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Dienstag, 10. Mai 2016

Roberto De Mattei- zur aktuellen Krise der Kirche, Teil 3

Fortsetzung der Rede, die Roberto De Mattei vor dem Life-Forum in Rom zur aktuellen Krise der Kirche gehalten hat.

"Die Kirche hat eine praktische Mission: die Rettung der Seelen. Wie werden die Seelen gerettet? Indem sie sie überredet, in Übereinstimmung mit dem Gesetz des Evangeliums zu leben.

Auch der Dämon hat ein praktisches Ziel: den Verlust der Seelen. Wie werden Seelen verloren? Indem man sie überredet, nicht nach dem Gesetz des Evangeliums zu leben.

Nach der Auferstehung, als Jesus seinen Jüngern in den Bergen von Galiläa erschien, trug er ihnen als Mission auf, im Namen der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, des Vaters, des Sohnes, und des Hl. Geistes zu taufen, zu lehren und sein Gesetz zu befolgen, ohne zu zögern "docentes eos servare omnia" (Matth. 18, 19-20) "Der, der glaubt und getauft ist, wird gerettet werden" fügt er hinzu-"aber der, der nicht glaubt, wird verdammt werden."

Die Aufgabe des Priesters ist es, zu lehren und das Gesetz zu befolgen, nicht aufzuhören, es anzuwenden, nicht Ausnahmen zu finden, um es auszuhebeln. Jener, der glaubt, aber in seinen Taten den Werken des Glaubens, an den er glaubt, widerspricht, wird verdammt werden, wie jene, die gemäß dem Hl. Paulus "angeben, daß sie Gott kennen, aber ihn in ihren Taten leugnen,"

Um ein negatives Urteil über die Apostolische Exhortation abzugeben, ist es nicht nötig, Theologie studiert zu haben, der sensus fidei, der aus der Taufe und Firmung stammt, genügt.
Der sensus fidei bringt uns dazu-durch einen übernatürlichen Instinkt- dieses Dokument zurück zu weisen, und die Aufgabe, entsprechende theologische Bewertungen dazu abzugeben, den Theologen zu überlassen.

Zwischen Häresie und Orthodoxie gibt es viele mögliche Abstufungen. Häresie ist ein offener, formaler und fortgesetzter Widerspruch gegen die Glaubenswahrheit. Es gibt jedoch Vorschläge zur Doktrin,die nicht ausdrücklich häretisch sind, aber von der Kirche zensiert werden, mit entsprechender theologischer Qualifikation -proportional zu ihrer Schwere und zu ihrem Gegensatz zur Katholischen Lehre.
Der Gegensatz zur Wahrheit zeigt ebenfalls verschiedene Grade, je nachdem, ob er direkt oder indirekt, mittelbar oder unmittelbar, offen oder versteckt ist, usw.

Die theologische Zensur stellt ein negatives Urteil der Kirche zu einem Ausdruck, einer Meinung oder einer ganzen theologischen Doktrin dar. Sie betrifft den doktrinalen Inhalt häretischer Vorschläge, nahe an der Häresie, nach Häresie riechend,  im Glauben irrend, kühn. Sie betrifft die Form, für die die Vorschläge als gleichwertig, zweideutig, verdächtig, schlecht-klingend beurteilt werden können. Sie betrifft die Wirkung, die sie für bestimmte zeitliche und örtliche Umstände haben können. In einem solchen Fall werden die Vorschläge zensiert als pervers, korrupt, skandalös, gefährlich, verführerisch für die Einfachen. In all diesen Fällen fehlt es der Katholischen Wahrheit an doktrinaler Integrität oder sie ist auf unzureichende und unpassende Weise formuliert worden..


In einer seiner Überlegungen vom 16. April 2016 bezieht sich Pater Jean-Michel Gleize auf  Nr. 299 von "Amoris Laetitia", nach der "der Getaufte, der geschieden und wieder verheiratet ist, besser in die christliche Gemeinschaft integriert werden muß, auf verschiedene mögliche Weisen, wobei jeder Skandal vermieden werden muß, und kommentiert: " Bei den unterschiedlichen Wegen -warum sie dann nicht zur Eucharistischen Kommunion zulassen? Wenn es nicht länger möglich ist, zu sagen, daß die wiederverheirateten Geschiedenen im Stand moralischer Sünde leben (301) , warum sollte es dann ein Skandal sein, ihnen die Kommunion geben. Und an diesem Punkt angekommen -warum ihnen die Hl. Kommunion verweigern? Im Vollsinne des Satzes?"



Die Exhortation "Amoris Laetitia" bewegt sich klar in diese Richtung. Indem sie das tut, stellt sie eine Gelegenheit zum spirituellen Ruin der gesamten Kirche dar oder in anderen Worten, was Theologen Skandal nennen, im vollen Sinne des Wortes. Und dieser Skandal ist die Konsequenz einer praktischen Relativierung der Wahrheit des Katholischen Glaubens, was die Notwendigkeit und Unauflöslichkeit der sakramentalen Union der Ehe angeht.

AMORIS LAETITIA ist ein skandalöses Dokument mit katastrophaler Wirkung auf die Seelen.

Uns fehlt es nicht an Respekt für den Papst und noch weniger stellen wir den päpstlichen Primat in Frage. Wir müssen dem Seligen Pius IX dafür dankbar ein, daß er beim I. Vaticanischen Konzil zwei Dogmen verkündet hat, die uns erlauben, der aktuellen Krise klar ins Auge zu blicken : das Dogma des Römischen Primats und das Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit,

Der Primat des Papstes in der Regierung zusammen mit der Unfehlbarkeit seines Lehramtes bilden das Fundament auf dem Jesus Christus Seine Kirche gegründet hat und auf dem sie fest stehen wird bis zum Ende der Zeiten. Dieser Primat wurde Petrus nach der Auferstehung zugesprochen, dem Apostelfürsten, und von der Urkirche anerkannt, nicht als persönliches Privileg sondern als dauerndes und essentielles Element der Göttlichen Konstitution der Kirche.

Es gibt keine höhere Autorität als die des Papstes, weil es kein höheres Amt und keine höhere Mission auf der Erde gibt.

Welche Mission? Die, die Brüder im Gauben zu stärken, den Himmel für die Seelen zu öffnen, die Herde der Lämmer und Schafe, die Christus gehören, zu weiden, dem einen-höchsten Guten Hirten- kurz gesagt, die Kirche zu leiten.

Der Papst ist derjenige, der die Kirche leitet, Diese Mission kommt ihm durch die Tatsache zu, daß er der Nachfolger des Hl.Petrus ist, dem Jesus diese Mission anvertraute- als sichtbarem Kopf der Kirche. Eine Mission, die seine Person überschreitet, weil sie von seinem Nachfolger fortgeführt wird.

Der Papst ist nicht der Nachfolger Christi sondern des Hl. Petrus und das nicht auf direkte Weise, sondern durch die apostolische Sukzession, die ihn über einen Zeitraum von 20 Jahrhunderten an den Hl. Petrus, den Apostelfürsten und ersten Vikar Christi, bindet.

Der Vikar Christi ist der Bischof von Rom, weil Rom keine Stadt oder Diözese wie eine andere ist, Rom hat eine universale Berufung. Petri Nachfolger sind Bischöfe von Rom weil. durch die Verfügung Gottes -Petrus nach Rom kam. Und indem er dort starb, erlangte er für die Bischöfe von Rom die legitime und ununterbrochene Nachfolge dieses universalen Primates,

Alle Bischöfe haben die Fülle der Heiligen Weihen und der Papst steht unter diesem Aspekt nicht über den anderen Bischöfen, er ist ihnen gleich Jedoch hat nur der Papst die höchste Jurisdiktionsgewalt, die ihm die volle und unbegrenzte Macht über alle anderen Bischöfe gibt.

Das I. Vaticanische Konzil hat den vollen, unbegrenzten und universalen Primat über die anderen Bischöfe als Glaubensdogma etabliert. Der Jurisdiktionsprimat ist die Autorität des regierenden Papstes und schließt seine Lehrautorität ein. 1870 hat das I. Vaticanische Konzil nach dem Dogma des Römischen Primates das Dogma der bedingten Unfehlbarkeit des päpstlichen Lehramtes promulgiert.

Unfehlbarkeit ist die übernatürliche Voraussetzung dafür, daß der Papst und die Kirche bei der Erklärung und Definition einer Doktrin- durch spezielle Göttliche Hilfe-die dem Hl. Geist zugesprochen wird, nicht irren können.

Und der Papst, der bei der Regierung der Kirche nicht unfehlbar ist, kann in seiner päpstlichen Lehre unfehlbar sein .

Der Papst ist nicht immer unfehlbar. Er muß es sein wollen und wenn er es sein will, muß er festgelegte Regeln respektieren. Die Bedingungen für Unfehlbarkeit wurden durch die Konstitution "Pastor Aeternus" geklärt. Der Papst muß als öffentliche Person sprechen und erklären, daß was er sagt, von allen Gläubigen verbindlich gelaubt werden muß

Werden diese Bedinugngen nicht erfüllt, bedeutet das aber nicht, daß der Papst sich irrt. Im Gegenteil,  wir müssen im Prinzip ihm gegenüber positiv voreingenommen sein.
Ist der Papst jedoch nicht unfehlbar,  kann er sich in der Lehre und beim Regieren irren. Das sogenannte außerordentliche Lehramt, ex cathedra, durch den Papst ist immer unfehlbar.
Als Beispiel können die beiden Dogmen der Unbefleckten Empfängnis und der Aufnahme Mariens in den Himmel angesehen werden.
Aber auch das ordentliche Lehramt kann unfehlber sein, wenn es eine Wahrheit in Glauben oder Moral die seit Jahrhunderten von der Kirche gelehrt wurden, wiederholt.

Das ist der Fall bei der Enzyklika "Humanae Vitae", die nicht per se unfehlbar ist, weil sie keine ex-cathedra-Verautbarung durch den Pontifex Maximus ist, aber sie ist unfehlbar an dem Punkt, wo sie die Jahrtausende alte Verdammung der künstlichen Empfängnisverhütung durch die Kirche wiederholt.
Wenn die Lehre der Kirche universal ist- nicht so sehr im Raum als vielmehr in der Zeitdauer, wenn sie durch die Tradition bestätigt wurde, bedeutet das,  daß hier der Hl. Geist geholfen hat.

Der Hl. Geist assistiert den Kardinälen, wenn sie einen Papst wählen und dann- einmal gewählt- hilft ihm der Hl. Geist bei der Ausübung seiner Regierung und seines Lehramtes..

Dennoch lehrt uns die Geschichte, daß trotz seiner Hilfe unwürdige Päpste gewählt werden können, die in ihrem Privatleben gesündigt haben mögen, sogar schwer, ebenso wie Päpste in ihrer Regierung und sogar in ihrem Lehramt geirrt haben können, gewählt werden, aber das muß kein Skandal für uns sein.

Selbst wenn die Vorsehung zuläßt, daß ein schlechter Papst gewählt wird, geschieht das für höhere und mysteriöse Zwecke, die nur am Ende der Zeiten geklärt werden. Der Hl.Geist weiß, wie aus Schlechtem Gutes gezogen werden kann.

Rettung, die Theologen Rechtfertigung nennen, wird aus der mysteriösen Begegnung zwischen dem Willen des Menschen und der Göttlichen Gnade geboren. Die, die denken, daß im Leben des Menschen das Handeln des Hl. Geistes ausreicht, um gerettet zu werden -ohne eigene Mitarbeit- nimmt eine Lutherische oder Calvinisische Position ein.

Diejenigen, die behaupten, daß der Papst sich nicht irren kann, weil ihm unfehlbar vom Hl.Geist geholfen wird, wiederholt den Irrtum über die Gnade der Calvinisten.

Papolatrie ist eine Sünde, weil sie Petrus in Christus transformiert. Indem dem Papst Perfektion und Unfehlbarkeit bei jeder Handlung und jedem Wort zuerkannt wird, bedeutet das, ihn zu vergöttlichen und die Vergöttlichung des Papstes hat nicht das Geringste mit der Verehrung, die wir seiner Person schulden, zu tun. Die Devotion gegenüber dem Papst -wie die Verehrung der Hl. Jungfrau- ist ein Pfeiler Katholischer Spiritualität . Jedoch muß diese Spiritualität ein theologisches Fundament haben und davor noch ein rationales. Um einen Papst verehren zu können, müssen wir wissen, wer er ist und wer nicht.

Fortsetzung folgt

Quelle: rorate caeli, Roberto De Mattei......




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