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Donnerstag, 16. Juni 2016

Sandro Magister: Warum das Panorthodoxe Konzil gescheitert ist

Sandro Magister hatte es vorhergesehen. Die Absage durch das Moskauer Patriarchat hat dem ersten Panorthodoxen Konzil seit 1000 Jahren den Todesstoß versetzt, auch wenn Patriarch Bartholomäus es noch nicht offiziell abgesagt hat. Man kann sicher getrost sagen, daß es vor allem bei der Absage der russischen Kirche um die Machtfrage und die nach dem Primat in der Orthodoxie geht.
Magister schreibt darüber bei Settimo Cielo, L´Espresso.
Hier geht´ s zum Original: klicken

"RÖMER UND BARBAREN. WARUM DAS PANORTHODOXE KONZIL GESCHEITERT IST"

"Wie vorhergesehen und befürchtet, hat der Moskauer Patriarch dem Panorthodoxen Konzil, das am 19. Juni, dem Orthodoxen Pfingstfest auf Kreta eröffnet werden sollte, den Gnadenstoß gegeben.

Die Moskauer Delegation, die zwei Drittel der Orthodoxen Welt repräsentiert, wird nicht hingehen.
Auch die Patriarchen von Antiochia, Bulgarien und Georgien nehmen nicht teil.
Wenn das Konzil stattfindet, wird es auf eine interorthodoxe Begegnung unter wenigen reduziert werden.

Die Gründe für das Moskauer Nein werden in diesem in englischer Sprache verbreiteten Communiqué vom 13. Juni von der Versammlung der Heiligen Russischen Synode erläutert.
Aber von da bis zu den offiziellen Erklärungen ist es nützlich, das Nichtgesagte zu beachten. Dabei hilft, daß uns ein orthodoxer Russe aus Moskau seine Überlegungen dazu geschickt hat."

DIE WAHREN GRÜNDE FÜR DEN SCHIFFBRUCH
von Alexei Tchoukhlov
Die Schuld für den Schiffbruch des Panorthodoxen Konzils liegt nicht nur bei Moskau, weil die Motive für die Abwesenheit der verschiedenen Kirchen unterschiedlicher Natur sind. Patriarch Kyrill hat sich noch einmal als geschickter Politiker erwiesen. Die russische Kirche wird nicht aus formalen sondern aus substantiellen Gründen nicht nach Kreta gehen. Sie braucht dieses Konzil nicht und erwartet nichts von ihm.




Das,was Kyrill hätte erreichen wollen, wäre die Bestätigung der Autorität Moskaus über die Ukraine oder die Ratifizierung der Autokephalität der Orthodoxen Kirche in Amerika, die kann er - wie er weiß - in Kreta nicht erreichen, weil alle Dokumente des Konzils im voraus vorbereitet wurden und sich nicht mit diesen Dingen befassen, und umso weniger wird das der Patriarch Bartholomäus von Konstantinopel tun.

Die Nichtteilnahme der Kirche von Antiochia hat nichts mit dem Problem von Katar zu tun, das nur ein Vorwand ist. Der wahre Grund ist die in den Augen von Antiochia rigide und unzureichende Agenda  des Konzils. Die Kirche von Antiochia, deren Gläubige außerhalb ihres kanonischen Territoriums wohnen, mit einer großen Zahl von zuvor nicht orthodoxen  Konvertiten, die nur durch die Zahl Konvertiten aus den Kirchen russischer Tradition übertroffen wird.Sie hat außerdem eine offene Debattenkultur  in der Diskussion und Bewertung der Rolle der Laien, auch wenn gewisse libanesische und syrische Geschäftsleute, besonders die reichen, ein Schwarzes Konzil wünschen, mit Erneuerungen der Ehescheidungsregeln, der Bischofswahl, der Sakramentenpraxis, ein Konzil des Aggiornamentos.
Statt dessen sind alle Konzilsdokumente im voraus vorbereitet worden und die sagen nichts Bedeutendes zur Essentialität, weil das Hauptziel von Patriarch Bartholomäus war, einfach das Panorthodoxe Konzil unter seiner Präsidentschaft zu vereinigen.

Diese Banalität der vorgefertigten Dokumente, voller Allgemeinplätze reflektiert die beklagenswerte Debattenqualität im Herzen der Orthodoxen Welt. Die Kraft alles kontrollieren zu wollen, verliert sich im Kontrollverlust und jedes Interesse am Konzil schwindet.

Das am 13. Juni veröffentlichte Communiqué der russisch Orthodoxen Kirche hat am Ende einen sehr interessanten Punkt, den sechsten. Er besagt, daß das zukünftige Konzil nicht nur die begrenzten Delegationen sondern alle Bischöfe der Orthodoxen Kirchen vereinigen sollte. Das sind fast 1000, Das bedeutet, daß es sicher viel weniger Konsens und viel mehr Lärm und Disharmonie gäbe. aber die Kirchen, die heute nicht nach Kreta kommen, also die von Antiochia, Georgien, Bulgarien und Russland, hätten in diesem Fall  ein große Stimmenmehrheit. Ein Dokument über den Ökumenismus könnte passieren wenn Moskau es erlaubt, aber auch Entscheidungen, die Bartholomäus nicht gefallen, könnten Zustimmung finden."
Bartholomäus könnte am Konzil festhalten, dann aber unter der Abwesenheit der Repräsentanten des größten Teiles der Orthodoxen Welt leiden oder das Konzil an einem anderen Zeitpunkt einberufen - dabei aber riskieren, die Dynamik nicht mehr kontrollieren zu können.
Ich sehe voraus, daß Bartholomäus es in wenigen Tagen stattfinden lassen wird, wie geplant. Er wird sagen, daß alles, was man tun konnte, getan wurde. Aber das Konzil wird nur die kleine Welt des antiken römischen Imperiums des Ostens vereinen, mit den Rumänen, die sich als Nachfahren der Römer sehen, während die "Barbaren" in ihren Häusern bleiben werden.

Aber wo sind Christus und das Evangelium bei all dem? Das ist wahrscheinlich die einzige richtige Frage am Ende dieses auf traurige Weise lächerlichen Spektakels.

Quelle: Sandro Magister, Settimo Cielo

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