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Dienstag, 12. Januar 2016

Kardinal Zen, Herodes und die vaticanische China-Diplomatie

Sandro Magister berichtet bei Settimo Cielo, L´Espresso über die China-Diplomatie des Vaticans und die Kritik, die Kardinal Zen an dieser Politik übt.
Huer geht´s um Original:  klicken


          "KARDINAL ZEN GEGEN DIE VATICANISCHE DIPLOMATIE IN CHINA"

"In seiner Neujahrsansprache an das beim Hl. Stuhl akkreditierte Diplomatische Corps hat Papst Franziskus dem Thema Migranten breiten Platz eingeräumt, zu China hat er kein Wort gesagt.

Aber man weiß, daß dieses große Land in der Aufmerksamkeit des Papstes mit an erster Stelle steht, und man erinnert sich an seine Antwort auf die Frage eines Journalisten : "Ob ich nach China gehen würde? Morgen!"

Mitte Oktober hat sich eine vaticanische Delegation nach Peking begeben. Und es ist durchgesickert, daß sie über die Modalitäten der Bischofsernennungen diskutiert habe. Die letzten Ernennungen sind quasi ganz aus dem Willen der kommunistischen Machthaber erfolgt- unter Mißachtung der Autorität des Papstes.

Und die Delegierten des Vaticans sollen dabei verhandelt haben, ohne als conditio sine qua non die Freilassung von Bischof Su Zhimin di Baoding, der zur Zeit im Gefängnis sitzt und von Bischof Ma Daqin , der seit zwei Jahren unter Hausarrest steht, gefordert zu haben.

Bei den Begegnungen soll es keinerlei Ergebnisse gegeben haben. Das hat aber den vaticanischen Staatssekretär Kardinal Pietro Parolin nicht daran gehindert, zu erklärem daß "miteinander zu sprechen bereits positiv ist" und "das sei Teil eines Prozesses, der hoffentlich in einem Vertrag endet"

Noch optimistischer ist der Rahmen der aktuellen Berichte aus Peking nach Rom- durch ein in diesen Tagen erschienenes Buch, von einem Chinesen aus Shanghai geschrieben, der als Erwachsener zum Katholizismus konvertierte und Forschungsassistent an der Sophia-Universität der Focolarini in Loppiano in der Toskana ist.
Kim Sheung Chiaretto Yan "Das Evangelium jenseíts der Großen Mauer"

Aber es gibt auch eine Kehrseite der Medaille. Und das ist die tödliche Anklage gegen die vaticanischen Diplomatie, die der chinesische Kardinal Joseph Zen Zekiun erhoben hat, emeritierter Bischof von Hong Kong- schon Berater Benedikts XVI für China -aber von Papst Franziskus auf´s Abstellgleis geschoben wurde,- am gleichen Tag als in Rom das oben genannte Buch feierlich in einer Aula von Radio Vatican präsentiert wurde.



Nach dem Urteil Zens kann-angesichts der chinesischen Bischofsernennungen- aber nicht nur-, der Kurs, den die vaticanische Diplomatie eingeschlagen hat, nur in einem Scheitern enden, dem der Ostpolitik gegenüber den kommunistischen Ländern ähnlich.

Und so beendet Zen seine Anklage:
"Was mich nicht ruhen läßt, ist unseren hervorragenden Staatssekretär zu sehen, der immer noch vom Wunder der Ostpolitik berauscht ist. In seiner Rede im vergangenen Jahr-zur Erinnerung an Kardinal Agostino Casaroli- lobte er den Erfolg seines Vorgängers, der die Existenz der Kirchenhierarchie in den kommunistischen Ländern Osteuropas garantiert habe.
Er sagte: "Bei der Wahl der Kandidaten für das Bischofsamt haben wir Hirten gewählt und keine Leute, die aus Prinzip gegen das Regime opponierten, Leute mit der Haltung von Gladiatoren, Leute, die sich auf der politischen Bühne zu zeigen liebten."
Ich frage mich, an wen er mit dieser Beschreibung dachte?
Ich habe Angst daß er an einen Kardinal Wyscynski, an einen Kardinal Mindszenty und an einen Kardinal Beran dachte. Aber sie sind die Helden, die mutig den Glauben ihres Volkes verteidigten.
Ich habe Angst vor dieser Art zu denken, ich hoffe es falsch verstanden zu haben.

An dem Tag, an dem dieser Vertrag mit China unterschrieben wird, wird es Frieden und Jubel geben, aber erwartet nicht, daß ich an den Feierlichkeiten des Anfangs dieser neuen Kirche teilnehme.
Ich werde verschwinden, werde ein monastisches Leben beginngen, um zu beten und zu büßen.
Ich werde Papst Benedikt um Vergebung dafür bitten, daß es mir nicht gelungen ist, das zu tun, was er von mir erhoffte.
Ich werde Papst Franziskus darum bitten, diesem alten Kardinal aus der Peripherie zu vergeben, der ihn so oft mit inopportunen Briefen belästigt hat.

Die unschuldigen Kinder wurden getötet, der Engel sagte zu Joseph, er solle dem Kind und Maria zu einer sicheren Flucht verhelfen. Aber heute würden unsere Diplomaten Joseph vielleicht raten, hinzugehen und einen Dialog mit Herodes zu versuchen?"

Der italienische Gesamttext der Aklage von Kardinal Zen ist hier bei Asia News zu lesen:
Che cosa porterà alla Chiesa in Cina l'anno 2016

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