.
Das nationale Interesse wird in der modernen Epoche mit Nützlichkeitskonzept übersetzt, das seit den antiken Zeiten Thukydides´ als der Idee der Gerechtigkeit entgegengesetzt angesehen wird.
Ein demokratischer Staat unterscheidet sich von einem nichtdemokratischen, dadurch daß er versucht die beiden Konzepte (Nützlichkeit und Gerechtigkeit) so gut wie möglich zu vereinen.
Aber es versteht sich von selbst, daß die beiden Konzepte nicht vereinbar sind, weshalb ein Staat unausweichlich das vorziehen muß, das für ihn nützlich ist und das andere, das vielleicht gerecht wäre, opfern.
Es gibt keine internationalen Verpflichtungen (oder humanitäre) die dem fundamentalen Prinzip der eigenen Sicherheit (als Interesse) entgegen stehen würden, außer der - sich von einer solchen Verpflichtung zu befreien.
Das Sicherheitsprinzip steht an der Basis der Existenz einer sozialen Ordnung, die die Existenz eines Staates rechtfertigt und die Souveränität einer Nation legitimiert.
SEHNSUCHT NACH MONSIGNORE BIFFI
Giacomo Biffi war eine der herausragendsten Gestalten des italienischen Katholizismus in seiner Zeit. Ein großer Theologe, der fähig war, die Wahrheit der Offenbarung auch durch die Fabel von Pinocchio hindurch zu erkennen, in der Meister Ciliega der "Meister des Gegenglaubens" ("ein Stück Holz, nur ein Stück Holz") ist und das gesamte menschliche Abenteuer der Flucht, der Wiederkehr, der Teilnahme am Schicksal des Vaters vorkommt, eingeschlossen in der Geschichte Gepettos, der Fata Turchina, der Katze und des Fuchses.
Am 12. September 2000 (v0r 15 Jahren) veröffentlichte Biffi eine pastorale Note, die einen Skandal und Sturm auslöste (wie alle dem Zeitgeist entgegenstehenden Wahrheiten) .
Angesichts der aufkommenden Probleme der Immigration (als es noch nicht das epochale Drama war, wie wir es jetzt erleben), warnte er daß es notwendig sei, "die Identität der italienischen Nation zu schützen" weil " nicht alle Kulturen sich mit unserer vertragen"
Und weiter:
"Italien ist keine Wüste ohne gelebte Traditionen, ohne ein unverwechselbares kulturelles und spirituelles Gesicht, das man undifferenziert bevölkern kann, als ob es kein typisches Erbe des Humanismus und der Zivilisation gäbe, die nicht verloren gehen dürfen."
Biffi hat das aktuelle Thema der Islamisierung des Westens vorausgesehen, die reale Gefahr daß die Migrationsströme aus Kulturen, die mit der unseren unvereinbar sind, unsere Zivilisation verändern. Und er erinnerte daran, daß wenn das Christentum auch nicht mehr die offizielle Religion des Staates ist, es doch unsere historische Religion ist, "Quelle der Identität und Inspirationen unserer authentischsten Größen."
Sein realistischer Zugang ist Lichtjahre von der virtuellen Kirche Galantinos und Bagnascos entfernt: einer utopischen Kirche - und deshalb ethymologisch eine Kirche ohne Ort.
Msgr. Biffi ist im vergangenen Juli 87- jährig gestorben und man fühlt schon jetzt sein Fehlen.
Quelle: Giampaolo Rossi, Il Giornale, via Twitter
*Laura Boldrini- Politikerin einer linken Öko-Partei in Italien
* Gino Strada ital. Friedensaktivist
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