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Sonntag, 18. Oktober 2015

Damian Thompson als "Kriegsberichterstatter" von der Front im Krieg zwischen Papst Franziskus und dem Vatican


Was vor kurzem auch schon der New Yorker schrieb, daß nicht nur der honeymoon zwischen Papst Franziskus und der Kurie beendet sei, sondern - im Gegensatz zur immer noch vorhandenen Popularität des Pontifex bei den Laien - inzwischen ein mehr oder weniger verdeckter Krieg herrsche (Zitat von einem Kurienkardinal: "in einem heutigen Konklave würde Bergoglio bestenfalls 10 Stimmen bekommen), thematisiert heute auch Damian Thompson lesenswert!  im newsblog "The Spectator"
Hier geht´s zum Original:  klicken

"PAPST FRANZISKUS IST JETZT EFFEKTIV IM KRIEG MIT DEM VATICAN. WENN ER GEWINNT, KÖNNTE DIE KATHOLISCHE KIRCHE AUSEINANDER FALLEN"

"Papst Franziskus hat gestern vor der tief gespaltenen Familien-Synode eine Rede gehalten, in der er seine Pläne zur Dezentralisierung der Katholischen Kirche bestätigte, indem den lokalen Bischofskonferenzen mehr Freiheit zugestanden werden soll, ihre eigenen Lösungen für die Probleme Geschiedene und Homosexuelle auszuarbeiten.
Das ist der Albtraum der konservativen Katholischen Kardinäle - einschließlich - was niemanden überrascht - jener im Vatican.
Sie dachten, daß sie eine ausreichende Mehrheit bei der Synode hätten, um die Aufhebung der Nichtzulassung der wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion, oder jede Aufweichung der Haltung der Kirche zu gleichgeschlechtlichen Paaren zu blockieren.

Aber in der gestrigen Schlüsselrede, zu Beginn der letzte Woche der Synode gehalten, sagte Franziskus ihnen, daß die Dezentralisation von oben durchgesetzt werden wird.

Während er von sich selbst bewußt als "Bischof von Rom" sprach, um seine Solidarität mit den Ortsbischöfen in aller Welt (also im Gegensatz zur Römischen Kurie stehend - d.h. dem Vatican) zu unterstreichen, beschwor er die Macht des Pontifex Maximus, mit der er die Kardinäle überstimmen kann.
"Die Reise der Synode hat ihren Höhepunkt darin, dem Bischof von Rom zuzuhören, gerufen um mit der Autorität des Hirten und Lehrers aller Christen zu sprechen" sagte er. 
Das ist eine autoritärere Sprache als Benedikt XVI sie - meiner Erinnerung nach - je als Papst gebrauchte (der hatte das nicht nötig). 
Das bedeutet: ich sage, was getan wird, am Ende hört ihr auf mich, nicht umgekehrt.

Ein Statement entsetzte die Konservatuiven besonders. Franziskus sagte ihnen, daß der "Geist des Glaubens eine starre Trennung zwischen der lehrenden und der lernenden Kirche verhindert, weil die Herde ihren eigenen Geist zum Erkennen neuer Wege besitzt, die der Herr der Kirche offenbart."
Was das heißen soll?
Wir werden warten müssen, bis der Papst nächstes Jahr seine endgültige Antwort auf die Synode gibt.

Das ist eine so beunruhigende Entwicklung, daß sie einer eingehenderen Untersuchung nach Beendigung des Synode bedarf. Ich wollte eigentlich sagen, - wenn sich der Pulverdampf gelegt hat - aber ich erwarte keinerlei Sich-legen des Pulverdampfes in absehbarer Zukunft, jedenfalls nicht bis zum nächsten Konklave, das von vielen konservativen Katholiken so bald wie möglich herbei gesehnt wird.
Hier nun die Gründe, aus denen ich glaube, daß Franziskus´ Dezentralisierung nicht funktionieren wird:

1. Diese ist die Synode, bei der die Afrikaner die Muskeln spielen lassen. Und sie ist sehr konservativ. Kardinal R. Sarah aus Guinea erklärte, daß die "schwule Lobby für das Christentum genau so gefährlich ist wie ISIS." Sarah ist der Präfekt der Liturgiekongregation und deshalb einer der höchstrangigen Kurienkardinäle. Aber in seiner Rede wollte er, daß wir verstehen, daß er für cirka 200 Millionen afrikanische Katholiken spricht. Ob er sie wirklich repräsentiert, ist eine Meinungsfrage, aber ich bezweifle, daß viele von seiner im Wortsinn Dämonisierung der Homosexualität abweichen würden.
Sarah und andere afrikanische Kardinäle sagen nicht "Wir werden niemals die Kommunion für die wiederverheirateten Geschiedenen tolerieren- aber solange ihr uns in Ruhe laßt, können westliche Diözesen ihr Ding machen"
Sie sagen, daß die bestehende Regel für die gesamte Kirche gelten muß. Sarah betrachtet Kardinal Kaspers Vorschlag, die Ortsbischöfen ( was praktisch Ortspriester oder sogar die Geschiedenen selbst bedeutet ) entscheiden zu lassen, ob sie das Sakrament empfangen können, als Häresie.

2. Die liberaleren Synodenväter -die fühlen, daß Papst Franziskus ihnen gegenüber die päpstliche Trumpfkarte ausspielen wird, haben alles andere getan, als den Kasper-Plan zu unterstützen- sie könnten aber bald Priestern erlauben, ihn in die Tat umzusetzen.
Erzbischof Blaise Cupich von Chicago (eine Franziskusernennung, der bald Kardinal werden wird) hat am Freitag eine Pressekonferenz gegeben, in der er zur Kommunion für die wiederverheirateten Geschiedenen sagte "Die Leute müssen in gutem Gewissen zu einer Entscheidung kommen. Das Gewissen ist unverletzlich und wir müssen respektieren, wenn sie Entscheidungen treffen, ich habe das immer getan." 
Wenn er damit meint, daß geschiedene Katholiken ihre eigene Entscheidung -in gutem Gewissen- trefffen können,  ob sie die Sakramente empfangen, bringt ihn das in Gegensatz zu Kardinal T. Dolan von New York, einen der Unterzeichner des auch von anderen hochrangigen Kurienkardinälen unterschriebenen Briefes, in dem sie den Papst warnen, daß diese Synode die Kirche zerreissen könnte. Von allen Wegen zum Schisma ist der, öffentlich über die Hl. Kommunion herumzustreiten, der schnellste.

3. Viele konservative Katholiken vertrauen Papst Franziskus nicht mehr und die Zahl derer, die ihm nicht trauen, ist seit Beginn der Synode im letzten Oktober, die er sehr schlecht führte, enorm angestiegen. Priester und katholische Laien, die den Mann - wenn auch nicht seinen liturgischen Stil - ursprünglich mochten - und dachten, er sei trotz seiner Impromptus im "who am I to judge?"-Stil durch und durch konservativ, glauben jetzt, daß er die Einheit der Kirche bedroht.
Einige Liberale stimmen darin überein, daß die Uneinigkeit unvermeidlich ist, hoffen aber, daß der Hl. Geist schon eingeschritten ist: daß vielleicht die Afrikaner kommen und ihre eigenen leidenschaftlichen Impulse mit dem Katholiken teilen werden, die durch die Stürme des modernen Lebens gezwungen wurden, an der Kirchenlehre zum Sexualverhalten vorbei zu leben. Mit anderen Worten: sie hoffen auf ein Wunder. Inzwischen sind sie die neuen Ultramontanen geworden.

4. Es ist nicht ganz klar, was der Papst meint, wenn er über "Synodalität" spricht, aber es bedeutet sicher nicht, der Kurie mehr Macht zu übertragen. Indem er einen Brief der Glaubenskongregation, der Liturgiekongregation und des Wirtschaftssekretariates vom Tisch wischte, distanziert Franziskus sich vom Vatican.
Er mag noch nicht ins Exil nach Avignon aufgebrochen sein, aber seine Weigerung, im päpstlichen Appartamento zu wohnen, sieht mit jedem Tag bedeutungsvoller aus. Er hat den Kampf mit dem Vatican aufgenommen - das ist etwas, was Päpste auf eigene Gefahr tun.

Die Kardinäle Müller, Sarah und Pell (und auch andere wichtge Kardinäle, die zu ängstlich - wörtl. zu nervös - waren, den Brief zu unterschreiben) sehen die Kurie als Wächter des Lehramtes, dem Depositum Fidei.
Um dieses Erbe zu bewahren hat der Hl. Johannes Paul II die Kirche zentralisiert. Konservative interpretieren Franziskus´ Rede vom Samstag als Manifest, diesen Prozess umzukehren - und auf einer tieferen Ebene, das Legat Johannes Pauls zu marginalisieren, das Lehren enthält, die so schwer mit der aktuellen Agenda des Papstes zu vereinen sind.
So greift Franziskus in ihren Augen den größten Papst der modernen Geschichte an - der - jetzt nachdem er kanonisiert wurde - offiziell als übernatürliche Präsenz im Kirchenleben anerkannt ist.
Er könnte sogar versuchen, die Natur des Papsttums selbst zu ändern - und das zu Lebzeiten seines Vorgängers, der sich fragen muß, ob Gott wirklich wollte, daß er zurücktritt.

Es gibt noch mehr über die Wirkung von Franziskus geplanter Revolution und zur Kluft der säkularen und religiösen Trennung, die sich außerhalb der Kirche in der ganzen Welt vergrößert, zu sagen. Aber zu einem späteren Zeitpunkt. 
Mein Gedanke zum Schluss ist, daß wenn der Papst weitreichende Veränderungen in der pastoralen Praxis oder sogar in der Doktrin durchführen will, es sehr viel klügere Wege gibt, das zu erreichen als durch die Veranstaltung einer katastrophal gespaltenen Synode und den Hinweis, daß er danach eh nur nach seinem eigenen Dafürhalten handeln wird."
Quelle: newsblog. The Spectator, Damian Thompson

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