Chefredakteur Riccardo Cascioli fällt heute in La Nuova Bussola Quotidiana sein Urteil über die beiden Vatileaks-II Bücher, "Via Crucis" und "Avarizia", die gestern der Öffentlichkeit übergeben wurden. Hier geht´s zum Original: klicken
"VATILEAKS 2, EINE ÜBUNG IN LÜGE UND HEUCHELEI"
von Riccardo Cascioli
'Lüge und Heuchelei. Die Operation, die beiden Bücher von Gianluigi Nuzzi (Via Crucis) und Emiliano Fittpaldi (Avarizia) auf den Markt zu werfen, mit Dokumenten, die die Vatican-Finanzen betreffen - ist vor allem aber eines: eine große Lüge.
Weil das Bild, das sie vermitteln wollen, das einer Kirche im Rückwärtsgang ist, gegen die Papst Franziskus - als einsamer Held - stoisch kämpft.
Das paßt sicher zur Lesart, die die großen italienischen Zeitungen - eingebunden in ein Kartell (sie sagen alle das Gleiche auf die gleiche Weise), zur Zeit haben.
Aber diese Lesart ist eine Karikatur, eine geradezu diabolische, so hat Kardinal A. Bagnasco, Präsident der CEI, sie gestern definiert: "Der Papst ist absolut nicht allein"- sagte Bagnasco - "er ist umgeben und wird herzlich und loyal unterstützt von allen Bischöfen. Deshalb habe ich keinerlei Sorge, wegen dieses Bildes einer Spaltung, das uns in der öffentlichen Meinung diskreditieren soll, um dann eine Desorientierung zu erzeugen."
Diese idyllische Bild von der Einheit der Kirche ist offensichtlich zu optimistisch, aber sicher ist - wie wir in den letzten Tagen und auch heute wiederholt erklärt haben, die Idee, daß da ein "Papst Superman gegen alle" sei, Phantasie und dient dazu, die klerikalen und ökonomischen Interessen einiger in und außerhalb der Kirche zu decken.
Außerdem wird dieses Bild nicht nur vom Kartell der italienischen Journalisten aufrecht gehalten, wenn wahr ist, daß die Worte Bagnascos klar das, was 2 Tage vorher Msgr. Nunzio Galantino. Sekretär der CEI, sagte dementieren: "Sicher macht der Erneuerungsprozess, den Papst Franziskus vorantreibt- einigen Angst."
Aber in den beiden Büchern stehen außer vielen Dingen, die schon seit Jahren geschrieben werden und bekannt sind, auch spezifische Lügen, wie der gestern Abend vom Sekretariat für die Wirtschaft - dem vom Kardinal George Pell geleiteten Superministerium, veröffentlichte, ebenso präzise wie harte Kommentar zeigt.
In den Büchern sind die Kapitel, die Kardinal Pell betreffen, sicher die delikatesten, weil der australische Purpurträger, der wegen seiner Positionen zur Verteidigung der Orthodoxie, bereits im Visier der Progressisten war, in der Tat als Verschwender beschrieben wird.
Nach Rom gerufen, um in den Vaticanischen Finanzen wieder Ordnung herzustellen und sie zu kontrollieren, soll er - nach den Suggestionen Nuzzis und Fittipaldis geradezu wahnsinige Ausgaben verursacht haben: eine halbe Million Euro verbrannt in wenigen Monaten (von Reisen in der Business-class - bis zu häuslichen Ausgaben. Erinnert uns das nicht an eine andere Hetzjagd in Limburg, auch auf einen Konservativen??), etwas, was den armen Papst Franziskus besonders geschmerzt habe.
Aber pünktlich gestern Abend - kam die Antwort des Sprechers des Wirtschaftssekretariates "falsche und trügerische Behauptungen". Präzise 2014 sind die Ausgaben unter dem für die Bilanz vorgesehenen Betrag geblieben, und 2015 wird das Sekretariat die einzige vaticanische Abteilung sein, die im Vergleich zum Vorjahr weniger ausgegeben hat.
Nicht nur war diese Validierung der Bilanz des Wirtschaftssekretariates in einem Komuniqué, das in den ersten Monaten des Jahres veröffentlicht wurde, enthalten, es findet sich auch in beiden Büchern keine Spur von ihr.
Jedenfalls erklärt das Komuniqué von gestern Abend im Detail die Ausgaben von März 2014 an (als das Sekretariat institutionalisiert wurde) bis Dezember 2014 und deckt so auch auf, daß die 500.000 Euro - anders als die früheren Ausgaben - dazu dienten, die Aktivitäten des Dikasteriums anzustoßen (beginnend mit dem Kauf von technologischen Ausrüstungen), daß 229.000 Euro für Gehälter ausgegeben wurden (im Sekretariat arbeiten 12 Personen) und dann sehr begrenzte Summen für Flüge des Stabes - bis hin zur Ausstattung der Kapelle usw.
Nimmt man an, daß diese Fakten konsistent sind, dann erscheinen die Diskussionen zwischen dem Hl. Vater und Kardinal Pell bezüglich der Spesen des Sekretariates als komplett falsch: es hat nie irgendwelche Diskussionen über dieses Thema zwischen den beiden gegeben.
Vielleicht noch unerträglicher als die Lüge ist die Heuchelei: daß z.B. soviele der Kollegen Vaticanisti Erstaunen über die Entdeckung des "Raben" Francesca Chaouqui fingieren, als die Nachricht von ihrer Zwanglosigkeit mit der sie Dokumente - auch falsche - in Umlauf brachte, das wußte man auch Hunderte von Kilometern von Rom entfernt.
Und keiner - außer nur Sandro Magister - hat in diesen 2 Jahren den Mut gehabt, zu fragen , wie je eine Person mit einem so schlechten Ruf dazu bestellt werden konnte, vertrauliche Dokumente des Hl. Stuhls zu kontrollieren.
Und dann die Heuchelei derer, die ein Buch schreiben, in denen sie so tun, als wären sie über die Spesen der Vaticanischen Kurie empört - wohl wissend, damit auch selbst einige Milliönchen Euro herausholen zu können.
Und vor allem die Heuchelei dessen, der einen Skandalvorwand braucht, (die in den Büchern beschriebenen Dinge waren alle bereits ausreichend bekannt), um Vorteile in einem klerikalen Spiel, bei dem es nicht um das Thema Wirtschaft sondern um die Mission der Kirche selbst geht, zu erlangen.
Offensichtlich nutzen einige den leichtsinnigen Gebrauch des Geldes und die mangelnde Transparenz - auch sie schon lange bekannt - aus, die immer noch einen Skandal darstellen - auch wenn man erkennen könnte - seit Jahren - daß ein Prozess der Erneuerung und der Transparenz im Gange ist - initiiert von Benedikt XVI und jetzt von Papst Franziskus fortgeführt.
Und Skandale gibt es nicht nur bei der Wirtschaft. Und deshalb ist dieser ganze Pulverdampf, dieses ganze sich-die-Kleider-zerreißen wegen der Sünden, die im Vatican begangen werden, etwas, das etwas viel Schlimmeres überdeckt.
Weil von Judas gesagt wurde, "das aber sagte er nicht, weil ihm etwas an den Armen lag, sondern, weil er ein Dieb war." ( Jh. 12,6)- solche Skandale und Verrätereien hat es - mal mehr mal weniger - immer gegeben.
Der eigentliche Skandal aber wäre eine Kirche, die sich entschiede, das Glaubensgut zu ändern, das Christus verkündet hat und die Apostel überliefert haben, etwas, das noch nicht einmal in den schwierigsten Jahrhunderten geschehen ist.
Und das ist leider das, was im Gegenteil einige zu tun versuchen, die gleichzeitig von der Aufregung profitieren und sie schüren - über Kleinigkeiten, wie in diesen Tagen oder die Größeres bei der Synode."
Quelle: La Nuova Bussola Quotidiana, Riccardo Cascioli
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