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Montag, 25. Juli 2016

"Haec Sancta" das von der Kirche verdammte Konzilsdokument

Eine weiters Lektion in Kirchengeschichte. Roberto de Mattei stellt bei Corrispondenza Romana das Konzilsdokument von 1415 Haec Sancta vor, das anschließend als häretisch verworfen wurde.
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"HAEC SANTCA  (1415)  : EIN KONZILSDOKUMENT, DAS VON DER KIRCHE VERDAMMT WURDE"

"Das Konzil von Konstanz (1414-1418) wird als 21. Konzil der Kirchengeschichte gezählt, aber eines seiner Dekrete, Haec Sancta vom 6.April 1415, wird als häretisch angesehen, weil es die Suprematie des Konzils über den Römischen Pontifex verkündet.


In Konstanz wurde Haec Sancta dem Dekret "Frequens" (9.Oktober 1417) hinzugefügt, das ein weiteres Konzil 5 Jahre später, ein weiteres für 7 Jahre später und dann alle 10 Jahre vorschrieb. Damit schrieb es dem Konzil de facto die Funktion einer permanenten kollegialen Körperschaft zu, die mit dem Papst zusammenarbeitet und ihm de facto vorgesetzt war.  .
Martin V, der 1417 in Konstanz gewählte Papst, erkannte in der Bulle "Inter cunctas" vom 22. Februar 1418 die Ökumenität des Konzils von Konstanz und alle seine Entscheidungen mit der allgemeinen restriktiven Formel "in favorem fidei et salutem animarum" an.
Wie wissen nicht, ob der Papst die Konzils-Theorien wenigstens teilweise anerkannte, oder vielleicht unter dem Druck der Kardinäle, die ihn gewählt hatten, gezwungen wurde, diesen Standpunkt einzunehmen.
De facto wies er Haec Sancta nicht zurück, führte das Dekret Frequens rigoros durch und setzte das Datum für das nächste Allgemeine Konzil  fest, das in Pavia-Siena (1423-1431) abgehalten wurde und legte die Stadt Basel als Ort für die folgende Versammlung fest. Aber er starb am 21. Februar 1431 und die Versammlung begann unter seinem Nachfolger Gabriele Condulmer, der am 3.März 1451 als Papst Eugen IV gewählt worden war.

Schon bei der Eröffnung des Konzils von Basel brach ein Streit zwischen zwei Parteien aus: denen, die dem Papsttum treu waren und den Partisanen der Konzilstheorien, die die Mehrheit der Konzilsväter darstellten. Daraus resultierte ein sich dahinschleppender Krieg, mit wechselndem Verlauf. In der ersten Phase zog Eugen IV seine Approbierung für die Rebellenväter von Basel zurück.



Dann gab er politischem und kirchlichen Druck nach, ruderte mit der Bulle Duduum Dacrum vom 15. Dezember 1344 zurück, widerrief die zuvor von ihm erklärte Auflösung des Konzils und ratifizierte dje Dokumente, die es bis dahin ausgesendet hatte, und so also auch Haec Sancta, die die Basel Väter zu ihrer Magna Carta erklärten. Als er realisierte, daß sie nicht aufhören würden, Forderungen zu stellen, widerrief er erneut seine Zustimmung zu den Konzilsentssheidungen und verlegte es nach Ferrara (1438) und nach Florenz (1439)  und danach nach Rom (1443).
Die Verlegung wurde jedoch von der Mehrheit der Konzilsväter abgelehnt, die in Basel blieben und die Arbeit fortsetzte,

Zu diesem Zeitpunkt begann das "kleine" Schisma des Westens (1439-1449) und ging in die Geschichte ein (um es vom Großen Schisma 1378-1417) zu unterscheiden, das ihm vorangegangen war). Das Konzil von Basel setzte Eugen IV als häretisch ab und wählte Herzog Amadeus VIII von Savoyen als Gegenpapst- mit dem Namen Felix V. Von Florenz aus, wohin das Konzil verlegt worden war, exkommunizierte den Gegenpapst und die schismatischen Väter von Basel.

Noch einmal fand sich das Christentum gespalten wieder, aber wenn die Konzilstheologen zur Zeit des Großen Schismas obsiegt hatten, wurde in dieser Phase der Papst von eoinem großen Theologen , dem Spanischen Dominikaner Juan de Torquemada (1388-1468) unterstützt ( nicht mit dem Inquisitor gleichen Namens zu verwechseln).
Torquemada-von Eugen IV mit dem Titel "Defensor fidei" dekoriert ist der Autor von Summa der Ecclesia, worin er mit Nachdruck den Primat des Papstes und seine Unfehlbarkeit betont. In diesem Werk zerstreut er mit großer Präzision die Zweideutigkeiten die im 14. Jahrhundert entstanden waren, angefangen mit der Hypothese eines häretischen Papstes.
Dieser Fall -nach Ansicht des Spanischen Theologen-ist konkret möglich.aber die Lösung des Problems sollte nicht im Konziliarismus gesucht werden, der den päpstlichen Primat leugnet.
Die Möglichkeit der Häresie bei einem Papst betrifft das Unfehlbarkeitsdogma nicht, außer wenn er eine Häresie ex cathedra ausspricht, dann hätte er sein Amt sofort verloren. (Pacifico Massi, Magistero infallibile del Papa nella teologia di Giovanni de Torquemada, Marietti, Torino 1957)
Torquemadas Thesen wurden im folgenden Jahrhundert von einem seiner italienischen Mitbrüder weiter entwickelt, Kardinal Cajetan,

Das Konzil von Florenz war sehr wichtig, weil es am 6. Juli 1439 das Dekret "Laetantur Caeli et exultet terra" promulgierte. das das Östliche Schisma beendete, besonders aber weil es den Konziliarismus definitiv verdammte, indem es die Doktrin von der höchsten Autorität des Papstes über die Kirche bestätigte:
Am 4.September 1439 erklärte Eugen IV feierlich: "Wir definieren ebenso, daß der Hl.Apostolische Stuhl und Römische Pontifex selbst der Nachfolger des Hl. Petrus, des Apostelfürsten und wahre Vicar Christi ist und daß er das Oberhaupt der gesamten Kirche und der Vater und Lehrer aller Christen ist und daß ihm im Hl. Petrus die volle Macht durch unseren Herrn Jesus Christus gegeben ist, die universale Kirche zu unterhalten, regieren und zu leiten, wie es auch in den Akten des ökumenischen Konzils und im Hl. Kanonischen Recht bestätigt wird."

Im Brief "Etsi dubitemus" vom 21. April 1441 verdammte Eugen IV die Häretiker von Basel und die "diabolischen Begründer" der Lehre vom "Konziliarismus". Marsilius von Padua, Jean von Jandun und William vn Ockham (Epistolae pontificatae ad Cocilium Florentinum spectantes ) aber gegenüber Haec Sancta war er zögerlich und schlug etwas vor, das man in modernen Worten als "Hermeneutik der Kontinuität" bezeichnen könnte.
Im Dekret vom 14. September 1439 stellt Eugen IV fest, daß die dem Papst auf der Basis von Haec Sancta von den Baseler Vätern dem Konzil selbst zugesprochene Suprematie : "eine schlechte Interpretation des Baseler Väter selbst war, die sich de facto als das Gegenteil der Hl. Schriften, der Hl. Väter und dem Konzil von Konstanz selbst herausstellten" (Decret vom 14. September 1439, in Conciliorum Oecumenicorum decreta)
Eugen IV selbst ratifizierte das Konzil von Konstanz als Ganzes und mit seinen Dekreten, mit Ausnahme "jedes Vorurteils gegenüber den Rechten, der Würde und der Vorrangstellung des Apostolischen Stuhls" wie er in seinem Legat vom 22. Juli 1446 schreibt.

Die Hermeneutik der Kontinuität -These zwischen Haec Sancta und der Tradition der Kirche wurde aufgegeben. Haec Sancta ist sicher der authentische Akt eines ökumenischen Konzils - von 3 Päpsten ratifiziert, aber das recht nicht, um es auf der doktrinären Ebene zu einem Lehrdokument zu machen, das im Gegensatz zur ewigen Lehre der Kirche steht. Heute betrachten wir nur die Dokumente des Konzils von Konstanz als akzeptabel, die die Rechte des Papsttums nicht schädigen und nicht im Kontrast zur Tradition der Kirche stehen. Diese Dokumente schließen Haec Sancta, das formell ein häretischer Konzilsakt ist, nicht mit ein. 

Historiker und Theologen erklären, daß Haec Sancta abgelehnt werden kann, weil es keine dogmatische Definition ist, insofern als die typischen Formulierungen wie Anathema fehlen und Verben wir anordnen, definieren, einführen, erklären und dekretieren 
Die wahre Bedeutung des Dekrets ist pastoraler und disziplinarischer Natur und beinhaltet nicht die Unfehlbarkeit .

Das Schisma von Basel endete 1439, als der Gegenpapst Felix V ein Übereinkommen mit dem Nachfolger Eugens V , Papst Nikolaus V (1447-1455) erreichte. Felix dankte feierlich ab und der Papst machte ihn zum Kardinal und päpstlichen Vicar. Die Verdammung des Konziliarimus wurde vom 5. Laternankonzil, dem Konzil von Trient und dem I. Vaticanischen Konzil wiederholt.

Diejenigen, die heute die Institution des Papsttums verteidigen, müssen das Studium dieser dogmatischen Definitionen mit einer tiefgreifenden Analyse der Werke der großen Theologen der ersten und zweiten Scholastiker begleiten, um in dieser doktrinalen Mine die nötigen Elemente zu finden, um der gegenwärtige Krise der Kirche zu begegnen."

Quelle: Corrispondenza Romana, Roberto de Mattei



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