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Dienstag, 1. März 2016

Semi-heimliche Instruktionen von Papst Franziskus

Gibt es sowas überhaupt? Liest man den neuen Beitrag von Sandro Magister im Settimo Cielo, L´Espresso dann ja. Hoffentlich kostet es ihn nicht wieder seine Akkreditierung bei der Sala Stampa, daß er dieses Halbgeheimnis veröffentlicht hat.
Hier geht´s zum Original:  klicken

"BEICHTEN IN EINEM FELDLAZARETT. DIE HALB-HEIMLICHEN INSTRUKTIONEN VON FRANZISKUS"
"Die von Papst Franziskus auf dem Rückflug von Mexiko nach Rom frei gesprochenen Worte sind nur einer von tausend Beweisen für die Komplikationen der Kommunikation in diesem Pontifikat.
Dieser Komplikationen ist sich Jorge M. Bergoglio bewußt. Und in einigen Fällen beherrscht er sie im voraus, wie er es z.B. bei seinen morgendlichen Predigten, tut, die nur durch einen den Chronisten des Osservatore Romano und von Radio Vatican anvertrauten Filter in die Öffentlichkeit gelangen.
In anderen, selteneren Fällen dagegen beschließt Franziskus "sic et simpliciter" seine Aussagen nicht öffentlich machen zu lassen, auch wenn er sie vor einem nicht allzu kleinen Auditorium gemacht hat.

Und das ist am 11. Februar passiert, am Vorabend seines Abfluges nach Mexiko, als der Papst sich überraschend in die Basilika San Giovanni in Laterano begeben hat- zu der traditionellen Begegnung mit dem römischen Klerus zu Beginn der Fastenzeit.
Er hat dort 10 Priestern die Beichte abgenommen und auch selbst in einem der Beichtstühle der Basilika gebeichtet. Danach hat er eine lange Rede aus dem Stegreif gehalten.

Von dieser Rede gibt es keine offizielle Mitschrift und der Osservatore Romano hat sie nur in wenigen Zeilen erwähnt.
Es war aber der Chronist der Katholischen Agentur Zenit, Salvatore Cernuzio, anwesend, der eine ausführliche und genaue Wiedergabe der Rede geliefert und sie wenige Stunden danach ins Netz gestellt hat.

"Verzeiht, prügelt nicht" der Papst trifft überraschend die Priester von Rom (und nimmt ihnen die Beichte ab).
Franziskus hat praktisch seine gesamte Rede dem Beichtsakrament gewidmet und hat den Priestern ausführliche Anweisungen gegeben, wie sie es anwenden sollen.



"Weil es die Sprache der Worte ist, aber auch die Sprache der Gesten" sagte er an einem bestimmten Punkt der Rede und hat dann dieses Beispiel gegeben:
"Wenn eine Person zur Beichte kommt, und weil sie fühlt, daß etwas nicht gut ist, sich ändern möchte und um Vergebung bitten, aber nicht weiß, wie sie es sagen soll und stumm ist.
"Ah, wenn du nicht sprichst, kann ich dir die Absolution nicht geben?" Nein.
Sie hat durch die Geste des Kommens gesprochen und wenn eine Person kommt und weil sie etwas nicht noch einmal tun will: "Versprichst du, das nicht zu tun?" Nein! Es ist die Geste.
Manchmal sagen sie "ich würde das gern nicht noch einmal tun" aber manchmal schaffen sie es nicht, das zu sagen, weil sie verstummt sind, vorher.
Aber er hat es getan- er hat es mit der Geste gesagt. Und wenn eine Person sagt. ich kann das nicht versprechen, weil sie in einer unumkehrbaren Situation ist, ist es ein moralischen Prinzip "ad impossibilia nemo tenetur" zu sagen. Niemand ist angehalten, etwas Unmögliches zu tun."

Als er das den römischen Priestern verkündete, hat Franziskus ihnen nichts Neues gesagt,.
Weil er sich knapp 2 Tage vorher, am 9. Februar praktisch mit den selben Worten an die Missionare der Barmherzigkeit gewandt hatte, ebenfalls in einer Stegreifrede, dann aber offiziell.
"Ich muß mich zwingen, nicht nur die Sprache des Wortes zu verstehen sondern auch die der Gesten. Wenn jemand kommt und fühlt, er müsse sprechen. aber es ihm nicht gelingt, das zu sagen -aber du es verstehst-, ist es gut, er sagt es so mit der Geste des Kommens.
Erste Bedingung. Zweite Bedingung ist die Reue.Wenn einer kommt, weil er nicht in diese Situation geraten will, aber nicht wagt, es zu sagen, er Angst hat, es zu sagen und kann es dann nicht tun. "Aber wenn er es nicht tun kann?"
Und der Herr versteht diese Sachen, in der Sprache und in den Gesten. Die offenen Arme, um zu verstehen, was in diesem Herzen ist, das dieses und jenes nicht sagen kann- sich ein bißchen schämt, versteht ihr mich? Empfangt alle in der Sprache, in der sie sprechen können.
Und am selben 9. Februar hat er genau diese Worte zu den Kapuzinerbrüdern gesagt, während der Predigt bei der Hl. Messe, die er mit ihnen in der Petersbasilika gefeiert hat, auch da wurden sie in die offizielle Dokumentation übernommen.
"Es gibt so viele Sprachen im Leben, die Sprache des Wortes, und es gibt auch die Sprachen der Gesten. Wenn eine Person zu mir kommt, in den Beichtstuhl, weil sie sich von etwas belastet fühlt, sich davon erleichtern möchte, aber vielleicht nicht weiß, wie sie es sagen soll, aber die Geste ist da. Wenn diese Person kommt, dann deshalb, weil sie sich ändern möchte, etwas nicht mehr tun, sich ändern,. eine andere Person werden und es mit der Geste des Kommens sagt. Es ist nicht nötig zu fragen. Aber du??? Wenn eine Person kommt, dann weil sie es- in ihrer Seele- nicht mehr tun will, Aber so oft geht das nicht, wegen der Bedingungen ihrer Psychologie, ihres Lebens, ihrer Situation.
"Ad impossibilia nemo tenetur".
Wie man in allen 3 Fällen bemerken kann- ist die Sprache von Franziskus umgangsprachlich und auf einen konkreten, spezifischen Fall bezogen. Das ist die typische Sprache des Feldlazaretts, zugeschnitten auf eine Person, die sich verletzt, schüchtern, stumm präsentiert, mit dem offensichtlichen Willen geheilt zu werden, aber unfähig, sich an alle Verschreibungen zu halten.
Weil die Verschreibungen, die das Sakrament der Beichte gültig machen, ausdrücklich das Beichten schwerer Sünden und das manifeste Versprechen, sie nicht mehr zu begehen vorsehen- wie z.B. Johannes Paul II in seiner postsynodalen Exhortation von 1984 "Reconciliatio et paenitentia" schreibt.
Die Selbstbeschuldigung der Sünden erscheint so relevant, daß das seit Jahrhunderten der übliche Name des Sakramentes ist, das der Beichte.
Sich der eigenen Sünden beschuldigen ist eine Forderung der Notwendigkeit, daß der Sünder sich von dem erkannt weiß, der im Sakrament die Rolle des Richters hat, der sei es die Schwere der Sünden sei es die Reue des Bereuenden bewerten muß und der zugleich die Rolle des Arztes innehat, der den Zustand des Kranken erkennen muß, um ihn behandeln und heilen zu können
Jede schwere Sünde muß also immer erklärt werden -mit ihren bestimmenden Umständen in einer individuellen Beichte erklärt werden - mit dieser Forderung der Lehre und des Gesetzes will die Kirche bei allen das Gefühl für die Verantwortlichkeit wecken, das uns dazu führen soll, die heiligen Dinge so zu behandeln, die nicht unser Eigentum sind-wie die Sakramente- oder die das Recht haben, nicht im Ungewissen gelassen zu werden in der Verwirrung-wie die Gewissen."
Das ist das Gesetz. Aber Papst Franziskus verlangt von den Beichtvätern nach dem Geist des Gesetzes zu handeln, nicht nach dem Wortlaut, wenn es zwar nicht äußerlich aber in Inneren respektiert wird.

Und das ist das, was jeder weise Beichtvater schon seit immer tut.

Aber er tut das im Gegenüber von du und du im Beichtstuhl und nicht von der Kanzel aus.
Weil das, was im Beichtstuhl klar sein mag, es nicht auch unbedingt ist, wenn es öffentlich verkündet wird " "Erga omnes" umso mehr von einem Papst !
Und vielleicht ist es das, warum Franziskus seinen Beicht-Instruktionen für die Priester Roms nicht das "visto si stampa" gegeben hat. Wenn auch vergebens, weil er er zwei Tage vorher schon vor den Kapuziner-Brüdern und den Beichtvätern der Barmherzigkeit das Gleiche verkündet hatte.
Der Effekt: "Unsicherheit und Verwirrung", den Johannes Paul II so verurteilte, ist in diesen Fällen hinterhältig, so als sei die Beichte der Sünden nicht mehr nötig, und eigentlich auch das Sakrament der Beichte nicht.
Thesen, die außerdem schon ein Theologe vertreten hat- die auch für eine Mehrheit gelten- Andrea Grillo, der das in einem Büchlein für die Azione Cattolica Ragazzi vor wenigen Tagen Punkt für Punkt auf der paravaticanischen website "Il Sismographo" geschrieben hat.
"Man muß sich immer daran erinnern, daß die Absolution in Anwesenheit der Exkommunikation nötig ist, durch die schwere Sünde begründet. Wenn es keine Exkommunikation gibt, ist auch keine Absolution nötig, das gemeinsame Gebet, der Segen oder der vorsichtige Rat können in so einer Situation die angemessenere Art sein."
Quelle: Sandro Magister, Settimo Cielo, L Espresso
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