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Sonntag, 15. November 2015

S.Magister: Revolution zum Takt der Ernennungen

Das Ergebnis von Sandro Magisters Zusammenschau der Bergoglio-Ernennungen ist nicht schön. Männer wie Kardinal Danneels, Strukturen wie die St.Gallen-Mafia und schlechte Charaktere-wie die des Ex-Nuntius Rauber triumphieren. Wie das die Kirche verändern wird, möchte man lieber nicht vorhersehen.
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"DIE WIRKLICHE FRANZISKUS-REVOLUTION MARSCHIERT ZUM RHYTHMUS DER ERNENNUNGEN" 
"In den USA und in Italien sind die Veränderungen am spektakulärsten. Mit neuen Bergoglio-Stil-Bischöfen und Kardinälen. In Belgien: Danneels Rache an Ratzinger. Der Triumph des St.Gallen-Clubs.



Viel mehr als die Kurie und die Finanzen des Vaticans (was er mehr aus Verpflichtung als aus Überzeugung tut, und wobei er sich oft auf die falschen Männer und Frauen verläßt) zu reformieren- das ist jetzt klar- will Papst Franziskus das Bischofskollegium revolutionieren. Und das tut er auf systematische Weise.

Die beiden Reden, die er im Herbst vor den Bischöfen der USA und Italiens hielt, werden sicher unter denen sein, an die man sich erinnern wird, weil sie sich am meisten von denen seines Vorgängers unterscheiden.

Wenn es zwei nationale Episkopate gibt, jeder mit mehr als 100 Männern, die die Richtlinien von Karol Wojtyla und Joseph Ratzinger in die Praxis umsetzten, dann sind das genau der us-amerikanische und der italienische.

Beide hatten bemerkenswerte Anführer, Kardinal Francis George in den USA und Kardinal C. Ruini in Italien. Aber während sich beim Ersten ein starkes Team aus Kardinälen und Bischöfen-vereint in Vision und Tat- um George herum gebildet hatte, gab es das im zweiten Fall nicht.

Und in der Tat mit Ruinis Abgang von der Bühne war es für Franziskus ein Leichtes die Italienische Bischofskonferenz zu annullieren, um sie "ex novo" neu erneuern. Das passierte in den USA nicht, wie man bei der Synode im vergangenen Oktober sehen konnte, da waren es die amerikanischen Delegierten, die das Rückgrat des Widerstandes gegen die Erneuerer bildeten- zusammen mit den Afrikanern und Osteuropäern.

DIE BEIDEN REDEN IN WASHINGTON UND FLORENZ
 "Es ist nicht mein Ziel,einen Plan oder eine Strategie anzubieten" sagte Papst Jorge M. Bergoglio am 23. September vor den in der Kathedrale  von Washington versammelten Bischöfen der USA.
 Noch wolle er den Italienischen Bischöfen, die ihm in Florenz zuhörten, wo sich am 10.November die Führer der italienischen Kirche versammelt hatten, eine präzise Agenda diktieren.
"Der neue Humanismus in Jesus Christus" .....
Aber es gibt keinen Zweifel, daß Papst Franziskus in beiden Fällen den Episkopaten die Anordnung erteilte, die Marschrichtung zu ändern.

Die Washingtoner Rede weist einen betont literarischen Stil auf. Die von Florenz ist mehr im Konversationston gehalten. Beide sind unmißverständlich darin, von den Bischöfen eine Veränderung in Sprache, Stil und pastoralem Handeln zu verlangen.

Franziskus sagte den Bischöfen in den USA.
"Weh uns aber, wenn wir aus dem Kreuz ein Banner für weltliche Kämpfe machen und nicht begreifen, daß der Preis eines anhaltenden Sieges vielleicht bedeutet, verletzt oder verschlungen zu werden.
Wir können nicht zulassen,daß wir vor Angst gelähmt sind, an vergangene Zeiten denken und uns harte Antwort auf eine starke Opposition ausdenken.
Eine harte und trennende Sprache gehört nicht in den Mund des Hirten, hat keinen Platz in seinem Herzen, auch wenn sie an diesem Tag nützlich zu sein scheint, nur die leidende Geste der Güte und Liebe bleibt wirklich überzeugend."



Und zu den italienischen Bischöfen:
"Wir sollen nicht von Macht besessen sein, sogar wenn die die Form einer für das soziale Image der  Kirche nützlichen und hilfreichen Macht annimmt.
Möge Gott die Italienische Kirche vor jedem Ausdruck von Macht, Image, Geld, bewahren. Evangelische Armut ist kreativ, unterstützend, voller Hoffnung und heißt willkommen.
Ich mag eine ruhelose Italienische Kirche, die den Verlassenen, Vergessenen und Unperfekten noch näher ist. Ich ziehe eine Kirche vor, die zerkratzt uind schmutzig ist,weil sie auf den Straßen war, lieber als eine Kirche die ungesund ist- aus Verfeinerung, die an ihrer eigenen Sicherheit festhält. Ich will keine Kirche, die sich darum sorgt, im Zentrum zu sein und dann, in einem Netz von Obsessionen und Prozeduren gefangen, vorgefunden wird."

Diese letzten Worte sind direkt aus Evangelii Gaudium entnommen, dem Dokument, das Franziskus selbst als programmatisch für sein Pontifikat bezeichnete und das auf synodale Weise zu studieren, er die ital Kirche auf jeder Ebene in den nächsten Jahren aufgefordert hat, -in jeder Gemeinde, in jeder Pfarrei und Institution, in jeder Diözese, jedem Distrikt und jeder Region.

Plus eine Warnung, der alten und niemals ausgelöschten Häresie des Pelagianismus zu widerstehen,

"Pelagianismus bringt uns dazu, Strukturen, Organisationen, Plänen zu vertrauen, die perfekt sind, weil sie abstrakt sind. Er führt uns auch oft dazu,einen Stil der Kontrolle, der Festigkeit und des Formalismus anzunehmen.
Form gibt dem Pelagianismus die Sicherheit eines Überlegenheitsgefühls, die richtige Orientierung zu haben.
Hierin findet er seine Stärke- nicht in der Leichtigkeit des Atems des Geistes.
Angesichts der Übel und Probleme der Kirche ist es nutzlos, Lösungen im Konservativismus, im Fundamentalismus und in der Restauration überholter  Verhaltensformen und Formen, die sogar nicht einmal kulturell relevant sind zu suchen. Die christliche Lehre ist kein geschlossenes System, daß nicht fähig ist, Fragen zu stellen, Zweifel und Untersuchungen zu ertragen, sondern sie ist fähig, Dinge aufzuwühlen und zu beleben. Ihr Gesicht ist nicht starr, ihr Körper kann sich bewegen und entwickeln, ihr Fleisch ist weich. Die christliche Lehre heißt: Jesus Christus."

Man muß nicht extra betonen, daß das Hören dieser Worte die Bischöfe wieder an die hartumkämpfte Synode denken ließ und an das päpstliche Dokument, das alles zusammenfassen wird- aber auch in negativem Sinn- an die Ruini-Ära und was sein Kulturprojekt war.

In Washington dagegen versäumte es der Papst nicht- in positivem Sinn- an die Ära der progressiven Führerschaft, die die amerikanischen Bischöfe in den 70-er und 80-er Jahren unter Kardinal Bernardin inne hatte -mit seinem berühmten "watchword" - das von Franziskus wiederholte "nahtlose Gewand"- was die unterschiedslose Zuwendung beschreiben soll - hier auch mit den Worten Franziskus - für die unschuldigen Abtreibungsopfer, für Kinder, die an Hunger sterben oder durch Bomben, ertrinkende Einwanderer auf der Suche nach einer Zukunft, die Alten und vernachlässigten Kranken, die Opfer von Terror, Krieg, Gewalt und Drogenhandel, für die durch das Raubtierverhalten des Menschen gegenüber der Natur zerstörte Umwelt."

DIE ERNENNUNGEN IN DEN USA
Kardinal Bernardin war Erzbischof von Chicago, wie Kardinal George nach ihm. Und jetzt, seit einem Jahr, ist es Blase Cupich,der Mann, den Franziskus überraschend auf diesen bedeutenden Stuhl, als zukünftigen Führer des amerikanischen Episkopates,beförderte- im Einklang mit dem neuen Kurs.

Cupich hat nach dem Urteil vieler nicht die Statur seiner Vorgänger. Auch war er bei den anderen Bischöfen nicht beliebt- wenn man nach den wenigen Stimmen urteilt, die er 2014  bei den Wahlen zur Präsidentschaft und Vizepräsidentschaft der Bischofskonferenz erhielt. Aber seine Berufung nach Chicago war Franziskus von zwei amerikanischen Kardinälen der "liberalen und gemäßigten" Minderheit warm empfohlen worden: Theodore McCarrick und Donald Wuerl, dem früheren und dem aktuellen Erzbischof von Washington,

An McGarrick erinnert man sich wegen seiner Bemühungen, 2003 einen vom damaligen Kardinal Ratzinger geschriebenen Brief an die amerikanischen Bischöfe verschwinden zu lassen, in dem er sie davor warnt, abtreibungsbefürwortenden Politikern die Kommunion zu erteilen- ein Brief, der dann bei www. chiesa veröffentlicht wurde.
Während die Erinnerung an Wuerls kämpferische Präsenz bei der Oktober-Synode noch frisch ist, dorthin berufen- nicht weil er von seinen Mitbischöfen gewählt worden war, sondern - wie Cupich- durch direkte Ernennung durch Franziskus, der ihn auch in die Kommission einsetzte, die mit der Abfassung des Schlußdokumentes der Synode betraut war.
Kraft dieses Amtes griff Wuerl öffentlich die 13 Kardinäle an, die zu Beginn der Synode den an den Papst ausgehändigten Brief unterschrieben hatten- einschließlich des New Yorker Erzbischofs Timothy Dolan.

Die 4 von der US-Bischofskonferenz  für die Synode gewählten  Delegierten gehörten alle dem von Wojtyla und Ratzinger beeinflußten Mehrheitsflügel an. Während die folgenden beiden Kandidaten der Erzbischof von San Franzisco, Salvatore Cordileone , auch zu diesem Flügel gehörend und dann Cupich waren.
Aber Franziskus, der die 45 Delegierten seiner Wahl aussuchte, übersprang Cordileone und fischte Cupich heraus. Und er fügte noch einen zweiten derselben couleur wie Cupich hinzu, den wenig bekannten Bischof von Youngstown George V. Murry, einen Jesuiten,

Die beiden anderen Ernennungen, die von den "liberalen" amerikanischen Katholiken warm begrüßt wurden -weil sie zum Franziskus-Stil passten. waren die des neuen Erzbischofs von Santa Fe, John C. Wester und mehr noch die des neuen Bischofs von San Diego, Robert W. McElroy.

Und es ist wahrscheinlich- nach der Ansprache in Washington am 23. September zu urteilen,  daß diese Überholug des US-Episkopates, die Franziskus begonnen hat, so weitergehen wird- und zwar in erhöhtem Tempo. 

Eines ist dennoch seltsam - wenn es um die Ernennungen von Leitern von Diözesen mit ernsten administrativen oder juristischen Problemen geht-sollte die Wahl pragmatischer sein. In Kansas City- nach dem Rücktritt von Bischof Robert Finn- wg. Inaktivität in einem Fall sexuellen Mißbrauchs, fiel die Wahl auf James Johnson, einen eisernen Wojtylaner- der aber seine Managementfähigkeiten bewiesen hatte.
Und etwas Ähnliches scheint bei den Ernennungen für Saint Paul und Minneapolis, beim Nachfolger für J. Nienstedt,  der wg. noch schwerwiegender Vergehen zum Rücktritt gezwungen wurde, der Fall zu sein.
Einen wichtiger Hinweis auf das aktuelle Gleichgewicht zwischen den Bischöfen der USA wird in einigen Tagen die Abstimmung über die Leitung der Bischofskonferenz geben, bei dem die neuernannten Wester und McElroy zur Wahl antreten, beide herausgefordert durch Bischöfe der Gegenseite.

IN ITALIEN
Der erste entscheidende Schlag, den Franziskus der von Ruini gestalteten italienischen Bischofskonferenz versetzte, war Ende 2013, die Entfernung ihres damaligen Generalsekretärs, M. Crociata, der in eine Randdiözese in Latium versetzt wurde und die Ernennung N. Galantinos zum neuen Sekretär, der auf der langen Liste mit Vorschlägen des permanenten Rates der CEI Papst Franziskus überreicht wurde, auf dem letzten Platz stand.
Aber die Letzten sollen die Ersten sein.
Und in der Tat, von da an hat sich Galantino mit absoluter und unbestrittener Macht-im Bewußtsein seiner Nähe zu Papst Franziskus- bewegt, indem er den immer noch amtierenden CEI-Vorsitzenden Kardinal A. Bagnasco komplett umgeht.
Dem folgte eine Serie von durchgeführten oder versäumten Ernennungen, die diese Transformation fortsetzen.
Unter den kürzlich erfolgten, die Diözesen von ersten Ranges betrafen, muß die Ernennung des Gemeindepriesters Claudio Cupolla für Padua, die eines anderen Pfarrers- Corrado Lorefice für Palermo und des früheren Weihbischofs von Rom, M. Zuppi für Bologna erwähnt werden.

Lorefice und Zuppi sind für ihre wirkliche oder angenommene Nähe zur Schule von Bologna bekannt, der histiographischenen Bewegung, die der Welt eine Interpretation des II.Vaticanischen Konzils-im Sinne der Ruptur und des Neuanfangs in der Kirchengeschichte aufzwingen wollte.

Aber man kann hinzhufügen, daß Bergoglio Zuppi persönlich seit Jahren kannte. Als prominentes Mitglied der Gemeinschaft von Sant´ Egidio, ist Zuppi mehrmals nach Buenos Aires gefahren, um Hilfe zu bringen. Dann hat er nie versäumt, den damaligen Erzbischof der Hauptstadt zu besuchen.

Was die nicht erfolgten Ernennungen angeht, betreffen die vor allem das Kardinalskollegium, wo der Papst vor allem anstelle der traditionellen Sitze von Venedig und Turin, die weniger prestigeträchtigen wie Perugia, Agrigent und Ancona verteilt hat.

In Ancona steht der neu ernannte E. Menichelli Kardinal A. Silvestrini besonder nahe, dessen persönlicher Sekretär er war. Und Silvestrini war Mitglied des Clubs progressiver Kardinäle, die sich gelegentlich in St. Gallen/Schweiz trafen, um die Zukunft der Kirche zu diskutieren und die in den beiden Konklaves dieses Jahrhunderts gegen die Wahl Ratzingers  opponierten und dann die Wahl Bergoglios unterstützten. Ein Club zu dem die Kardinäle W. Kasper, K. Lehmann, Carlo M. Martini, B.Hume, Cormac Murphy O´Connor und Godfried Danneels gehörten.

UND IM REST DER WELT
Der ultraprogressive Danneels, 82, em. Erzbischof von Mechelen-Brüssel, gehört zu den Favoriten von Papst Franziskus, der ihn 2014 und 2015 an die Spitze der Liste der Synodeneväter, die er persönlich ernannte, setzte- während er den aktuellwn Erzbischof der belgischen Hauptstadt, den konservativen André Léonard zu  Hause ließ.

Bergoglio kümmerte sich nicht einmal um den Mißkredit, in den Danneels geraten war, dafür wie er 2010 versucht hatte den sexuellen Mißbrauch zu vertuschen, den der frühere Bischof von Brügge, Bischof R. Vangheluwe an seinem jungen Neffen begangen hatte. klicken
Aber da ist mehr. Am vergangenen 6. Novmber nominierte papst Franziskus Jozef De Kesel, einen früheren Weihbischof und Protegé Danneels´, als neuen Erzbischof von Mechelen-Brüssel.

Danneels hatte damals 2010 - De Kesel als seinen Nachfolger gewollt. Aber BEnedikt XVI blockierte ihn und ernannte Léonard, den er persönlich ausgesucht hatte. Mit dem Ergebnis, daß der damalige Nuntius in Belgien, der Deutsche Karl-Joseph Rauber, seinen Posten verließ und das Scheitern seines und Danneels Kandidaten in einem Interview mit "Il Regno" verurteilte, das ein Frontalangriff auf Ratzinger war.
"De bello germanico".....

Aber sogar dieses Benehmen, das so wenig der Rolle eines Nuntius entsprach, kümmerte Bergoglio, der nicht nur Léonard nicht zum Kardinal kreierte, sondern im letzten Februar keinem anderen als Rauber den Purpur verlieh, der sich "im Dienst des Heiligen Stuhls und der Kirche ausgezeichnet habe".


Quelle: Sandro Magister, www.chiesa, L´Espresso


  

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