Auch Sandro Magister schreibt anläßlich des 65. Jahrestage der Priesterweihe des Papa emeritus über dessen Theologie des Katholischen Priestertums.
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"JOSEPH RATZINGER 65 JAHRE SPÄTER"
"Und so fiel die Wut des protestantischen Kritizismus über das Katholische Priestertum her," Anläßlich des Jahrestages der Priesterweihe des späteren Benedikts XVI erzählt Kardinal Müller von seinem unnachgiebigen Widerstand gegen Luthers Nachfolger.
In dem Augenblick als der alte Erzbischof mir seine Hände auflegte, erhob sich ein kleiner Vogel, vielleicht eine Lerche, vom Hauptaltar der Kathedrale und stimmte ein kleines Freudenlied an. Für mich war das, als ob eine Stimme von oben mir sagte: "Es ist gut so, du bist auf dem rechten Weg."
In der Autobiographie Joseph Ratzingers gibt es auch die Erinnerung an seine Priesterweihe, die er vor 65 Jahren, am 29. Juni 1951 , am Fest Peter und Paul, im Dom zu Freising ,aus den Händen Kardinals Michael von Faulhaber empfing.
Diesen Jahrestag feiert heute auch Papst Franziskus in der Sala Clementina.
Zu dieser Gelegenheit bekam Ratzinger auch einen Band, der 43 seiner Predigten mit einem Vorwort von Franziskus selbst (das vor einigen Tagen in der Repubblica und vom Osservatore Romano veröffentlicht wurde) geschenkt.
Der Band wurde gleichzeitig in sechs Sprachen veröffentlicht: bei Cantagalli in Italien, Ignatius Press in den USA, Herder in Deutschland, Parole et Silence in Frankreich, bei Biblioteca de Autores Cristianos in Spanien und von der Katholischen Universität von Lublin in Polen veröffentlicht.
Die folgende Passage ist der Einleitung des von Kardinal Müller, dem Präfekten der Glaubenskongregation, Kurator der opera omnia Ratzingers geschriebenen Bandes entnommen.
Am Jahrestag der Priesterweihe des zukünftigen Benedikts XVI erzählt der Kardinal von dessen unnachgiebigem Widerstand gegen Luthers Nachfolger.
"KATHOLISCHES PRIESTERTUM UND DIE PROTESTANTISCHE VERSUCHUNG"
von Gerhard L. Müller
"Das II.Vaticanische Konzil hat versucht, neue Pfade für das authentische Verstehen des Wesens des Priestertums zu öffnen. Weshalb kam es dann also -kurz nach dem Konzil.-zu einer Krise, die historisch nur mit den Konsequenzen der Protestantischen Reformation im 16. Jahrhundert verglichen werden kann?
Ich denke an die Krise der Lehre des Priestertums, die während der Protestantischen Reformation stattfand, eine Krise auf dogmatischer Ebene, durch die der Priester zu einem Repräsentanten der Gemeinde reduziert wurde, durch die Eliminierung des essentiellen Unterschiedes zwischen einem geweihten Priester und dem normalen Laien.Und dann an die existentielle und spirituelle Krise, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts -zeitlich gesehen nach dem II. Vaticanischen Konzil- ausbrach, aber sicher nicht wegen des Konzils- unter deren folgen wir noch heute leiden.
Joseph Ratzinger beleuchtet mit großer Schärfe daß, wo immer die Basis des Katholischen Priestertums bröckelt, nicht nur die Quelle, aus der wir ein Leben in der Nachfolge Christi schöpfen können, austrocknet sondern auch die Motivation schwindet, die zu einem vernünftigen Verstehen des Verzichtes auf die Ehe um des Himmlischen Königreiches willen und des Zölibats als eschatologischem Zeichen des kommenden Reiches Gottes führt, einem Zeichen, das mit der Kraft des Hl. Geistes glücklich und sicher gelebt werden kann.
Wenn die symbolische Beziehung, die zur Natur des Priestertums gehört, verdunkelt wird, wird der priesterliche Zölibat zur Ruine einer körperfeindlichen Vergangenheit und wird ausgesondert und als einzige Ursache des Priestermangels bekämpft.
Nicht zuletzt verschwindet dort auch die Offensichtlichkeit der Tatsache, daß für das Lehramt und die Praxis der Kirche das Weihesakrament nur Männern gespendet werden kann. Ein Amt, das in in der Kirche in funktionellen Begriffen konzipiert ist, wird dem Verdacht ausgesetzt, einen Besitz zu legitimieren, während es dagegen auf demokratische Weise begründet und legitimiert werden sollte.
Die Krise des Priestertums in der Westlichen Welt in den vergangenen Jahrzehnten ist auch Resultat einer radikalen Desorientierung der Christlichen Identität angesichts einer Philosophie, die die tiefste Bedeutung und das endgültige Ende der Geschichte und jeder menschlichen Existenz ins Innere verlagert und sie so des transzendentalen Horizontes und der eschatologischen Perspektive beraubt.
Alles von Gott erwarten und sein Leben auf Gott gründen, der uns in Christus alles gegeben hat, das und nur das kann die Logik hinter der Wahl eines Lebens sein, in dem man sich ganz gibt und sich auf den Weg der Nachfolge Christi macht, und sich an seiner Mission als Erlöser der Welt beteiligt, die er im Leiden und im Kreuz ausführt, und die er unfehlbar durch seine Auferstehung von den Toten verkündete.
Aber an der Wurzel dieser Krise des Priesterums gibt es auch innerkirchliche Faktoren, die betont werden müssen. Wie er in seiner ersten Äußerung zeigt, besaß Joseph Ratzinger von Anfang an eine lebhafte Sensibilität dafür, sofort dieses Zittern wahrzunehmen,, mit dem das Erdbeben in aller Offenheit von Teilen vieler katholischer Kreise angekündigt wurde- auf die protestantische Exegese hin, die in den 50-er und 60-er Jahren so en vogue war.
Oft wurde von katholischer Seite die zwiespältige Sicht nicht wahrgenommen, die der von der Reformation entfesselten Exegese voranging. Und so fiel die Wut der Kritik am dienenden Priestertum über die Katholische (und Orthodoxe) Kirche her- mit der Annahme, daß ihm das biblische Fundament fehle.
Das sakramentale Priestertum, das in Gänze auf dem Eucharistischen Opfer beruht, wie es im Konzil von Trient bestätigt wurde, scheint auf den ersten Blick keine biblische Basis zu haben, weder von einem Standpunkt der Terminologie aus noch von einem Standpunkt der Vorrechte der Preiter gegenüber den Laien aus.
Die radikale Kritik des Kultes und mit ihm die Überwindung -wie das Ziel war- eines Priestertums, beschränkt auf eine Mediationsfunktion, schien das Ziel der priesterlicher Mediation in der Kirche zu zu reduzieren.
Die Reformation hat das sakramentale Priestertum angegriffen, weil- wie sie behauptete- es die Einzigartigkeit des Hohepriestertums Christi (auf Basis des Hebräerbriefes) und das universale Priestertum der Gläubigen (1 Phil.) . Dieser Kritik wurde dann die moderne Idee der Autonomie des Einzelnen mit der individualistischen Praxis hinzugefügt, die aus ihr resultiert und die mit MIßtrauen auf jede Autorität schaut.
Welche Theologische Vision hat das freigesetzt?
Auf der seinen Seite kann man beobachten, daß Jesus von einem religions-soziologischen Blickpunkt aus kein Priester mit zeremoniellen Funktionen war und deshalb-um eine anachronistische Formulierung zu benutzen. ein Laie war.
Andererseits auf Grund der Tatsache, daß das Neue Testament für die Dienste und Dienende keine heilige Terminologie benutzt, sondern eher Bezeichnungen, die als profan erachtet werden, konnte man es scheinbar als eine inadequate Transformation in der frühen Kirche -beginnend mit dem 3. Jahrhundert-jener, die eigentlich nur einfache Funktionen in der Gemeinde ausübten, in unangemessene Inhaber eines neuen zeremoniellen Priestertums .
Joseph Ratzinger unterwirft den von der protestantischen Theologie geprägten historischen Kritizismus seinerseits einer detaillierten kritischen Untersuchung und tut das, indem er die philosophischen und theologischen Vorurteile von der historischen Methode unterscheidet und es gelingt ihm so, zu zeigen, daß man mit den Errungenschaften der modernen Bibelexegese und einer präzisen Analyse der historisch-dogmatischen Entwicklung auf gut begründete Weise zu den dogmatischen Feststellungen kommen kann, die von allen Konzilen- Florenz, Trient und Vatican II gemacht haben,
Das was Jesus mit den Beziehung aller Menschen und der gesamten Schöpfung mit Gott meint, ist deshalb die Anerkennung als Christus der Erlöser und universaler Vermittler der Erlösung, was im Brief an die Hebräer mit der Kategorie Hoher Priester (Archiereus) bezeichnet wird, und nie von der Voraussetzung einer Zugehörigkeit zum Levithischen Priestertum anhängig gemacht wurde.
Die Basis des Seins und der Mission Jesu ist das Kommen vom Vater, vom Haus und vom Tempel, in dem er sich aufhält und sein muß (Lk 2, 49). Es ist die Göttlichkeit des Wortes, die aus Jesus in seiner menschlichen Natur, die er angenommen hat, den wahren Lehrer, Hirten, Priester, Vermittler und Erlöser macht.
Er macht seine Teilnehmer an dieser seiner Konsekration und Mission durch die Berufung der Zwölf. Aus ihnen entsteht der Kreis der Apostel, die die Mission der Kirche in der Geschichte als essentielle Dimension für die kirchliche Natur gründen. Sie geben ihre Macht auf die Köpfe der Hirten der universalen und der partikularen Kirchen weiter, die auf nationaler und supranationaler Ebene arbeiten.
Quelle: www.chiesa, Sandro Magister
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